modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 06/2018

Baufeld 96 - Familienorientierter Wohnungsbau in der HafenCity Hamburg

1. Preis

LH Architekten Landwehr Henke + Partner mbB

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsleitende Idee
Die entworfene Hausgruppe ist Teil der nördlichen Gebäudespange am Baakenhafen, die durch punkthafte, kleinteilige Baukörper mit räumlichen Bezügen zur Typologie der Hamburger Burg gekennzeichnet ist. Das Baufeld besteht östlich des Schul- und Kitaneubaus aus einem solitären, 7-geschossigen und einem z-förmigen ebenso hohen Baukörper, der mit seinem östlich gelegenen Nachbarn den für die Hamburger Burg spezifischen straßenseitigen Innenhof ausbildet. Die sehr unterschiedlichen Rollen beider Baukörper im städtebaulichen Kontext bilden sich in unserem Entwurf durch zwei unterschiedliche Farbigkeiten ab. Während der Solitär als eher hafenspezifisches und an ein „blaubunt“- gemauertes Speichergebäude erinnerndes Volumen auftritt, wird der z- fömige Bauköper als „Westflügel“ für den entstehenden Hamburger Hof (einschl. Baufeld 98) mit Eingängen aus dem Hof und heller Materialität entwickelt.

Gestaltqualität
Alle Häusern gemein ist neben der Nutzung durch Baugruppen die Aussendarstellung des von großer Individualität geprägten Nutzungskonzeptes. Das betrifft einerseits die gestalterische Zusammenfassung des Erd- und Zwischengeschosses, in denen zum großen Teil gewerbliche und gemeinschaftliche Funktionen untergebracht sind. Die Fassaden versetzen sich zu den Obergeschossen und sind durch ein erhöhtes horizontales Stahlprofil abgesetzt. Darüber hinaus werden die Wohnungen von Stabgeländern in fünf unterschiedlichen Ausführungen geprägt und sind dadurch von außen ablesbar.

Funktionalität und Nutzungsqualität
Alle Häuser sind ebenerdig und mittels Fahrstühlen in allen geschossen barrierefrei zu erschliessen. Die Grundrisse sind von hoher Flexibilität, einer Raumhöhe von 2,66m mit geschoßhoch verglasten Fassaden und einer dadurch vom Licht durchfluteten Raumqualität gekennzeichnet. Die Erschließung des Hauses „Leuchtturm“ ist abweichend von den Voruntersuchungen durch einen zentral gelegenen Kern gewährleistet. Dadurch können alle Wohnungen hervorragend belichtet werden.

Orientierung zum Öffentlichen Raum und Gestaltung der Übergänge
Die Lage der Häuser zwischen Baakenstraße und Baakeninsel bildet kaum Möglichkeiten des privaten Rückzugs. Insofern sind die Wohnungen überwiegend mit Loggien versehen, die einen komfortablen Aufenthalt im Aussenbereich ermöglichen. Die Zugänge der Häuser "Einklang" und „Gleisbett“ befinden sich im Hofbereich und liegen kommunikationsfördernd „beieinander“.

Wirtschaftlichkeit
Alle Vorgaben für die Förderfähigkeit gemäß der IFB-Richtlinien wurden eingehalten. Die Baukörper sind konventionell als Kalksandsteinbauten mit hinterlüfteten Verblendfassaden konzipiert und erfordert wenige bautechnische Spezialanfertigungen.Somit sind die Häuser von einer großen Zahl an Bauunternehmern herstellbar, welches für die preisliche Entwicklung der Baukosten ein wesentliches Kriterium ist. Die Grundrisse sind durch minimierte Flurzonen, klare Raumstrukturen und Fenster die bis in die Laibungen aufzumessen sind hochgradig effizient.

Realisierbarkeit
Alle bau- und planungsrechtliche Vorgaben wurden eingehalten. Die überwiegende Gestaltung der Aussenbereiche als Loggien ermöglichen hinsichtlich des Schallschutzes auch eine nachträgliche Verglasung und individuelle Verbesserung des Schallschutzes. Die von der Straße zurückversetzen und für die Rettung nicht anleiterbaren Gebäudeteile sind mit Sicherheitstreppenhäusern ausgestattet

Nachhaltigkeit
Die Vorgaben des Hafencity Umweltzeichens der Kategorien 1,2,5 in Platin und 3,4 in Gold sind durchführbar. Die kompakte Kubatur und der vorgesehene Wandaufbau ermöglichen eine Ausführung gemäß den Vorgaben der EnEV. Das Dach bietet Platz für die Montage von Photovoltaikanlagen. Sie sind mit 20% intensiver und 30% extensiver Begrünung versehen und über einen Treppenlift barrierefrei erreichbar. Eine Erschließung über einen Aufzug ist ebenso optional durchführbar. Die geplante Konstruktion in KS-Mauerwerkswänden mit vorgehängtem Verblendstein besitzt eine gute Rückbaufähigkeit und enthält weniger graue Energie als eine Stahlbetonkonstruktion. Der Verblendstein ist wartungsarm.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch seine klare und elegante Haltung zur Straße. Die verschiedenartige Ausgestaltung der Metallgeländer zeugt von subtiler Raffinesse.
Die unterschiedliche Farbigkeit der Baukörper sowie Ausgestaltung der privaten Außenbereiche erzeugen den Eindruck von drei unterschiedlichen Gebäuden, so dass sich die Bauherrenschaft dort mit ihren individuellen Ansprüchen wiederfindet. Die Farbigkeit ist im Hinblick auf die Vorgaben des Bebauungsplans zu überprüfen. Balkone sind überwiegend zu dem von Wind und Einblicken eher geschützten Freiraum orientiert, während ansonsten Loggien geplant sind. Die Loggien liegen konsequent an der Gebäudeecke, was sehr hohe Aufenthaltsqualitäten verspricht: einerseits einen guten Ausblick und gute Belichtung, andererseits einen geschützten Außenbereich im Hinblick auf Privatsphäre sowie Witterungsverhältnisse. Durch die Fortführung eines wohlproportionierten Stützelements an der Gebäudeecke wird die Kubatur trotz der Loggien überzeugend ablesbar.
Über einem eigenständigen Sockel sind die einzelnen Geschosse deutlich durch Stahlprofile voneinander abgesetzt. Diese horizontale Gliederung wird von der Jury gelobt, sowohl im Hinblick auf Gestaltqualität also auch eine einfache Baukonstruktion. Kontrovers diskutiert wird allerdings die von den Verfassern gewählte industrielle Ästhetik und Materialität. Kritisch hinterfragt wird zudem die Umsetzbarkeit der dargestellten Festerbreiten und Sturzhöhen sowie die starke Geschlossenheit der Sockelzone im Gebäude der Baugemeinschaft Am Leuchtturm.
Die Grundrisse versprechen eine weitgehende Umsetzung der Wünsche der Baugemeinschaften. Sie sind gekonnt ausgearbeitet, bedürfen aber der Nachbesserung im Detail. So entstehen zu Lasten der nutzbaren Wohnfläche zum Teil sehr lange Flure innerhalb der Wohneinheiten. Gewürdigt wird die Vermeidung von ausschließlich nach Norden ausgerichteten Wohnungen.
Insgesamt präsentieren die Verfasser einen sehr ansprechenden Entwurf, der seine Raffinesse auf den zweiten Blick offenbart. Er ist solide ausgearbeitet, und stellt für eine Weiterentwicklung mit den Baugemeinschaften eine sehr gute Ausgangsposition dar.