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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Zentrales Feuerwehrgerätehaus der Stadt Rheinfelden (Baden)

3. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Architekturbüro Josef Prinz BDA

Architektur

Architekturbüro Schreiner

Architektur

Erläuterungstext

Das Projekt Neubau Feuerwehrgerätehaus in Rheinfelden erfordert eine differenzierte Auseinandersetzung mit den funktionalen und gestalterischen Rahmenbedingungen in einer städtebaulichen Randlage am nördlichen Stadtzugang, aber dennoch stetig präsent an wichtigen übergeordneten Verkehrsverbindungen im Blickfeld der Öffentlichkeit sowie zu angrenzenden Wohngebieten gelegen.

Städtebauliches Konzept, Kontext zur Umgebung
Der Neubau situiert richtigerweise in logischer Aufnahme zu den notwendigen reibungslosen Verkehrserschließungen für die Alarmausfahrt im Norden und dem Einrücken von der Römerstraße rechtwinklig zur Römerstraße und verbindet somit die Anforderungen an das Ein- und Ausrücken an das bei Bedarf notwendige Umdrehen der Abläufe bei Verkehrstaus oder anderen Hindernisgründen.
Eine Überhöhung des Gebäudes an der Römerstraße weist auf die Zugangsbereiche hin und bietet an der Straße eine angemessene Adressbildung. Ein „Schaufenster“ mit Blick auf das historische Feuerwehrfahrzeug unterstütz signifikant diese Absicht der Adressbildung zusätzlich. Der im nördlichen Bereich angeordnete Übungsturm setzt ein Gegengewicht, bindet das Haus in seinen Funktionen zusammen und setzt das im weiteren Umfeld sichtbare Zeichen dieser wichtigen öffentlichen Einrichtung für Schutz und Sicherheit.
Die vorgeschlagene rötlich braune Farbgebung über das Material Kupfer, teilweise gelocht und hinterlegt mit farbiger Folie, unterstützt diesen Hinweis auf die Nutzung als Gebäude der Feuerwehr auf zurückhaltende Art zusätzlich.

Innere Organisation
Die innere Organisation für den Einsatzfall leitet sich folglich von der eindeutigen und sofort nachvollziehbaren äußeren Erschließung ab: Über die Zufahrt Römerstraße führen die Wege von den zentral gelegenen Parkplätzen direkt über die Umkleidebereiche zu den Einsatzfahrzeugen. Das Ausrücken erfolgt in der Regel dann über die Alarmausfahrt nach Norden zum Kreisel an der B 316 oder ist im Ausnahmefall auch über die Römerstraße möglich. Ohne Kreuzungspunkte mit den einfahrenden Fahrzeugen können die Fahrzeuge im Einsatzfall in beide Richtungen aus der Halle ausfahren.
Die Räume für innerbetrieblichen Abläufe in der Werkstatt, der Waschhalle, der Schlauchpflege, und den Lagerbereichen sind gemäß den in der Auslobung dargestellten Anforderungen alle möglichst kompakt und zentral angeordnet.

Der Schlauchturm erhält die notwendigen Balkone, das erforderliche Schrägdach mit Fenstern wird in diesen integriert. Bei Bedarf können die notwendigen Öffnungen mittels der teils perforierten Trapezblechflächen außerhalt der Übungszeiten verschlossen werden, um ein ruhigeres und einheitlicheres Erscheinungsbild zu gewährleisten.

Die Einsatzzentrale mit den Verwaltungsbereichen, dem Schulungsbereich und den Räumen für die Jugendfeuerwehr mit Sondernutzungen werden zentral am Hauptzugangsbereich an der Einfahrt Römerstraße über ein übersichtliches Treppenhaus mit Aufzugsanlage barrierefrei erschlossen. Das historische Fahrzeug ist im Eingangsbereich mit überhöhtem Luftraum platziert und ergibt einen schönen Blickfang. Es weist auf die langjährigen Traditionen der örtlichen Feuerwehr hin.
Sehr zentral zum Eingangsbereich mit guter Übersicht zur Fahrzeughalle und zu den Verkehrserschließungsräumen ist die Einsatzzentrale angeordnet.
Der Schulungsbereich sowie die Räume für die Jugendfeuerwehr und der Fitnessraum sind im 1.Obergeschoss angeordnet. Zentral angebunden an die Haupterschließung, ergänzet durch Nebenerschließungen, die die Rettungswege sichern und kurze Wege ermöglichen. Zwei eingefügte Dachterrassen, dem Schulungsbereich sowie der Jugendfeuerwehr zugeordnet, ermöglichen Austritt ins Freie in Pausen und verbessern die Orientierung und Belichtungsmöglichkeiten innerhalb des Gebäudes.

Freianlagen:
Die Gestaltung der Freianlagen orientiert sich zu aller erst an den technischen Erfordernissen der Erschließungsflächen: Die Zu- und Ausfahrten sowie die Übungsflächen sind sämtlich asphaltiert.
In diese doch großen versiegelten Flächen können die Stellplätze, die Flächen für die Fahrradstellplätze sowie ggf. die nördliche Umfahrt auf dem eigenen Grundstück als versickerungsfähige Rasenfugenflächen eingeschnitten werden.
Straßenbegleitende Bäume in der Römerstraße binden das Gebäude zusätzlich in den Kontext ein.

Somit wird das neue Gebäude der Feuerwehr über mehrere Parameter, der Gebäudestellung, der Gebäudeform, der Materialität und der Freianlagen jeweils auch durch den Ausdruck hoher technischer und handwerklicher Qualität fein abgestuft und differenziert seine eigene klare Identität ausdrücken.

Konstruktion / Materialien
Das Gebäude soll in konstruktiven klaren Grundzügen in Massivbauweise, ergänzt in Teilbereichen durch Stahlbau, entstehen. Die tragenden Wände und Stützen in Stahlbeton, die Decken und Dächer mit wirtschaftlichen Spannweiten als Filigranplattendecken und Hohlkörperdecken. Die zweigeschossigen Fahrzeughallen werden mit Stahlbetonbindern und akustisch wirksamen Trapezblech überspannt und sollen eine Dachbegrünung erhalten.
Als Fassadenbekleidungsmaterial wir Trapezblech in Kupfer, teilweise perforiert vor untergeordneten Glasflächen, teilweise perforiert und mit farbiger Folie hinterlegt, vorgeschlagen.
Im Innenausbau vorwiegend mit einfachem und robustem Sichtbeton, in Teilbereichen bei Bedarf gefliest oder gestrichen, dezent punktuell ergänzt durch höherwertigere Möbeleinbauten in Metall und Holz.

Energie und Ökologie
Für den angestrebten sinnvollen Einsatz von erneuerbaren Energien wird eine gute tragfähige Grundlage gegeben. Durch sinnvollen Einsatz von Passivhauskomponenten und den nachhaltigen, robusten und somit wertbeständigen Baustoffen wird ein nachhaltiges und ökologisch zeitgemäßes Gebäude entstehen.
In einer künftigen intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit mit den entsprechenden Ingenieuren in Zuge der weiteren Planungsphasen werden diese sinnvolle Zielsetzungen und beabsichtigten Maßnahmen weiter untersucht und präzisiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser entwickelt eine städtebaulich klare Figur aus der Notwendigkeit der
Anfahrt und Alarmausfahrt. Es entsteht ein einfacher, gut ablesbarer, länglicher
Baukörper, der mit dem Kopfbau an der Römerstraße eine angemessene Adressbildung ermöglicht und auf der gegenüberliegenden Seite mit dem vertikalen Element
des Turms zum Kreisel einen starken Akzent setzt. Das Verkehrsregime bedarf einer grundsätzlichen Überarbeitung, der Ausfahrtsbereich der Fahrzeughalle ist zu
knapp, der Übungsplatz ist nicht eindeutig erkennbar und die Zufahrt zur Waschhalle
ungeschickt angeordnet.

Die Freiflächengestaltung bedient primär die funktionalen Belange. Eine Auseinandersetzung mit dem Landschaftsbild und ökologischen Themen werden für die
nächsten Planungsphasen offen gelassen.

Die westseitig ausgerichtete Fahrzeughalle bildet den Grundstein für die Gebäudestruktur. Aus diesen städtebaulichen Vorgaben wird eine angemessene, zurückhaltende und gleichzeitig hochwertige Architektursprache vorgeschlagen. Die langgestreckte Fahrzeughalle mit den gläsernen Eingangstoren auf der Westseite kann
in Bezug zur Stadteinfahrt gut -im Sinne der Feuerwehr- inszeniert werden.

Die Präsentation des Traditionsfahrzeugs unterstützt die Eingangssituation zur Römerstraße im gewünschten Rahmen.

Die Räume für die innerbetrieblichen Abläufe sind nachgewiesen und grundsätzlich
richtig zugeordnet. Einzelne Funktionsräume haben eine ungünstige Raumgeometrie. Die starke räumliche Trennung zum Büro der Gerätewarte ist nicht optimal. Die
Lage des Groß- und Hochlagers unterbindet die innere Durchwegung.

Die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes ist aus Sicht der Referenzdaten gegeben, die
einfache Gebäudestruktur wertet die Wirtschaftlichkeit positiv auf. Die vorgeschlagene Fassadenmaterialität wäre im Zuge einer Realisierung detaillierter zu betrachten.

Zusammenfassend ein überzeugender Projektentwurf, der in seiner Konsequenz die
teils funktionalen Schwächen akzeptiert.