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Einladungswettbewerb | 03/2019

Um- und Zubau Rathaus Feldkirchen

1. Preis

spado architects ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

G E N I U S L O C I
Die Bezirksstadt Feldkirchen, zu beiden Seiten des Tiebelbaches in einem breiten Becken gelegen, verfügt über einen gut proportionierten Hauptplatz. Zentral an dessen südlicher Längsseite befindet sich das Rathaus.
Die geschlossene Bebauung am Platz ist 18 m breit. Die Parzelle erstreckt sich 58 m nach Süden.
Das imposante Haupthaus mit Kernbereichen aus dem 17. Jahrhundert und der Platzfassade um 1908 wurde im südlichen Bereich um einen Innenhofostflügel und einen Innenhofwestflügel erweitert. Diese beinhalten zum Teil historisch wertvolle Gewölberäume aus verschiedenen Zeitaltern. Die Fassade zum Hauptplatz, die historische Dachstuhlkonstruktion und die äußere Dachlandschaft sind denkmalpflegerisch von großer Bedeutung.
Südwestlich der Parzelle befindet sich die Michaelskirche, ein barockisiertes, ursprünglich gotisches Kirchlein des 14. Jahrhunderts. Östlich der Kirche, getrennt durch die Stadtachse der Ossiacher Straße, befindet sich ein großes eingeschossiges Gebäude aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts mit mächtigem Satteldach, in welchem aktuell das Tourismusbüro der Stadt untergebracht ist. Die beiden Gebäude fungieren als Tor in die Stadt. Vom südlich gelegenen, großen öffentlichen Parkplatz gelangen Bewohner und Besucher auf kurzem Fußweg ins Stadtzentrum.

G R U N D I D E E
Ein großzügiges und in jedem Sinne barrierefreies Bürgerzentrums soll geschaffen werden, mit welchem sich die Bewohner von Feldkirchen identifizieren können und das auch als Treffpunkt fungiert. Das Gebäude ist Bekenntnis zu Transparenz und einer neuen Arbeitskultur.
Das derzeitige Nebeneinander von Räumen soll in Kombination mit dem Zubau zu einem funktionierenden, zusammenhängenden Ganzen verwoben werden. Das Ziel ist es, spannende Raumabfolgen zu erzeugen, wie sie in Altstadtkernen oft anzutreffen sind.
Der „Hinterhof“ mit unterschiedlichen Bauteilen wird durch die Implementierung eines überdachten Arkadenhofes räumlich zusammengefasst, geordnet und erschlossen.
Mit dem historischen Bestand wird sorgsam und respektvoll umgegangen. Die historische Bausubstanz wird „freigeschält“. Es wird nur so viel als nötig entfernt und derzeit verborgene wertvolle Bereiche werden zugänglich gemacht.
Die historisch gewachsenen Strukturen werden mit den Neubauteilen so verbunden, dass sowohl Altes als auch Neues eindeutig identifizierbar bleiben. Es entsteht ein selbstverständliches neues Ganzes, das den Notwendigkeiten der Nutzung, Erschließung, Barrierefreiheit, u.a.m. voll gerecht wird.

S T Ä D T E B A U
Die bestehenden Gebäudeflügel im Süden werden zu einem Ring ergänzt und mittels überdachtem Arkadenhof belichtet und erschlossen.
Die Baumassenverteilung orientiert sich am Haupthaus im Norden und an den Volumina von Kirche und Torgebäude im Süden. Die Baukörper treppen sich von Norden nach Süden hin maßstäblich ab. Der unmittelbar an das Haupthaus angrenzende Bauteil ist maximal dreigeschossig und der mächtigen Dachkonstruktion untergeordnet. Südlicher Abschluss dieses Geschoßes ist der neu geschaffene Sitzungssaal, der sich durch große Transparenz, Signalwirkung und Blickbezüge auszeichnet.
Der südliche Gebäudeteil ist ein zweigeschossiges Volumen, das auf die Bauten im Süden reagiert. Die Südwestecke dieses Bauteils ist im Erdgeschoß offen und schafft dadurch eine überdachte, einladende Zugangssituation in das Rathaus von Süden.
Die bestehende Passage im Erdgeschoß wird konsequent weitergeführt und fertiggebaut. Der neue überdachte Arkadenhof schafft durch seine Höhenentwicklung ein besonderes Raumerlebnis. Im Süden wird die Passage in Richtung Kirche und Durchgang zum Parkplatz verschwenkt und verwebt sich so mit dem Straßennetz der Stadt.
Die Stadtachse Ossiacherstraße wird durch die Bebauung gestärkt.

B A U K U N S T
Tageslicht dringt durch den gestaffelten, verglasten Arkadenhof in den von äußeren Feuermauern begrenzten Ring. Dieser ist im zweiten Obergeschoss an der Ostseite als verglaster Gang ausformuliert. Ostlicht dringt tief ins Gebäude. Zusätzlich sorgt ein Oberlichtband für die Belichtung der darunterliegenden Räume im ersten Obergeschoss.
Ein offener Lichthof wird im südlichen Bereich eingeführt. Durch diesen wird einerseits das zentrale Büro der Bauabteilung natürlich belichtet und belüftet, andererseits die Eingangszone im Erdgeschoß mit viel Tageslicht versorgt.
Der neu errichtete Saal bildet den südlichen Abschluss der zweiten Obergeschoßebene. Der teilverglaste Saal wird zum Symbol für transparente Politik und Verwaltung.

Der Zubau kommt mit wenigen ehrlichen Materialien aus. Beton für die Decken und auskragenden Teile, Glas als transparente und leichte Fassade und Holz als warmes Innenraumelement. Diese Materialien nehmen sich gegenüber dem Bestand zurück und lassen die massiven verputzten Steinwände und Gewölbe des Altbestandes zur Geltung kommen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt liefert eine überzeugende Antwort für ein offenes bürgernahes Zentrum im Spannungsfeld zwischen alt und neu. Durch die Implementierung eines gedeckten dreigeschossigen Arkadenhofes, werden die Funktionen neu organisiert, zusammengefasst und räumlich nach Süden hin erweitert. Durch die projektierte Baumassenverteilung reagiert das Projekt entsprechend auf sein heterogenes städtebauliches Umfeld und verwandelt so die derzeitige Hinterhofsituation im Süden, zu einer der Aufgabe adäquaten zweiten Zugangssituation. Neben der klaren, übersichtlichen Funktionseinteilung, besticht der sensible Umgang mit dem historischen Bestand ebenso wie die zeitgemäße Erweiterung in Form und Materialität zu einem selbstbewussten Ganzen.