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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neubau der Heinrich-Hoffmann-Grundschule mit Kita in Darmstadt

2. Preis

Preisgeld: 32.300 EUR

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

Wenzel + Wenzel Freie Architekten PartmbB

Architektur

STORCH LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Wohngebiet in einem historisch bedeutsamen Teil von Darmstadt ist von attraktiven Grünräumen und zahlreichen Baudenkmälern geprägt. In diesem sensiblen Kontext setzt sich der Schul-Neubau mit einer spannenden geometrischen Form in den Stadtraum. Das mehrfach geknickte und zurückspringende dreigeschossige Volumen bildet zusammen mit dem zweigeschossigen kompakten Solitär des Kindergartens ein Ensemble mit geschütztem Innenhof. Die gestaffelte Bauweise und die Setzung der Gebäude öffnet zahlreiche Blick- und Wegebeziehungen zur Umgebung.

Das Erdgeschoss der Schule beherbergt die öffentlichen Funktionen wie Mensa, Bibliothek und Administration. Die innere Erschließung, natürlich von oben belichtet, beginnt mit einer Sitztreppe, die in einzelne Treppenläufe übergeht. Der Im südlichen Bauteil liegt die abgesenkte Sporthalle für Schule und Verein mit einem eigenen Zugang. In den Obergeschossen befinden sich die Lerncluster, der westliche zweigeschossige Teil beherbergt die Sonderklassen. Das abwechslungsreiche Raumkonzept bietet unterschiedliche Aufenthalts- und Rückzugszonen zum Lernen, Entspannen oder Kommunizieren. Eingeschnittene Innenhöfe gliedern die Kernzonen und ermöglichen zahlreiche Blickbeziehungen zwischen den Ebenen. Diese Höfe können auch als „grüne Klassenzimmer“ genutzt werden.
Der Kindergarten ist 2-geschossig organisiert. Die Krippen- und Gruppenräume orientieren sich nach Süd-Osten und verfügen über großzügige, geschützte Freiflächen.

Die durch Rücksprünge plastisch strukturierte Fassade gliedert sich in einen transparenten Sockelbereich und den aufliegenden holzverkleideten „Bildungskörper“. Holz spielt auch im Innenraum eine wichtige Rolle, wobei je nach Funktion geschlossene und transparente Zonen abwechseln.
Das Tragwerk der Schule ist als Hybridbau konzipiert – ein Stahlbetonskelettbau im Erd- und Untergeschoss in Kombination mit einem Holz-Leichtbau in den beiden Obergeschossen. Das Tragraster ergibt eine flexible Grundrissgestaltung der Klassenzimmer.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein Entwurf mit einer klaren Haltung zur Nutzung und zum Ort.
Den Verfassern gelingt es nicht nur, den Gebäuden mit einer zeitgemäßen Architektursprache einen hohen Wiedererkennungswert zu geben, sondern diese auch durch geschickte Höhenstaffelung und räumliche Gliederung mit leicht abgewinkelten Fassaden angemessen in den Kontext zu integrieren. Hilfreich ist dabei die Entscheidung, Grundschule und Kita zu trennen und als Ensemble auf dem Grundstück zu platzieren.

Die Baukörperdisposition baut auf einem offensiven Verständnis der Integration einer Schul- und Kitaanlage in den öffentlichen Raum auf. Die Freianlage wird als Teil der städtischen Fläche interpretiert, die Erweiterung des Pausenhofs in die Lindenhofstraße vergrößert und der bislang über das Grundstück verlaufende öffentliche Weg bewusst zwischen Grundschule und Kita geführt. Der Glaube an diese Art von Schule als „Stadtteilschule“ birgt allerdings Konflikte mit dem Publikums-, insbesondere Radverkehr und verlangt vielleicht doch eine präzise Festlegung der Abgrenzung zum öffentlichen Raum.

Die Adressbildung wird durch gut erkennbare Fassadenrücksprünge plastisch ausgewiesen, die
Zugänge und das Foyer sind klar gegliedert. Sie versprechen eine gute Orientierung und eine hohe räumliche Qualität. Die innere Erschließung, mit Belichtungsmöglichkeit von oben, folgt einem Drehbuch, beginnend mit einer Sitztreppe, die in einzelne Treppenläufe übergeht. Der Brandschutz und die Akustik sind hier besonders zu überprüfen. Überhaupt liegen die Flucht- und Rettungswege ungünstig angeordnet, insbesondere oberhalb der Turnhalle. Ihre Anzahl muss geprüft werden und sie müssen nach außen entfluchten.

Die Verteilung der Hauptnutzungen überzeugt, die Clusterbildung ist in den Gebäudeflügeln
grundsätzlich richtig angeordnet, muss aber umorganisiert werden. Die Kita als eigenständige Einheit ist funktional und ermöglicht Identifikation mit dem Gebäude. Die Anordnung ihres Freibereiches ist allerdings hinsichtlich nachbarschaftlicher Belange zu überdenken. Die PKW-Stellplätze in der Mühlstraße entsprechen nicht den Vorgaben der Auslobung und müssen anders platziert werden.

Begrüßt wird, dass nachhaltige Aspekte, u.a. eine Holzbauweise und die Berücksichtigung
biologischer Vielfalt im Außenbereich, abgebildet werden. Bedauert wird jedoch, dass die Grünflächen in der Hauptsache inselförmig gefasst als Gestaltungselemente eingesetzt werden. Die Ersatzpflanzungen für den entfallenden Baumbestand erscheinen zu gering, mehr Grün würde der Freianlage guttun.

Synergien zwischen Kita und Grundschule mit Sporthalle sind in Hinblick auf die Barrierefreiheit
(Redundanz der Aufzüge) nicht gegeben. Die Behindertenumkleiden sind auf der falschen Ebene
angeordnet und widersprechen dem Anspruch von Menschen mit Behinderung.

Insgesamt präsentiert sich ein Entwurf, mit städtebaulich passender Positionierung und starker
Eigenständigkeit, welcher in der Angemessenheit und Souveränität gut ausbalanciert ist.