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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2019

Wohnprojekt „Wohnen mit Aussicht“ in Münster-Gievenbeck

2. Preis

Preisgeld: 23.000 EUR

farwickgrote partner Architekten BDA Stadtplaner

Architektur

Erläuterungstext

Wohnprojekt „Wohnen mit Aussicht“ in Münster-Gievenbeck
Städtisches Wohnen in der ehemaligen Oxford-Kaserne

Konzept – Die Entwicklung des nördlichen Wohnquartiers auf dem Gelände der ehemaligen Oxford-Kaserne in Münster-Gievenbeck wird getragen durch die Leitidee der Schaffung eines lebendigen und vielschichtigen Wohnquartiers. Strukturell und im Maßstab angepasst an die städtebaulichen Ziele und Gestaltungsleitlinien des Gesamtareals, präsentiert sich das neue Quartier als offenes Wohnprojekt für qualitätvolles Wohnen und wird zum selbstverständlichen Baustein der ehemali-gen Oxford-Kaserne. Die Bebauung erfolgt in differenzierter Bebauungsstruktur und Dichte, sodass unterschiedliche Haustypen angeboten und Wohnhöfe mit eigenem Charakter entstehen können. Die städtebauliche und architektonische Ausformung soll ein neues Stadtquartier mit hoher Identifikation schaffen, welches als Wohnquartier erkennbar und in sich differenziert gegliedert ist. Die Mehrfamilienhäuser werden zu Wohnhöfen gruppiert, in denen differenzierte Wohnformen ein lebendiges Miteinander bieten. Die Freibereiche mit Übergängen zwischen Bebauung und öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen unterstützen das Ideal eines offenen Miteinanders, ohne auf das ausreichende Maß an Privatheit zu verzichten.

Erschließung – Eine als Stichstraße konzipierte Wohnstraße erschließt das Quartier, Wohnwege führen zu den Wohnhöfen. Fuß- und Radwege vernetzen die Wohnhöfe und Hausgruppen untereinander, mit dem Grünraum und den angrenzenden Quartieren. Die Adressbildung des Quartiers erfolgt mittels eines mit Bäumen bestandenen Quartiershofes zur südlich angrenzenden Erschließungsstraße.
Das Parkraumkonzept sieht eine Kombination aus unterirdischen Stellplatzanlagen und oberirdischen Stellplätzen vor, wobei die Stellplätze für die freifinanzierten Wohnungen in den Tiefgaragen geplant sind. Quartiershof, Wohnhof, Wohnwege und der grüne Kastanienhof werden von Stellplätzen freigehalten. Fahrradstellplätze für Bewohner werden in überwiegender Anzahl innerhalb der Tiefgarage bzw. im Untergeschoss der Wohngebäude, Fahrradstellplätze für Besucher als offene Anlagen vor den Gebäuden angeboten. Pedelec und Scooter-Ladestationen befinden sich sowohl in den Untergeschossen als auch am Quartiershof.

Wohnen – Individualität in Gemeinschaft – Es werden unterschiedliche Wohnungstypen und -größen angeboten. Die Mischung erlaubt, dass die Häuser gemäß dem vorgegebenen Wohnungsschlüssel von unterschiedlichen Nutzergruppen – Familien, Singles, Wohngruppen, Alte wie Junge – bewohnt werden können und das Wohnen für mehrere Generationen unter einem Dach ermöglicht wird. Die differenzierten Grundrisslösungen bilden sich in einer differenzierten Fassadengliede-rung ab, die die Identifikation der Bewohner mit „ihrer Wohnung“ erhöht. Die gebäudeweise Zuordnung von öffentlich geförderten und freifinanzierten Wohnungen gewährleistet die gewünschte bauabschnittsweise Realisierung.
Ein durchgängiger Formen- und Materialkanon verleiht dem Quartier ein markantes Erscheinungsbild und Identifizierbarkeit. Die Baukörper sind in Massivkonstruktion vorgesehen. In Anlehnung an die standortprägende Materialität der Mannschafts-gebäude und Bruchsteinmauern der ehemaligen Kaserne sind die Wohngebäude mit sandsteinockerbraun nuanciertem Ziegelmauerwerk konzipiert. Fensterelemente mit feststehenden Elementen, Öffnungsflügeln und geschlossenen Feldern bilden den individuellen Übergang der Räume nach außen.

Ökologie / Wirtschaftlichkeit – Die integrale Planung der Gebäude sowohl unter Berücksichtigung grundlegender Faktoren wie der Ausrichtung der Gebäude als auch der Zusammenführung von ökologisch sinnvollen Einzelkomponenten in ein Gesamtkonzept gewährleistet die Einhaltung des kfw 55 Gebäudestandards.
Die städtebauliche Gebäudekonfiguration sichert eine gute Besonnung der Gebäude sowie passive Solargewinne durch hohe Fensterflächenanteile nach Süden, Südosten und Südwesten. Die Gebäudehülle ist in allen Bereichen wärmebrückenfrei von einer durchgehenden Dämmhülle umschlossen. Minimierte Transmissionswärmeverluste und Massivwände und -decken als Speichermasse regulieren den Wärmehaushalt. Die Flachdächer sind als extensive Gründächer geplant.
Die Verwendung natürlicher, solider Materialien sowohl im Innen- als auch im Außenbereich verleiht den Wohngebäuden nicht nur eine angenehme Atmosphäre, sondern sichert auch niedrige Wartungskosten. Neben dem Einsatz einfach zu verarbeitender und zugleich dauerhafter Materialien und einem optimierten Tragsystem führen vorproduzierte Elemente zu einer wirtschaftlichen Optimierung in der Errichtung des Gebäudes.

Landschaftsarchitektonisches Konzept – Der städtebaulichen Gebäudekonfiguration folgend werden die Wohnhöfe und Grünräume freiraumplanerisch unterschiedlich gestaltet. Der Quartiershof ist als urbaner Hof konzipiert. Die Wohnstraße wird im Zusammenspiel mit den den Wohngebäuden vorgelagerten Mietergärten, Vorgärten und Gemeinschaftsbereichen zur lebendigen Mitte, zum Ort der Begegnung und des Spielens. Der westliche Wohnhof ist als halböffentlicher Wohnhof generationsübergreifender Treffpunkt für die Anwohner. Unter Einbeziehung der erhaltenswerten Bestandsbäume bildet der Kastanienhof zusammen mit den angrenzenden Mietergärten einen großzügigen Freiraum, der allen Bewohnern zur Verfügung steht. Aktivitätsinseln unter Bäumen und Rasenflächen bieten Raum für spielerische und gemeinschaftliche Aktivitäten aller Altersgruppen. Ein begleitender Wassergraben übernimmt die ökologische Funktion als Regenwasserentwäs-serungsmulde und wird mit blühenden Wasserpflanzen bepflanzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch eine überdurchschnittliche Programmerfüllung aus. Die geforderte Wohnungsan-zahl der öffentlich geförderten Einheit wird um 14 Wohnungen übertroffen, die der frei finanzierten Wohnungen um 20 Einheiten. Gleichwohl wird die Verhältnismäßigkeit des Bruttorauminhaltes zur Wohnfläche eingehalten.
Die sehr gute Ausnutzung des Grundstücks führt nicht zu einer übermäßigen Verdichtung. Mit der Gebäudestellung und den teilweise zusammenhängenden Baukörpern werden qualitätvolle Außenräume geschaffen. Die geschlossenen Gebäudeecken der sich überschneidenden Baukörper werden kritisch gesehen.
Gleichzeitig bleibt eine räumliche Verknüpfung zu den angrenzenden Grünräumen erhalten, wobei die Nord-Süd-Verbindung starr wirkt und hinsichtlich der Raumbildung hinter der Erwartung zurückbleibt. Durch die Überhöhung der Randbaukörper wird eine angemessene Torsituation zum Gesamtwohnquartier ge-schaffen. An dem vorgelagerten Quartiershof werden folgerichtig die Allgemein- und Gewerberäume platziert.
Die Wohnungsgrundrisse entsprechen größtenteils den wohnungswirtschaftlichen Anforderungen. Die Funktionen der öffentlich geförderten und frei finanzierten Wohnungen sind so angeordnet, dass ein sozial gemischtes Quartier entsteht.
Über die Erdgeschossebene werden alle Wohnungen direkt an die halböffentlichen Höfe angebunden. Die Ver-kehrsflächen innerhalb der EG-Zonen in den Gebäuden sind sehr großflächig ausgelegt. Die Wohnungsgrundrisse in dem sieben-geschossigen Gebäude sind nicht optimal gestaltet. Weiter sind bei einigen Wohnungen in den übrigen Gebäuden u. a. die Wohnzimmer deutlich zu schmal.