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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2019

Neubau eines Hörsaal- und Veranstaltungszentrums in Bremen

1. Preis

Preisgeld: 44.300 EUR

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

EBP Schweiz AG

TGA-Fachplanung

Gruner GmbH, Stuttgart

Brandschutzplanung

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Universität Bremen steht bis heute als Modell für die Demokratisierung der akademischen Ausbildung, Interdisziplinarität, gesellschaftliche Relevanz und Praxisnähe. Konzepte der Transparenz und der Mitgestaltung prägten als Leitgedanke den Ausdruck der damaligen Gebäude mit ihren flexibel teilbaren Grossräumen, den Verzicht auf Hörsäle und die universell verfügbare technische Infrastruktur.
Die Planungsgeschichte der Universität Bremen kann als fast idealer Anschauungsbeispiel für städtebauliche Tendenzen in Deutschland seit den 60er Jahren verstanden werden. Die Universität, zunächst als architektonische, strukturalistische Grossform am Stadtrand errichtet, bettet sich heute immer mehr in den ihn erst später umgebenden eher traditionell geformten Stadtkörper ein.
Aus dem Zentrum der Universität transportieren wir das omnipräsente Thema von Raum, Struktur und Infrastruktur, in eine neue vertikale Ordnung, dessen Architektur sich, wie der Bestand aus den sechziger Jahren, nie um Repräsentation zu kümmern hat, sondern sich vielmehr an seinem Leistungsvermögen messen lässt.
Der Neubau bietet drei offene Plattformen für die grossen öffentlichen Raumgefässe an:
• Erste Plattform: Hochschulfoyer für Kongresse, internationale
Forschungskooperationen, Ausstellungen und Tagungen.
• Zweite Plattform: drei kombinierbare, kleinere Hörsäle.
• Dritte Plattform: Audimax
Als vertikaler Abschluss werden darüber die Seminarräume und zuoberst die Büroräumlichkeiten der Geistes- und Sozialwissenschaften um einen zentralen Innenhof organisiert. Die offenen Plattformen sind frei bespielbar und die Hörsäle verstehen sich als eigentliche Einbauten, ähnlich überdimensionaler Möbel, die unabhängig von der Tragstruktur jederzeit ergänzt, verändert oder auch wieder abgebaut werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern gelingt es, einen einfachen Baukörper in dem bestehenden Ensemble des Hochschulcampus so zu platzieren, dass er selbstverständlich und doch kraftvoll wirkt und klar als wichtiges Gebäude auf dem Campus erkennbar ist. Dabei wird auf vordergründige Effekte verzichtet. Der Boulevard ist unprätentiös über eine Treppen-/Rampenkombination mit locker eingestreuten Bäumen und Sitzstufen an den Campus-Park angebunden. Diese Anbindung lässt zwar eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten, es verbleiben jedoch kaum auffindbare, durchgängig begehbare Treppenverbindungen, die als direkte Wegeverbindung zwischen den Ebenen dienen könnten. Auch die Parkpromenade parallel zur Bibliotheksstraße setzt sich nicht in eine Treppenanlage fort. Von der Haltstelle wird lediglich ein schmaler Aufgang angeboten. Zusammenfassend wird die Erschließung im Außenraum der Rolle als Entrée auf den Boulevard und in das Hörsaalzentrum in der dargestellten Form noch nicht vollumfänglich gerecht. Es wurde ein Gebäude konzipiert, das robust und aneignungsfreundlich und für eine Nutzung im Hochschulkontext vor allem durch Studierende sehr angemessen wenig determiniert und dadurch sehr überzeugend ist. Die Konstruktion des Gebäudes funktioniert in den Hörsaal- und Foyergeschossen stützenfrei, so dass in diesen Bereichen eine außerordentlich große Flexibilität und Offenheit gegeben ist. Aus Nutzersicht werden besonders die Möglichkeiten des Foyers für Konferenzen, Café etc. sehr positiv beurteilt. Durch die besondere Konstruktionsweise ergibt sich allerdings auch ein sehr großes Gebäudevolumen, das unter dem Gesichtspunkt der Bau- und Betriebskosten bzw. des damit verbundenen Energieeinsatz kritisch diskutiert wird. In einer Lebenszyklusbetrachtung müssten die Vorteile der Großzügigkeit des „loose-fit“ die Nachteile aus den erhöhten Aufwendungen für mehr Volumen nachgewiesen werden. Der CO² Abdruck des Gebäudes ist auch durch die detaillierte Betrachtung der Gebäudehülle zu optimieren. Die Erschließungssituation entspricht insgesamt dem Flexibilitätsgedanken. Durch die Anordnung einer außenliegenden Fluchttreppenanlage auf der Rückseite des Gebäudes werden nur zwei weitere Erschließungskerne benötigt. Zusätzlich gibt es eine Rolltreppenanlage, die die Besucher schnell in die Obergeschosse transportieren kann. Auch hier sind die Vorteile der Bequemlichkeit mit den Nachteilen des Energieaufwandes miteinander abzuwägen. Die Fluchttreppenanlage an der Rückfassade erscheint unnötig überdimensioniert. Die Seminarräume sind sinnvoll angeordnet und gut belichtet und haben zusammen mit den Vorzonen eine sehr gute Aufenthaltsqualität, Die Raumkonfigurationen eigenen sich besonders auch für selbstorganisiertes Lernen und Arbeiten. Hier sind ebenso die im Süden vorgelagerten „grünen Zimmer“ positiv zu erwähnen, die sowohl funktional als auch atmosphärisch überzeugen. Ebenso positiv wird die Struktur der Hörsäle sowie der Instituts- und Bürobereiche gesehen. Insgesamt beurteilt die Jury diesen Entwurf für das Hörsaal- und Veranstaltungszentrum als gelungen, flexibel und dem Ort und der Nutzung außerordentlich angemessen.