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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2008

Neubau Ministeriumgebäude an der Willy-Brandt-Straße

2. Preis

Auer Weber

Architektur

Lohrberg Stadtlandschaftsarchitektur

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Städtebau

Der Neubau des Ministeriumsgebäudes an der Willy-Brandt-Straße bildet einen wichtigen Baustein der stadträumlichen Neuordnung im Bereich zwischen Gebhard-Müller-Platz und Neckartor. Er formuliert eine klare städtebauliche Kante zur Willy-Brandt-Straße und setzt so den geplanten Boulevardcharakter der „Kulturmeile“ nach Norden hin fort.
Zum mittleren Schlossgarten öffnet sich die kammartige Struktur und verzahnt sich mit dem Freiraum. Zwei transparente, gebäudehohe Verbindungs- und Erschließungskörper machen den Park im Straßenraum erlebbar und halten den Verkehrslärm von der ruhigen Parkseite ab.
Der sechsgeschossige Gebäudekomplex nimmt mit seinem Sockelgeschoss den Höhensprung von der Straße zum Park auf und bildet seine Adresse über das Sockelplateau und die eingerückte Erdgeschosszone eindeutig zur Innenstadt aus.

Äußere und innere Organisation

Der Haupteingang und die Vorfahrt des Ministeriumsgebäudes erfolgen über dieses Plateau auf dem Niveau der Willy-Brandt-Straße. Über den Wulle-Steg ist eine direkte Anbindung der Ministerien am Kernerplatz gegeben. Das Foyer erstreckt sich über zwei Ebenen in das Gartengeschoss. Hier befinden sich die Kantine mit Außenbereich zum Park, die Konferenzräume und die Kindertagesstätte.
Die Bürobereiche der 11 Abteilungen sind jeweils zusammenhängend organisiert, sämtliche Arbeitsplätze orientieren sich ausschließlich zur ruhigen Parkseite. An der Straße befinden sich die Erschließungsschiene mit Kommunikationszonen sowie Nebenräume und Registraturen.
Das Lagezentrum der Landesregierung sowie der Leitungsbereich sind in den beiden obersten Etagen des südlichen Atriumbaus angeordnet.
Die Ver-/ und Entsorgung des Gebäudes erfolgt zum einen über die Tiefgarage auf Ebene -2 mit Kleintransportern (Küchenanlieferung / Post), sowie im nördlichen Anlieferhof auf Gartenebene. Die Technikzentrale liegt auf Ebene -3 mit kurzen Wegen zu den Steigschächten.

Architektur und Erscheinungsbild

Der Neubau des Ministeriumsgebäudes stellt sich als eine lineare Abfolge dreier kräftiger Baukörper mit eigenständigem Charakter dar, die über ein gemeinsames Sockelgeschoss zum Schlossgarten und transparenten Erschließungshallen zur Straße einen in Erscheinungsbild und Materialität zusammenhängenden Gebäudekomplex bilden.
Dieser ist durch seine Orientierung zur Parkseite sowie die Ausbildung zweier Kopfbauten, zum Neckartor und zum Eingangsplateau am Wulle-Steg, geprägt.
Die Fassaden zeichnen sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von offenen und geschlossenen Flächen aus. Außenbündige Kastenfensterelemente zur Straßenseite und an den Kopfbauten wechseln mit zurückgesetzten Fensterflächen und verleihen ihnen Tiefe. Die Bekleidung mit großformatigen Natursteinplatten strahlt eine noble Zurückhaltung aus und wird dem repräsentativen Anspruch des Gebäudes gerecht.

Sicherheitskonzept

Die Zuordnung und Abstufung der beiden Sicherheitszonen erfolgt gemäß den Anforderungen der Auslobung. Kantine, Konferenzbereiche und Kindertagesstätte sind von der Eingangshalle aus öffentlich zugängig, alle übrigen Bereiche sind baulich klar abgegrenzt und nur über entsprechende Zugangskontrollen erreichbar. Die Anordnung des Leitungsbereiches und Lagezentrums in den beiden obersten Geschossen des Kopfgebäudes mit separater Technikzentrale und Medienführung gewährleistet die Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsanordnungen.

Integrales Energiekonzept

Gebäudehülle
Die hochwertige Gebäudehülle schützt das Gebäudeinnere vor den äußeren Witterungseinflüssen. Aufgrund der überdurchschnittlich gut wärmegedämmten Fassade werden die Transmissionswärmeverluste auf ein Minimum reduziert.
Die moderaten Glasflächen (ca. 40%) und der außen liegende Sonnenschutz sorgen dafür, dass die solaren Wärmelasten im Sommer auf ein Minimum reduziert werden. Zur natürlichen „Stabilisierung“ der Raumtemperatur wurden bewusst die thermischen Bauteilmassen mit eingebunden. So nehmen die massiven Sichtbetondecken tagsüber die Wärme aus dem Raum auf und dämpfen die Temperaturschwankungen. Hiermit wird ein optimaler sommerlicher Wärmeschutz erreicht.

Technik
Aufgrund der hochwertigen Gebäudehülle und der thermisch trägen Masse des Gebäudes kann der technische Aufwand, zur Temperierung der Räume, auf ein vergleichsweise geringes Maß reduziert werden. Die Beheizung der Räume erfolgt durch Heizkörper unter den Fenstern. Mit der Betonkerntemperierung kann zudem die Grundheizlast abgedeckt werden. Im Sommer steht die Betonkerntemperierung zur „sanften“ Kühlung der Räume zur Verfügung.
Kernstück der Wärme- und Kälteerzeugung ist der Nesenbach-Kanal. Er steht im Winter der Wärmepumpe als Wärmequelle zur Verfügung. Im Sommer dient er als „Kältequelle“ um über die Betonkerntemperierung die Räume zu kühlen. Hierfür ist lediglich Pumpenenergie erforderlich. Neben der Wärmepumpe dient die Fernwärme der Wärmeerzeugung.
Zur Minimierung der Lüftungswärmeverluste im Winter wird eine mechanische Lüftungsanlage mit effizienter Wärmerückgewinnung eingesetzt. Der Luftwechsel orientiert sich am hygienischen Mindestluftwechsel. Während der Übergangszeit, wenn keine Wärmerückgewinnung erforderlich ist, werden die Räume manuell über die Fenster belüftet. Der jährliche Ventilatorstrombedarf wird somit auf ein Minimum reduziert.