modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Verhandlungsverfahren | 07/2018

Helmholtz Zentrum München - Umbau ehemalige Strahlenhalle zum Konferenzzentrum

Zuschlag

H2M Architekten

Architektur

3DWAY architectural graphics

Visualisierung

Erläuterungstext

Darlegung der maßgeblichen Anforderungen

Das Helmholtz Zentrum München erhält ein neues Zentrum der Kommunikation - für den täglichen Wissenstransfer, sowie für nationale und internationale Veranstaltungen. Durch den Umbau der bestehenden Strahlenhalle entsteht ein Konferenzzentrum für vielfältige Nutzungen in flexiblen Organisationsformen. Damit wird eine nicht mehr genutzte Konversionsfläche in eine neue hochwertige Nutzung übergeführt. Die inhaltliche neue Ausrichtung des Helmholtz Zentrums erhält seine bauliche Entsprechung. Die architektonische Lösung gewährleistet eine qualitätvolle Ausführung unter Einhaltung der wirtschaftlichen Vorgaben. Das neue Konferenzzentrum liegt im Zentrum des Campus an der Nord-Süd-Verbindungsstraße und soll Auftakt für den weiteren Umbau des Biologikums in West-Ost-Richtung werden. Das Konferenzzentrum besteht aus einem Vortragssaal für 400 Personen, Seminarräumen und einem angrenzenden Foyer mit Empfangsbereich und Café.


Architektonisches Konzept / Gestaltung

Städtebau
Der Forschungscampus des Helmholtz Zentrum München besteht aus kompakten Gebäudekomplexen und weitläufigen Grünbereichen in einer umgebenden Heidelandschaft. Die bestehende biomedizinische Hochleistungsinfrastruktur für eine international herausragende Forschung wird kontinuierlich weiterentwickelt. Das Biologikum aus den 1960er Jahren ist das Zentralgebäude an der zukünftigen Ringstraße des aktuellen Entwicklungsplans. Die ehemalige Strahlenhalle als Eingangsgebäude des Biologikums ist das zentrale Gebäude des Campus und der Eingangsplatz der zentrale Platz an der verkehrsberuhigten Hauptachse der zukünftigen Begegnungszone. Die Strahlenhalle symbolisiert die historische Bedeutung, weil mit ihrem Erhalt und Umbau der Wandel des Forschungszentrums gezeigt wird - von der ehemaligen Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung zum modernen Helmholtz Zentrum München.

Entwurfskonzept
Grundlegendes Ziel des Entwurfes ist es, die architektonische Wirkung der Strahlenhalle mit seiner Konstruktion aus zweigeschossigen Stützen und den imposanten gebogenen Betonschalen auch mit dem Einbau der erforderlichen Konferenzräume weitestgehend zu erhalten und zu stärken. Der gläserne Vortragssaal erlaubt trotz der weiteren erforderlichen Einbauten weiterhin das visuelle Gesamterleben der raumbestimmenden Betonschalenkonstruktion. Dieser sensible Umgang mit dem bestehenden Gebäude berücksichtigt damit in hohem Maße das Urheberrecht.

Foyer
Das Foyer wird über eine gläserne Box als Windfang an der neuen Westfassade betreten. Schon am Eingang erhält man einen umfassenden Blick in die Halle in ihrem gesamten Volumen. Das beeindruckende historische Betonschalendach, das bis zur Rückwand des ehemaligen Bunkerbereichs unverbaut bleibt, zeigt sich auch durch den verglasten Vortragssaal hindurch. Alle Funktionen des Konferenzzentrums sind bereits nach den ersten Schritten ins Gebäude zu sehen: Im Erdgeschoss die beiden, durch einen Flur getrennten Seminarbereiche, darüber im Obergeschoss der gläserne Vortragssaal mit einer, drei Seiten des Foyers umgebenden Empore. Durch die Foyer-Halle geht man direkt auf den Empfangsbereich mit Garderobe und Back-Office zu. Auf der linken Seite ist das Café mit ca. 60 Sitzplätzen angeordnet. Die südliche Hälfte des Foyers dient als Ausstellungsfläche, Brandspace oder für Veranstaltungen mit Live-Screenings auf einer Großleinwand, die flexibel an der Empore ausgefahren werden kann. An den neuen gläsernen Nord- und Südfassaden entstehen unter der Empore Loungeflächen, die mit textilen Vorhängen zu den Magistralen hin abgeschirmt werden können. Über die beiden großzügigen Wendeltreppen erreicht man nicht nur den Vortragssaal, sondern auch die seitlichen Emporen, die als Rückzugsbereiche für Gespräche, Lesen und Arbeiten am Laptop etc. genutzt werden können. Über den zentralen Flur gelangt man hinter dem Seminarbereich zu einem zweiten Foyer, das von den beiden Bestandsmagistralen erschlossen werden kann. Somit ist eine Nutzung dieses zweiten Foyers und des daran angelagerten Seminarbereiches unabhängig von Veranstaltungen im Eingangsfoyer oder im Vortragssaal darüber möglich. An das rückwärtige Foyer anschließend sind der Personen- und Lastenaufzug zum Vortragssaal und die erforderlichen Versorgungsräume angeordnet. An der ehemaligen Bunkerwand sind ausreichend Schließfächer vorgesehen.

Seminarräume
Die sechs Seminarräume sind im Erdgeschoss in zwei gegenüberliegenden Großräumen entlang einer zentralen Erschließungsachse angeordnet. Jeder Großraum ist somit in zwei oder drei Seminarräume teilbar. Der Erschließungsbereich zwischen den beiden Großräumen ist als direkt zugeordneter Kommunikationsbereich nutzbar, da das rückwärtige Foyer auch über die beiden Bestands-Magistralen erschließbar ist. Die Seminarräume werden an den Stirnseiten über die mit Dachoberlichtern geöffneten zweigeschossigen Magistralen tagesbelichtet.

Vortragssaal
Der Vortragssaal für 400 Personen im Obergeschoss verfügt aufgrund der vielfältigen Bestuhlungsvarianten über eine hohe Flexibilität. Zudem ist er mit einer mobilen Trennwand teilbar und bietet die Möglichkeit mobiler Projektionsflächen an beiden Stirnseiten. Der Vortragssaal wird von den beiden großzügigen Wendeltreppen im Foyer und von der Treppe mit Aufzug unter dem ehemaligen Turm im Bunkerbereich erschlossen. Mit zusätzlichen Vorhängen kann der erforderliche Verdunklungsgrad für Beamer-Präsentationen, etc. erreicht werden. Die Verglasung der Seitenwände erlaubt auch Nutzungen mit einem hohem Tageslichtbedarf. Vom Vortragssaal aus betritt man zum Foyer hin die Empore, die U-förmig den Luftraum des Foyers umfasst. Die Empore lädt ein mit einem umfassenden Blick ins Foyer unter dem beeindruckenden Hallendach und über die Westfassade hinaus auf den Vorplatz und den Campus zu blicken. Die Fläche der mittleren Empore kann direkt dem Vortragssaal zugeordnet werden für Empfang, Catering oder Ausstellungen mit allen erforderlichen Medienflächen. An der östlichen Längswand befindet sich ein weiterer Zugang mit attraktivem Blick in den nördlichen Luftraum über dem rückwärtigen Foyer, sowie einem separaten Referentenzugang. Unter dem funktional mittig angeordneten Regie- und Medienraum kann eine mobile Tribüne untergebracht werden, die in einem Drittel des Vortragssaal eine ansteigende Bestuhlung ermöglicht. Das mobile erhöhte Podium wird ebenfalls in dieser Nebenraumspange gelagert.


Fassadenkonzept
Die bestehende Westfassade wird mit einer neuen vollverglasten Pfosten-Riegel-Fassade aus einer Stahlkonstruktion ersetzt. Die konkaven Sonnenschutzelemente aus hellem anthrazitfarbenen Lochblech werden im Abstand eines Wartungssteges in den oberen Bereichen vor die Glasfassade gehängt. Die Perforierung der Lamellen verändert sich in der Wölbung der Bleche in Abhängigkeit zum Sonneneinstrahlungswinkel.


Freianlagen
Im Zuge des Umbaus zum Kongresszentrum erhält das bisher als Parkplatz genutzte Vorfeld der Strahlenhalle im Westen eine neue Funktion als repräsentativer Vorplatz mit Aufenthaltsqualität. Um die Größe des Raums nicht durch Kleinteiligkeit zu verlieren, wird ein einheitlicher Belag aus großformatigen Betonsteinplatten im Reihenverband verwendet. Dieses Belagsthema gestaltet auch den Übergang zum Verwaltungsgebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Am Übergangspunkt zwischen VIP-Vorfahrt, Nord-Süd-Wegeverbindung und Vorplatz ist ein Baumhain situiert, der einerseits als räumlicher Filter fungiert und dem Vorplatz nach Westen hin eine räumliche Fassung verleiht. Unter dem lockeren Baumdach gibt es Pflanzbeete und Sitzgelegenheiten für einen angenehm geschützten Aufenthalt vor allem im Sommer. Zur Unterbringung der benötigten oberirdischen Fahrradstellplätze wird vorgeschlagen, die bestehende, überdachte Abstellanlage nördlich des Vorplatzes zu erweitern.


Tageslichtkonzept
Durch den Abbruch der bestehenden Westfassade, der Magistralenwände im Norden und im Süden, der Magistralendecken über Erdgeschoss werden neue Möglichkeiten der Tageslichtführung und damit eine hohe Tageslichtverfügbarkeit erreicht. Durch die komplett gläserne Westfassade, die großzügigen Verglasungen unter den Trägern im Süden und Norden und die Öffnung der bestehenden Magistralen mit Dachoberlichtern wird ein maximaler Tageslichtanteil und eine tiefe Ausleuchtung erreicht. Die konkaven Sonnenschutzelemente erlauben durch die, dem Sonnenverlauf angepasste Perforierung weiterhin einen hohen Tageslichteintrag.


Tragwerkkonzept
Die architektonisch attraktive Struktur des Gebäudes aus einer Stahlbetonskelettkonstruktion mit einem leicht gewölbten Dachtragwerk aus Stahlbeton-Halbschalen wird beibehalten. Die Tonnenschalen werden von den massiven Trägern darunter gehalten, die auf den zweigeschossigen Stahlbetonstützen auflagern. An der Nord- und Südfassade zu den Magistralen werden die Wandelemente zwischen diesen Stahlbetonstützen komplett entfernt. Es wird davon ausgegangen, dass keine aussteifenden Elemente erforderlich sind. Als Ersatzmaßnahme wirkt die neue Zwischendecke und zusätzlich kann mit Zug-Druck-Riegeln in der neuen Glasfassade ergänzend reagiert werden. Die Dachdecken der beiden zweigeschossigen Magistralen werden über die gesamte Hallenlänge für den Einbau von Oberlichtern geöffnet. Eventuell erforderliche Verstärkungsmaßnahmen, um die Knicklänge der Wände und Stützen zu berücksichtigen, können mit den neuen Dachoberlichtern eingebaut werden. Auch die Zwischendecke darunter wird entfernt, um über die somit entstehende zweigeschossige Lichtfuge Tageslicht an den Längsseiten der Halle bis ins Erdgeschoss zu führen. Die bestehende Dachkonstruktion wird mit einer hochwertigen, außenliegenden Wärmedämmung und einer neuen Verblechung dauerhaft geschützt.
In die Halle wird für den Vortragssaal eine Zwischendecke aus Stahlbeton eingebaut, die auf Unterzügen aufgelagert ist, die zwischen den Bestandstützen an den Längsseiten der Halle und den neuen Stützen am zentralen Flur gespannt sind. Die neue Westfassade erhält eine ca. 10 m hohe Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Stahl, die sowohl die Glashaut als auch die vorgestellten konkaven Sonnenschutzelemente trägt.


Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Mit geringen Eingriffen bei weitestgehender Beibehaltung des Tragwerks werden die vorhandenen Möglichkeiten der Typologie des Bestandsgebäudes bestmöglich genutzt. Dadurch entsteht schon mit dem grundlegenden Entwurfskonzept ein hoher Grad an Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.