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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019

Sanierung und Erweiterung Hallenbad Blumenwies St.Gallen

2. Preis

Preisgeld: 17.000 CHF

Antoniol, Huber + Partner AHP AG

Architektur

SJB Kempter Fitze

Bauingenieurwesen

Hodel Architekten - Architektur / Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Hunziker Betatech AG

TGA-Fachplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

soundtherm akustik und bauphysik GmbH

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden erweitern Teile des Bestandes Richtung Süden und Südosten und entwickeln aus insgesamt fünf Baukörpern eine additive und kompakte Baufigur. Die Anordnung der einzelnen Volumina erfolgt in einer Art Blütenform, die beiden grossen Schwimmhallen, der Eingangstrakt und der Garderoben- und Saunatrakt gruppieren sich um die zentrale Halle mit Freizeitbecken, welche eine niedrigere Raumhöhe aufweist und mit zenitalen Dachöffnungen die Mitte der Anlage mit Tageslicht versorgt. Unterschiedlich ausgebildete Baukörperversätze ermöglichen sowohl eine gute Gliederung des grossen Gesamtvolumens als auch eine Ablesbarkeit der einzelnen Hallen nach aussen. Die einzelnen Baukörper werden zu einer ruhigen Gesamtfigur zusammengeführt.
Diese Massnahme wird durch die Ausbildung eines durchlaufenden Dachrandes und durch eine zweischichtige Fassadenhaut aus Holz vorgeschlagen, welche differenziert sämtliche Fassadenbereiche überspannt. Die Gestaltung des Daches als fünfte Fassade generiert eine vielfältige und in der Höhe gestaffelte Dachlandschaft. Zwischen der neuen Südfassade mit Eingangsbereich und der bestehenden Platanenreihe entlang der Martinsbruggstrasse wird eine Platzsituation mit eingeschriebener Grünfläche und integrierter Tiefgarageneinfahrt angeboten. Dieser Vorplatz übernimmt die gesamten Erschliessungsfunktionen, Buszufahrt samt Busaufstellflächen und Anlieferung erfolgen im Einbahnverkehr vor der grossen Schwimmhalle. Sämtliche Beckenbereiche werden in drei eigenständigen Teilhallen organisiert und zu einer Bäderlandschaft zusammengefasst. Die beiden Baukörper im Osten übernehmen alle Servicefunktionen, im Erdgeschoss befinden sich die Servicebereiche für den Hallenbadbetrieb, im Obergeschoss die Wellnessund Trainingsbereiche und diverse Technikzonen. Im Untergeschoss befinden sich vorwiegend die Zonen für Bädertechnik sowie die in Winkelform organisierte Tiefgarage. Der Innenausbau erfolgt in einer robusten Materialkombination aus Beton, Holz und mineralischen Belägen.
Das Projekt zeichnet sich aus durch eine kompakte Baufigur mit einer einfachen Struktur und in weiten Teilen überzeugenden Funktionsabläufen. Die Baukörperversätze entwickeln gut proportionierte Gliederungen und eine stimmige Ablesbarkeit und Selbstverständlichkeit der Einzelvolumen. Die Erweiterung der Bestandshalle Richtung Süden unternimmt die positiv bewertete Absicht näher zur Strasse und somit auch näher in den Stadtraum zu rücken.
Die Gliederung des Baukörpers ermöglicht zwar teilweise gute Verzahnungen zum Freiraum, erweckt in Teilbereichen jedoch auch den Eindruck leicht eingezwängt zu sein und nützt jedenfalls nicht ausreichend das Potenzial der Präsenz im Strassen- und Stadtraum. Der Vorplatz kann als Platzfläche wenig überzeugen, da auch die beiden flankierenden Bestandesgebäude im Osten und Westen nicht das Potenzial aufweisen platzraumbildend zu wirken, der Vorplatz entwickelt auch zu viel Distanz zum Gebäude und hat leider zu viel die Anmutung einer Verkehrsfläche. Trotz guter Abläufe wird der Eingangsbereich als zu knapp und zu wenig einladend, die Anlieferung daneben als etwas störend und blockierend empfunden, die Gastronomie könnte mehr Bezug zu Schwimmhalle und Vorplatz erzeugen, das Flächenangebot im Eingangsbereich erscheint in Bezug zur erwarteten Frequentierung zu knapp bemessen. Die Konzeption der Schwimmhallen, deren Anordnung zueinander, vor allem die niedrigere Halle mit zenitalem Tageslicht, werden wohlwollend als positiver Beitrag diskutiert. Die Belegung von Fassadenöffnungen mit einem Holzfilter verhindert gewünschte Ein- und Ausblicke. Der Wellnessbereich wird als Landschaft mit differenzierten Raumfolgen und -qualitäten gestaltet. Positiv bewertet werden die beiden Terrassenbereiche, die unterschiedlich skalierten und differenziert herausgearbeiteten Raumzonen. Als behebbarer Mangel wird bei den Erschliessungen die Tendenz zu Korridoren und der fehlende Aussenbezug der Saunas diskutiert. Aus sportlicher Sicht sind die Schwimmhallenbereiche etwas zu eng für den Wettkampfbetrieb, diese weisen auch zu wenige Sitzplätze auf. Die Räume für Theorie und Trainingshalle sind wenig attraktiv. Verbesserungspotenzial besteht auch in der Konzeption der Tiefgarage, die etwas zu viel Suchverkehr entwickelt und etwas ineffizient erscheint.
Aus Sicht der Freiraumplanung schafft der kompakte Bau grosszügige wie auch angemessene Freiräume allseits des Neubaus. Die vier Ränder sind jeweils auf einfache Art und Weise bespielt. Sie erhalten dadurch eine klare und eigene Identität. Ein zusammenhängendes Freiraumbild mit starker Identität wird dennoch vermisst. Den Verfassenden gelingt es, die nötigen Nutzungen der adressbildenden Vorzone klar und einfach zu verteilen. Der vorgeschlagene Eingangsplatz impliziert einen urbanen Platz, der aus seinen Bedingungen her nicht nachvollziehbar ist und von den umliegenden Flächen nicht ausreichend räumlichen und atmosphärischen Halt bekommt. Das Aussenbecken zum Bach hin ist gut platziert, es fehlt aber eine landschaftsarchitektonische Stimmung und Einbettung. Die Rutsche ist gut in ihrem Freiraum eingebettet. Trotz der vielen, guten Einzelentscheidungen überzeugt die Gestaltung des Gesamtortes noch nicht. Das Projekt liefert insgesamt einen konstruktiven und wertvollen Beitrag zur Lösungsfindung.