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Kooperatives Verfahren mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 06/2019

Standortentwicklung der Freien Waldorfschule Berlin-Mitte

1. Preis

Preisgeld: 9.500 EUR

Winking · Froh Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der Entwurf für die Schulerweiterung, den Hort und das Lehrerseminar folgt konsequent den städtebaulichen und denkmalpflegerischen Vorgaben der Auslobung. Als Erweiterungen des Schulensembles sind drei neue Bausteine geplant:
„Lückenschluss“ an der Steinstraße
„Horthaus“ im Hof
„Kopfbau“ am Haupteingang

Schulerweiterung
Für die Schulerweiterung wird die Baulücke an der Steinstraße geschlossen. Geplant ist zunächst ein dreigeschossiges Gebäude mit der Option einer späteren Aufstockung für die Erweiterungsflächen der Schule.
Das Gebäude schließt an die benachbarten Giebel der Bestandsbauten an. Hinzu kommt ein eingeschossiges gläsernes Verbindungsbauwerk mit neuem Eingangsfoyer. Es schafft eine direkte und wettergeschützte Anbindung an den Altbau. Die Denlmalgeschütze Fassade wird erhalten.
Im 1.OG könnte eine zusätzliche offene Verbindung über eine Terrasse entstehen. Im Bereich der östlichen Brandwand ist der offene Durchgang in den Innenhof geplant.

Horthaus
Das Horthaus entsteht als Ersatz des heute schon bestehenden Hortgebäudes etwa an gleicher Stelle. Das Haus ist kompakt und zweigeschossig konzipiert, um die Weiträumigkeit des Innenhofs zu erhalten. Seine Ausrichtung ist für eine optimale Besonnung der Horträume konsequent „genordet“.
Im Erdgeschoss befinden sich die Gruppenräume des Dorfhortes. Weitere dienende Räume sind im 1. OG geplant. Die Erschließung erfolgt über eine interne Treppe.
Der Elfenhort ist im 1. OG angeordnet. Über eine großzügige überdachte Terrasse und eine offene Treppenanlage sind beide Gruppenräume direkt an eine eigene Freianlage angebunden. Die Erschließung des Elfenhorts erfolgt barrierefrei über einen separaten Zugang im Norden.

Lehrerseminar
Das Lehrerseminar ist in einem fünfgeschossigen kubischen Kopfbau an der Gormannstrasse geplant. Der Kopfbau „repariert“ im Zusammengehen mit dem denkmalgeschützten Kopfbau der Schule und dem geplanten Erweiterungsbau des Drektoratsgebäudes an der Weinmeisterstraße den ursprünglich geschlossenen Straßenblock. Das Denkmal wird durch das Freistellen in den Straßenraum gerückt. Gleichzeitig bildet der Kopfbau mit Blick vom Hackeschen Markt die neue Adresse der Waldorfschulen.
Der Anschluss an die nördliche Brandwand erfolgt durch einen viergeschossigen Gebäudeflügel. Hier können weitere optionale Flächen des Lehrerseminars und Bund der Freien Waldorfschulen entstehen.
Auf dem Dach ist ein begrünter Dachgarten mit direkter Anbindung an das Schul-Café geplant. Die Kursräume gruppieren sich um Atriumflächen, die zusätzlich als Ausstellungsflächen dienen. Der Haupteingang in das Lehrerseminar erfolgt von Süden am Haupteingang der Schule.

Option Waldorf-Kita
Die Kita umfasst Teilflächen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des Lehrerseminars. Sie erhält einen eigenen Eingang an der Gormannstraße. Die Spielflächen sind im Hofbereich zwischen Lehrerseminar und Schulaltbau geplant.

Freiflächen
Ziel ist der weitgehende Erhalt aller Freiflächen. Die heute bestehende Nutzungsverteilung mit Pausenhof, Sportflächen, Tierbereich, Spielflächen und Parkplatz bleibt im Prinzip bestehen. Für die Realisierung des Horthauses mit entsprechenden Freiflächen wird der bestehende Bolzplatz neu geplant. Er entsteht um 90 Grad gedreht an gleicher Stelle.
Der bestehende Parkplatz am westlichen Durchgang wird auf 6 Stellplätze reduziert. 220 Fahrradstellplätze werden dezentral an den Gebäudeeingängen neu geplant.
Die bestehenden Fahrradstellplätze im Kreuzungsbereich der Weinmeisterstraße entfallen zugunsten eines Grünen Vorplatzes mit Aufenthaltsflächen für das Lehrerseminar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch seine städtebaulichen Setzungen: Der bauliche „Lückenschluss“ an der Steinstraße greift die bestehenden Gebäudehöhen des Anbaus auf und entwickelt den Baukörper in die Tiefe. Mit einer Durchfahrt an der östlichen Nachbarbebauung wird der Innenhof gut erschlossen. Ein eingeschossiges gläsernes Verbindungselement, das als neues Eingangsfoyer gedacht ist, stellt den Übergang zum Bestandsgebäude her und respektiert so die denkmalgeschützte Fassade.
Das zweigeschossige Horthaus überzeugt durch seine Positionierung und seine kompakte Ausprägung. Damit wird der Freiraumbezug zu allen Seiten erfahrbar.

Der Baukörper des Lehrerseminars an der Gormannstraße mit seinem fünfgeschossigen Kopfbau bildet eine neue Adresse der Waldorfschule aus. Durch die vorgeschlagene Form der Freistellung wird das Denkmal angemessen in Wert gesetzt. Mit einem viergeschossigen Gebäudeflügel wird an die bestehende Brandwand angedockt und durch die Höhenstaffelung ein harmonischer und zugleich akzentuierter Übergang geschaffen. Durch die klare Setzung der Baukörper entstehen in den unterschiedlichen Bereichen gut proportionierte und definierte Freiräume. Die Gestaltung der Freiräume und die Anordnung der Sportflächen wird den Bedürfnissen der Kinder gerecht.
Die Anordnung der Kita mit eigener Adresse zur Gormannstraße verfügt über einen eigenen Freiraum, der zum Innenhof orientiert ist. Die Wegebeziehungen sind eindeutig formuliert; jedoch bleiben Fragen der Abgrenzung zum öffentlichen Raum offen.
Der Entwurf bietet funktional die gewünschte Flexibilität. Er geht davon aus, dass die Kita und die Erweiterungsflächen in einem Schritt umgesetzt werden.

Insgesamt stellt der Entwurf einen überzeugenden Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.