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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Wohnquartier am Schlicksweg in Hamburg-Barmbeck – Baufeld 4b

ein 2. Preis

A-QUADRAT Architekten+Ingenieure GmbH, René Schneiders + Thomas Hölter

Architektur

MERA GmbH

Landschaftsarchitektur

VisualServices Architekturvisualisierung

Visualisierung

Erläuterungstext

HOCHBAU
Die „Grüne Achse“, die das Plangebiet in Nord-Süd-Richtung durchzieht, wird im südlichen Bereich durch die Baufelder 4a, 4b, 3a und 3b begrenzt. An das Baufeld 4b des Realisierungswettbewerbes grenzt westlich, mit direkter Grenzbebauung, eine geschlossene erdgeschossige Kerngebietsbebauung an. Entgegen allen weiteren Blöcken des Bebauungsplanes ist das Baufeld 4b ohne Querverbindungen in Nord-Süd, bzw. Ost-West Richtung.

Der Innenhof wird bis auf die westliche Seite durch die Wohnbebauung umschlossen, und kann durch alle Treppenhäuser aus erreicht werden. Die Belegenheit der Wohnbebauung erfolgt von der von Norden und Osten.

Von besonderer städtebaulicher Bedeutung ist sowohl die Gebäudeecke am Schlicksweg, als auch der Bereich der Freifläche in Ost-West Richtung der Baufelder 3. Dieses wurde mit der Geschossigkeit bzw. mit Erkern besonders herausgearbeitet. Der Gebäudeteil am Schlicksweg folgt über alle Geschosse dem Strassenverlauf und bildet somit, auch in der Geschossigkeit, eine Fortführung des westlichen Nachbargebäudes.

Die jeweilige Anbindung der Baufelder 4 weist straßenseitig einen Höhenversprung von ca. 1,7m auf. Hinsichtlich der barrierefreien Zuwegung regiert der Entwurf im Bereich der offenen Querverbindung der Baufelder 3 hierauf mit einem Höhenversatz von 1,0m der hinteren nördlichen Bebauung.

Der Baukörper entlang des Schlicksweges umfasst ausschließlich das Betreute Wohnen mit dem Gemeinschaftsraum an der südöstlichen Ecke. Die Wohnungen des 2. Förderweges befinden sich in den restlichen Gebäudeteilen.

Da alle Wohnungen barrierefrei zu planen sind, wurde das Staffelgeschoss nicht zurückgestaffelt, sondern in Teilbereiche gegliedert. Somit ergibt sich in dem südlichen Bereich eine 5-Geschossigkeit, und dem nördlichen Teil eine 4-Geschossigkeit, welche durch den Höhenversatz aufgenommen wird. An der Nord-West Ecke des Baukörpers ist als städtebauliche Akzentuierung die Clusterwohnung angeordnet.

Die Ost und Nord Fassade wird durch Erker gegliedert. Der Innenhof ist durch auskragende Balkone gekennzeichnet.

Durch die Integration der Feuerwehrflächen mit überfahrbaren Flächen bildet sich mittig des Hofes eine differenzierte Grünfläche aus. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt in direkter Anbindung an die Grundstücksgrenze. Aufgrund der Lage ist eine Anbindung an eine mögliche TG des Kerngebietes möglich. In diesem Bereich befindet sich auch das Unterflursystem für den Müll.

Eine Ortsanalyse zeigt, dass eine annähernd geschlossene Blockrand-, bzw. langgestreckte Zeilenbebauung typisch für die Umgebung des Planungsgebietes ist. Rotklinkerbauten der 20- und 30er Jahre prägen den Stadtteil. Die nach außen gewandten Fassaden des Planareals werden als „städtische“ Seite des neuen Quartiers definiert, die sich in Materialität, Gestaltung und Fensterflächenanteil an der vorhandenen Umgebung orientiert.

Zum Innenhof wird eine Öffnung des Gebäudes angestrebt. Die Fassaden weisen hier einen größeren Öffnungsanteil auf.

Alle Nebenräume sind treppenhausweise in den jeweiligen Untergeschossflächen geplant. Die Fahrräder können an sicheren Plätzen im Untergeschoss untergebracht werden. Die Erschließung erfolgt, neben den Treppenhäusern, über eine separate „Fahrradrampe“ in den Innenhof im Bereich der Zufahrt Schlicksweg. Zusätzlich werden vor den Gebäudeeingängen und im Innenhof Fahrradbügel in kleinen Gruppen angeordnet.

FREIANLAGEN
Die Freianlagen des Baufeldes 4B gliedern sich in zwei Bereiche. Der Fokus liegt auf dem Innenhof des Gebäudes. Die privaten Terrassen sind mit Hecken gerahmt und werden durch vorgelagerte Gräserpflanzungen komplettiert. Der Gemeinschaftshof wird durch eine Schotterrasenfläche gerahmt, die gleichzeitig die Zufahrt der Feuerwehr gewährleistet.

Im Zentrum eröffnet sich über die Anbindung der Gebäudeeingänge eine Platzfläche aus wassergebundener Wegedecke und schafft einen generationsübergreifenden Treffpunkt und Aufenthaltsort. Angegliedert an die Mitte des Hofes sind eine Sandspielfläche und verspringende Sitz- und Heckenelemente. Diese ermöglichen zusammen mit den Gehölzen ein abwechslungsreiches Bild, individuelles Kinderspiel und multifunktionale Freiflächen, die durch Blicke aus den oberen Etagen geschützt sind. Der Innenhof ist außerdem geprägt durch eine 5m hohe Mauer zum nebengelegenen Grundstück. Vorgeschlagen wird eine ansprechende Gestaltung der Fassade in Abstimmung mit dem Nachbarn. Entlang der Grundstücksgrenze wird das Gelände zudem anmodelliert um den Höhenversprung zu entschärfen. Gleichzeitig sind verschiedene ein- und mehrstämmige Gehölze hainartig entlang der Topographie platziert und durch informelle Spielgeräte ergänzt.

Der zweite Bereich der Außenanlagen ist der grüne Korridor, der entlang der öffentlichen Erschließung im Norden am Gebäude verläuft. Die parallel zum Gebäude verlaufende Wegeverbindung wird durch Pflanzungen und Heckenelemente gesäumt, die gleichzeitig einen Abschluss der Freianlagen zum Nachbargrundstück im Osten darstellen. Durch die rahmenden Pflanzungen entstehen mehrere Pocket Parks mit geschützten Rasenflächen und einer hohen Aufenthaltsqualität. Zudem ergeben sich gut einsehbare Bereiche für geführtes sowie informelles Kinderspiel. Die Oberflächenentwässerung erfolgt im Hof auf den TG Bereichen zum Zwecke der Regenrückhaltung aus einer Kombination aus offenen Entwässerungsrinnen und Festkörperdrainagen. In den Bereichen mit Bodenanschluss wird das anfallende Regenwasser über die befestigten Flächen in die Pflanzungen abgeleitet. Die Abfallentsorgung erfolgt über Müllunterflurcontainer in Straßennähe.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ordnet - auf städtebaulicher Ebene - die Staffel analog zur Baukörperform des
gegenüberliegenden Winkels und organisiert so einen kräftigen fünfgeschossigen Auftritt. Über eine erdgeschossige öffentliche Bespielung und eine geschlossene Mauerwerksscheibe wird die Süd-Ost-Ecke zum Schlicksweg angemessen betont. Die an dieser Stelle geschlossene Fassade führt jedoch zu einer geringen Fensterfläche der dahinter liegenden Wohnräume. Grundsätzlich unterstreicht die Fassadengestaltung den Eindruck eines zusammenhängenden Gebäudes, das jedoch durch Balkone nach Süden und Erker nach Osten ausdifferenziert ist. Die Erker an der östlichen Fassadenseite überschreiten die Baugrenzen.

Das Gebäude kommt mit fünf Treppenhäusern aus. Die robusten Dreispänner können überzeugen, die mehrspännigen „Köpfe“ bedürfen jedoch einer eingehenderen Betrachtung. Die Nord-Ost Wohnungen und z.T. langen Erschließungsflure werden kritisch gesehen. Die Konzentration der Seniorenwohnungen im südlichen Baukörper wird positiv beurteilt. Der Entwurf hat überdurchschnittlich viele Schächte.

Die Gebäudeerschließung erfolgt von Osten über den östlich verlaufenden Weg und erzeugt somit eine eindeutige Adressbildung. Die Eingangstüren als solche lassen eine vertiefte Gestaltung vermissen, die einer weiteren Konkretisierung bedarf, insbesondere der Eingang zum südlichen Treppenhaus wirkt schwierig auffindbar. Der geplante Höhenversprung stimmt nicht mit den Anschlusshöhen überein.

Die vorgelagerten „Pocket Parks“ bilden attraktive Eingangsbereiche aus, die in ihrer Größe und Nutzungsqualität allerdings zu überprüfen sind. Aus Gründen der Praktikabilität wäre zu prüfen, ob ein Teil der Fahrradstellplätze in den „Pocket Parks“ aufgenommen werden könnte. Der Innenhof ist eine differenzierte Freifläche zur individuellen und gemeinschaftlichen Nutzung, die ggf. mit weiteren überdachten Fahrradstellplätzen entlang der Nachbarbebauung ergänzt werden kann. Die Anleiterbarkeit wird nachvollziehbar über den Innenhof organisiert.

Grundsätzlich präsentieren die Verfasser einen für Barmbek angemessenen ruhigen Entwurf,
der auch funktional zu überzeugen vermag. Der Freianlagenentwurf überzeugt mit klarer, hoher Gestaltungsqualität und weist grundsätzlich das Potential zur weiteren Konkretisierung auf.
Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 3

Plan 3