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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2019

Neubau einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die B 61 - Dalkepromenade - in Gütersloh

ein 2. Preis

Preisgeld: 8.500 EUR

EiSat GmbH, Engineered Structures

Bauingenieurwesen

HENCHION REUTER ARCHITEKTEN

Architektur

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

WBW Fuß- und Radwegbrücke über die B 61 - Dalkepromende - in Gütersloh

Die neue Fuß- und Radwegbrücke nimmt mit einem eleganten Schwung die angenehme Wegeführung entlang der Dalkepromenade auf und führt über die B 61, wobei uns die folgenden Gedanken und Aspekte bei der Verortung, Ausrichtung und Gestaltung wichtig sind:

- Die Verortung der neuen Brücke fügt sich in den angenehmen Verlauf der Wegeführung entlang der Dalke ein und wird so ein wichtiger und selbstverständlicher Bestandteil der bestehenden Dalkepromenade.
- Die formal reduzierte Ausbildung des Bauwerks scheint uns als logische Konsequenz aus dem zuvor benannten Punkt. Darüber hinaus knüpft sie an die schlichte Eleganz seines Vorgängerbaus an.
- Die dynamische Veränderung des Brückenbauwerks ergibt sich aus dem Zusammenspiel von technischen Anforderungen, einer sinnvollen Konstruktion sowie einer klaren gestalterischen Absicht.
- Am Hochpunkt der Brücke über der B 61, wo gleichzeitig das höchste Lichtraumprofil erforderlich ist, wird die Tragkonstruktion oberhalb des Laufbelags vorgesehen und so die Höhe zwischen Unterkante Brücke und Oberkante Laufbelag auf ein Minimum reduziert. So können die Rampenlängen und die gesamte Brückenlänge auf das mögliche Minimum beschränkt werden. Zu den jeweiligen Endpunkten hin verschiebt sich die Tragkonstruktion fast komplett unter den Laufbelag.
- Durch die zuvor benannte unterschiedliche Anordnung des Tragprofils, über oder unter dem Laufbelag, von den Endpunkten zur Mitte bringt eine spannende dynamische Veränderung des Brückenquerschnitts sowie der Geländer- und auch der Stützenausbildung mit sich.
- Die Nutzer der neuen Brücke erleben diese im An-/Abfahrtsbereich, jeweils im dichten Grün der Dalkepromenade und mit Ausblicken in den Naturraum der Dalke, über ein maximal offenes Geländer. Im Gegensatz dazu ist das Geländer am Hochpunkt der Brücke und an der Querung der B 61 bis auf 90 cm Höhe geschlossen, was wiederum einen angenehmen Schutz vor Wind sowie den Immissionen der stark befahrenen Straße bietet.
- Wir empfehlen aus Gründen des Nutzungskomforts eine barrierearme Ausbildung der Brücke mit einer kontinuierlichen Steigung von max. 4% ohne Zwischenpodeste. Alternativ könnte mit der gewählten Konstruktion auch eine Steigung mit 6% und Zwischenpodesten umgesetzt werden, wobei die Länge der Brücke etwas verkürzt würde.
- Die Brücke überspannt die B 61 sowie die Dalke über 5 gleichmäßige Felder mit einer Spannweite von je 32,5 Metern, welche im Grundriss einen sauberen Radius beschreiben. Mit 80% der Feldlänge der Hauptspannweite, nutzen die beiden Randfelder die Durchlaufwirkung ideal aus.
- Die Breite der Stützen variiert und entspricht jeweils der Breite der sich verändernden Unteransicht des Stahlüberbaus. Die Stützen direkt an der B 61, welche unmittelbar im Bereich der beiden vorhandenen Stützen stehen, sind am breitesten und können so auch die gegebenen Anpralllasten aus dem Straßenverkehr aufnehmen. Zu den Brückenenden nimmt die Stützenbreite deutlich ab.
- Ziel ist die Gestaltung eines einmaligen und identitätsstiftenden Bauwerks, welches durch die konsequente Beachtung der unterschiedlichen Anforderungen und Gegebenheiten der Aufgabe umgesetzt wird.
- Absicht ist, eine ruhige, reduzierte, zurückhaltende, zeitlose jedoch durch seine Präzision und Schärfe selbstbewusste, robuste und prägnante Gestaltung im Spannungsfeld als technisches Verkehrsbauwerk und Bestandteil der Dalkepromenade.

Das Brückenbauwerk besteht aus einem statisch optimierten und präzise geformten, veränderlichen Stahlhohlkasten bzw. Trogträger aus Cortenstahl, teils oberhalb und teils unterhalb der Lauf- und Fahrbahn. Dieser wird neben den beiden Endauflagern über 7 Stahlbetonstützen, getragen. Das unterschiedlich transparente Geländer aus Stahlrundstäben, welches auf beiden Seiten jeweils einen Handlauf aus einem Edel-/Flachstahl auf der Höhe von 1,3 Meter hält, bietet eine hohe Transparenz zur Wahrnehmung der umliegenden Natur und im Gegensatz dazu einen gewissen Schutz in dem weniger transparenten Abschnitt über der B 61. Es kann durch seine konstruktive Ausbildung einfach in optimalen Größeneinheiten vorgefertigt, geliefert und montiert werden.
Als Bestrandteil der Dalkepromenade wird der Stahlhohlkasten des Brückenbauwerks aus wartungsfreiem Cortenstahl vorgeschlagen.
Die Oberflächenentwässerung erfolgt im Querschnitt über ein leichtes Gefälle hin zu den Brückenrändern in eine Rinne und über diese an geeigneten Stellen über Ablauftüllen in Auffangbereiche abtropfend, von denen es kontrolliert abgeführt werden kann.
Der Lauf- und Fahrbelag besteht aus einer durchgefärbten Kunstharz-Dünnbeschichtung mit Quarzsandabstreuung, welche gleichzeitig einen sicheren und bewährten Korrosionsschutz bietet.
Optional können, am Versatz zwischen Stahlhohlkörper und Geländer, vandalismussichere LED-Spots im Abstand von ca. 2,5 Meter integriert werden, welche für eine blendfreie und angenehme Ausleuchtung des Gehbelages, sowie für eine attraktive Illumination der gesamten Brücke sorgen.

Tragwerk / Konstruktion
Das achtfeldrige Bauwerk mit konstanten Spannweiten von 32,50 Metern, bzw. analog reduzierten Spannweiten in den Endfeldern, moduliert den Querschnitt, entsprechend den funktionalen Anforderungen, vom Hohlkastenträger am Rand bis zum Trogträger am Hochpunkt.
Um die Steigungen der Gradiente zu minimieren wird in Brückenmitte der konstruktive Aufbau unter der Fahrbahn minimiert und die Steifigkeit des Überbaus in die Trogwangen verlagert. Zu beiden Rändern hin, wo keine Durchgangshöhe mehr erforderlich ist, verlagert sich der Schwerpunkt immer weiter nach unten bis die Wangen vollständig verschwunden sind.
Die harmonische Anpassung des Querschnitts erlebt der Nutzer an der Oberseite durch die sanft ansteigenden Trogwangen und die damit verbundene Modulation des aufstehenden Geländers. Die feine Dynamik inszeniert den Hochpunkt. Die beschränkte Durchsicht im Bereich der Straßenquerung öffnet sich sukzessive zu den grünen Ufern. Somit unterstreicht die statisch-konstruktive Notwendigkeit die Aufenthaltsqualität der jeweiligen Zonen. Auch in der Ansicht bleibt die Veränderlichkeit spürbar. Der Querschnitt zieht sich, trotz nahezu identischer Bauhöhe optisch zu den Rändern ins Dunkel zurück. Dadurch scheint die Brücke zu den Rändern hin immer schlanker zu werden.
Die Auflagerung erfolgt auf schlanken, wandartigen Betonpfeilern, die mit der Veränderlichkeit der Unterkante ebenfalls zum Rand hin immer schlanker werden. Im Bereich der Straßenquerung können die langen Wandscheiben problemlos auch Anprall-Lasten auffangen.
Die Brücke ist, bis auf die Übergänge in die massiven Rampenbereiche, an den Rändern lagerfrei, also als integrale Brücke konzipiert. Die schlanken Pfeilerscheiben werden am Kopf über klingenartige Einbauteile nahezu gelenkig mit dem Überbau verschweißt. Die Verformungen aus Temperatur können durch Zwang von den Pfeilerscheiben aufgenommen werden. Lediglich an den Rändern wird ein Fahrbahnübergang mit elastomeren Topflagern ausgebildet. Die Pfeilerscheiben werden über Kleinbohrpfähle auf Pfahlkopfplatte gegründet. Insgesamt ist die Brücke damit nahezu wartungsfrei. Alle Lagerkonstruktionen können ohne zusätzliches Gerät visuell eingesehen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser wollen (Zitat) „eine zurückhaltende, zeitlose, jedoch durch konstruktive Präzision und Schärfe geprägte, robuste und prägnante Brücke“ als Trittstein in die Landschaft der Dalke- Promenade integrieren. Dies gelingt durch den sorgfältig aus einer klaren konstruktiven Grundhaltung - Sichtbarmachung des Kräfteverlaufs - entwickelten Brückenkörper: schlank an den weniger beanspruchten Auflagerbereichen, kräftiger, aber dennoch elegant in der Hauptöffnung und damit im Bereich der höchsten Beanspruchungen.

Der veränderliche Stahlhohlkasten mit zur Hauptöffnung hin ansteigenden Trogwangen ist statisch-konstruktiv nachgewiesen und löst die gestellte Aufgabe optimal. Die Führung beziehungsweise Lage der Brücke löst sich von der Engstelle des nordöstlichen Dalkeufers, greift nicht in den Grünbestand und die Spielbereiche ein und kann nach Westen in einer flüssigen, an eine Sinusfunktion angelehnten Kurve fortgesetzt werden.

Der Vorschlag, das Gefälle durchgehend auf 4 % zu begrenzen, ist funktional richtig. Die Höhe des Füllstabgeländers nimmt zur hochbeanspruchten Hauptöffnungsmitte hin ab; die korrespondierende Höhe des tragenden Querschnitts dementsprechend zu. Auch die Proportionen der Pfeiler verändern sich analog zu den zu bewältigenden Lasten.

Breite und Trassenverlauf sind überschaubar und lassen keine Konflikte zwischen den Verkehrs-arten zu. Die Funktionalität überzeugt. Die aus wetterfestem Cortenstahl gefertigte Brücke erzeugt Investitionen von 2,9 Millionen €, sie dürfte nur geringe Unterhaltskosten mit sich bringen (lediglich der Verkehrsbahnbelag aus einer durchgefärbten Kunstharz-Dünnbeschichtung mit Quarzsandabstreuung (RHD-Belag) bedarf einer etwas intensiveren Wartung).

Die vorgeschlagene Brückenlänge ist im Hinblick auf eine bequeme Bewältigung des Höhenunterschiedes gut gewählt. Der Entwurf stellt insgesamt einen höchst überzeugenden, im besten Sinne soliden, dennoch feinsinnigen Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar.