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Einladungswettbewerb | 03/2019

Ärztehaus Hubland in Würzburg

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

baum - kappler architekten gmbh

Architektur

Johannes Kappler Architekten

Architektur

WLA Wengemuth Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Architekturmodelle Thomas Looks

Modellbau

loomilux

Visualisierung

Erläuterungstext

Das Ziel des Bebauungsvorschlags für das Ärztehaus Hubland ist es, der Sondernutzung entsprechend einen solitären Baukörper zu entwickeln, der auf der einen Seite eigenständig die hervorgehobene Lage im Rahmenplan ,Hubland‘ artikuliert, der aber gleichzeitig mit der angrenzenden Bebauung an seinen vier Rändern in einen Dialog tritt.
So greift der Baukörper in Form eines Mäanders nach Osten den Rhythmus und die differenzierte Höhenstaffelung (4-6 Geschosse) der Wohnbebauung ,Wohnquartier III‘ auf, während das Volumen nach Westen zum öffentlichen Quartiersplatz mit einem Sondergeschoss als Kopf einen großzügigen, der Platzgröße angemessenen Abschluss erhält. Nach Norden bietet der Baukörper zum gegenüberliegenden Projekt Hub 27+ einen repräsentativen Freiraum, der sich auf die symmetrische Anlage der ,Alten Sporthalle‘ bezieht. Und nach Süden bildet das neue Gebäudevolumen eine klare Raumkante zum Landschaftspark. Durch die mäandrierende Großform ist es zudem möglich jeder Nutzungseinheit einen Bezug zum übergeordneten Freiraum im Süden zu bieten.

Neben diesen strategischen stadträumlichen Zielen bietet der Neubau auch in der Anordnung der einzelnen Nutzungen funktionale Vorteile. Einzelhandel und Gastronomie sind zum Hublandplatz orientiert, während die medizinischen Einrichtungen sich um den Freiraum gegenüber der ,Alten Sporthalle‘ gruppieren, der eine optimale Nähe zur Bushaltestelle hat und gleichzeitig großzügige Abmessungen für Krankentransporte aufweist.
Die übrigen Funktionen stapeln sich in vertikaler Richtung. Die Büroräume sind durch die Lage der drei Treppenhäuser flexibel und modular in horizontaler Richtung erweiterbar. Auf einer Geschossebene können bis zu 9 unterschiedliche große Büroeinheiten realisiert werden. Die Wohnungen befinden sich in den oberen Geschossen, in denen sich die Großform des Gebäudes in Punkhäuser auflöst und somit Wohnräume mit mehrseitigen Orientierungen erlaubt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf gelingt es, sich in die vorhandenen städtebaulichen Strukturen einzufügen, somit einen Dialog mit der Umgebung aufzunehmen und gleichzeitig eine Eigenständigkeit zu entwickeln, die ihren architektonischen Schwerpunkt am öffentlichen Quartiersplatz findet. Mit der mäanderförmigen Grundstruktur des zusammenhängenden Gebäudekörpers wird die vorhandene Baumasse geschickt gegliedert. Der Entwurf entwickelt ein sichtbares, charakteristisches Erscheinungsbild in den drei großen Punkthäusern über dem gemeinsamen Sockel des Erdgeschosses. Auf der Nordseite öffnet ein Hof die homogene Struktur im Erdgeschoss, darüber hinaus bildet das geplante Volumen klar ausformulierte Gebäudekanten zum Park der Landesgartenschau und zum Quartiersplatz.

Das gesamte Bauvolumen weist, trotz unterschiedlicher Nutzungen, eine durchgängige und homogene Fassadengestaltung auf. Diese zeigt sich ästhetisch und ist von einer wohltuenden Offenheit geprägt, die mit ihren großen verglasten Flächen und den zurückspringenden Loggien in den Wohnebenen die gewünschte gestalterische Qualität zeigt. Trotz des einheitlichen Gebäuderasters und der strengen Fassadengliederung gelingt eine ansprechende Gestaltung, ohne darüber eine monotone Wirkung zu entfalten.
Das in der Auslobung eingeforderte Nutzungskonzept und die vorgegebenen Flächenzuschnitte sind in der Arbeit grundsätzlich gut berücksichtigt worden. Die Nutzungen werden dazu horizontal im Gebäudekörper gegliedert. Im Erdgeschoss befinden sich Läden / Gastronomie und Arztpraxen. Darüber sind die Büro- und Dienstleistungsbereiche in zwei weiteren Ebenen vorgesehen und das Wohnen in den obersten Geschossen eingeplant. Die Wohnflächen in Ebene 02 ließen sich aufgrund des Flächenzuschnitts und des Konstruktionsrasters ggf. auch in gewerbliche Flächen umplanen.

Das Erschließungskonzept des Entwurfs wechselt zwischen einer Außen- bzw. Hoferschließung im EG, drei innenliegenden Erschließungskernen innerhalb der höheren Baukörper und einer Laubengangerschließung in der Ebene 02. Im Erdgeschoss ergibt sich hierdurch zwar eine Vielzahl an Zugangsmöglichkeiten in Verbindung mit einer maximalen Grundrissflexibilität, doch sind in den darüber liegenden Geschossen nur noch größere, gewerbliche Nutzungseinheiten möglich. Die Öffnung des Baukörpers zur ehemaligen Handelsstraße ermöglicht die gewünschte Anfahrt von Rettungswagen und Taxen.

Der Gebäudekörper ist in einem kleinteiligen und konsequent eingehaltenen Konstruktionsraster in Stahlbetonbauweise geplant worden. Zudem ist das gesamte Volumen kompakt und ohne aufwendige Vor- oder Rücksprünge entworfen, so dass eine hohe Wirtschaftlichkeit in der Erstellung gegeben sein dürfte. Verglasungen sind in allen Ebenen als Holz- Pfosten-Riegel-Elemente geplant. Die großzügigen Glasflächen zu allen Seiten – vor allem nach Süden – bedeuten einen hohen Wärmeeintrag in das Gebäude, der, neben dem außenliegenden textilen Sonnenschutz, über haustechnische Maßnahmen kompensiert werden muss. Daher hat der Verfasser im haustechnischen Konzept Bauteilaktivierungen und Kühldecken vorgesehen. Diese Konzepte bedeuten eine hohe Planungssorgfalt und u.U. höhere Erstellungskosten. Aus Kostengründen sollte ebenso überlegt werden, ob die 2. Untergeschossebene [Technik] entfallen könnte und diese Nutzungen an anderer Stelle unterzubringen wären.

Die Baukörperfigur erzeugt eine klare räumliche Abgrenzung der Freiräume auf dem Grundstück. Das dadurch entstehende Potenzial, eigenständige Orte mit jeweils eigenen charakteristischen Qualitäten auszuformulieren, wird von den Verfassern jedoch bedauerlicherweise nicht konsequent ausgeschöpft. Sowohl der vom Gebäude umschlossene Innenhof als auch der zur Straße orientierte Erschließungshof erzeugen in ihrer platzartigen Gestaltung eine Konkurrenz zum Hublandplatz und bieten den angelagerten Wohn- und Geschäftsnutzungen nur wenig Nutzwert. Im Bereich des Erschließungshofs wird zudem eine Auseinandersetzung mit der ansteigenden Topografie der Straße vermisst. Das östliche und südliche Gebäudevorfeld wird als baumbestandene Wiesenfläche gestaltet, was im Kontext zum Park zwar durchaus schlüssig ist, jedoch nur wenige Nutzungs- und Aneignungsangebote für die zukünftigen Bewohner und Nutzer des Gebäudes eröffnet.

Die Entwurfsarbeit bildet in gelungener Weise die gewünschten Nutzungsformen im Baukörper ab und schafft es, sich unaufdringlich und dennoch eigenständig in die städtebaulich bedeutsame Lage des Baugrundstücks einzufügen und gleichzeitig einen positiven Schwerpunkt zum Quartiersplatz zu bilden, der als Auftakt für die weitere Bebauung verstanden wird. Durch die horizontale Schichtung der unterschiedlichen Nutzungen und die vielfältigen Zugangsmöglichkeiten wird eine klare Adressbildung für die einzelnen Nutzer(-gruppen) erschwert. Eine fußläufige Durchwegung des Geländes ist im Entwurfsansatz nicht gegeben, da der gemeinsame Sockel die höheren Baukörper verbindet. Der nach Norden ausgerichtete Hof bietet zwar eine halböffentliche Nutzung an, sollte in seiner genauen Ausgestaltung jedoch noch weiter ausformuliert werden.
Modell

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