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Werkstattverfahren | 05/2019

Neugestaltung des Stadtparks in Ahlen

1. Rang

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Stadtpark als wichtigster zentrumsnaher Freiraum der Ahlener Innenstadt bildet den direkten Übergang von der Fußgängerzone im Südosten dem St. Franziskus Hospital im Norden und ist elementarer Bestandteil der Grünverbindung entlang der Werse. Als Zeugen einer bewegten Vergangenheit finden sich im Park unterschiedliche Geschichtsspuren sowie ein wertvoller Gehölzbestand. Leider ist die prunkvolle Parkgestaltung von einst kaum mehr ablesbar. Wildaufwuchs, viele blickdichte Sträucher und die in die Jahre gekommenen Ausstattungselemente lassen den Park heute unattraktiv und unübersichtlich erscheinen. Der früher prägende Fluss ist heute kaum mehr wahrnehmbar. An dieser Stelle setzt das Entwurfskonzept an. Ziel ist es, zum einen Werse und Park wieder stärker als bisher miteinander zu verweben, dem Fluss sein naturnahes, frei mäandrierendes Erscheinungsbild zurückzugeben und diese Formensprache unter Berücksichtigung historischer Bezüge auf die Wegeführung zu übertragen. Die Parkanlage soll zu einem transparenten und abwechslungsreichen Naherholungsraum entwickelt werden, in dem neue und weiterentwickelte Orte für Begegnung, Bewegung, Spiel, Kunst und Naturerleben die vorhandenen Freiraumqualitäten sinnvoll ergänzen und neue Anziehungspunkte für alle Bevölkerungsgruppen schaffen.
Es erfolgt eine Zonierung in drei Bereiche mit unterschiedlichem thematischen Schwerpunkt. Der erste Bereich umfasst die Werseauenlandschaft; hier stehen die Aspekte Ökologie und Naturerlebnis im Vordergrund. Daran schließt der Parkbereich an, welcher sich in eine freie von markanten Einzelbaumgruppen akzentuierte Rasenfläche, die Kampenwiese, und einen schattigen Waldabschnitt gliedert. Der Waldbereich soll zu einem lichten Skulpturenwald entwickelt werden, welcher von Pflanzenbänder durchzogen wird. Diese finden sich in einer differenzierten Artenzusammensetzung auch im nördlichen Parkabschnitt wieder und zeichnen das um 1830 von Wassergräben durchzogene Überschwemmungsgebiet der Werse nach.
Die nördliche und östliche Parkkante wird als Heil- und Duftgarten verstanden. Hier prägen locker gestellte Obst- und Blütengehölze teilweise unterpflanzt von blütenreichen Stauden und Halbsträuchern das Bild und laden zum verweilen ein.
Die Anbindung des Parks an das nördlich angrenzende St. Franziskus-Hospital wird deutlich aufgewertet. Durch den Rückbau von Stellplätzen wird Raum für neue großzügige Treppenanlagen geschaffen und ein direkter Zugang über die zur Mischverkehrsfläche umgewandelte Robert-Koch-Straße ermöglicht. Bereits etablierte Wegeverbindungen werden weiterqualifiziert und neue Anknüpfungspunkte zum westlichen Werseufer und zum St. Vinzenz Areal hergestellt. Ungenutzte Wegeverbindung werden aufgegeben um den neuen weitläufigen Grünflächen Raum zu geben.

Werseaue
Der gerade Verlauf der Werse wird im Bereich des Parks in einen naturnahen Gewässerverlauf mit eingelagerten Inseln und flacheren Uferböschungen transformiert. Werse und Park werden wieder miteinander in Bezug gesetzt. Unterholz wird zur Verbesserung der Einsehbarkeit und Zugänglichkeit entfernt. Eine natürlich gestaltete Uferzone mit einer einheimischen Artenzusammensetzung bildet einen Lebensraum und Rückzugsort für Tiere. Im Uferbereich ergänzte Holzstämme sowie Ufer- und Störsteine bieten Kindern als auch Erwachsenen die Möglichkeit, Natur und Wasser hautnah zu erleben. Der westlich der Werse verlaufende überregionale Radweg wird leicht geschwungen separat von der Straße geführt. Uferbegleitende Sitzstufen und und Balkone ermöglichen ein längeres Verweilen am Wasser mit Ausblick auf die Rubberts Mühle und die Werseaue. Eine Schnittstelle zwischen natürlich geprägter Auen- und gestalteter Parklandschaft stellen die, unter ökologischen Gesichtpunkten überformten, stillen Wassergärten dar. Die ehemaligen Fontänenbecken bilden, mit Seerosen, Sumpfschwertlilien und Zwergbinsen besetzte, kleine pflegeextensive Feuchtbiotope.

Parklandschaft - Skulpturenwald und Kampenwiese
Als Wechselspiel von Schatten und Licht gliedert sich der Parkabschnitt in eine offene multifunktional nutzbare Rasenfläche. Der vorhandene Baumbestand wird auf wenige markante Einzelbäume reduziert, welche die historische Kampenwiese umspielen. Das ovale Rasenparterre von einst wird skizzenhaft mittels Sitzmaueren nachgezeichnet; ein triangularer wassergebundener Rundweg nimmt die historisch gegebene Formensprache und die vorhandenen Kleinarchitekturen in sich auf. Eine der Zick-Zack-Mauer vorgelagerte wassergebundene Fläche und ein zum Holzdeck umgewandeltes ehemaliges Wasserbecken eröffnen den Parkbesuchern Raum zum Sonnenbaden und Boule spielen und können bei Parkveranstaltungen ebenso als Tribüne genutzt werden. Im Südwesten ersteht formaufgreifend zum Rasenoval der Wasserspielplatz `Kampenwiese´ mit Sitzgelegenheiten, Sand- und Matschspielfläche sowie Spielgeräten, welche auch im Winterhalbjahr nutzbar sind.
Nördlich daran angrenzend erstreckt sich der Skulpturenwald. Der vorhandene Baumbestand wird um weitere exotische Parkbäume ergänzt und zu einem lichten Wäldchen entwickelt. Kunstskulpturen setzen in der erweiterten Ausstellungsfläche des Ahlener Kunstmuseums vor texturenreichen Schattenstaudenpflanzen Einzelakzente. Östlich daran anschließend befindet sich das tagsüber zugängliche Gelände von St. Vinzenz; es bietet das Potential zur Anlage eines Parkcafés mit einem zugehörigen halböffentlichen Lern- und Naturgarten.

Duft- und Heilgarten
Nach Norden zum St. Franziskus-Hospital hin werden die Pflanzenbänder zu einem Duft- und Heilgarten entwickelt. Das Thema der medizinischen Heilkräuter und Duftpflanzen setzt sich mit seinem von weiß bis ins rosa-violett reichenden Farbenspiel bis zum Krankenhauskomplex fort und stellt so neben den großzügigen Freitreppenanlagen einen weiteren Brückenschlag zwischen Hospital und Park her. Ein locker verteilter Baumhain aus hochstämmigen Fliederbäumen setzt im Frühling intensive Farb- und Duftakzente. Die verwendeten Arten wurden so ausgewählt, dass sie für Bienen und andere Insekten geeignete Futterpflanzen darstellen. Im Osten bildet ein locker gestellter Obstbaumhain einen fließenden Übergang zu den angrenzenden Privatgärten aus. Hängematten laden in diesen Bereich dazu ein, die Seele baumeln zu lassen.

Realisierung
Im ersten Bauabschnitt erfolgt der Parkausbau inklusive des neuen Wegenetzes und der Vegetationsarbeiten. Diese Maßnahmen bilden das Grundgerüst für die in einem Folgebauabschnitt zu renaturierende Werseaue sowie die im Parkbereich nachzurüstenden besonderen Austattungselemente wie: Wasserspielplatz, Sitzmauern, Holzdecks, und Bänke.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf orientiert sich an der bestehenden Wegestruktur und interpretiert diese in geschwungenen Verläufe mit Aufweitungen an den Kreuzungen um .
Die Vegetationsstruktur wird im Norden als offene, mit wenigen Bäumen bestandene Wiesenfläche inszeniert, im
Süden prägt ein dichter Baumbestand den Parkteil im Übergang zum Museum. Dies steht im Widerspruch zu den dort angedachten üppigen Flächenpflanzungen.
Das historische Oval wird durch zurückhaltende Einbauten nachgezeichnet, die historischen Fragmente darin werden wieder angemessen neu inszeniert.
Die Parkeingänge sind maßstäblich richtig formuliert, Sitz- und Spielsteine sinnvoll verortet.
Die dargestellte Renaturierung der Werse wird als Denkanstoß verstanden, ist aber im Budget nicht realisierbar.
Die vorgeschlagene Ausstattung und die zahlreichen Staudenflächen überfrachten den Park und sind im Hinblick auf die künftige Unterhaltung problematisch.
Form und Ausprägung des Spielplatzes -gerade im Umfeld der historischen Elemente- wirken beliebig, die zentrale Lage kommt aber den Wünschen der Stadt Ahlen entgegen.