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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019

Neubau der KITA Hinter Höfen in Mössingen

Perspektive Straße

Perspektive Straße

2. Preis

Preisgeld: 9.500 EUR

Kuhn und Lehmann Architekten

Architektur

AG FREIRAUM

Landschaftsarchitektur

Jochen Zimmermann Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Nichtoffener Wettbewerb

Spielburg Hinter Höfen

Um Boden und Bäume zu schonen wird die neue Kindertagesstätte auf dem alten Standort als kompaktes 2-geschossiges Gebäude platziert. Auf dem Grundstück entstehen so differenzierte Freibereiche, die den unterschiedlichen Altersgruppen zugeordnet werden können und im Norden bildet ein großzügiger Vorplatz das Enrée.
Das Haus wird mit seinen unterschiedlichen Raumanforderungen um eine zentrale Halle organisiert. Große Öffnungen markieren den Haupteingang und die wichtigen Elementarräume des Kinder-Restaurants und des Sandzimmers, die gleichzeitig als offene Übergänge in die Freibereiche vermitteln. Leichte Niveau-Versprünge gliedern das Erdgeschoss in eine bewegungsfördernde Spiellandschaft mit wechselnden Raumhöhen. Das Obergeschoss ist den 1-3 Jährigen und den ruhigeren Räumen vorbehalten. Es erlaubt eine unauffällige Trennung der Bereiche, ermöglicht aber über den hohen Hallenraum vielfältige wechselseitige Blickbeziehungen und eine differenzierte natürliche Belichtung aller Bereiche. Eigene Treppenverbindungen führen auf direktem Wege in den Garten und stellen den Fluchtweg im Brandfall sicher. Geschützte Terrassen bieten eigene Freiräume im Obergeschoss.
Die großen Haupträume werden durch die Überhöhung zusätzlich in ihrer innenräumlichen Qualität herausgehoben.
Die damit verbundene Betonung der Eckpunkte des Baukörpers bewirkt in der Außenwirkung den zeichenhaften Charakter des Kinderhauses als beschützendes burgenhaftes Spielobjekt in Mitten eines kleinen Waldes. Dem bergenden Eindruck von Außen steht die lichte Wirkung aus dem Inneren mit direkten Blick- und Zugangsbeziehungen in alle Bereiche des Gartens gegenüber.

Das Haus wird aus einschaligen, hochdämmenden verputzten Mauerwerkswänden und massiven Stahlbetondecken erstellt. In den Innenräumen werden klimaregulierende Lehmputze an den Wänden und schallabsorbierende Putze zur Dämpfung der Akustik an den Decken eingesetzt. Die zentrale Halle im Erdgeschoss erhält einen fugenlosen Terrazzoboden, in den Haupträumen und im gesamten Obergeschoss sind helle Holzdielenböden vorgesehen.
Das energetisch-ökologische Konzept basiert auf dem flächeneffizienten, kompakten Baukörper aus massiven Baustoffen und monolithischen oder leicht trennbaren Konstruktionsaufbauten. Diese ressourcenschonende Bauweise gewährleistet ein stabiles Raumklima und verhindert per se die sommerliche Überhitzung. Die Größe, Anordnung und Öffnungsgeometrie der Holzfenster ist so gewählt, dass insbesondere auch mit der bewusst eingesetzten Raumüberhöhung (Kamineffekt) eine natürliche Belüftung und Nachtauskühlung sichergestellt werden kann. Alle Räume erhalten eine Fußbodenheizung die auf niedrigem Temperaturniveau über eine Wärmepumpe (Luft/Wasser) versorgt wird und im Umkehrbetrieb im Sommer auch zur Unterstützung der Nachtauskühlung eingesetzt werden kann. Optional kann auf dem Flachdach, durch seine Geometrie unsichtbar, photovoltaisch Strom gewonnen werden, um die ökologische Bilanz des Gebäudebetriebes zu neutralisieren.

Die öffentliche Grünfläche wird an der Ecke Renßensteinstraße/Heuweg neu gestaltet. Dieser Bereich ist zugleich der Eingangsbereich der neuen KITA ¬ eine neue Adresse wird ausgebildet. Ein Tierpfad aus Streichelsteinen und Sitzbänke setzen Akzente. Der U3- und Ü3 Bereich haben separate Ausgänge in den Freibereich. Im Osten ist der U3-Bereich angeordnet mit Holzdeck, Streicheltieren, Rasenwelle, Spielhaus, Sandkasten mit kleiner Rutsche, Terrasse und Weidentipis. Der südliche Bereich ist der Übergangsbereich U3 und Ü3. Der U3-Bereich kann bei Bedarf abgetrennt werden. Im Süden wird das Sandzimmer nach außen verlängert. und bildet im Regelfall einen fließenden Übergang zwischen U3 und Ü3-Bereich. Der Hauptzugang zum Freibereich wird mit einem begleitenden Bewegungsparcours interessant gestaltet. Zentraler Bereich im Westen ist die Spielwiese mit umlaufen- dem Rundweg. Von diesem Rundweg werden die einzelnen Spiel- und Aufenthaltsbereiche erschlossen: Bewegung, Rollenspiel- bzw. Theaterbereich, Sand-/ Matschbereich, Schaukeln, Gärtnern und Rückzugsbereiche stehen im Vordergrund. Dem Kinder-Restaurant vorgelagert ist eine Außenterrasse.

Die neue Kindertagesstätte Hinter Höfen möchte über die schlichte, aber doch eigenständige architektonische Gestalt eindeutige und bei Kindern und Erwachsenen gleichsam einprägsame Imaginationen auslösen und auf diese Weise im heterogenen Kontext des Quartiers zu einem identitätsstiftenden Ort werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der kompakte Baukörper gliedert sich trotz seiner Größe gut in die Körnigkeit der anschließenden Bebauung ein. Die durch die Kompaktheit entstehenden Fassadenflächen/längen fügen sich außerdem harmonisch in die Nachbarbebauung ein. Durch Abrücken des Hauses von den
Straßenräumen entstehen angemessene Freibereiche und lässt den Erhalt der bestehenden
Bäume zu. Der Vorplatz am Zugangsbereich könnte etwas größer dimensioniert werden. Lediglich die große Hainbuche kann durch die Lage des Gebäudes nicht erhalten werden. Der Bring-
und Abholbereich ist funktional gelöst.

Die Grundstruktur des Hauses bilden 4 Raumkuben die sich um einen zentralen Erschließungsbereich gruppieren und jeweils zwischen diesen Blickbeziehungen bzw. Ausgänge ins Freie haben. Dadurch entsteht eine flexible Grundrissstruktur, die auch funktionale Umorganisationen zulässt. Das zentrale Foyer mit angrenzendem Essbereich und Bewegungsraum lässt eine gemeinsame Nutzung durch die zuschaltbaren Flächen zu. Die Lage des Sandzimmers mit Schleuse und WC-Bereich ist richtig zum Ausgang in den Garten angeordnet. Die gesamte Grundrissorganisation ist gut gelöst, allerdings wird die Lage des Krippenbereiches im OG als
kritisch angesehen.

Vermisst werden ausreichende überdeckte Außenspielbereiche und der Schlafplatz im Freien.
Die Spielflächen sind unter den Bäumen liebevoll ausdifferenziert und bieten interessante Spielsituationen. Konflikte zwischen den vielfältigen Nutzungsangeboten und dem Wurzelschutz der
Bäume müssten im Detail noch abgeglichen werden. Ein guter Bezug von Innen- und Außenraum ist gegeben.

Architektonisch stellt sich das Haus selbstbewusst in Anmutung einer „Burg“ dar und unterstreicht mit seiner massiven Bauweise und den Putzflächen sowie der Lochfassade den kompakten Baukörper. Hier ist jedoch auf die Detaillierung und die Wahl der Materialien der Fassaden und Putzflächen besondere Sorgfalt zu legen, um nicht eine banale Erscheinung entstehen
zu lassen. Die rechnerischen Kennwerte und die Wahl der Konstruktion lassen eine wirtschaftliche Bauweise erwarten. Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag dar und lässt einen identitätsstiftenden Ort entstehen.
Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum

Modellfoto

Modellfoto