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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neubau der Heinrich-Hoffmann-Grundschule mit Kita in Darmstadt

Modell

Modell

1. Preis

Preisgeld: 51.700 EUR

v-architekten GmbH

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen…“ (afrikanisches Sprichwort)

LEITIDEE
Das Konzept greift die Idee einer Schule im Park auf. Schule, Kita und Sporthalle werden als drei Bausteine im Grünen angeordnet. Unter Berücksichtigung von Wege- und Blickbeziehungen untereinander und zur umgebenden Bebauung werden die Baukörper geformt. Dabei wird insbesondere die Stadtmauer mit Hinkelsturm als historischer Zeuge und musealem Bildungselement in das Konzept des Bildungsstandortes mit einbezogen.

STÄDTEBAU UND ÄUSSERE ERSCHLIESSUNG
Aufgrund des beliebten Spielplatzes, der historischen Stadtmauer und nicht zuletzt des privat initiierten Altstadtmuseums im Hinkelsturm spielt das Grundstück eine besondere Rolle im räumlichen Bewusstsein der Darmstädter Bürger .

Der Übergang von Kita zur Grundschule stellt für die Kinder einen bedeutenden Schritt zu mehr Selbständigkeit dar. Durch die Aufteilung in zwei Häuser wird dieser Schritt für die Kinder durch Exploration eines neuen Gebäudes bei der Einschulung auch räumlich vollzogen.

Die Zugänge der Kita und der Schule liegen an der Lindenhofstraße, die als Spielstraße für den motorisierten Verkehr gesperrt bleibt. Die Anlieferung für die Mensaküche erfolgt separat von der Ecke Lindenhofstraße / Mühlstraße aus, wobei die Zufahrt von der östlichen Lindenhofstraße ohne Durchfahrung des verkehrsberuhigten Bereichs aus erfolgt.

Der Adresse der Sporthalle liegt am Woogsplatz. Die etwas höher gelegene öffentliche Eingangsloggia bildet eine Raumkante zum Platz und ermöglicht Blickbeziehungen in den Baumhain mit geplantem Klettergarten, als auch in die Sporthalle und hindurch bis zum Schulhof.

Die Gebäude werden behutsam in das Gelände eingebettet und orientieren sich mit ihren gemeinschaftlichen Funktionen zur Mitte des Grundstücks, wo der Schulhof seinen Platz findet. Der Hinkelsturm wird mit seiner Präsenz in das räumliche Beziehungsgeflecht mit einbezogen.

FREIRÄUME
Durch Mehrfachnutzung stehen die schulischen Freiflächen sowohl als Pausenhof als auch als öffentliche Spielfläche zur Verfügung. Durch die leichte Absenkung des Hofbereiches wird eine intuitive Abgrenzung (Schutzfunktion + Einsehbarkeit) erzielt. Die unterschiedlichen Höhenniveaus werden gestalterisch eingebunden und geben dem Schulhof in Form von Sitzstufen, Kletterwand und Terrassen einen lebendigen Charakter. Die Kitafreifläche bietet mit ihrem zum Schulhof abgesetzten Höhenniveau ein besonders geschütztes Umfeld.

ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
Die Gebäude der Schule, Kita und Sporthalle werden als Geschwister einer Familie erkennbar zusammengehörig gestaltet.

Grundschule:
Das Gebäude ist der Programmatik entsprechend horizontal gegliedert: Das 1. und 2. Obergeschoss nimmt die Lerncluster auf, das Erdgeschoss die Verwaltung und die eher öffentlicheren Bereiche, im Gartengeschoss mit dem Ausgang in den Pausenhof wird die Mensa mit dem Musikraum platziert.

Im Erdgeschoss der Schule hat man direkt vom Eingang aus einen Überblick über die gesamte Schule, die um das mit Tageslicht durchflutete Atrium herum organisiert wird. Eine großzügige Sitztreppenanlage faltet sich nach unten in die „Aula“.

Der Musikraum und die Mensa, die sich beide zur Aula hin öffnen lassen liegen im Gartengeschoss. In Verbindung mit der Sitztreppe, die wie ein Amphitheater gestaltet ist, entstehen schöne räumliche Bedingungen für unterschiedliche Veranstaltungen und Aktivitäten. Die Ausgänge in den Pausenhof bieten einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen, so dass bei Schulfesten im Sommer vielfältige Nutzungsszenarien denkbar sind. Die Service- und Technikräume liegen dem Schüleralltag entzogen im rückwärtigen Bereich des Gebäudes.

Über einläufige Treppen im Atrium werden die beiden Obergeschosse mit den Lernclustern erschlossen. Die zu den Straßen orientierten Gebäudeflügel nehmen die Klassenzimmer der Jahrgangsstufen, die jeweils durch den Ganztagsraum und die Differenzierungsräume ergänzt werden, auf. Durch die Form der Galerien entstehen großzügige auch für pädagogische Zwecke nutzbare Erschließungsbereiche. In Verbindung mit den vom Atrium eher abgewandten Erschließungszonen bieten sie ideale Möglichkeiten zur differenzierten Nutzung im Unterrichtsalltag. Die Lehrerstationen mit benachbarten Inklusionsräumen werden mittig im Gebäude neben dem Treppenhaus angeordnet. So werden um kurze Wege gewährleistet.

Kindertagesstätte:
Funktional ist die 2-geschossige Kita ebenfalls horizontal gegliedert. Wie die Schule ist sie um ein kleineres Atrium mit einläufiger Treppe organisiert.

Die Räume des U3-Bereichs liegen seitlich des Atriums zur Stadtmauer hin orientiert. Die Gruppenräume erhalten einen direkten Ausgang ins Freie.

Die einläufige Treppe im Luftraum des tageslichthellen Atriums erschließt das Obergeschoss mit dem Ü3-Bereich. Alle Gruppenräume orientieren sich mit einem breiten vorgelagerten Spielbalkon zur Stadtmauer. Die Nebenräume werden über Oberlichter belichtet. Über eine seitlich angeordnete Außentreppe mit vorgelagerter Garderobe als Schleuse bzw. über die Rutsche vom Balkon aus können die Kinder direkt in den Garten gelangen. Das Bistro liegt über dem Mehrzweckraum und orientiert sich wie dieser zum Schulhof. Auch von dort gelangt man auf den umlaufenden Balkon. Personalräume auf der Ostseite und der zentrale gemeinsame Sanitärbereich vervollständigen das Programm im Obergeschoss.

Die Erschließungsflächen um das Atrium herum lassen sich als zusätzliche Bewegungsräume in den Alltag integrieren. Mit den zuschaltbaren Gemeinschaftsräumen (MZR und Bistro) ergeben sich in Verbindung mit den Außenräumen (Terrasse EG und Balkon OG) weitere Rundlaufmöglichkeiten, die gerade für kleinere Kinder ein attraktives räumliches Erlebnis bieten.

Sporthalle:
Die Sporthalle schließt mit der Nordseite ebenerdig an den Pausenhof an. Über einen überdachten Eingangsbereich gelangen die Schüler direkt vom Pausenhof zu den Umkleiden und in die Halle. Der Hallenraum selbst orientiert sich über eine großzügige Glasfassade zur Stadtmauer mit Hinkelsturm.

KONSTRUKTION UND MATERIAL
Konstruktiv verorten sich die Gebäude in der Mulde des Pausenhofs über eine Sockelzone aus Sichtbeton, der durch besondere Zuschlagsstoffe farblich an die sandfarbene Stadtmauer angepasst wird. Die wirtschaftlich günstige und einfache Grundstruktur wird durch eine elementierte Fassade mit großzügigen Festverglasungen und einzelnen manuell bedienbaren Öffnungselementen eingehüllt. In den Eckbereichen der Gebäude ermöglichen Panoramaverglasungen besondere Blickbeziehungen in den Außenraum.

In der äußeren Ebene bilden senkrecht angeordnete sandfarben lasierte Lärchenholzprofile ein vorhangartiges feines Gewebe, das mal mehr, mal weniger Ein- und Ausblicke erlaubt und die Gebäude wie ein luftiges Kleid umhüllt.

ENERGIEKONZEPT
Durch die sehr kompakten Gebäudeformen ergeben sich grundsätzlich sehr gute A/V-Verhältnisse und ein geringer Fußabdruck, wodurch sowohl die Invest- als auch die Unterhaltskosten minimiert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

‚Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind großzuziehen’ (afrikan. Sprichwort):

Drei um einen Schulhof gruppierte Baukörper bilden ein kleinteiliges Ensemble, das stadträumlich sehr gut zwischen der anschließenden Blockrandbebauung, dem Jugendstilbad und der Stadtmauer vermittelt und für Kinder eine angemessene und erfahrbare Kleinteiligkeit ermöglicht.
Die dreigeschossige Grundschule bildet einen angemessenen Abschluss zum Mercksplatz, die niedrigere zweigeschossige Kindertagesstätte einen schönen Übergang zur Stadtmauer und der Woogsplatz wird durch die Sporthalle räumlich gefasst. Die polygonalen Baukörper nehmen die Raumfluchten aus der Umgebung auf. Dazwischen entstehen spannungsvolle Zwischenräume sowie ein großer Grünbereich zur Stadtmauer. Der mittige Schulhof ist zum Straßenraum abgesenkt; damit geschützt und offen zugleich. Die Lage der Parkplätze an der Wohnbebauung entspricht allerdings nicht den Vorgaben der Auslobung.

Grundschule und Kindertagesstätte sind jeweils ringförmig um eine Mitte angeordnet - nicht Flure, sondern abwechslungsreiche Begegnungs- und Kommunikationszonen dienen der Erschließung. Sie laden ein zum Treffen von Kindern, Schülern, Lehrer und Eltern vor und nach dem Unterricht und können zur Differenzierung beim Lernen genutzt werden.

Schüler und Lehrer betreten die Heinrich-Hoffmann-Schule der Lindenhofstraße. Aus dem
Eingangsbereich, an den auch die gut erreichbare Verwaltung anschließt, leitet eine große, als Tribüne nutzbare, Treppe auf die tiefen gelegenen Ebenen des Schulhofes mit der hier zentral angeordneten Mensa und dem zu ihr großflächig öffenbaren Musikraum. Je zwei Klassenstufen sind auf einem Geschoss angeordnet. Die Durchblicke von der zentralen Halle in die verschiedenen Bereiche sind attraktiv und fördern die Identifikation sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Allerdings wird über mögliche Störungen der pädagogisch genutzten Erschließungsbereiche sowie die brandschutztechnischen Anforderungen diskutiert – die Angaben der Verfasser hierzu bleiben schematisch. Möglicherweise sinnvolle Abtrennungen in den Unterrichtsebenen müssten so ausgebildet werden, dass die dargestellte innere Offenheit und Transparenz nicht gestört werden. Die Kindertagesstätte ist analog, mit großzügigen Spielfluren vor den Gruppenräumen, um eine zentrale Treppe angeordnet. Die innenliegenden Schlafräume im U3- sowie die Lage der Differenzierungsräume im Ü3- Bereich müssten überprüft werden.

Der Sporthalle mit dem Gymnastikraum in der oberen Ebene ist eine großzügige Loggia vorgelagert, die als Bühne zum Woogsplatz genutzt werden könnte. Alle Baukörper sind über Aufzüge barrierefrei erschlossen; eine Redundanz ist konzeptbedingt jedoch nicht nachgewiesen.

Die einfache und zurückhaltende Gestaltung der Baukörper entspricht dem Grundkonzept.
Die Materialisierung mit Holzfassaden (Lärchenholzlamellen) wird in der städtischen Lage kritisch gesehen.

Das energetische Konzept ist sehr ausgereift. Konsequent werden nachhaltige Ansätze wie intensive Dachbegrünung, Retentionskörper an der tiefsten Stelle (als Wasserspeicher verwendbar) aufgezeigt. Die Baukörperdisposition erlaubt eine starke Durchgrünung, die naturnah ausgebildet werden soll. Die Kennwerte liegen im unteren Bereich und lassen eine wirtschaftliche Errichtung erwarten.

Insgesamt wird die Arbeit als sehr positiver Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe gesehen.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Lindenhofstraße

Ansicht Lindenhofstraße

Piktogramme

Piktogramme

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Modell

Modell