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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2014

Zentralisierung des Klinikum Wahrendorff – Das neue Fachkrankenhaus für die Seele

Haupteingang

Haupteingang

3. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

tsj-architekten gmbh

Architektur

tobias engelhardt architektur

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Konzept3D - Architekturvisualisierung und Animation

Visualisierung

Erläuterungstext

Allgemein I Die Aufgabe

Das Psychiatrische und psychosomatische Fachkrankenhaus Klinikum Wahrendorff plant die Zusammenlegung der zur Zeit dezentralen Fachabteilungen in Ilten und Köthenwald am Standort Köthenwald zum neuen „Fachkrankenhaus für die Seele“ mit 233 Planbetten. Für den Neubau ist ein Baukörper zu entwickeln, der neun vollstationäre psychiatrische Stationen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie so integriert, das funktionale und betriebsorganisatorische Prozesse wirtschaftlich optimiert werden können.


Städtebauliches und Landschaftsplanerisches Konzept I Das Dorf im Dorff

Therapielandschaft
Das neue Fachkrankenhaus für die Seele ist in einzelne 2- bis 3-geschossige Hofhäuser untergliedert, die sich um eine gemeinsame Mitte mit einem zentralen 2-geschossigen Atrium gruppieren.
Der Neubau sucht in Geschossigkeit und Gebäudegliederung die Maßstäblichkeit des Gebäudebestandes, ebenso wie den Menschlichen Maßstab, indem die große Baumasse in für die Nutzer leicht zu verstehende und überschaubare Einheiten untergliedert wird. Das Zentrale Atrium bietet Orientierung und mit dem anliegendem Speisesaal, Haupteingang, der Andacht und der Sporthalle wichtige Anlaufpunkte; die flächige Entwicklung des gesamten Baukörpers vermittelt Offenheit, Weitläufigkeit und Freiheit und wirkt potentiellen Ängsten und Beklemmungen der Patienten entgegen. So bildet das Gebäude innerhalb des Klinikum Wahrendorff „ein Dorf für sich“ ab, mit Häusern, Plätzen, Straßen und Wegen.
Das Grundstück weist ein Gefälle nach Westen auf, das vom Neubau für die Ausbildung eines Sockelgeschosses oder Gartengeschosses genutzt wird.

Traumpfade
Das Ensemble des Neubaus wird mit der umgebenden Landschaft eng verzahnt; die Natur fließt zwischen den einzelnen Häusern in das Gebäude hinein. Das neue Hauswird durchlässig für alle Anwohner, ein offenes Haus, das Hemmschwellen senkt und vielfältige Begegnungen ermöglicht. Ein Rundgang, der vom neuen Klinikum ausgehend über das ganze Gelände des Wahrendorffes angelegt wird, verbindet wichtige Treffunkte, wie den Festplatz, das Dorffgemeinschaftshaus, den Dorffladen und Dorffplatz miteinander. Angelagert an diesen „Traumpfad“ finden sich kleinere Aufenthaltsorte und zu entdeckende verwunschene Plätze, wie z.B. Sinnes- und Kräutergärten, Obstwiesen, Grillplätze, Sportflächen, Skulpturenparks, Gärten der Stille, Sonnenterrassen und Seerosenteich. Ein durchgehendes künstlerisches Farb- und Materialkonzept verwandelt so das gesamte Klinikgelände in eine „verzauberte Märchenwelt“ und lädt Besucher und Patienten zum Eintauchen in eine ganz besondere Atmosphäre ein.


Hochbauliches Konzept I Lebensraum & Nische

Leitgedanke
Leitidee des Entwurfes ist es, eine anregende und vielseitige Umwelt als heilungsförderndes Milieu für Körper Geist und Seele zu gestalten. Der Neubau bietet auch außerhalb der Stationen viele unterschiedliche Aufenthalts- oder Begegnungsräume in Form von Terrassen, Loggien und Fluraufweitungen oder Gruppenräumen. Diese „Nischen“ können von den Bewohnern (und Besuchern) „besetzt“ werden und ermöglichen soziale Interaktion in verschiedensten Kontexten und eine individuelle Freizeitgestaltung. Hier findet jeder innerhalb des großen Lebensraumes Klinikum seinen individuellen Platz.

Haupteingang / Aufnahme / Verwaltung / KAD
Der Haupteingang ist nach Osten ausgerichtet und nimmt die zentralen Servicenutzungen wie Pförtner, Information und Wartebereiche auf. Von hier aus gelangt der gehende Patient in den nordöstlich gelegenen zentralen Aufnahmebereich, welcher auch von Norden über die Liegendvorfahrt erschlossen wird. Der Aufnahmeuntersuchungsbereich schließt rückwärtig im Bereich der Liegendvorfahrt unmittelbar an die Aufnahmestation an, welche den geschlossenen Innenhof als geschützten Freibereich nutzt. In den zwei Geschossen darüber sind der klinische Arztdienst sowie die Verwaltung untergebracht. Im Untergeschoss liegt das Logistikzentrum, welches ebenfalls von Norden auf der Sockelebene angefahren wird und das Sockelgeschoss für die Verteilung von Waren nutzt.

Tagesklinik / Therapiehaus / Speisesaal
Der Südöstliche Baukörper nimmt im Erdgeschoss die Tageskliniken und im ersten Obergeschoss die offene Atelierlandschaft der Ergotherapie auf, welche sich auch auf Loggien und Dachterrassen erweitert.
Die zwei Stationen der Tagesklinik nutzen den gemeinsamen, zum Park hin offenen Innenhof und sind gut auffindbar an den Haupteingang angebunden. Die Nähe zum Speisesaal, sowie zum Festplatz im Park ermöglichen eine Zusammenschaltung bei größeren Veranstaltungen, sowie eine öffentliche Nutzung am Abend. Der nach Süden ausgerichtete Speisesaal als Herzstück des Neubaus verknüpft sich über eine großzügige Terrasse mit Treppen- und Rampenanlagen mit dem Park.
Gruppen- und Fortbildungsräume, die sich am zentralen Innenhof anlagern, können bei Nichtbelegung auch spontan von Patienten oder Besuchern als Treffpunkte genutzt werden.

Die Stationshäuser
Drei Atriumhäuser im Westen, zur offenen Landschaft gelegen, nehmen die 8 Pflegestationen auf. Die geschlossenen Stationen im Sockelgeschoss nutzen den Innenhof als geschützten Freibereich, sowie als Erweiterung unmittelbar an das Gebäude angrenzende Bereiche, deren Zugänge direkt vom Stützpunkt aus einsehbar sind.
Die offenen Stationen liegen in den Obergeschossen können aber bei Bedarf auch geschlossen werden und über die Nebentreppenhäuser einen direkten Zugang zu geschützten Außenbereichen im Gartengeschoss erhalten.

Physiotherapie und Sporthalle
Der Physiotherapiebereich ist dem Sockel- oder Gartengeschoss zugeordnet, direkte Ausgänge in die Gärten verknüpfen Innen- und Außensportflächen und machen zudem das Haus auch für die Öffentlichkeit durchlässig.

Themengärten und Höfe
Jeder Hof erhält einen eigenen Charakter, eine eigene Idee, abhängig vom Haus und seiner Nutzung: In den Stationshäusern ist es ein intimer Gartenhof; in den öffentlichen Häusern, wie zum Beispiel dem Therapiehaus / der Tagesklinik bespielen offene und künstlerische Miniatur- Landschaften diese Freiräume.
Erschließung und ruhender Verkehr
Der gestaffelte Baukörper formt ein angemessen großzügiges und einladendes Vorfeld für den dem Klinikgelände zugewandten Eingangsbereich des Neubaus. Liegendvorfahrt und Anlieferung werden von der Nordseite vorgesehen, räumlich abgetrennt und sichtgeschützt durch eine Heckenpflanzung. 78 Besucherstellplätze, darunter 6 Behinderten- und 8 Kurzzeitparkplätze sind im Bereich des Haupteinganges vorgesehen. Weitere Stellplätze (Personal) sollten außerhalb des Wettbewerbsgebietes, z.B. im Bereich nördlich des Klinikgeländes am Feldrand untergebracht werden.

Investitionskosten I Konstruktion und Material
Der Neubau wird als Stahlbetonskelettbau konzipiert. Technikschächte, Treppenhäuser und Aufzugskerne dienen als Gebäudeaussteifung. Die Fassade erhält eine hochwärmegedämmte, horizontal gebänderte Fassade aus hellen Werkstein-Fertigteilelementen und erzeugt so eine „strahlende“ Fernwirkung. Der Sockel des Gartengeschosses wird aus vorgefertigten Sichtbetonelementen erstellt und „erdet“ mit diesem robusten Material das Gebäude und gibt ihm Halt. Holz-Aluminiumfenster und locker eingestreute, hochwärmegedämmte Holzpaneele geben dem Neubau einen warmen, wohnlichen Charakter.
Durch den hohen Vorfertigungsgrad und einer auf wenige verschiedene Elemente beschränkten Baukonstruktion ist eine kurze Bauzeit im wirtschaftlichen Kostenrahmen zu erwarten. Die Unterteilung der Baumasse in verschiedene „Häuser“ lässt eine sinnvolle Bauabschnittsbildung zu.


Betriebskosten I Ökologie und Nachhaltigkeit

In einem integralen Planungsprozess wird ein nachhaltiges und ökologisches Gesamtkonzept zur Energieversorgung für die Liegenschaft Köthenwald entwickelt. Im Mittelpunkt stehen hohe regenerative Eigenversorgungsanteile des Neubaus von Wärme, Kälte und Strom. Dabei werden erneuerbare Energien am Standort genutzt, die wirtschaftlich erschlossen werden können. Eine maximale Transparenz der Medienverbräuche durch ein differenziertes und nachvollziehbar visualisiertes Energiemanagement unterstützt das Konzept der nachhaltigen Versorgung.

Gebäudekonzept
• Geringer Primärenergieaufwand für die Herstellung des Gebäudes durch Verwendung ökologisch günstiger bzw. recyclingfähiger Baustoffe (Vermeidung von Verbundstoffkonstruktionen)
• Vermeidung von Schadstoffen analog zu den Qualitätsstufen der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen
• Einbindung regenerativer Energien in den Gebäudeentwurf (optional Photovoltaikanlage mit 100% Eigenstromnutzung)
• Dämmstandard des Gebäudes auf Zukunftsniveau EnEV 2014
• Pflegebereich mit Hybridlüftung, Fensterlüftung unterstützt durch kontrollierte Abluft
• Nutzung solarer Wärmegewinne und Luftdichte Gebäudehülle n50 < 1,0 [1/h]
• Vermeidung von Wärmebrücken und Nutzung solarer Wärmegewinne
• 3-fachfarbneutrale Sonnenschutzverglasung in Kombination mit außenliegendem Sonnenschutz
• Optimierter sommerlicher Wärmeschutz durch hochwirksame bauliche Speichermasse, abgestimmte Fensterflächenanteile und Sonnenschutzkonzept, keine mechanische Kühlung für die Patientenzimmer

Hochwertige Materialien garantieren eine lange Lebensdauer und erfordern weniger Pflege- oder Wartungsaufwand. Qualitätsvolle Ausstattungen und Oberflächen werden auch von den Patienten anerkannt und respektiert, beugen Vandalismus vor und begünstigen den Heilungsprozess positiv.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches Konzept:
Die Verfasser entwickeln ihr Projekt als eine Struktur aus Patios in drei Hauptschichten schlüssig von Osten nach Westen.

Hochbauliches und Funktionales Konzept:
Zwei Baukörper an der Straße bilden einen Winkel und spannen zwischen sich den Haupteingang auf. Von hier aus gelangt man in ein angemessen dimensioniertes Foyer, das sich in den tiefer liegenden, zentralen Innenhof öffnet.

Dieser Innenhof ist Kernstück einer zweiten Gebäudeschicht von öffentlichen Nutzungen, die sich in Nord-Süd-Richtung zwischen Speisesaal und Sporthalle aufspannt.

Schlüssig ist der Speisesaal mit seiner Terrasse nach Süden zum Park und die Turnhalle mit ihrer großflächigen Fassade nach Norden orientiert.

In der dritten Baukörperschicht sind drei Patiogebäude entlang des Landschaftsraumes mit einer durchgängigen Erschließungsspange verbunden. Durch ihre Höhen- und Tiefenstaffelung sind sie in der Perspektive von Westen gut als Einzelbaukörper ablesbar. Insbesondere in dieser westlichen Gebäudeschicht macht sich die fehlende Horizontalverbindung negativ bemerkbar, indem sie sich in einem Mehr an vertikalen Wegeverbindungen und zusätzlichen Aufzügen niederschlägt.

Die in den westlichen Gebäudebereichen außen angeordneten Zimmer liegen sich mit einem Abstand von ca. 12 m sehr nah gegenüber. Entsprechend sind die Lichthöfe der drei Baukörper verhältnismäßig eng.

Eine Erweiterbarkeit des Neubaus ist gegeben.
Die Fassadegestaltung mit den Materialien Sichtbeton, Werkstein und Holz wirkt großzügig und wertig. Ob dies vor dem Hintergrund des Budgets umsetzbar ist, ist fraglich.
Lageplan, Konzeptdiagramm Funktionsverteilungen

Lageplan, Konzeptdiagramm Funktionsverteilungen

Grundriss Gartengeschoss, Ansicht Osten

Grundriss Gartengeschoss, Ansicht Osten

Grundriss Erdgeschoss, Ansicht Süden

Grundriss Erdgeschoss, Ansicht Süden

Grundriss 1.OG, Schnitt Ost-West

Grundriss 1.OG, Schnitt Ost-West

Grundriss 2.OG, Schnitt Nord-Süd

Grundriss 2.OG, Schnitt Nord-Süd

Blick übers Feld

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