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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 04/2019

8. Schlaun-Wettbewerb 2018|2019: Areal Barker Paderborn

Vogelperspektive Areal Barker

Vogelperspektive Areal Barker

THE NEW ERA OF BARKER – Eine Kaserne wird Stadtteil von Paderborn

1. Preis / Städtebau und Landschaftsplanung

Preisgeld: 3.000 EUR

Nico Volkhausen

Student*in Stadtplanung

Erläuterungstext

THE NEW ERA OF BARKER - EINE KASERNE WIRD STADTTEIL VON PADERBORN

Die Universitätsstadt Paderborn erhält durch den fast vollständigen Abzug der britischen Streitkräfte die enorme Chance Areale, wie die Barker Kaserne, für eine zukunftsweisende Stadtentwicklung zu ebnen. Durch das Konzept THE NEW ERA OF BARKER wird eine neue Epoche für die Barker Barracks angebrochen.

Mit dem großflächigen attraktiven Barker Park im Zentrum des Areals, formt sich die städtebauliche Struktur zu einer Intervention aus klar identifizierbaren Nachbarschaftseinheiten entlang des Barker Rings. Abgeleitet von der angrenzenden Struktur und dem Bestand sind sie durch Grünanger mit der Umgebung vernetzt. Die erhaltenswerte bauliche Substanz der ehemaligen Kasernenfläche wird behutsam zwischen den vielfältigen Bautypologien integriert, die eine flexible Nutzung und eine Durchmischung von unterschiedlichen Zielgruppen ermöglicht. Der Barker Park mit seinen angrenzenden Promenaden und vielfältigen, sich harmonisch in die Landschaft schiebenden Nutzungsangeboten, fungiert als identitätsstiftendes soziales Begegnungs- und Aktivitätsrückgrat und öffnet sich hin zum Park am Springbach und urbanen Platzflächen. Gemeinnützige Programme wie Grundschule, ein Seniorenzentrum, ein Kulturforum, Sportflächen oder auch das Stadthaus werden entlang der Promenaden positioniert und sorgen für eine Belebung des zentralen öffentlichen Raumes. Vom neuen Bahnhof bis zum Berliner Ring Richtung Universität zieht sich der Innovation Walk als urbane Achse an vielfältige hybride Typologien der Wirtschaft + Arbeit 4.0 entlang und quert dabei das Barker Zentrum, dass die einkäuferischen Bedarfe des täglichen Lebens liefert. Durch die Bündelung des MIVs auf den Barker Ring und einzelnen Mobilitätsstationen, wird Parksuchverkehr ausgeschlossen, was zu einer deutlichen Entlastung führt. Dies bildet den Anreiz eines autoreduzierten Stadtteils, der durch die dezentrale Parkierung mit den Stationen, nutzbare, belebte, öffentliche Räume in den Quartieren schafft.

Das städtebaulich-freiraumplanerische Konzept „THE NEW ERA OF BARKER – Eine Kaserne wird Stadtteil von Paderborn“, zeigt auf, wie aus einer zuvor abgeschotteten Militärfläche, umgeben von traditionell vom Verkehr geprägten Quartieren, neue Lebensformen der Wohn-Arbeitswelt mit wissensbasierter, innovativer Produktion, sowie einer zukunftsweisenden Mobilität transformiert werden kann, hin zu einem smarten lebenswerten urbanen Stadtteil für Paderborn.

STRUKTURKONZEPT
EINE GEMISCHTE, URBANE UND LEBENSWERTE STADTSTRUKTUR

Die städtebauliche Struktur formt sich zu einer Intervention aus klar identifizierbaren Nachbarschaftseinheiten, die, abgeleitet von der angrenzenden Struktur und dem Bestand, entwickelt wurden. Die erhaltenswerten Bauten und Gehölzstrukturen werden behutsam in die neue Bebauungsstruktur integriert. Diese wird möglichst kompakt gehalten um einen landschaftlichen Freiraum im Zentrum zu stärken. In diesem Zuge wird ein prägnant ausgebildeter, baulicher Rand geformt, der klare Einheiten schafft. Sechs Quartiere formen das Areal der ehemaligen Kaserne: 1. Barker Zentrum, 2. Quartier am Piepenturmweg, 3. Innovationsquartier Barker, 4. Bahnhofsquartier, 5. Quartier am Barker Park und das 6. Kulturquartier.
Eine großräumige Parkfläche bildet den zentralen Naherholungsraum. Vom Kern in drei Richtungen in variabler Breite ausgehend, erstreckt er sich bis zu seinen Übergängen hin zum Park am Springbach und urbanen Platzflächen. Umgeben von bandartigen Promenaden verbindet er sich mit der Ringstraße – Barker Ring, und bildet gemeinsam ein integriertes, qualitätsvolles Gerüst um die neu entstehenden Nachbarschaften. Innovative Funktionen der Wirtschaft + Arbeit 4.0 werden hingegen an den hauptsächlichen verkehrlichen Rändern des Gebiets platziert und durch eine urbane Achse – dem Innovation Walk, verbunden. An der Schnittstelle dessen, und in Verbindung zum Stadthaus Barker, liegt das Barker Zentrum, dass den Bedarf des täglichen Lebens der Bürger des Stadtteils abdeckt.

FREIRAUMKONZEPT
DYNAMISCHE ÖFFENTLICHE FREIRÄUME

Das Freiraumkonzept greift den Gehölzbestand aus zahlreichen Altbäumen auf und ebnet sich der vorgefundenen Topografie hin zu neu entwickelten, attraktiven Nutzungen. Entlang der Promenaden schieben sich Freiraumnutzungen harmonisch in die Parklandschaft und bilden somit gemeinsam das soziale Begegnungs- und Aktivitätsrückgrat. Gemeinschaftliche, partizipative Initiativen, wie Urban Gardening als offene Bürgergärten, können sich hier etablieren, immer im Zentrum der Wahrnehmung und immer als Teil des alltäglichen Lebens.
Zugleich ist hier Raum für ein integriertes Regenwassermanagement, das sich als ein grünblaues Band durch den Park schlängelt und die Basis einer nachhaltigen Entwicklung stellt. An die bestehenden Grünverbindungen wird angeknüpft und neue werden zugleich unterstützend aus Grünangern geschaffen, sodass eine Durchgängigkeit zu der Umgebung mit der besonderen Parklandschaft als Erholungsfläche ermöglicht wird.
Der Barker Park, aber auch die Quartiersplätze, bieten Raum für zahlreiche gemeinschaftliche Aktivitäten. Die Promenaden, die bandartig den Rahmen des Barker Parks bilden, besitzen unterschiedliche Funktionen. Die Barker Promenade dient als Sonnenpromenade und bildet eine attraktive Flanierzone, besonders im Bereich der Marktterrasse, die beispielhaft für Gesundheitstage oder einem Street-Food-Festival genutzt werden kann. Anzuführen sind der Barker Weiher mit Wasserspielplatz, Open-Air-Kino, Outdoor-Gym, Kleinkinderspielfläche, ein Sport-Campus oder eine Skate-Anlage.

VERKEHRS-/ MOBILITÄTSKONZEPT
EIN INTEGRIERTER, VERNETZTER TEIL PADERBORNS

Die Erschließung des Gebiets erfolgt hauptsächlich über eine Ringstraße mit Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Ergänzend zu der Haupterschließung dienen Wohnstraßen und –wege der kleinteiligen Erschließung, der Radverkehr wird auf der Fahrbahn im Mischverkehr geführt. Zwei Buslinien bedienen das Areal mittels fünf Haltestellen: Stadthaus Barker, Busstation Bahnhof Paderborn-Ost, Kulturforum, Barker Schule und das Innovationsquartier Barker. Hinzu kommt der Bahnhof Paderborn-Ost, der als S-Bahnhof eine Vernetzung mit dem Paderborner Hbf und in Gegenrichtung mit dem bedeutenden Knotenpunkt Altenbeken herstellt. Ein Brückenbauwerk wird errichtet, dass die Vernetzung mit dem angrenzenden Paderborner Süd-Osten Kaukenberg, Auf der Lieth, Goldgrund und Springbach Höfe ermöglicht.
Eine Parkierung erfolgt durch öffentliche Längsparkstände am Ring und einer dezentralen Parkierung in Mobilitätsstationen. Sie sind Teil eines innovativen smarten Mobilitätssystems, dass die Verkehrsbelastung durch den MIV möglichst gering hält und somit den Ansatz eines autoreduzierten Stadtteils anstrebt. Entlang des Ringstraße positioniert bieten sie zudem E-Ladestationen und Sharing-Angebote. Auch die Stadtteillogistik durch Paketstationen wird hier gebündelt. Jedes Gebäude ist in max. 350 m erreichbar, aber auch in Ausnahmen mit dem Auto anfahrbar. Beim Fuß- und Radverkehr sind viele attraktive Verbindungen entstanden. An den Mobilitätsstationen und wichtigen Kreuzungspunkten sind Bike-Hubs platziert.

NACHHALTIGKEITSKONZEPT
EIN GESUNDER UND NACHHALTIGER STADTTEIL

Im Zuge des Nachhaltigkeitskonzeptes soll ein minimaler ökologischer Fußabdruck erzeugt werden. So können große Teile des gesamten Strombedarfs über Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern gedeckt werden. Die übrigen Dachflächen werden zur ökologischen Aufwertung mit einer extensiven Dachbegrünung versehen. Auch die Mobilitätsstationen sind mit PV-Anlagen bestückt und können hier über Elektroladestationen die Energie für die E-Mobilität zur Verfügung stellen und bilden gleichermaßen sogenannte Plus-Energie-Gebäude und Transformationsmöglickeit. Weitere Energie kann durch eine Abwasserwärmenutzung innerhalb großer Leitungen, wie unterhalb der Driburger Straße, erfolgen. Auch geothermische Potenzialflächen besitzt das Gebiet.
Eine oberirdische Regenwasserbewirtschaftung wird als prägendes Element attraktive Rückhalteflächen ausbilden und multifunktionale, ökologische Freiräume schaffen, die einen Mehrwert für alle Nutzer bieten. Kleine Retentionsflächen innerhalb einzelner Parzellen ermöglichen gleichermaßen den direkten Abfluss des Regenwassers. Durch die errichtete städtebauliche Struktur können Kalt- und Frischluftbahnen die unbelastete Frischluft von Bereichen, wie der angrenzenden landwirtschaftlichen Fläche, durch die Grünanger und den weiten Parköffnungen ins Gebiet ziehen. Durch die große Anzahl von erhaltenen Bäumen und vielen Neupflanzungen wird ebenfalls ein großer Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

REALISIERUNG

Durch die gewählte städtebauliche Struktur und Erschließung wird eine flexible, phasenweise Entwicklung des Gesamtareals und ein bedarfsorientiertes Gebäude- und Flächenmanagement ermöglicht. Zugleich können aufgrund der bestehenden Strukturen in den ersten Phasen der Realisierung, Zwischennutzungen zugelassen werden.

EIN WEG DURCH DEN NEUEN STADTTEIL

Das Barker Zentrum umgeben von historischen Bestandsbauten bildet den Startpunkt unseres Weges. Angekommen am Bushalt Stadthaus Barker führt der Weg über den Sir Evelyn Barker Platz. Neben Nutzungen des täglichen Bedarfs, sind hier auch eine Kita oder ein Fitnessstudio zu finden. Der Blick geht Richtung dem flexiblen Multifunktionsgebäude am Ende des Platzes. Entlang des Lindenhains und am Wasserspiel angekommen geht es östlich den Innovation Walk entlang. Hier wird die Durchmischung aus Wohnen und Nutzungen der Wirtschaft + Arbeit 4.0 deutlich. Durch eine Häuserreihe hindurch sind von Weitem noch ehemalige Mauerreste der Kaserne zu finden, auf der eine geschichtliche Chronik zu entnehmen ist.

Am neuen Bahnhof Paderborn-Ost angelangt, der eine Busstation und einen Übergang zu den Quartieren im Süd-Osten besitzt, geht der Weg die Landschaftstreppe hinunter Richtung Stadtteil-Cloud mit Open-Air-Kino und Repair-Café. Ostseitig ist, das mit einer Holzfassade versehene Kulturforum zu erblicken, woran eine Platzfläche und gastronomische, als auch Nutzungen der kreativen Szene angrenzen. Der Weg führt durch die Parkaue zum Barker Weiher. Auf halber Strecke ist Richtung Osten der Sport-Campus und die Grundschule zu entdecken. Den Kopf nach Westen gedreht, geht der Blick entlang des Parks, wo nach Süden hin der Radschnellweg und in weiter Ferne noch die Domspitze zu erkennen ist. Am Wasserspielplatz vorbei geht es über die Promenade weiter zur Marktterrasse. Dabei erstreckt sich seitlich Richtung Norden der Grünanger Ost. Auf der Markterrasse sind Marktstände aufgebaut und daneben wird Boule gespielt.

Nach einer Tasse Kaffee in der Sonne, auf der Sitzmauer mit fließendem Wasser und dem historischen Stadthaus im Rücken geht es am Seniorenzentrum mit Gesundheitsgarten vorbei. Zu beobachten ist, wie jugendliche Basketball spielen oder weiter daneben Leute gärtnern. An Manufaktur und Blumenladen vorbei geht es zu einem Quartiersplatz am Barker Ring. Die Mobilitätsstation ist seitlich begrünt und vor ihr ist ein Bike Hub zu finden. Ein Postbote liefert gerade mit seinem Lastenrad Pakete aus. Nachdem Leihen eines Fahrrads, geht es in Richtung der imposanten Studentenwohnanlage zum Berliner Ring. Auf dem Platz der Innovation, führt der Weg zwischen Bürobauten. Der Blick geht noch einmal Richtung Süden, wo ein Hochpunkt jetzt näher zu erkennen ist. Anschließend wird die Straße gequert und der Weg führt weiter Richtung Paderborner Innenstadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

THE NEW ERA OF BARKER - EINE KASERNE WIRD STADTTEIL VON PADERBORN

Die Arbeit überzeugt auf vielfache Weise. Er entwirft ein städtebaulich schlüssiges und harmonisches Strukturbild für die Zukunft des Areals als Ganzes. 54 ha Kasernenfläche werden zu einem attraktiven Stadtgebiet mit vielfältig gemischten Standortpotentialen und Nutzungen. Urbane Quartiere und Nachbarschaften liegen an einem mittigen, richtig dimensionierten und angemessen gestalteten neuen Stadtteilpark.

Das Kasernengelände war ein halbes Jahrhundert eine „verbotene Stadt“. Über Wege und Straßen wird es nun im Entwurf geschickt mit der Umgebung vernetzt. Historische Bauten wie Stabsgebäude und Mannschaftsunterkünfte sind wie selbstverständlich städtebaulich eingebunden und können behutsam umgebaut und genutzt werden. Sie erzählen unspektakulär von der Geschichte des Ortes. Mit dem neuen Stadtteil entsteht eine unverwechselbare und besondere Adresse im Osten der Kernstadt. Das gut platzierte Gewerbegebiet im Osten bildet einen überaus wichtigen Baustein für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung.

Neben dem städtebaulich überzeugenden und präzise ausgearbeiteten Gesamtentwurf skizziert die Arbeit auch planerisch sehr gut durchdachte erste denkbare Entwicklungen für Teilbereiche und bauliche Bestände. Der Beitrag zeigt, dass auf dem Gelände kurzfristige Zwischennutzungen möglich sind und somit zeitnah und schrittweise attraktive Teilräume gestaltet und Projekte generiert werden können. Hier könnten schon bald Vielfalt und Unterschiedlichkeit in ersten Projekten entstehen und starke sichtbare Zeichen für neue Entwicklungen gesetzt werden, baulich und im Freiraum.

Die planerische und städtebauliche Ausarbeitung des Beitrages beeindruckt durch eine besonders gründliche Auseinandersetzung mit dem Ort und durch die tiefe planerische Durcharbeitung der komplexen und vielschichtigen Aufgabenstellung. Dies würdigt das Preisgericht in gleicher Weise wie die städtebaulichen Leitgedanken und die strategischen Vorschläge für eine schrittweise Realisierung. Es wird ein beispielhaftes Rahmenkonzept angeboten, das die Diskussionen und die Überlegungen zu dem neuen Entwicklungsgebiet und zum Thema militärische Konversionsflächen zukunftsweisend bereichert.
Blatt 1

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Präsentationsmodell M 1:1.000

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