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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Wohnbebauung Bismarckstraße 34 + 36 in Schwaikheim

Lageplan

Lageplan

4. Rang

EPPLE GmbH

Investor*in, Bauunternehmen

SCHILLING ESCHER STEINHILBER ARCHITEKTEN

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Stieglitzquartier – ein neues Wohnviertel für Familien in Schwaikheim

Der Standort bietet die Möglichkeit, ein neues familiäres Quartier in Schwaikheim zu schaffen, in dem sich eine gute Nachbarschaft entwickelt. Das auf dem Grundstück der ehemaligen Feuerwehr geplante neue Ensemble fügt sich harmonisch ins Ortsbild ein: Fünf Reihenhäuser und 27 Wohnungen in drei Gebäuden gruppieren sich um einen großzügigen Platz mit öffentlicher Spielfläche, der als Treffpunkt dient. Die geförderten Wohnungen integrieren sich gestalterisch vollkommen in das Quartier, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und Ausgrenzung zu vermeiden. Durch den Bau einer Tiefgarage bleibt das Gelände autofrei und bietet viel Grünfläche mit hoher Aufenthaltsqualität. Hier können Familien ihre Kinder unbesorgt aufwachsen sehen.

Städtebauliche Einbindung
Eingebettet in den Naturraum aus Obstbaumwiesen, Feldern und bewaldeten Hügeln, ist
Schwaikheim von einer vergleichsweise kleinteiligen Bebauungsstruktur geprägt. Für das neue Wohngebiet wurde die vorhandene Körnung aufgenommen und eine aufgelockerte, durchmischte Bebauung entwickelt. Die vier Neubauten fügen sich sehr gut in die Topografie ein.
Je nach Lage am Hang erhalten die dreigeschossigen Gebäude ein Dachgeschoss; zum öffentlichen Raum und zur Nachbarbebauung sind alle Gebäude maximal dreigeschossig.
Die Reihenhäuser greifen die Reihenhaus-Bebauung in südöstlicher Richtung auf – der Name „Stieglitzquartier“ schließt an die nach Vögeln benannten Straßen in der Nachbarschaft an. Der Stieglitz, ein tagaktiver Vogel, der sich liebevoll um seinen Nachwuchs kümmert und sein Nest reinlich hält, steht für Fleiß und Ausdauer und eignet sich bestens als Namensgeber für ein neues Familien-Quartier in Schwaikheim.
Der Geschosswohnungsbau bildet die Überleitung zur Wohnbebauung im Südwesten. Der
Schwerpunkt wurde auf kompakte und funktional geschnittene Wohnungen gelegt, um auch jungen Familien die Möglichkeit zu bieten, Wohneigentum zu erwerben und sich „ein eigenes Nest zu bauen“.

Gestaltung
Die Architektursprache ist zeitgenössisch und klar; zugleich nimmt sie auf die Umgebung Bezug. Die modern gestalteten Gebäude mit Dachterrassen erhalten zum öffentlichen Raum hin geneigte Dächer. Die heruntergezogene Traufkante orientiert sich an der Höhe der Nachbarbebauung. Auf diese Weise integriert sich die Wohnanlage bestens in die Umgebung und in die Topografie Schwaikheims und erhält gleichzeitig einen unverwechselbaren individuellen Charakter. Ein moderates Farbkonzept unterstützt die gestalterische Absicht. Putzflächen, Dachflächen aus Titanzink, verzinkte Geländer und Holzfenster sind die vorherrschenden Materialien. Die Gebäude sind leicht versetzt auf dem Gelände rund um den zentralen Quartiersplatz angeordnet, so dass sie auch in den Außenbereichen viel Privatsphäre und gleichzeitig schöne Ausblicke bieten.

Erschließung/Parkierung
Die straßenbegleitende Bebauung mit Reihenhäusern und einem Mehrfamilienhaus entlang der Bismarckstraße orientiert sich am Bestand. Die Erschließung der Mehrfamilienhäuser erfolgt über einen gemeinsamen Hof, der vom Straßenraum zugänglich ist. Die Eingänge zu den Reihenhäusern liegen an der Bismarckstraße.
Die Zufahrt zur gemeinsamen Tiefgarage erfolgt von der Schillerstrasse. Die Fahrradstellplätze sind hausweise auf der Ebene der TG bzw. im Keller angeordnet. Der Müllraum liegt in der Nähe der TG-Ausfahrt, die Entsorgung kann ohne Stellfläche im Straßenraum erfolgen.

Freianlagen/Spielflächen
Die Mitte des Wohnquartiers bildet ein großzügig dimensionierter Grünbereich mit öffentlichem Spielplatz und hoher Aufenthaltsqualität. Als Treffpunkt für die Bewohner fördert er die Kommunikation im Quartier und dient der Entwicklung einer guten Nachbarschaft.
Die Reihenhäuser erhalten im Süden eigene Gärten, im Norden kleine Vorgärten. Auch allen
Erdgeschosswohnungen bzw. Gartengeschosswohnungen werden individuelle Gartenflächen
zugeordnet.

Wohnungsgemenge
Das neue Quartier bietet einen vielfältigen Mix an Wohnformen, um den unterschiedlichen
Wünschen und Bedürfnissen von Familien gerecht zu werden.
Zeile A besteht aus fünf Reihenhäusern. Durch die außergewöhnliche Breite entsteht eine nahezu quadratische Grundfläche, was eine schöne Aufteilung der Räume erlaubt. Zu den Häusern gehört nicht nur ein Garten, sondern als Besonderheit auch eine Dachterrasse.
Die Mehrfamilienhäuser werden als Dreispänner ausgebildet. Der Schwerpunkt liegt auf 3- und 4- Zimmer-Wohnungen. Die familiengerechten Wohnungsgrößen können bei Bedarf flexibel auch für mehr Personen organisiert werden.
Haus B enthält den geförderten Wohnungsbau mit neun 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen. Haus C und D enthalten freien Wohnungsbau mit je neun 2- bis 5-Zimmer-Wohnungen. Jede Wohnung verfügt über einen Außenbereich oder einen zugeordneten Garten.

Geförderte Mietwohnungen, soziales Konzept
Unser sozialgefördertes Wohnungssystem wird komplett im Haus B umgesetzt. Hierbei unterscheiden sich die geförderten Wohnungen gestalterisch und typologisch nicht vom freien Wohnungsbau und integriert sich nahtlos in das neue Quartier. Architektonisch ist es in einer durchgehenden Formensprache geplant, sodass es keine optische Ab- und Ausgrenzung gibt. Jedes Gebäude vermittelt optisch dieselbe Wertigkeit - ungeachtet der Einkommensverhältnisse, Familienstruktur oder des Alters der Bewohner.
Die Zugänge zu den Wohnungen liegen wie die Zugänge zu den freien Wohnungen am Quartiersplatz. Zugehörigkeitsgefühl und Gemeinschaft werden dadurch gefördert.
Einzig die Wohnungsgrößen in Haus B sind den Richtlinien für den geförderten Wohnungsbau angepasst.
Zur finanziellen Entlastung ist der Stellplatzschlüssel für die geförderten Wohnungen auf einen Stellplatz pro Wohnung reduziert worden. Alternativ können die fehlenden fünf Stellplätze im Außenbereich eingeplant und angeboten werden. Konzept zur Vermeidung von Fehlbelegung im Sozialwohnungsbau. Über ein Viertel der geplanten Einheiten sind nach DH-LWoFG förderfähig. Zur Vermeidung hoher Fehlbelegungsquoten ist eine Lösung erforderlich, die eine nur vorübergehende Bedürftigkeit berücksichtigt. Dabei ist besonders zu beachten, dass Bewohner nicht aus ihren Wohnungen „vertrieben“ werden. Angelehnt an Sozialwohnraumkonzepte aus Potsdam und Ludwigsburg bietet sich ein Konzept mit wechselnder Sozialbindung der Wohnung an. Hierbei schließt der Vermieter mit dem Mieter einen Mietvertrag mit einem Mietzins basierend auf dem ortsüblichen Mietspiegel ab. Mit Vorlage eines Wohnberechtigungsscheins subventioniert der Vermieter die Monatsmiete von 1/3 des Mietzins pro Quadratmeter Wohnfläche. Der Wohnberechtigungsschein ist alle 2 Jahre vorzulegen. Ist das Einkommen gestiegen, kann der Mieter in der Wohnung bleiben, bezahlt aber eine höhere Miete. Liegt kein Wohnberechtigungsscheins mehr vor, entfällt die Mietsubvention. Im Gegenzug wird die nächste freiwerdende, freivermietete Wohnung preisgedämpft vermietet. Um diesen flexiblen und bedarfsgerechten Umgang mit Sozialbindungen effektiv umsetzten zu können, sind bei uns zu den acht sozialgebundenen
Wohneinheiten, drei zusätzliche Wohnungen vorgesehen, welche den förderfähigen Kriterien
entsprechen.
Als Ergebnis bleiben gewachsene soziale Strukturen erhalten, die Gemeinde erhält ein
bedarfsorientiertes System und auch der Verwaltungsaufwand kann gering gehalten werden, da die Mieterhaushalte zur regelmäßigen Überprüfung selbst aktiv werden müssen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäudeensemble mit seinen vier eigenständigen Baukörpern setzt städtebaulich und architektonisch einen markanten Akzent am Übergang zum zentralen Ortsbereich von Schwaikheim. Entlang der mit einer Baumreihe gesäumten Bismarckstraße greift ein Reihenhausriegel den städtebaulichen Maßstab der östlichen Nachbarschaft auf. Sie werden direkt von der Bismarckstraße aus erschlossen. Die aufgesetzten Obergeschosse mit den dazwischen liegenden Dachterrassen schaffen eine interessante, eigenständige und doch angemessene Rhythmisierung. Die Dachgärten bieten ein besonderes Angebot. Die Kreuzung Bismarckstraße / Schillerstraße und damit auch das neue Wohnquartier wird durch einen eigenständigen Kopfbau mit vier Geschossen markiert. Zur Nachbarschaft wird hier eine fast skulpturale Dachschräge ausgebildet, die auf interessante Weise die Traufkante des Nachbarhauses aufnimmt. Nach Süden wird die Viergeschossigkeit jedoch als zu hoch erachtet. Dieses Gestaltungselement findet sich auch in den beiden südlich angeordneten Gebäuden, sodass insgesamt eine durchgehende, sehr eigenständige und Identität bildende Gesamterscheinung geschaffen wird. Die Volumen der beiden länglichen Baukörper im südlichen Quartiersbereich erscheinen zuerst stimmig. Allerdings ist der Gebäudeabstand vor allem hinsichtlich der angebotenen Grundrissorganisationen und der Fassadengliederung zu gering.
Die vier Baukörper gruppieren sich um einen etwas klein geratenen, aber gut nutzbaren Innenhof. Die drei Geschosswohnbauten werden über diesen erschlossen. Das ist in sich konsequent, macht die Auffindbarkeit und Adressbildung der Gesamtanlage aber schwerer. Der Innenhof liegt auf Höhe der Bismarckstraße. Das ist praktisch und auch der Lage der Tiefgaragenzufahrt geschuldet. Dadurch entsteht aber zwischen den beiden südlichen Gebäuden ein Höhenversatz von gut drei Metern, der gestalterisch nicht befriedigt.
Die innere Organisation der Gebäude und die Grundrissgestaltung ist kompakt, gut gegliedert und erfüllt weitgehend die Anforderungen an das Raumprogramm. Die angebotenen Wohnungen sind gut nutzbar und lassen hohe Wohnqualitäten erwarten. Getrübt wird diese Einschätzung nur durch die eng bemessenen Wohnungseingänge (Barrierefreie Nutzbarkeit) und teilweise durch die Orientierung der Freibereiche und Fenster, die der stringenten Fassadengestaltung geschuldet sind.
Die Anordnung aller geförderten Wohnungen in den nordwestlichen Baukörper (Haus B) ist pragmatisch und wirtschaftlich. Für das ausgewogene soziale Gefüge des neuen Wohnstandorts wird dies jedoch weniger positiv gesehen, wenngleich die Architektur begrüßenswerter Weise keine Unterschiede zwischen geförderten und frei finanziertem Wohnbau macht. Die in der Auslobung festgelegten Mindestanforderungen wären bei einer Realisierung zwingend einzuhalten.
In der Tiefgarage werden nicht alle erforderlichen Stellplätze nachgewiesen. Dies ist bei einer kompakteren Organisation der Garage aber innerhalb der gegebenen Geometrie möglich.
Die Arbeit bietet eine weitgehend gelungene Lösung der Bauaufgabe an, erfüllt das angestrebte Gemenge und liegt mit dem Wohnungsangebot im mittleren Bereich. Die städtebauliche Ausbildung überzeugt in weiten Teilen. Mit seiner ausgeprägten architektonischen Haltung schafft der Beitrag ein hohes Maß an Identität, die diesem eher unbestimmten Ort gut tut. Der Entwurf markiert einen starken Auftakt zum Ortskern und ordnet sich gleichermaßen maßstäblich in das direkte Umfeld ein.
Konzeptskizzen

Konzeptskizzen

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Ansicht Norden

Ansicht Norden