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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Neubau einer Rad- und Fußgängerbrücke über den Neckar in Heidelberg

Schnitt / Beitrag 2. Stufe

Schnitt / Beitrag 2. Stufe

3. Preis

Mayr | Ludescher | Partner Beratende Ingenieure

Bauingenieurwesen

DKFS Architects

Architektur

Jörg Stötzer Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Neue Brücke

Die neue Fuß- und Radwegbrücke ist ein wichtiger neuer Stadtbaustein für die Entwicklung Heidelbergs. Sie soll die dynamisch wachsenden Stadtteile im Süden sowie den Hauptbahnhof mit dem Neuenheimer Feld verbinden und eine kreuzungsarme als auch attraktive Querung des Neckars erlauben. Sie ist Herzstück einer infrastrukturellen Vernetzung von Wohnen und Arbeiten, Standorte der Wissenschaften und der Forschung, über ein nachhaltiges Radschnellwegsystem, das eine zukunftsweisende Ausrichtung der Stadt Heidelberg gewährleistet.

Der Städtebau
Dabei muss sich das neue Bauwerk mit seiner Ausbildung als auch seinen Anbindungen in ein äußerst herausforderndes, heterogenes und kontrastreiches urbanes Umfeld einbinden. Dem Landschaftsbild und so der architektonischen Gestalt des Hauptbauwerkes über dem Neckar kommt aufgrund des Einflusses auf das weltberühmte Panorama Heidelbergs besondere Aufmerksamkeit zu. Dies gilt auch der landschaftsbildlichen Einbindung des neuen Brückenbauwerks von den Ufern aus gesehen. Bei beiden Perspektiven ist eine angemessene Einreihung in die Abfolge von den bereits bestehenden Bauwerken über den Neckar Maxime.
Die Bestandsbrücken und Wehre sind flache Tragwerke, die nicht mit der historischen Höhenentwicklung der Stadt Heidelberg konkurrieren. Der Verfasser entscheidet sich bewusst dazu das neue Brückenbauwerk in diesen flachen Canon von Querungen einzureihen. Die Bauhöhe wird also städtebaulich niedrig gehalten und es wird im Gegensatz zu einer vertikalen Landmarke eine horizontale generiert. Jedoch verleugnet die neue Brücke ihre Identität als modernes Bauwerk nicht, ist aber zugleich in Ihrer architektonischen Gestalt eine rücksichtsvolle Ergänzung, die sich in der Perspektive zur Altstadt als auch umgekehrt vom Schloss Heidelberg und dem Königstuhl eher behutsam erklärt.

Das Bauwerk
Das neue Bauwerk soll sich dabei an die ingenieurstechnischen Bauwerke Alte Brücke als auch an den bonatzschen Wehr als Hochleistung der jeweiligen Realisierungsepoche orientieren. So reiht sich die Brücke nicht nur räumlich ein, sondern auch in die Tradition der Güte des Bestands. Als neue Generation macht es dies jedoch mit einem modernen Verständnis der Synthese von Konstruktiver Gestalt, Städtebau und landschaftsräumlicher Qualität von Infrastruktur. Das Bauwerk begreift sich nicht nur als reines Ingenieurbauwerk, sondern vereint ein breites Spektrum von Motiven in eine minimale zeitgenössische Gestalt.

Ein Neuer Ort auf dem Neckar
Es wurden vom Verfasser zahlreiche Gradienten untersucht um die städtebaulich optimierteste Führung zu erarbeiten. Als Ergebnis dieser intensiven Studien führt der vorliegende Entwurf das Brückenbauwerk unaufgeregt, leicht diagonal nach Neuenheim verzogen (aus der Achse der beengten Verhältnisse der SüdUferbebauung) heraus zu einer Aussichtsplattform über dem nördlichen Pfeiler. Diese ergibt sich formal und geometrisch logisch als Sehne im Grundriss durch einen Knick der Gradiente über dem Pfeiler, wobei eine Kreuzung der Ströme Fußgänger und Radfahrer vermieden wird. Es ergibt sich ein neuer Aufenthaltsraum.
Das flache Tragwerk wird hier asymmetrisch zur Seite gelegt um dem Nutzer das weltberühmte Panorama Heidelbergs mit der Altstadt im Vordergrund, Schloss als auch dem Königstuhl am Horizont nicht zu verstellen. Der Freiraum Neckar wird dramatisch erfahrbar und zum Landschaftsraum. Mit der gleichen Auffassung, die die Alte Brücke mit dem Nepomuk Balkon vertritt entsteht ein neuer Ort auf dem Neckar (siehe auch Gemälde Alte Brücke mit Nepomuk von C. P. Koester). Das Bauwerk wird zum Aufenthalts- und Erlebnisraum und inszeniert den Landschaftsraum. Mit formal möglichst einfachen Zutaten versteht sich das neue Stück Infrastruktur als neuer Bestandteil der Landschaft ebenso wie es sich als Ingenieursbau versteht. Es gehört jedoch zu einer neuen Generation von Brückenbauwerken, die nicht nur reines Objekt sind sondern holistisch als Stück Stadt der Zukunft funktioniert.


Das Landschaftsbauwerk

Neuenheimer Feld
Der Charakter der städtebaulichen Anbindung am Neuenheimer Feld ist bewusst jung und informal gehalten. Während der neue Brückenpark am Brückenkopf hoch funktional alle Verkehrsströme (inklusive der Notzufahrt über den Platz) zulässt wird er zu einem neuen Aufenthaltsbereich der ‚Stadt am Fluss‘. Rote Sandsteinfindlinge, typisch für die Region, schaffen Sitzbänke auf einem Stadtplatz der in Wald überlauft und 571324
seine Spannung durch die Verschneidung dieser verschiedenen Landschaftsräume generiert. Es ist eine Lösung, die auch mit zukünftigen Entwicklungen des Quartiers kompatibel ist und verschiedene städtebauliche Grundsatzentscheidungen des nördlichen Campusboulevards aufnehmen kann.

Bergheim
Die Aufreihung von Freiraumperlen vom Neuenheimer Brückenufer über die Aussichtplattform auf der Brücke wird im südlichen Teil der neuen Querung, in Bergheim, über dem Stadtraum weitergeführt. Auf der Südseite ist der Stadtraum durch die geographische Einengung des Zwischenbereichs Neckar und Gleisanlagen geprägt. Infrastrukturen sind komprimiert und zerschneiden das Stadtgefüge. Hier wird das neue Brückenbauwerk zur Landschaft und dreidimensionalen Vernetzung. Im Park findet die Aussichtsplattform auf der Brücke Ihr Pendant. Auch hier baut sich ein erhöhter Freiraum auf mit Aufenthaltsqualität, mit Landschaft und sogar Bäumen auf dem Bauwerk. Das Bauwerk wird aufgelöst. Oben und unten wird spielerisch thematisiert und durch eine Rampe barrierefrei verbunden. Weitere Zuwegungen werden opportunistisch angestellt um das Bauwerk weiterhin zu vernetzen. Fahrrad und Fußwegbrücke gliedern sich auf um den räumlichen Einfluss unter den Brücken durch Tageslichteinfall positiv zu beeinflussen und Angsträume auszuschließen.
Am Ochsenkopf schlägt der Verfasser vor das Motiv der geplanten Bebauung, die einen Park auf dem Dach vorschlägt, konsequent weiter zu denken. Der neue Ochsenkopf wird ein moderner Volkspark, der über den Infrastrukturen der Bahn und der geschäftigen Bergheimer Straße liegt. Über die geplanten Rampen und Treppenanlagen der Anlagen bindet die Wegeführung weiter über Rampen an. Auch in der weiteren Entwicklung der Wegeführung wird im Übrigen eine urban integrierte Lösung vorgeschlagen – anders als die bisher geplante Fußgängerbrücke - logisch einbindet. So wird das neue Brücken- und Hochwegnetzwerk zu einer neuen Generation von hoch integrierter städtischer Infrastruktur für das Heidelberg der Zukunft.

Das Tragwerk
Das im Grundriss mehrfach abgeknickte Brückenband besteht aus einem in der Höhe und im Querschnitt veränderlichen Stahl-Hohlkasten. Das Deckblech des Hohlkastens ist als orthotrope Fahrbahnplatte hergestellt. Der stählerne Überbau lagert auf Einzelstützen mit Kastenquerschnitt und ist als Durchlaufträger mit Stützweiten von in der Regel ca. 30 m ausgebildet. Im Bereich des „Gneisenauplatzes“ wird der Überbau in 2 Querschnitte geteilt. Im Bereich der Neckarquerung werden die beiden möglichen Stützenstellungen für 2 große Strompfeiler genutzt. Somit entstehen Spannweiten von ca. 65 bzw. 121 m. Der Stahlüberbau geht in ein einseitig angeordnetes massives Fachwerk über, dessen maximale Bauhöhe über dem nördlichen Strompfeiler etwa 9,0 m beträgt. Die durch die Asymmetrie des Tragwerks hervorgerufenen Torsionsmomente werden von den Pfeilerscheiben über Kräftepaare aufgenommen. Die gesamte Brücke ist als wartungsarmes, integrales Tragwerk konzipiert, wobei neben den Knicken die Nachgiebigkeit der Pfeiler in Brückenlängsrichtung ausgenutzt wird. Die Herstellung der Strompfeiler aus Stahlbeton erfolgt in einem durch Stahlspundwände hergestellten geschlossenen Kasten. Die massiven Brückenwiderlager aus Stahlbeton werden wie die Stützenfundamente voraussichtlich auf Pfählen gegründet. Im nördlichen Widerlager ist vorgesehen den Überbau konstruktiv einzuspannen. Als Brückenbelag wird ein reaktionsharzgebundener Dünnschichtbelag mit Einstreuung aus Granitsplit gewählt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aussichtsplattform am nördlichen Brückenpfeiler

Der Entwurf der Büros »Mayr Ludescher Partner« (Stuttgart), »DKFS Architects« (London) und »Prof. Jörg Stötzer Landschaftsarchitektur« (Stuttgart) sieht eine dezente, niedrig gehaltene Brücke vor. Mit einer Aussichtsplattform in der Flussmitte führt diese leicht diagonal nach Neuenheim. Die nördliche Anlandung will das Team von Mayr Ludescher Partner aufschütten und für eine attraktive Platzgestaltung nutzen. Die Jury lobte die Anpassungsfähigkeit des Konzepts an die lokalen Gegebenheiten und das ebenso einheitliche wie zeitgenössische Erscheinungsbild der Brücke. In Bergheim bietet die Brücke eine Kette von unterschiedlichen Lösungsansätzen an.
Schnitt / Beitrag 2. Stufe

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Brücke Ansicht / Beitrag 1. Stufe

Brücke Ansicht / Beitrag 1. Stufe

Brücke Ansicht / Beitrag 1. Stufe

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Brücke Ansicht / Beitrag 1. Stufe

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