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Mehrfachbeauftragung | 02/2019

Wohnquartier am Torfmoorkamp in Kiel Steenbek-Projensdorf

Vogelperspektive Entwicklungsgebiet

Vogelperspektive Entwicklungsgebiet

Engere Wahl

LRW Architektur und Stadtplanung PartG mbB

Architektur

plateau landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Sieben Nachbarschaften bilden ein ganzheitliches neues Wohnquartier mit hohem Wiedererkennungswert um einen zentralen und charakterprägenden Marktplatz.Die nutzungsdurchmischten Nachbarschaften fassen räumlich jeweils einen Innenhof und formulieren eigenständige Adressen aus – alle Höfe sind unterschiedlich, aber variieren um ein gemeinsames Thema.
Im Zentrum des Quartiers befindet sich der „Marktplatz“ mit der bestehenden Rotbuche. Hier markieren die Sondernutzungen wie das Senioren- und Pflegeheim, Studentenwohnen oder die Kindertagesstätte gemeinsam mit den öffentlichen Nutzungen auch die bauliche Mitte. Der zentrale Platz bietet auch die Chance (über das geplante Quartier hinaus), für die bestehenden umliegenden Quartiere als Treffpunkt und identitätsstiftendes Element zu dienen.Von Außen werden die Nachbarschaften durch Grünfugen voneinander „freigestellt“.
Ein autofreier Quartiersweg durchquert als Rundweg und verbindendes Element alle sieben Wohnhöfe und die Grünfugen, fördert die Nachbarschaft und lädt zum spazieren oder joggen ein. Die Höfe sind dabei wie an einer Perlenkette entlang des Weges aufgereiht mit teilweise offenen Übergängen oder Verbindungen durch großzügige zweigeschossige Tordurchgänge. Die abwechslungsreiche Raumsequenz erhält als zusätzliches Angebot gemeinschaftliche Dachterrassen in den ruhigen Innenlagen, die sich unmittelbar an den Rundweg angliedern.

ERSCHLIESSUNG
Die Erschließungsstraße wird mit minimalem Flächenaufwand durch das Gebiet geführt. Jede Nachbarschaft ist unmittelbar angeschlossen und hat somit eine eindeutige Adresse ohne zweite Reihen oder Rückseiten.Dies ermöglicht, dass jede Nachbarschaft für sich bereits ein kleines eigenständiges Quartier darstellt, das auch autark mit eigener Adresse, Freiräumen und Tiefgarage (z.B. in der Bauphase) funktionieren kann. Die beiden Zufahrten des Quartiers von Norden und von Westen werden durch besondere Punkthäuser akzentuiert. Von Innen verschwenkt die Erschließungsstraße im Bereich der beiden Ausfahren an diesen Punkthäusern, betont diese zusätzlich und nimmt der Straße die Länge.
Ein drittes Punkthaus markiert den zentralen Zugang als Rad- und Fußweg vom Steenbeker Weg im Norden. Dieser Weg führt direkt zum zentralen „Marktplatz“ und schließt auch die nördlich angrenzenden Nachbarn an den neuen Quartiersplatz an.
Die Besucherstellplätze befinden sich entlang der Erschließungsstraße und am Quartiersplatz. Hier gibt es ein Stellplatzangebot für Carsharing- und E-Mobilität sowie kiss-and-ride-Stellplätze als Kurzparker im Bereich der Kindertagesstätte.

FREIRAUM UND MARKTPLATZ
Die naturnahen Grünfugen ziehen sich axial bis tief in das Quartier hinein. Bestandsbäume und Knickhecken werden als charakteristische Elemente der Kulturlandschaft in diesen Bereichen erhalten bzw. Bäume und Hecken als Ausgleich neu angepflanzt. Die Grünfugen „rahmen“ die einzelnen Nachbarschaften und stellen fußläufige Wegeverbindungen zwischen der Erschließungsstraße, dem zentralen Quartiersplatz und den äußeren Freiflächen her. Im Süden, wo im Bereich des Geländetiefpunktes die Regenrückhaltung umgesetzt wird, werden naturnahe Feuchtgebiete entwickelt, die an das Thema der „Moorlandschaft“ anknüpfen. Stege und Holzdecks machen diese für die Bewohner erlebbar. Die großzügigen Innenhöfe der Nachbarschaften werden durch gemeinschaftliche Freiflächen mit Baumhainen gestaltet, die das Thema der „Baumschulquartiere“ aufnehmen. Eine Gestaltung mit unterschiedlichen markanten Baumarten (z.B. Gleditsien, schmalblättrige Eschen oder Schnurbaum), Materialien und Nutzungsangeboten stärkt die Wiedererkennbarkeit und Charakteristik einer jeweiligen Nachbarschaft. Unter lichtdurchlässigen Baumkronen werden Kinderspiel und Aufenthaltsmöglichkeiten integriert, die Kommunnikation und generationenübergreifende Begegnung der Bewohner fördern. Dachgärten ergänzen dieses Angebot. Alle Wohnungen im Ergeschoss erhalten zusätzlich private Gärten. Die Kindertagesstätte erhält einen eigenen abgeschlossenen Außenbereich.Auf dem zentralen Quartiersplatz sind Marktnutzung und Außengastronomie vorgesehen. Ein kleiner Kiosk mit Cafénutzung trägt zur Belebung bei. Die mächtige Rotbuche wird zum wichtigsten gestalterischen Element des Platzes. Ein Pflanzbeet mit großzügigen Sitzbereichen schützt den Wurzelbereich und bietet Aufenthaltsmöglichkeit. Treppenstufen nach Süden reagieren auf die vorhandene Topografie, die im Norden und Osten eine barrierefreie Erschließung zulässt. Der Platz wird nach Osten durch einen kleinen Baumhain räumlich gefasst, wo Fahrradstellplätze und Leifahrräder integriert werden können.

TYPOLOGIEN
Die markante städtebauliche Figur bietet flexible Gebäudetiefen mit 13,5 m bzw. 16,0 m bei Mittelflurerschließung und für den Wohnungsbau Typologien von Zwei- bis Vierspännern mit Geschossigkeiten von III+S bis hin zu IV+2S (Punkthäuser als Akzente).
Die Gebäude staffeln sich zu den Hof-Innenseiten auf drei Geschosse runter, bilden Innen einen kleinteiligen Maßstab und schaffen private Dachterrassen auf den Süd- und Westseiten. Die Rückstaffelung an den Nord- und Nordost-Seiten der südlichen Bebauung sorgt für eine maximale Belichtung der nördlich angrenzenden Innenhöfe und verzichtet auf Dachterrassen zu den verlärmten Bereichen an der B 76.
Die Nutzungen Service-Wohnen und das Senioren- und Pflegeheim bilden zur Westseite den Auftakt des Quartieres. Vom Marktplatz aus werden die Kindertagesstätte und das Studentenwohnen erschlossen. Pflegeheim und Studentenwohnen erhalten außerdem einen gemeinschaftlichen großen „Balkon“, der als Tribüne zum Platz funktioniert.
Die öffentlichkeitswirksamen Nutzungen am Platz sowie die gemeinschaftlich genutzten Räume des Pflegeheimes und der Tagespflege erhalten erhöhte Erdgeschosse mit ca. 3,5 – 4,0 m.Für alle Hauptdachflächen sind extensive Gründächer geplant. Die Möglichkeit der Nutzung als gemeinschaftliche Dachgärten bei den Gebäuden mit III+S vervollständigt die vielseitige Dachlandschaft.Um die kleinteilige Wirkung der Nachbarschaften zu unterstützen, ist für den Wohnungsbau eine Hausweise Gliederung möglich. Zum Nachbargebäude Ecke Steenbeker Weg/Torfmoorkamp staffelt sich die geplante Bebauung auf III+S ab, bildet eine Lücke und springt um eine Abstandsfläche von ca. 2,0 H auf eigenem Grund zurück.

LÄRMSCHUTZ ZUR B76
Zum Olof-Palme-Damm (B76) bilden die Nachbarschaften einen geschlossenen Rücken aus und ermöglichen ruhige Innenhöfe.
Alle Wohnungen in diesem Bereich werden als Durchwohner geplant und die Wohnzimmer erhalten zu den Grünräumen im Süden verglaste oder mit schallabsorbierenden Materialien ausgekleidete Loggien. Die Schlafzimmer orientieren sich alle zum ruhigen Innenhof (nach Norden) oder zu den seitlichen lärmabgewandten Grünfugen mit zusätzlichen vorgelagerten Loggien und ggf. schallgedämpften Lüftungselementen. Im Lärmimmissionsbereich der B76 sind bewusst keine Service- oder Pflegewohnungen verortet, da eine Mittelflur-Erschließung hier auch lärmseitig orientierte Wohneinheiten bedeuten würde.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sticht aufgrund seines sehr eigenständigen Motivs mit einem hohen Wiedererkennungswert aus dem Teilnehmerfeld heraus. Die Verfasser haben mit dem Motiv der radial angeordneten, zur Mitte geöffneten Höfe einen guten Grundtypus entwickelt, der dem Quartier eine eigenständige Identität geben kann. Die Ausgestaltung der Planstraße als grünes Band, die vorgeschlagenen Wohnhofsituationen sowie die freiräumliche Qualität des umlaufenden Rundwegs können dabei generell überzeugen. Skeptisch gesehen wird allerdings der Ansatz, durch massierte Baumpflanzungen einen heute nicht vorhandenen Landschaftsraum zu erzeugen, der sich in die Siedlung hineinzieht. Die heutige Weitläufigkeit und Offenheit der Landschaft geht dabei verloren und es entsteht eine räumliche Enge, die so nicht den Strukturen der Umgebung entspricht. Die versuchte Ausrichtung des Quartiers auf den zentralen „Marktplatz“ wird ebenfalls kritisch diskutiert, weil bei diesem Ansatz die bestehenden Knickstrukturen keinerlei Berücksichtigung finden. Vom Preisgericht wird zudem hinterfragt, ob das dargestellte, sehr grüne Erscheinungsbild des Quartiers im Hinblick auf die erforderlichen Tiefgaragen und Feuerwehrzufahrten so umgesetzt werden könnte. Einzelne Entwurfsaspekte wie Schallschutzmaßnahmen oder das Grundrissentwicklungspotenzial für einzelne (Kopf-)Baukörper werden als noch nicht ausformuliert, jedoch heilbar bewertet. Der Entwurf bietet insgesamt eine Vielzahl interessanter Ansätze, er erscheint jedoch zu wenig robust und schottet sich mit seiner Höhenstruktur zu stark von den umgebenden Räumen ab.
Lageplan

Lageplan

Schwarzplan

Schwarzplan

Perspektive `Marktplatz`

Perspektive `Marktplatz`

Lageplan

Lageplan

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Wettbewerbsmodell

Wettbewerbsmodell

Skizze Höfe

Skizze Höfe

Grünfugen – Teilquartiere – Quartiersweg

Grünfugen – Teilquartiere – Quartiersweg

Skizze Grüne Fugen

Skizze Grüne Fugen

Nutzungsdurchmischung

Nutzungsdurchmischung

Schwarzplan

Schwarzplan

Skizze Marktplatz

Skizze Marktplatz

Piktos

Piktos

Skizze Innenhöfe

Skizze Innenhöfe

Modell

Modell

Skizze grüne Fugen

Skizze grüne Fugen