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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2019

Um- und Neubauten für das Berufsbildungszentrum Basel-Landschaft in Muttenz (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 50.000 CHF

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

vetschpartner Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

WSP Suisse AG

TGA-Fachplanung

Timbatec Holzbauingenieure

Brandschutzplanung

Mettler+Partner AG

TGA-Fachplanung

Cockpit Projektmanagement AG

Projektsteuerung

studio durable - Planung und Beratung GmbH

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgangspunkt der Entwurfsverfasser ist die bestehende Gliederung der Gesamtanlage in einen Sockel und aufgesetzte Hochbauten. Das Sockelgeschoss wird auf allen Seiten von Gebäuden eingefasst und stadträumlich eingebettet. Jedes Gebäude ist eigenständig ab Terrassenniveau erschlossen, die horizontalen Erschliessungswege unter der Terrasse dienen ausschliesslich der Anlieferung und Logistik. Trotz Ihrer Grösse bleibt die Gesamtanlage somit für den Besucher übersichtlich und einfach in der Adressbildung. Das Durchfahren des Sockels mit Lieferwagen ist aus Sicht der Jury allerdings zu aufwändig.
Die Typologie der Neubauten, Werkstattgebäude im Norden und Aula-/Mensagebäude im Süden, lehnt sich an die bestehenden Gebäude an: Ein zentral angeordneter Erschliessungskern mit offener, geradläufiger Treppenanlage bietet flexibel nutzbare Flächen entlang der Fassaden.
Die Berufsschule wird um zwei Geschosse erhöht, zwei neue Treppenhäuser erlauben es, die bestehende grosszügige Treppenanlage zwischen zwei Geschossen offen auszubilden: Jeweils zwei Regelgeschosse werden somit zu attraktiven Unterrichtseinheiten zusammengebunden. Die Erschliessung der Turnhalle über die Terrasse ist für die angestrebten Vereinsnutzungen nicht ideal, ihre interne Erschliessung im Sockelgeschoss ist unattraktiv.
Den architektonischen Ausdruck entwickeln die Verfasser aus dem architektonischen Duktus der 70er- Jahre: Die Filigranität der vertikalen Elemente soll beibehalten werden, die horizontalen Brüstungs- und Sturzelemente aus Textilbeton sind bewusst breiter ausgebildet und reduzieren den Glasanteil der Fassade. Das Fassadenmotiv wird in Variationen auf alle Gebäude angewendet und verleiht dem Ensemble eine überzeugende Gesamtwirkung. Die hohen Sturzelemente am Schulhaus werden in der Jury kontrovers diskutiert. Das Gebäude erhält dadurch eine Leichtigkeit im Ausdruck, die mit der mineralischen Materialisierung spielt, der Lichteinfall in die Raumtiefe wird jedoch reduziert.
Die Bauweise des Turms ist so gewählt, dass keine oder nur vereinzelte Verstärkungen aufgrund der Mehrlasten nötig sind. Die Erdbebensicherheit wird durch eine Kernerweiterung nach Norden erreicht, wobei die Anordnung (bezüglich Steifigkeit) leicht asymmetrisch gewählt wurde.
Der prominent auf der SEK II-Terrasse liegende Pergolagarten auf dem Dach der Turnhalle ist ein überraschendes und starkes atmosphärisches Freiraumangebot im Zentrum der Schulanlage. Schmale und breitere Terrassenflächen bieten unterschiedliche Pausenräume, die Pergola ergänzt diese jedoch um einen ganz neuen Gartenraum. Ein weiteres willkommenes Angebot im Freiraumgerüst ist die Nutzung der Südostterrasse als Schulgarten, dieser kann in den Pausen als kleinteiliger Rückzugsort genutzt werden.
Der Grünzug ist grosszügig als Aufenthaltsbereich angelegt und freigehalten von jeglichen Infrastrukturen. Sein Auftakt als Platz verleiht ihm eine gute Öffentlichkeit, und durch die Verlegung des SEK II Platzes an den Kopf des Grünzuges kann der Aufgang zur Terrasse mit einer entspannten 4,8-Prozent-Steigung angeboten werden. Auch die Abgrabungen entlang der Gebäude sind dank der sanft geneigten Wiesenflächen gut gelöst. Die restlichen Bereiche im Umfeld der Schule, die orthogonal angeordneten Heckenräume, sind durchweg mit Sportnutzungen oder Infrastruktur gefüllt und wirken stark introvertiert. Eine entspanntere und einladendere Geste gegenüber dem Quartier wäre hier wünschenswert.
Gesamthaft handelt es sich um einen Entwurf, der die Wesenszüge der vorhandenen Architektur respektvoll aufgreift und mit zeitgemässen Mitteln neu interpretiert. Mit der erhöhten Gartenanlage erfährt die Terrasse eine neue Deutung, die von der Jury ausdrücklich gewürdigt wird. Das Bild einer Gebäudegruppe mit verbindender Plattform ist konsequent auf die Erschliessungssysteme der Einzelbauten übertragen und städtebaulich überzeugend. Die innere Organisation der Hochbauten ist robust und verspricht viele Nutzungsmöglichkeiten. Die Organisation des Sockelbereiches vermag aber nicht zu überzeugen und führt im Quervergleich zu einem verhältnismässig grossen Gebäudevolumen.