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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2019

Um- und Neubauten für das Berufsbildungszentrum Basel-Landschaft in Muttenz (CH)

5. Rang / Ankauf

Preisgeld: 10.000 CHF

Dürig AG Architekten

Architektur

Kuhn Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Dr. Deuring + Oehninger AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Unter dem Stichwort «Re-use» erläutern die Verfasser ihr Anliegen die Schulanlage materiell und ideell weiterzuverwenden, was aufgrund der gleichbleibenden Funktion wie auch der grossen Klarheit der Anlage aus den 60er-Jahren möglich und sinnvoll sei. Das Vorgehen des immer und überall wieder von Neuem zu beginnen, könne und dürfe nicht sein. Neben dem Ressourcenverbrauch kritisieren die Verfasser auch den mit einer Tabula rasa verbundenen ideellen Verlust. Möglichst viele Teile, aber auch die Gesamtkonzeption der Schulanlage sollen weiterverwendet werden. Das Neue solle aus der Transformation und aus dem Zusammenspiel zwischen Bestand und Erweiterung und aus der Interpretation der Aufgabenstellung entstehen.
Die bestehende, in ihrer Bedeutung aber stark aufgewertete und neu auf zwei Ebenen angelegte Achse wird zum alles bestimmenden Organisator des Entwurfes und gleichzeitig zum Aufenthaltsbereich. An ihr werden alle Gebäude angeordnet. Südlich der Achse wird ganz im Westen das Turnhallengebäude positioniert, was einen Verstoss gegen den Perimeter darstellt. In der gleichen Position wie heute liegt das Gebäude der Aula/Mensa, östlich davon in einer eher peripheren Lage die neue Mediathek. Labortrakt und Hauptgebäude werden jeweils aufgestockt und die Anlage so pragmatisch erweitert. SEK II Platz und Vorplatz liegen im Norden und damit quasi ausserhalb der Anlage.
Im architektonischen Ausdruck der Ergänzungen und Neubauteile orientieren sich die Verfasser stark am Bestand, wobei eine Abstufung der erneuerten Teile in Grau- und Schwarztönen zu einer unaufdringlichen und selbstverständlichen Lesbarkeit von «alt» und «neu» beitragen.
Der nachvollziehbare und löbliche Ansatz des Erhalts der bestehenden Anlage und des Weiterführens seiner Logik wird auf Kosten der Freiflächen erkauft. Es entstehen zwar durchaus interessante und vielfältige Terrassendecks, Innenhöfe, Vorplätze, Treppen und Rampen, grössere zusammenhängende Flächen, wie sie der Masterplan vorsieht, können jedoch nicht angeboten werden. Am meisten schmerzt der Verlust des heute grünen Gartenbereiches im Westen vor der Mensa und die Verkürzung auf einen Drittel des südöstlichen Terrassenbereiches. Dazu kommt, dass jegliche Aussagen zur Ausformulierung der Freiräume – abgesehen von Angaben zur Infrastruktur – fehlen, deren Atmosphäre, Qualität und Nutzbarkeit ist daher schwer nachzuweisen.
Die fünf Baukörper bilden insgesamt in sich geschlossene Einheiten – teilweise sind die Nutzungen durchmischt. Die weitläufige Anlage führt zu relativ langen Wegen, was im Schulbetrieb zu zeitlichen Problemen beim Wechsel von einem Unterrichtsort zum anderen führen kann. Mehrzweckräume, Mediathek, Mensa und Aula sowie die Sportanlage gehören an sich zur zentralen Infrastruktur, welche in der Gesamtanlage von allen drei Schulen genutzt wird. Während eine ausserschulische Nutzung der peripher, statt in Zentrum der Anlage liegenden Mediathek und Sporthallen, möglich ist, können diese eine Zentrumsbildung nicht unterstützen. Der Schulgarten ist auf den heutigen Parkplatz in der Südwest-Ecke der Gesamtparzelle abseits der Unterrichtsräume und ohne Anbindung angeordnet.
Der Ansatz lässt durch die Weiterverwendung grosser Anlageteile an sich eine gute Wirtschaftlichkeit erwarten. Leider bestätigt sich diese Annahme nicht, insbesondere da das Projekt eine im Vergleich überdurchschnittliche Geschossfläche (Neubau und Umbau) aufweist.
Die Eingriffe in das Tragwerk des Hauptgebäudes sind moderat. Das Tragwerk ist für vertikale und hori- zontale Lasten sinnvoll aufgebaut. Der Umgang mit dem Bestand (Aula /Mensa/Werkstätten/Labore) erscheint sinnvoll. Die raumhohen Träger im Bereich der Neubauten erscheinen überdimensioniert, respektive nicht in dieser Höhe notwendig.
Das in sich sorgfältig durchgearbeitete Projekt bezieht klar Position und kritisiert den Umgang mit wertvoller Bausubstanz und Baukultur. Der gewählte Grundsatz wurde intensiv und kontrovers diskutiert, da er für die Nachhaltigkeit der Materie wie auch der baukulturellen Leistung spricht. Allerdings nehmen die Verfasser auch eine konsequent ablehnende Haltung ein gegenüber den Entwicklungen und gewandelten Bedürfnissen der Schulen. Die für das Quartier Polyfeld gewünschte Öffnung und Adressierung der Anlage zur Kriegackerstrasse wird nicht aufgegriffen, die östlichen und westlichen Anknüpfpunkte der alles organisierenden Achse, wie auch der geplante Grünzug nicht thematisiert.
Der Beitrag wird als eigenständiges und gegenüber den Vorgaben kritisches Projekt gewürdigt, gerade weil er das Beurteilungsgremium nochmals zu einer eingehenden Diskussion angeregt hat. Letztlich hat dieser Projektvorschlag so beigetragen zu einer Festigung sowohl der städtebaulichen Vision, als auch des Umgangs mit Bausubstanz und Baukultur.
4. Rang 5 / 5