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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2019

Schulraumerweiterung Herrenhof in Uzwil (CH)

1. Rang

Preisgeld: 16.000 CHF

raumfindung architekten gmbh

Architektur

graber allemann landschaftsarchitektur gmbh

Landschaftsarchitektur

wlw Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Wirkungsgrad Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

PIRMIN JUNG

Bauphysik, Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erweiterung der Schulanlage Herrenhof konzentriert sich auf den Perimeter westlich der Schöntalstrasse. In der ersten Etappe wird der 1967 erstellte Schulbau mit den geforderten Klassenzimmern nach Osten erweitert. Die zweite Etappe sieht einen Mehrzweckbau mit Singsaal, Schulküche und Turnhalle am nördlichen Parzellenrand vor. Zusammen mit den freigespielten Schulbauten ‚Altbau‘ und ‚1955‘ zonieren die Baukörper das Wettbewerbsareal in einer dem Ort und der Funktion entsprechenden Massstäblichkeit. Aufgrund der Topographie entstehen zwischen den Schulbauten zwei Pausenbereiche auf unterschiedlichen Niveaus. Die Schulhäuser werden über einen, diesen Niveausprung geschickt ausnutzenden, Verbindungsgang erschlossen. Durch den Abtausch von Spielwiese und Hartplatz entsteht zwischen Schule und Saalbau ein zusätzlicher Pausenplatz. Somit weist die neukonzipierte Schulanlage ein zusammenhängendes Netz unterschiedlich dimensionierter und abwechslungsreicher Aussenräume auf.
Die vorgeschlagene Erweiterung des Klassentrakts übernimmt die Logik des Bestandes: zwei im Grundriss abgetreppte Klassenzimmer mit einem dazwischen liegenden Gruppenraum und einer als Garderobe und Arbeitsbereich nutzbaren Erschliessungzone lassen eine gute Funktionalität erwarten. Durch den Einbau eines Lifts sowie entsprechender sanitärer Anlagen werden sowohl der Alt- wie auch der Neubauteil barrierefrei ertüchtigt. Vom unteren Platzniveau wird die Musikschule separat erschlossen. Der Hauptzugang befindet sich auf dem oberen Platz und führt an den zentral gelegenen Lehrerbereichen vorbei zum bestehenden Treppenhaus. Dieses führt in den Regelgeschossen jeweils in einen neu geschaffenen zentralen Korridorbereich, von welchem aus die beiderseits abgetrennten Klassentrakte zu erreichen sind. Die Erweiterung nimmt die bestehenden Geschosshöhen auf. Im Gegensatz zum bestehenden Massivbau wird die Umsetzung der Erweiterung als Holzelementbau vorgeschlagen. Ein gemeinsames Flachdach mit umlaufendem Dachabschluss und die Weiterführung von vertikalen Lisenen verleihen dem neu konzipierten Schulbau einen neuen einheitlichen architektonischen Ausdruck.
Der Mehrzweckbau bildet den nördlichen Abschluss des Schulareals. Ein zur Schöntalstrasse hin orientiertes Foyer kann unter Berücksichtigung der Höhenverhältnisse sowohl von der Schulseite wie auch von Norden für ausserschulische Nutzungen ideal erschlossen werden. Singsaal und Schulküche mit Nebenräumen werden direkt vom Foyer her betreten. Die Turnhalle mit angrenzendem Geräteraum befindet sich im Obergeschoss und wird über die zentrale Erschliessung erschlossen. Sowohl im Grundriss wie auch im Schnitt wechseln sich kompakte mit grosszügigen Raumstrukturen ab. Insbesondere die Anordnung von hohen und niedrigen Räumen im Schnitt lassen interessante Sichtbezüge zu. Die grosszügig strukturierten Fassaden mit offenen und geschlossenen Teilen entsprechen sowohl der Funktion wie auch der konstruktiven Umsetzung als Holzbau.
Der Perimeter östlich der Schöntalstrasse bleibt, mit Ausnahme der Erstellung der Spielwiese, unangetastet. Die kompakten Volumetrien, die konzentrierten strukturellen Eingriffe in den Bestand sowie der geringe Landverbrauch durch lediglich einen Anbau und einen Neubau lassen eine wirtschaftliche Lösung sowohl für die Erstellung wie auch den zukünftigen Unterhalt erwarten. Unklar ist, in welchem Umfang die Ertüchtigungen der Altbauten erfolgen, insbesondere was die Erweiterung des Klassentrakts ‚1967‘ zu einem neuen Ganzen anbelangt.
Die überraschende Komposition von Neu- und Altbauten schafft einen neuen Ort. Die heute kleinteilige, verwinkelte Schul¬anlage wird durch die Neuorganisation zu einer grosszügigen Anlage. Der Ortswechsel von Hartplatz und Spielwiese wird positiv gewertet. Im Unterschied zum Rasenfeld ist der Hartplatz zwischen den Schulbauten bei jedem Wetter nutzbar und bietet daher auch für die Pausenzeit einen attraktiven Raum.
Die gedeckten Verbindungen zwischen den Schulbauten erfolgen auf selbstverständliche Weise. Sie binden sich gut in das Gesamtensemble von Freiraum- und Baukörper ein. Mit der klaren Gliederung und Nutzung der topographischen Gegeben¬heiten entstehen interessante räumliche Bezüge zwischen den unterschiedlichen Ebenen.
Der Lindenhof als zentraler Eingangs- und Pausenplatz verbindet sich über einen Treppenlauf mit dem oberen Spielhof und stellt eine stufenlose Verbindung zum Hartplatz her. Die klare räumliche Trennung zwischen Spiel- und Aufenthaltsflächen einerseits sowie motorisiertem Verkehr anderseits gewährleistet ein sicheres Schulareal.
Die verblüffend einfache und selbstverständliche Konzeption des sorgfältig ausgearbeiteten Projektes Lindenhof überzeugt. Den Verfassern gelingt es, das geforderte Raumprogramm so auf dem westlichen Teil des Perimeters anzuordnen, dass trotz Verdichtung ein neues und in sich differenziertes Schulensemble mit wohlproportionierten und sehr gut nutzbaren Freiräumen entsteht.