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Verhandlungsverfahren | 05/2019

Freianlagenplanung – Umgestaltung des Willy-Brandt Platzes in Stolberg (LPH 4-9)

Zuschlag

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee

Stolberg, die Kupfer- und Messingstadt hat eine lange Geschichte. Unweit der Altstadt und in Sichtweite der Burg liegt der Willy-Brandt-Platz. Er bildet das südliche Stadtentrée und den Auftakt in die Fußgängerzone. Der Entwurf stellt die klare und deutliche Verbindung zwischen Bahnhof, Altstadt und historischem Stadtkern über den Willy-Brandt-Platz heraus. Hierbei wird besonderen Wert auf eine qualitätvolle Aufwertung des Stadtraumes und des historischen Umfelds gelegt. Das Konzept entwickelt ein klares Raumkonzept und eine zeitlose Gestalt- und Materialsprache inspiriert durch die Geschichte des Ortes. Dabei bekommt der Willy-Brandt-Platz eine neue Gewichtung: Die großzügige, locker mit Bäumen überstellte, rechteckige Platzintarsie definiert eine zentrale Aufenthaltsfläche. Der Entwurf inszeniert den Bereich um den Willy-Brandt-Platz zu einem prägnantem, offenen Stadtraum und schafft einen neuen unverwechselbaren Aufenthaltsort innerhalb des historischen Stadtgefüges.

Durch den neuen Rahmen wird der Willy-Brandt-Platz klar zoniert und optisch zu einem Raum mit einem Innen und Außen. Dabei erstreckt sich die Intarsie nach Osten über die Zweifaller Straße hinaus und rückt die Dominanz des motorisierten Verkehrs in den Hintergrund. Der Raum wird fühlbar größer und nutzbarer. Platz- und Straßenbereich bilden eine Einheit und gehen höhengleich, allein getrennt durch eine Pflasterrinne ineinander über. Die Platzgestaltung erfolgt als Mischverkehrsfläche. Sie vermittelt das gleichberechtigte Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer. Der motorisierte Verkehr wird entschleunigt, der Platz für Fußgänger und Radfahrer attraktiviert. Die Platzintarsie wird mit breiten, farblich changierenden Plattenbändern ausgepflastert und verbindet Ausstattung und Funktionen. So kann der Platz in Zukunft besser als bisher u.a. als Veranstaltungsort für Feste oder Märkte dienen.

Vegetation und Ausstattung

Der Galminusbrunnen bleibt erhalten und ist weiterhin ein Hauptbestandteil des Platzes. Ein Fontänenfeld in der Platzmitte ergänzt das Wassererleben und sorgt für attraktive Impressionen und vielfältige Spielmöglichkeiten. Neben dem Wasser beleben ein Zusammenspiel aus Bestandsbäumen und Neupflanzungen den Platz. In der Mitte des Willy-Brandt-Platz werden drei neue Rotahorn-Bäume (Acer rubrum) gepflanzt. Durch ihren kräftigen roten Austriebs- und Herbstaspekt entsteht ein besonderes optisches Highlight, das subtil an die Geschichte der Metallverarbeitung in Stolberg erinnert. Die lockere Baumstruktur schafft ein spannendes Wechselspiel aus Licht und Schatten.

Alle Ausstattungslemente werden aus einem Form- und Farbkatalog entwickelt, der auf die Stolberger Tuchmacher- und Metallverarbeitungstradition Bezug nimmt. Grundfarbe bildet ein gedecktes kupferbraunrot.
Hochwertige in diesem Ton gehaltene Metallrundbänke mit Holzauflagen sind um die Bäume verteilt und schaffen neue Sitzangebote. Die skulpturale Bushaltestelle in der Platzmitte ist mit einer kupferbraunroten Rahmenkonstruktion versehen und setzt einen optischen Akzent. Durch die Farbe und die bronzefarbenen Streckmetallbleche in den Wand- und Dachelementen nimmt sie das Thema der örtlichen Webstoff- und Metallmachertradition auf.

Für eine optimale Ausleuchtung des Platz- und Straßenraums werden Lichtstelen flankierend an der Zweifaller Straße sowie an der Aachener Straße aufgestellt. Auf dem Platz sorgen Mastleuchten für eine zusätzliche Beleuchtung. Bodenstrahler inszenieren die Bäume als Hauptdarsteller des Platzes und ihr herbstliches Leuchtfeuer.

Der Bereich der Aachener Straße bis zum Steinweg ist geprägt durch eine homogene Gestaltung. Das vorhandene Kunstobjekt bleibt erhalten, die vorhandene Kastanie ist abgängig und muss gefällt werden. Sie wird durch eine Rot-Eiche (Quercus rubra) ersetzt. Die vorhandenen Kugelakazien entfallen zur Schaffung klarerer Sichtbeziehungen.


Oberflächengestaltung

Die umlaufenden Wege und Straßenbereiche und die Aachener Straße bis zum Steinweg erhalten einen einheitlichen Oberflächenbelag. Als durchgehender Pflasterteppich werden Fahrbahnen und Seitenräume mit einem mittelformatigen Natursteinpflaster (Granit, ca. 15-22x15x12cm) mit bruchrauhen Kanten im römischen Verband ausgelegt. Die grau-braun-rötliche Farbigkeit ist abgestimmt auf die Vielfalt der Materialien der historischen und z.T. modernen Fassaden in der Umgebung und vermittelt ein lebhaftes Bild. Die Oberfläche ist glattgeflammt und sorgt für eine gute Begehbarkeit. Auf dem Willy-Brandt-Platz selbst werden größer formatige Natursteinplatten (Granit, ca. 30-45x30x12cm/25-40x25x12cm/20-35x20x12cm) in Hauptlaufrichtung (45 Grad Winkel) verlegt. Im Kontrast zur lebhaften Farbigkeit des Umgebungspflasters sind sie in einem zurückhaltenden Grau bis Graubeige mit gesägten Seitenflächen gehalten. Als funktionales Gliederungselement und zur optischen Abgrenzung zwischen den verschiedenen Verkehrs- und Bewegungszonen werden Pflasterrinnen mit Stich (weiche Trennung) vorgesehen.


Verkehr

Die Haltestellen des ÖPNV werden zentralisiert und barrierefrei ausgebaut. Der Seitenraum wird im Bushaltestellenbereich angehoben (Busbord 16cm), so dass ein komfortables Ein- und Aussteigen möglich wird. Für das Plangebiet sind Pflasterinnen als Zonierungselemente vorgesehen. Damit werden die unterschiedlichen Nutzungsflächen optisch voneinander getrennt: Eine 6,5 m breite Fahrbahn, die für den Begegnungsverkehr Bus/Bus ausgelegt ist, wird durch die Pflasterinnen nachgezeichnet. Der Parkstreifen wird auf 2,20 m Breite festgelegt. Um beidseitig harte Kanten im Bereich des Willy-Brandt-Platzes zu vermeiden, wird die Haltestelle an der Zweifaller Straße in Fahrtrichtung Nord nach Süden auf Höhe des Heinrich-Böll-Platzes verlegt.

Die Aufenthaltsqualität auf dem Willy-Brandt-Platz wird durch die Verlagerung der Parkstände weg von der zentralen Platzfläche erhöht. Um dies zu kompensieren werden auf der Zweifaller Straße Längsparkstände in nördlicher Fahrtrichtung ausgewiesen. Es sind 12 Parkplätze entlang Zweifallerstraße und 3 Parkplätze vor dem Pförtnerhaus vorgesehen ( Bestand 15; Bilanz plus minus 0). Der Radverkehr kann wie gewohnt über die Zweifaller Straße geführt werden. Die E-Auto Ladesäule wird in den nördlichen Platzbereich versetzt und durch eine E-Bike Ladesäule ergänzt. Insgesamt sind ca. 30 Fahrradabstellplätze vorgesehen (15 Fahrradbügel).

Auf eine Beschilderung wird wird weitestgehend verzichtet. Die Höchstgeschwindigkeit wird auf 30 km/h beschränkt. Als Verkehrsregelung wird Rechts-vor-Links empfohlen.

Die vorfahrtsgeregelten Knotenpunkte sind leistungsfähig und gemäß durchgeführten Nachweisen werden sie nach der Umgestaltung auch leistungsfähig bleiben. Für die angrenzende Einmündung ergibt sich ein maximaler Rückstau von 7m; das Befahren der Stellplätze am Pförtnerhaus ist demnach uneingeschränkt möglich.


Barrierefreiheit

Um die Barrierefreiheit zu gewährleisten, werden an den Haltestellen die Randbereiche angehoben bzw. Fahrbereiche abgesenkt. Zusätzlich werden sie mit taktilen Elementen zur besseren Auffindbarkeit ausgestattet. Taktile und kontrastierende Elemente werden gestalterisch mit in das Gesamtkonzept einbezogen. So kann die Rahmung der Intarsie ebenfalls als Leitelement dienen. Im übrigen Bereich werden die Leitlinien möglichst an den Hauskanten geführt. Es soll eine gestalterisch und funktional optimale Lösung zur Leitung eingeschränkter Personen zwischen Altstadt und Burgcenter/Bahnhaltestelle gewährleistet werden.