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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019

Sanierung und Erweiterung Hallenbad Blumenwies St.Gallen

4. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

BUR Architekten

Architektur

Bauer & Partner AG

Bauingenieurwesen

WaltGalmarini AG

Bauingenieurwesen, Brandschutzplanung

Haag Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Kannewischer IngenieurbĂĽro AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Autorenschaft nähern sich Ort, Bestand und Aufgabe mit einer knappen Analyse und befragen das Vorgefundene sorgfältig nach Sinnfälligkeit und möglichem Beitrag an Zukünftigem. Während sie im bestehenden Garderobentrakt keinen nachhaltigen Nutzen mehr erkennen können, nehmen sie die bestehende Tiefgarage gerne als gegeben, attestieren dem Lernschwimmbecken und dem Sprungturm Gültigkeit und erklären die beiden Gefässe zum Ausgangspunkt der Entwicklung ihres Projektes. Diese führt sie zuerst ostwärts. Hier bildet die grosse Schwimmhalle das mächtigste Volumen. Dieses wird südlich, also strassenseitig prominent mit dem Empfangs- und Infrastrukturkörper ergänzt und findet mit einem kleineren Volumen schlüssig zurück zu seinem Ausgangspunkt. So gelingt der Autorenschaft ein wohlproportioniertes Ensemble. Die stimmige Rotationsfigur – einer Blume nicht unähnlich – nimmt sich zurück, setzt sich geschickt von Umgebungsbauten ab, buhlt nicht um Zwischenraum und versucht also nicht mit ihnen einen Platzraum aufzuspannen. Die Absicht das Gebäude in die Blumenwiese zu setzen, gelingt der Autorenschaft von FLOR geschickt – eine programmatische Benennung übrigens, welche sowohl in der Blume, als auch im Blumenteppich eingelöst werden soll.
Der südseitige Eingang begrüsst die Ankommenden mittig und ganz selbstverständlich. Sie müssen aber erst einen Vorplatz bewältigen, der mehrheitlich dem Verkehr geschuldet und gewidmet bleibt und damit die Idee der Blumenwiese nicht vor das Gebäude zu tragen vermag. Dieser (Park-)Platz wird als Adressbildung des Hallenbades in Frage gestellt. Auch macht das unmittelbare Aufeinandertreffen des Vorplatzes – den man sich immer mehr als Wiese wünscht – mit dem Aussenbeckenbereich die Abgrenzung in Form einer Hecke notwendig und damit setzt sich ein privater Gartenraum vom urbanen ab. So geht die einigende Haltung zum Aussenraum verloren. Die Hecke als Abgrenzung und Zuordnung gleichermassen ist nicht mit der Blumenwiese vereinbar und bleibt denn auch in der Bildgebung geschuldet.
Im Inneren dann erwartet die Badegäste eine schlüssige Zonierung, geschickte räumliche Verzahnungen, einladende Sichtbezüge und durchdachte Abläufe. In der Schwimmhalle angekommen, vermag das Ensemble mit ausgewogener Gliederung, modulierten Raumhöhen und stimmigen Lichtspielen zu überzeugen. Im Obergeschoss irritiert jedoch die Ausrichtung der intimeren und ruhigen Nutzungen zur Strasse hin. Auch hier vermag der Vorplatz nicht das freiräumlich Versprechen der Blumenwiese einzulösen, welche diese Hinwendung rechtfertigte: Das Haus ist in die Wiese gedacht, rechnet nicht mit der Vorfahrt und verstrickt sich zusehends in diesem Konflikt. Obschon die feldseitigen Fassaden aufgeräumt sind und die grosse Geste wenig fürchten, verliert sich die Zugangsseite in der Teiligkeit und Vereinzelung der inneren Ordnung. So erfahren wir wenig über die Nutzung selbst. Dort, wo das Haus über das Baden erzählen könnte, bleibt es hinter dem Paravent der Hecke und vermag nicht einzuladen. Man will ihm das Bad nicht ganz glauben, wähnt sich – nicht zuletzt seiner Materialisierung wegen – in der Nähe eines Werkhofes mit Bürotrakt.
Der Beitrag verfolgt beharrlich die Idee der «Blumenwies », befragt den Bestand, bekennt sich zu ihm, komponiert sorgfältig weiter, vermag aber die Figur, seine Blume in der Blumenwiese nicht gänzlich zu entfalten. Die These scheitert im Aufeinandertreffen von Stadt und Feld, dort wo der Verkehr seinen Tribut fordert. Dennoch gelingt eine wertvolle Auseinandersetzung zu Aufgabe und Ort.