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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019

Neubau Schulcampus Struenseestraße in Hamburg

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 63.250 EUR

Rohdecan Architekten GmbH

Architektur

QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur PartGmbB

Architektur, Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Stadtbaustein des Schulcampus Struenseestraße birgt ein großes städtebauliches Potential für Altona-Altstadt. Er ist geprägt durch das heterogene Erscheinungsbild der Königstraße und den übergeordneten Grünzug Neu-Altona entlang der Struenseestraße. Die für Fußgänger und Radfahrer reaktivierte Nord-Süd-Querung „Schleeweg“, in Verlängerung der Schleestraße, schafft neue Verknüpfungen mit den umliegenden Quartieren und begünstigt kurze Wege. Der zentralen Lage und historischen Bedeutung entsprechend, wird eine urbane Raumkante entlang der Königstraße mittels viergeschossiger Baukörper der beiden Gymnasien und Sporthallen ausformuliert. Als wichtiger öffentlicher Bereich, entsteht am Schnittpunkt zwischen Schleeweg und Königstraße der „Schleeplatz“, der die S-Bahn-Station „Königstraße“ aufnimmt, den Ankommenden Raum zum kurzen Aufenthalt bietet und die unterschiedlichen Nutzerströme verteilt. Verbunden mit dem Entree des Deutsch-Französischen Gymnasiums, entsteht hier die neue identitätsstiftende Adresse des Schulkomplexes. Über den Schleeweg und eine Innere Promenade erreicht man den, Richtung Wohnquartier ausgerichteten Eingang des Struenseegymnasiums. Spiel- und Sportbereiche schließen an den öffentlichen Grünzug an und erweitern diesen optisch und programmatisch. Der große, begrünte Pausenhof wird zum gemeinsamen Treffpunkt. Im Westen des Areals gliedert sich die dreigeschossige „Ganztagsschule an der Elbe“ ein. Mit der baulichen Orientierung zur Fußgängerquerung schafft sie gleichzeitig einen geschützten Freibereich mit Bezug zur Kindertagesstätte Elbkinder. Den nördlichen Abschluss an der Königstraße bildet die neue Turnhalle, mit zwei übereinander angeordneten 1-Feld-Sportfeldern. An der Kirchenstraße im Osten wird ein neues Platzensemble zwischen altem und neugeplantem ATV-Gebäude und dem Jugendclub ausformuliert. Eine großzügige Freitreppe schafft hier den Bezug über die Kirchenstraße hinweg zum Vorbereich der St. Trinitatis Kirche und der geplanten Bebauung. Eine fließende Abfolge von Freiräumen unterschiedlicher Identitäten gliedert den Campus und versteht sich, in Kombination mit den Baukörpern der Schulen als neue Lernlandschaft. Als Referenz auf die umgebende Bebauung des Stadtviertels prägt Roter Ziegel die fein gegliederten Lisenenfassaden zur Königsstraße hin. Die straßenabgewandte Hofseite hingegen wird durch Fassaden mit grünem Ziegel umfasst. Das Prinzip dieses Dualismus lässt sich auch in der großzügigen viergeschossigen Halle ablesen und dient der gestalterischen Differenzierung der beiden Institutionen. Die zentrale Halle verleiht dem Schulgebäude eine eigene Identität und definiert gleichermaßen das Maß der Gemeinsamkeit. Sie dient als repräsentative Bühne für das Lernkonzept der Zukunft. Verschiedenste Medien, Möblierungen und Raumsituationen machen die Halle vielfältig nutzbar. Hier sind alle zentralen Funktionen in bereichsspezifischen Clustern angeordnet und beleben mithin den Raum. Offene Atrien in den beiden Gebäudeteilen erweitern die Lernlandschaft im Inneren und dienen als lichtdurchflutete Dreh-und Angelpunkte in den Lernclustern. Die flexible bauliche Gebäudestruktur mit ausreichenden Erschließungskernen, Nutzungseinheiten und Schalträumen ermöglicht die Anpassung der Nutzung auch an zukünftige sich ändernde Lehrkonzepte mit einfachen Mitteln.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit hat sich aus Sicht des Preisgerichts deutlich weiterentwickelt und zeigt viele kluge Lösungsansätze auf. Städtebaulich rückt das Ensemble nah an die Königstraße heran und schafft so ein Maximum an Freifläche auf dem Schulgrundstück. Die Verknüpfung des Schulcampus mit dem Stadtteil erschient bei dieser Arbeit sehr gut umsetzbar, wobei es in städtebaulicher Hinsicht an der ein oder anderen Stelle noch Optimierungspotential gibt (z.B. im Hinblick auf die Breite des öffentlichen Durchgangs zwischen Königstraße und Struenseestraße).
Die Disposition der Freiräume erscheint insgesamt gelungen: Das Preisgericht lobt unter anderem die Einbindung des Schulhofs bzw. der Außensportflächen der Gymnasien in den Grünzug entlang der Struenseestraße sowie die Ausarbeitung des Übergangs zur Kirchenstraße. Die Gestaltung der einzelnen Freiräume hingegen wirkt noch etwas zu streng und sollte im Rahmen einer möglichen weiteren Bearbeitung stärker individualisiert werden. Der Entwurf kann grundsätzlich durch ein sehr präsentes und charaktervolles Erscheinungsbild an der Königstraße überzeugen. Dieses wird einerseits dadurch erreicht, dass sich die Schulen durch das Sockelgeschoss vom Niveau der Straße abheben, andererseits aber auch durch die spezifische Fassadengestaltung. Teile des Preisgerichts bemängeln zwar, dass die Fassaden zu monoton wirken und eher an Bürogebäude erinnern. Grundsätzlich ist das Preisgericht aber davon überzeugt, dass die Fassaden im Rahmen einer Weiterentwicklung noch individueller an den Charakter der drei Schulen angepasst werden können.
Für die Ganztagsschule an der Elbe zeigen die Entwurfsverfasserinnen und -verfasser eine ganz eigene städtebauliche Lösung auf. Der Schulhof wird durch das Sporthallengebäude an der Königstraße und das Schulgebäude im rückwärtigen Grundstücksbereich gefasst, was vom Preisgericht kontrovers diskutiert wird. Teile des Preisgerichts sehen hierin einen überzeugenden städtebaulichen Ansatz; die Vertreterinnen und Vertreter der Grundschule sehen hingegen Überarbeitungsbedarf. Die Eingangssituation ist grundsätzlich überzeugend gelöst, seitens der Grundschule wird jedoch die Verortung der Verwaltungsflächen im Obergeschoss bemängelt. Die Vertreterinnen und Vertreter der Grundschule stellen ebenfalls in Frage, ob die vorgesehene Erschließungssituation mit nur einer Haupttreppe ausreichend ist und ob die Lerncluster in den Obergeschossen entsprechend ihrer Vorstellungen und dem pädagogischen Konzept genutzt werden können.
Im Bereich der beiden Gymnasien sorgt insbesondere die gemeinsame Eingangshalle für intensive Diskussionen des Preisgerichts. Die Idee des Atriums erscheint grundsätzlich verlockend, jedoch für die zu erwartenden 1.600 Schülerinnen und Schüler nur unter erhöhtem Aufwand umsetzbar (Stichworte Brandschutz, Raumakustik).
Die Preisrichterinnen und Preisrichter sind sich einig dahingehend, dass bezüglich der Halle noch massiver Überarbeitungsbedarf besteht und diese nicht 1:1 – wie in den Plänen dargestellt – umgesetzt werden kann.
Durchweg positiv bewertet wird seitens der Vertreterinnen und Vertretern der beiden Gymnasien die Raumaufteilung und die Ausgestaltung der Lernlandschaften in den Obergeschossen – hier wurden die funktionalen Anforderungen von den Entwurfsverfasserinnen und -verfassern konsequent umgesetzt.
Darüber hinaus werden die Lage der Mensa und die Anordnung der Fachräume für Naturwissenschaften auf einer Geschossebene positiv hervorgehoben.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Piktogramm

Piktogramm

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Perspektive Foyer

Perspektive Foyer