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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019

Neubau eines Kindergartens in der Gemeinde Neckarwestheim

1. Preis

Preisgeld: 9.500 EUR

ama_architekturbĂŒro michael auerbacher

Architektur

ErlÀuterungstext

StÀdtebau
Der Neubau wird als kompakter Vierkanter konzipiert. Mit seiner klaren und einfachen Geometrie nimmt er die charakteristische Struktur des Umfeldes auf. Der Cluster tritt als öffentliches GebĂ€ude selbstbewusst in Erscheinung und schafft mit seiner Lage im östlichen GrundstĂŒcksbereich an der Grabenstraße eine eindeutige Adressbildung. Die Höhenentwicklung mit zwei Vollgeschossen respektiert den Maßstab der bestehenden und zukĂŒnftigen angrenzenden Wohnbebauung. Der 2. BA ist im additiven Prinzip Richtung Osten vorgesehen, so dass mit Errichtung der Erweiterung der Betrieb des 1. BA ́s sowie die FreiflĂ€chen nicht beeintrĂ€chtigt werden.
Äußere Erschließung/ FreirĂ€ume
Der Hauptzugang zum GebĂ€ude erfolgt von der Grabensstraße aus ĂŒber einen Vorplatz, der – abgeschirmt vom Fahrverkehr der öffentlichen Erschließung – einen geschĂŒtzten Bereich fĂŒr Kommunikation sowie Verweil- und Wartezonen schafft. Die Übersichtlichkeit des Vorplatzes und Trennung der verschiedenen Verkehrsfunktionen ermöglicht eine sichere und gefahrenfreie Abwicklung des Bring – und Holverkehrs.
Die westliche Rad- und Fußweganbindung in Richtung Ortsmitte wird aufgenommen und bindet unmittelbar an den Eingangsplatz an.
Die Anlieferung der KĂŒche erfolgt als separater Zugang getrennt vom Haupteingang ĂŒber eine kurze Anbindung an die Zufahrt zur Parkierung. Der 2-geschossige, kompakte Cluster ermöglicht, den FlĂ€chenanspruch des Neubaus zu minimieren und ermöglicht so großzĂŒgige FreiraumflĂ€chen. Die Setzung des GebĂ€udes im GrundstĂŒck zoniert die Außenanlagen, es entstehen nutzungsorientierte Freibereiche : Vorplatz/ Eingang nach Norden, individuelle Freiraumzonen in Zuordnung zu den Gruppen nach SĂŒden, GemeinschaftsflĂ€chen nach Westen usw.
Funktionen/ rĂ€umliche Organisation/ innere Erschließung
Die kompakte Grundrissanordnung ermöglicht kurze Wege innerhalb des GebĂ€udes. Die innere Erschließung ist ĂŒbersichtlich organisiert.
Der Speiseraum liegt zentral im EG mit Bezug zu den FreiflÀchen und direkter Zuordnung und Möglichkeit der rÀumlichen Zuschaltung zur gemeinsamen Halle. Die VerwaltungsrÀume liegen gut auffindbar in rÀumlicher NÀhe zum Eingangsbereich.
Die sĂŒdorientierten GruppenrĂ€ume bilden mit ihren zugehörigen NebenrĂ€umen jeweils separate Zonen. In einen kleinen Innenhof orientieren sich die RuherĂ€ume, im EG und OG, so dass diese von den frequentierten LĂ€rmbereichen gut abgeschirmt sind.
Eine Freitreppe fĂŒhrt aus dem Eingangsbereich in das Obergeschoss, und ermöglicht mit ihrer zentralen Lage im glasĂŒberdeckten Luftraum eine gute Orientierung. Die RĂ€ume allgemeiner Nutzung sind nord – und ostorientiert. Vorgelagerte Balkone ermöglichen fĂŒr die GruppenrĂ€ume im OG Spiel und Aufenthalt im Freien. Über die sĂŒdwestliche Fluchttreppe werden die Balkone zusĂ€tzlich unmittelbar an die FreiflĂ€chen angebunden.
Durch den Innenhof und das Glasdach ĂŒber dem Luftraum wird Tageslicht ins GebĂ€ude eingebracht. Fluraufweitungen schaffen zusĂ€tzliche Zonen fĂŒr Kommunikation und Aufenthalt.
Gestaltung/ Materialien
Die Gestaltung zielt auf eine einfache und schlichte Grundhaltung in Material- und Formensprache ab. FĂŒr die Fassade werden nachhaltige und wartungsarme Baustoffe vorgesehen (LĂ€rchenholzschalung natur, Pfosten-Riegel-Konstruktion in Fichte, Einsatzelemente und Sonnenschutz in Aluminium). Im Innenausbau sollen natĂŒrliche und robuste Materialien zur AusfĂŒhrung gelangen (Stahlzargen, GK-Trockenbau, HolztĂŒren, Linoleum – und Holzböden).
Energiekonzept/ Ökologie
FĂŒr das energetische Konzept schafft der Entwurf Möglichkeiten zu nachhaltigen AnsĂ€tzen (Betonkerntemperierung, Niedertemperatursystem, NachtlĂŒftung etc.). Das VerhĂ€ltnis A/ V ist durch die kompakte GebĂ€udeform optimiert. FĂŒr das Dach ist eine extensive DachbegrĂŒnung (RegenrĂŒckhaltung, Verbesserung Microklima) vorgesehen. OberflĂ€chenwĂ€sser werden ĂŒber Rioglen dem natĂŒrlichen Wasserhaushalt zugefĂŒhrt. RĂ€ume fĂŒr die Haustechnik liegen in einer kleinen Teilunterkellerung in gĂŒnstiger Lage zur öffentlichen Erschließung.
Barrierefreiheit
Beide Ebenen des Neubaus sind schwellenlos gestaltet, ebenso die an das GebÀude angrenzenden FreiflÀchen. Ein Aufzug sowie Rampen im EG verbindet die Ebenen und Geschosse barrierefrei. Im EG wird ein Behinderten-WC ausgewiesen.
FreiflÀchen/ Parkierung
Die Bespielung der FreiflĂ€chen ist durch zusammenhĂ€ngende RĂ€ume flexibel möglich, vom freien Bewegungsspiel, geschĂŒtzten RĂŒckzugsnischen, bis hin zum Lehrgarten. Nach SĂŒden erfolgt eine flĂ€chige Bepflanzung mit LaubstrĂ€uchern sowie SolitĂ€rbĂ€ume in lockerer Anordnung. FĂŒr die FreiflĂ€chen ist eine naturnahe Gestaltung vorgesehen. Am Hochpunkt im SĂŒdwesten schafft ein kleiner Zauberwald einen besonderen Ort fĂŒr Spiel und Entdeckung ...
Das Gartenspiel- und GerĂ€tehaus wird als kleiner Pavillion im WĂ€ldchen versteckt und erweitert das Nutzungsangebot fĂŒr den Aufenthalt im Freien.
Eingriffe in die vorhandenen Topographie werden - auch im Sinne der Wirtschaftlichkeit - auf das Notwendige beschrÀnkt.
Die erforderlichen StellplĂ€tze liegen auf dem WettbewerbsgrundstĂŒck im Bereich der Grabenstraße. Die öffentlichen StellplĂ€tze sind – analog B-Plan – rĂ€umlich abgegrenzt ausgewiesen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern der Arbeit 1125 gelingt ein stĂ€dtebauliches Konzept, das von der Jury sehr positiv bewertet wird. Mit dem im Osten angeordneten kompakten zweigeschossigen Baukörper entsteht eine gut dimensionierte FreiflĂ€che im Westen, die sich zur Wohnbebauung orientiert. Die ErweiterungsflĂ€che fĂŒr den zweiten Bauabschnitt ist ebenfalls im Osten vorgesehen, sodass im Fall der Erweiterung der schöne Freibereich nicht ĂŒberbaut werden muss. Positiv wird auch die Auseinandersetzung mit der vorhandenen Topografie gesehen. Im Westen dient ein kleiner GelĂ€ndeversprung als Abgrenzung zur Wohnbebauung, gleichzeitig wird dieser als Spielbereich organisiert. Im weiteren Verlauf wird das GelĂ€nde mit dem GebĂ€ude aufgenommen. Dies spiegelt sich auch im Inneren des GebĂ€udes wider. Durch kleinere Treppen und Rampen wird das Thema der Topografie im Inneren mit Sorgfalt ausgearbeitet. Dies wird auch durch die NutzerInnen sehr positiv und als Bereicherung bewertet.

Der Grundriss zeichnet sich durch eine gute Organisation aus. Die Verwaltung liegt im Erdgeschoss richtig. Die Lage der SpeiserĂ€ume im Erdgeschoss mit Verbindung zum Foyer und zum westlichen Garten ist im Alltag sehr gut nutzbar. Die Lage des Mehrzweckraums im OG ist so denkbar. Positiv wird auch die Lage und Ausformung der GruppenrĂ€ume beurteilt, die sich nach SĂŒden orientieren und einen Balkon vorgelagert haben, der auch als Flucht- und Rettungsweg ausgebildet ist. Bei einer Erweiterung der Kita gelingt es den Verfassern, die neuen GruppenrĂ€ume wie selbstverstĂ€ndlich in die bestehende Grundrissorganisation einzubinden, ohne eine Gruppe zu benachteiligen.

Das Brandschutzkonzept ist in weiten Teilen nachvollziehbar, sollte aber im Fall einer weiteren Bearbeitung, insbesondere im Bereich des Luftraumes nochmals ĂŒberprĂŒft werden. Der zur Belichtung der RuherĂ€ume vorgeschlagene Lichthof erscheint in seiner GrĂ¶ĂŸe etwas zu klein, um die Funktionen Belichtung und BelĂŒftung zu gewĂ€hrleisten. Optimal wĂ€re die Nutzung des Lichthofes als kleiner Freibereich. Die Schmutzschleuse im EG ist zu klein ausgebildet, ggf. wĂ€re noch eine zusĂ€tzliche Schleuse im OG erforderlich.

Mit der architektonischen Ausformulierung kommt die Nutzung „KindertagesstĂ€tte“ gut zur Geltung und wird als angemessen beurteilt. Der FensterflĂ€chenanteil sollte unter den Gesichtspunkten: Belichtung, Energieeintrag, Sonnenschutz und Unterhaltskosten weiter untersucht werden.

Durch die kompakte Anlage des GebĂ€udes sollte eine wirtschaftliche Errichtung des GebĂ€udes möglich sein. Vor diesem Hintergrund wĂ€re das leicht ĂŒberschrittene Raumprogramm und die etwas ĂŒberhöhte Kubatur zu hinterfragen. Das Energiekonzept ist mit der vorgeschlagenen GebĂ€udetechnik, der Betonkerntemperierung und der NachtlĂŒftung als erster Ansatz nachvollziehbar.

Insgesamt stellt dieser Beitrag eine ĂŒberzeugende und angemessene Antwort auf die Rahmenbedingungen des Ortes und die gewĂŒnschte Erweiterbarkeit der KindertagesstĂ€tte dar.