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Einladungswettbewerb | 11/2007

Verwaltungsneubau Bauverein zu Lünen

Blatt 1

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1. Preis

Schreiter Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Der Stadtkern Lünens hat sich in den vergangenen Jahrzehnten durch den Bau von Umgehungsstraßen neu definiert. Historische Stadttorsituationen erschließen sich heute erst nach Betreten des neu gefassten Kerns.
Die resultierenden neuen Entrées sind allerdings wenig definiert. Bestehende Verkehrsführungen stehen im Widerspruch zu diesen Eingangssituationen.
Während die Südseite der Viktoriastraße eine geschlossene Bebauungsstruktur aufweist, wird die eigentliche Kernzone aufgrund einer Vielzahl von Freiflächen nicht deutlich ausformuliert.

Der Neubau des Bauvereingebäudes soll diese Situation im Bereich zur Lange Straße qualitativ verbessern.
Das geplante zweigeschossige Gebäude bildet sowohl die Straßenkante der Viktoriastraße bei Aufnahme der prägenden Höhen als auch den Straßenverlauf der Lange Straße und nimmt die Westkante des bestehenden Pfarrheims auf.
Durch die Zurücknahme der Fassade im Nord-Osten und der hier platzierten Eingangshalle orientiert sich der Bau eindeutig in Richtung Innenstadt.
Der hierdurch entstehende hervortretende Quader im Süd-Osten ist von der Kreuzung Viktoriastraße / Kurt-Schumacher-Straße sichtbar und leitet die Besucher zu Bauverein und Innenstadt. Aus Richtung der Fußgängerzone findet der Betrachter in dem Gebäudevorsprung einen Endpunkt, der als Abschluss des innerstädtischen Kerns dient.
Die Südfassade tritt in den Dialog mit dem bestehenden Mercedes-Benz-Gebäude aber auch seinem potenziellen Nachfolger. Die ausgeprägten Kanten der Gebäude auf beiden Seiten der Lange Straße markieren durch den kontrastreichen Wechsel von Bauwerk und grüner Allee in angemessener Weise den Eingang in die Stadt


Gebäudestruktur
Auf quadratischem Grundriss entsteht ein kraftvoller Baukörper aus drei Elementen, der sich mit einer verglasten Eingangs- und Begegnungshalle mit offener Atriumzone zur Lange Straße öffnet.
Die unterschiedlichen Bauwerkstiefen und die damit verbundenen Nutzungen unterstreichen die Ausrichtung des Gebäudes zur Innenstadt. Die Halle ist Ost-West-orientiert und wird von der Lange Straße betreten. Gleichzeitig dient sie mit ihrer offenen Treppe und dem verglasten Aufzug als Verteiler für die inneren Funktionen. Hierdurch entsteht ein Gebäude der kurzen Wege.
Im Süden werden die Nutzflächen wegen der hohen Schallbelastung auf Einzelräume bei geringer Bauwerkstiefe reduziert. Im Westen erfolgt der Übergang über größere Büros bis hin zu Gruppenbüros, die in einer offenen Bürolandschaft im nördlichen Gebäudeteil bei doppelter Raumtiefe angeboten werden.
In den Gebäudegrundriss sind frei angeordnete Körper eingestellt, die unbelichtete Nebenräume beinhalten. Durch ihre Stellung zueinander grenzen sie einzelne Nutzungseinheiten voneinander ab ohne diese vollständig zu trennen. So werden die aufeinander angewiesenen und in ihren Abläufen verknüpften Abteilungen in eine räumliche Abfolge gebracht, die ihrer inneren Organisation entsprechen. Reine Verkehrsflächen werden auf ein Minimum reduziert. Die eingestellten Kuben sind mit edlen Hölzern belegt und vermitteln den Nutzern und Besuchern Wärme und Wertigkeit.


Fassade
Die Bekleidung der Fassaden erfolgt durch großformatige Werksteintafeln, die durch Beigabe von Natursteinmehl und Pigmenten eine weiße, samtig anmutende und witterungsbeständige Oberfläche von hoher haptischer Qualtität erhalten.
Im Bereich der Geschossdecken gliedern horizontale Werksteinbänder das Gebäude, zwischen denen im Wechsel Fenster- und Werksteintafeln in je drei Formaten eingesetzt werden.
Im Einklang mit Gebäudeorientierung, innerer Nutzung und bestehender Belastung durch die Viktoriastraße wird bei mehrheitlicher Verwendung der kleinen Fensterformate im Süden ein eher geschlossener Eindruck vermittelt, während zum Norden hin die Anteile offener Fensterflächen überwiegen und für Großzügigkeit und Transparenz sorgen, die ihren Höhepunkt in einer Eckverglasung der Abteilung „Vermietung“ findet.
Die freie Positionierung von Fenstern und geschlossenen Wandtafeln bietet ein hohes Maß an innerer Flexibilität. Auch die Hausmeisterwohnung kann ohne Duktuswechsel integriert werden.
Die Halle erhält zur Straße und zum Atrium eine vollverglaste Fassade als Pfosten-Riegel-Konstruktion. Das Dach wird als verglastes Sheddach ausgebildet. Dieser hohe Grad an Transparenz sorgt sowohl am Tag als auch in der Nacht für eine einladende Fernwirkung mit Leuchtkraft.



Konstruktion
Das Bauwerk wird als Stahlbetonkonstruktion erstellt.
Basierend auf einem Raster von 8,10 m können sowohl Tiefgarage als auch die Obergeschosse kongruent konstruiert werden. Als Geschossdecken kommen Hohlkammerdecken zur Ausführung. Alle inneren Trennwände werden in Leichtbauweise eingebaut. Außenwände werden - auch als Speicherfläche - massiv erstellt.


Freiräume
Die bestehende Qualität der grünen Umgebung wird aufgenommen und durch die Entstehung neuer Kanten gestärkt. Der Zugang zum Gebäude wird als geneigte Ebene gepflastert und erhält eine zurückhaltende Gestaltung. Das Atrium als kontemplativer Raum wird mit einem Kiesbeet, einem Wasserbecken und einem Baum gestaltet und durch wiederkehrende Elemente eng mit der Halle und dem Vorplatz verwoben.


Ökologisches Konzept
Eine Reduktion des Energieverbrauchs auf ein absolutes Minimum ist das Ziel des Entwurfs. Über Erdwärme wird die Fußbodenheizung der Geschossebenen betrieben. Gleichzeitig kann diese Energiequelle über einen Wärmetauscher zu Kühlzwecken im Sommer herangezogen werden. Durch ein hohes Maß an Wärmedämmung werden die Energieverluste ebenso reduziert wie durch die Verwendung einer kontrollierten Belüftung. Die Option, Fenster zu öffnen, bleibt erhalten.
Die Elektrizität für diese Technik und für die Beleuchtung wird über eine Photovoltaik-Anlage erzeugt, die - integriert in den Sheddächern der Halle - optimal nach Süden ausgerichtet ist und gleichzeitig die Verschattung der Glashalle bei diffusem Lichtdurchlass übernimmt.
Die flach geneigten Dächer erhalten eine extensive Begrünung.


Strukturkonzept 2030 - Grünräume / Stadträume
Die bisher nicht eindeutig definierten Grünflächen der südlichen Innenstadt sollen auf ihre starken Elemente reduziert werden. Zukünftig bleiben nur noch der Wallgang und der Kirchplatz der Herz-Jesu Kirche bestehen Durch ihre Alleinstellung gewinnen sie an Qualität. Die ausfransenden Nebenplätze des südlichen Stadteingangs, die Restfläche zwischen Kirchplatz und Wallgang, die Brache vor dem Kempfhaus und die Restflächen auf dem Areal des Mercedes Autohauses werden mit hochwertiger Bebauung belebt und bilden zukünftig ein neues Quartier mit eigenem Charakter. Dabei orientieren sich die Gebäude entlang der Viktoriastraße an der Vorgabe des Bauverein-Neubaus. Im Norden folgen kleinteiligere Baukörper, die erdgeschossig miteinander verbunden sein können.
Auch die Viktoriastraße soll durch eine Folge von Verwaltungsbauten zwischen Lange Straße und Leezenpad deutlicher ausformuliert werden.
Nördlich des Bauverein-Neubaus entsteht - als Verlängerung der Scharoun-Schule - eine neue Grundschule in zweigeschossiger Bauweise, die bestehende Gebäudekanten aufnimmt, das Pfarrheim ersetzt und dem Kirchplatz eine südliche Begrenzung gibt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf nimmt die großen Linien des Stadtgrundrisses auf und entwickelt ein einprägsames Gebäude mit einer klaren Orientierung zum Stadteingang an der Lange Straße.
Sowohl der Blick von der Innenstadt wie auch von der Kurt-Schumacher-Straße zeigt die gestalterische Qualität des Baus. Das gläserne Foyer eröffnet die Zugänge zu den anschließenden Räumen und zu einem grünen Hof. Die Raumfolgen innerhalb der Grundrisse sind flexibel. Der Wechsel von größeren und kleineren Fensteröffnungen folgt den Bedingungen der angrenzenden Belastungen der Straßenräume -- damit wird eine hohe Arbeitsraum-Qualität wie auch eine gestalterische Differenzierung erreicht. Auch wirtschaftliche wie auch ökologische Aspekte sind gut berücksichtigt. Insgesamt bietet dieser Entwurf besonders gute städtebauliche, funktionale und gestalterische Qualitäten.
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