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Einladungswettbewerb | 11/2007

Fassadengestaltung Forum Mönchengladbach

Perspektive Eingang Viersener Straße mit Tunneleinfahrt

Perspektive Eingang Viersener Straße mit Tunneleinfahrt

1. Preis

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

  • Mitarbeitende:

    André Zweering, André Zweering, Kerstin Kimpeler, Britta van Hüth, Ruth Gierhake, Felix Engelhardt, Annegret Kufferath

Erläuterungstext

Haus an Haus


Leitidee

Zwei sich scheinbar widersprechende Anforderungen sind zu erfüllen:
Zum einen gebührt dem neuen Forum eine seiner Bedeutung entsprechende Signifikanz, d.h. aus jeder Blickrichtung im städtischen Kontext muss die Widererkennbarkeit des Gebäudes gewährleistet sein. Zum anderen erfordern die unterschiedlichen Nachbarschaften zwischen Kaufmannstadt im Süden und Bürgerstadt im Norden unterschiedliche Antworten.
Diese hohe Anforderung erfüllt der vorliegende Vorschlag durch die Wahl eines Fassadensystems mit durchgängiger Materialität und einem kartesianischen Liniensystem, welches die Maßstäblichkeit und Körnung der Fassaden an den jeweiligen Nachbarschaften ausformuliert. Wie im mondrianschen Bildaufbau werden unterschiedlich große Fensterflächen in das Bild der Linien gesetzt, wobei darauf geachtet wurde, dass jede an die Fassade grenzende Shopfläche ein Fenster (die so genannten Schau-Fenster) erhält und die Größe des Fensters Hinweise auf die Größe des Shops gibt. Eine Kommunikation zwischen Stadtraum und Gebäudeinhalt wird somit ermöglicht.
Ein zweites System aus so genannten Licht-Fenstern ergänzt die Fassadenkomposition. Wie bei den Wohn- und Geschäftshäusern der Umgebung erhält somit auch die neue Fassade des Forums ein Spiel aus Öffnungen unterschiedlicher Licht- und Tiefenwirkung. Diese atmosphärische Verwandtschaft macht zusammen mit der differenzierten Maßstäblichkeit und Körnung der Fassadenstruktur aus dem Neubau einen „guten Nachbarn“.


Fassadensystem, Materialität und Farben

Grundlage für die neue Fassade ist ein markteingeführtes Fassadensystem (z.B. STO VENTEC) bestehend aus einer hinterlüfteten Trägerplatten aus Blähglasgranulat, einem umweltfreundlichem Baustoff aus Recyclingglas, mit dahinter liegender mineralischer Dämmebene. Darauf werden auf Gitternetzen vorfixierte Glasfliesen in der Größe 10x10cm geklebt und vor Ort verfugt.
Der gesamte Fassadenaufbau aus Beton, Mineralwolle, Aluminium-UK, Trägerplatte aus Blähglasgranulat und Glasfliesen besteht somit aus recyclingfähigen und/oder bereits recycelten Materialien!
Die Glasfliesen sind auf Ihrer Rückseite emailliert, was ein irisierendes Farbenspiel auf der Gebäudehülle hervorruft. Es existieren gebaute Beispiele dieses Systems.
Die Wahl eines solchen einschaligen durch gebaute Beispiele erprobtes Fassadensystem sichert dem Bauherren eine hohe Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit und keine Mietflächenverluste, die ein zweischaliges Fassadensystem sicherlich zur Folge hätte.
Das bewährte System wird mit Hilfe eines neu eingeführten Liniensystems aus Aluminiumprofilen variiert, welches auf die Maßstäblichkeit der verschiedenen Stadträume reagiert. Versprünge in den Trauf- und Sockellinien simulieren Parzellenteilungen, was die Fassaden in der Bürgerstadt als Haus an Haus - stehend lesbar macht. An diesen Seiten werden senkrechte Fassadenlinien entsprechend über die ganze Gebäudehöhe durchgeführt. Zur Kaufmannstadt (vgl. Fassade Hindenburgstrasse) werden die senkrechten Linien gebrochen, was die Fassade als eine große repräsentative Front mit großzügiger Eingangsgeste lesbar macht. Das mondriansche Linienspiel überspielt hier die Profanität der Nutzungen über dem Haupteingang, sodass die notwendige Großzügigkeit an diesem Ort erhalten bleibt.
Über die gewählten Farben wird die Geschichte des Ortes abgebildet. Die Farben des bisherigen städtischen Fokus an diesem Ort, dem Theaterbau leben in dem Neubau des Forums weiter: weiss (Primärstruktur des Theaters, in Zukunft Farbe des Sockels und der Dachaufbauten), schwarz (die Fensterrahmen des Theaters, in Zukunft Farbe des Fassadengrids und der Fensterprofile) und weißgrün (das Muster der jetzigen für die museale Interimsnutzung vorgehängten Drucke, welche wiederum aus dem Fassadendetail des vorgehängten Brüstungselements des Balkons generiert wurden, in Zukunft die Farbe der Fliesen auf den Fassaden).


Veränderte Kubaturen

Die vorgegebene Kubatur bleibt bis auf wenige Ausnahmen unverändert.
Zur Hindenburgstraße wird der angedachte Fassadenrücksprung bis in das Obergeschoß fortgeführt, um einen angemessen repräsentativen Eingang entstehen zu lassen. Der Ein- und Ausgang in der Kleiststraße wird über einen spitzwinkligen Gebäudeeinschnitt „umgelenkt“ und erhält so seine stadträumlich notwendige Ausrichtung und Fernwirkung zum Adenauerplatz.
Die vorgegebene Kubatur zur Viersener Straße wird sowohl stadträumlich als auch in seiner Flächenentwicklung optimierbar empfunden. Da hier die bisherigen Intentionen während der Bearbeitungsphase nicht verifizierbar waren, werden zwei alternative Lösungen auf den Plänen angeboten. Zum Einen der Erhalt der vorgegeben Kubatur, zum anderen eine baukörperliche Ausformulierung, welche auf die beiden Straßen Croonsallee und Viersener Straße mit zwei Gebäudeköpfen reagiert, welche diese Stadträume jeweils zu einem definierten Abschluss führen.
Auf den neuen „Gesichtern“ wird – auch hier wieder in differenzierter Maßstäblichkeit und Körnung – notwendige Werbefläche verortet. Zur Croonsallee ist in eine ganz schwach dimmende abstrakte Glasmosaikfläche eine kleinere Einheit von Mieterwerbung eingeschrieben, wohingegen zur Tunneleinfahrt eine vollflächig mit Werbung strukturierte Fläche auf die weite Perspektive des Betrachters reagiert.
Der Übergang zum Parkhaus an der Viersener Straße wird baukörperlich ausformuliert. Hier sollen das Forum, die Auffahrspindel und das Bestandsparkhaus als drei unterscheidbare Volumen im Stadtraum wahrnehmbar sein, um ein großvolumiges Ineinandergreifen zu vermeiden. Beim Bestandsparkhaus wird vorgeschlagen – ohne dass dies aufgrund der Eigentumsverhältnisse in der Wettbewerbssituation verifizierbar ist – die jetzigen Fassadenplatten abzunehmen und durch eine vorgesetzte rautenförmige begrünte Netzstruktur zu ersetzen, was die Durchlüftungssituation in dieser Garage bei zusätzlicher Stärkung des CO2-Mikrohaushalts stark verbessern würde. Die Auffahrspindel sollte zur Vermeidung einer undefinierten „Lücke“ im Stadtbild als Volumen ausgebildet werden. Um deren gute Durchlüftung zu gewährleisten und um eine sauber gerundete Form ausbilden zu können wird ein weiss beschichtetes Lochblech mit vertikaler Langlochung vorgeschlagen.


Maßstäblichkeit, Körnung und Beleuchtungskonzept

Durch das Linienspiel der Fassaden werden die Größen der Glasmosaikfelder und Fenster variiert. Der Unterschied der Fassaden- und Fensterflächen zeigt sich in der Betrachtung der Fassaden von Hindenburg- und Yorckstraße. Auf den verbindenden Seiten der Croonsalle und Kleiststraße wird die Körnung – ablesbar an Fenstergrößen und Parzellierungen durch die Versprünge der Trauf- und Sockellinien – jeweils zur Bürgerstadt hin verfeinert.
Die Schau-Fenster ermöglichen Einblicke und Ausblicke, den Einfall von Tageslicht in die Shops und die Kommunikation zwischen Shop und Kunde. Die unterschiedlichen Licht- und Materialstimmungen der Shopeinbauten beleben zusätzlich das Fassadenspiel. An sonnigen Tagen erinnert das Material der rückseitig emaillierten Glasfliesen in seiner Wirkung an Perlmutt und zeichnet je nach Lichtstimmung ein wechselnd verschwommenes Bild der Umgebung. An trüben Tagen und in der Dämmerung beginnen die so genannten Licht-Fenster matt zu dimmen und beleben auf diese Weise das Fassadenspiel. Dies jedoch auf eine zurückhaltende und angemessene Art – vergleichbar dem Licht hinter den Vorhängen der benachbarten Wohnbauten. Ein erst bei Dunkelheit wahrnehmbares schwaches Linienlicht, welches die Fassadenlinien nachzeichnet, lässt auch bei Dunkelheit die geschlossenen Fassaden nicht als große massige Fläche erscheinen, ähnlich der Gesimse der vereinzelt noch erhaltenen Gründerzeithäuser der Umgebung deren Schatten selbst im Mondschein noch Struktur und Tiefe erzeugen.
Ergänzt wird das Beleuchtungskonzept durch das Konzept für die Fassadenwerbung. Diese ist an Stellen mit Weitenwirkung in Glasvitrinen zusammengefasst, welche ebenfalls beleuchtet werden.
Sämtliches Licht wird dynamisch eingesetzt. Abhängig von der Umgebungshelligkeit wird die Leuchtstärke reguliert. In den Abendstunden wird nach Geschäftsschluss die Beleuchtung in der Bürgerstadt gleitend gedimmt, sodass Störungen der Wohnungen und der Umwelt vermieden werden.
Perspektive Hindenburgstrasse

Perspektive Hindenburgstrasse

Perspektive Kleiststrasse

Perspektive Kleiststrasse

Nachtansicht Yorkstraße

Nachtansicht Yorkstraße

Tagansicht Kleiststrasse

Tagansicht Kleiststrasse

Ansicht Viersener Strasse mit Tunnel

Ansicht Viersener Strasse mit Tunnel