modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Neubau einer Reitanlage in Wangen im Allgäu

ein 2. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

Johannes Kaufmann und Partner

Architektur

merz kley partner

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Das Wettbewerbsareal mit einer Größe von 16.500m² befindet sich am südlichen Stadtrand der Stadt Wangen im Allgäu direkt am Erba-Kanal. Südlich, Westlich und Nördlich ist das Grundstück von grüner unbebauter Landschaft umgeben. Lediglich im Osten grenzen ein paar Wohnbebauungen an das Areal an.
Das geplante Projekt fügt sich mit vier Baukörpern (Richterturm, Scheune, Stall und Reithalle) in die Situation sehr harmonisch ein und bildet durch ihre Setzung einen Platzraum im Zentrum von dem aus alle Gebäude erschlossen sind.
Durch die Aufgliederung der Bauaufgabe in mehrere Baukörper, ergeben sich sehr attraktive Freibereiche und Zwischenräume, die eine malerische Reiterhof Stimmung erzeugen sollen.

Konstruktion
• Holz aus eigenen, regionalen Wäldern
• Einschnitt des Rohmaterials in regionalen Sägewerken
• Herstellung von Nagelbrettbindern aus einem Querschnitt durch heimische Holzbauunternehmen

Aus den Wäldern der Stadt Wangen werden Fichten und Tannen geschlägert, der Rohstoff wird bei einem regional ansässigen Sägewerk eingeschnitten und luftgetrocknet. Durch die Konzeption des Tragwerkes in Form eines Nagelbrettbinders in einem Achsraster von 125 cm, können handelsübliche KVH-Querschnitte für die Fachwerke und sonstigen Konstruktionen mit 8 x 140 | 8 x 200 | 8 x 240| 8 x 260 cm eingeschnitten werden. Diese Querschnittprofile können dann ohne spezielle Betriebseinrichtung zu Nagelbrettbinder hergestellt werden.
Das Selbe Grundmaterial kann für Wandelemente, Decken und sonstige Ausbauten verwendet werden. Die anfallenden Restquerschnitte in Form von Brettern, werden ebenfalls für Schalungen und Wandelemente verwendet. So wird vom Baum 100 % für das Bauvorhaben verwendet.
Die Sägerrestmassen werden thermisch verwertet. Diese verleimungsfreie Konstruktion ist überaus wirtschaftlich, CO2 schonend, gut recycelbar und der Bauaufgabe entsprechend - weg von akrobatischen Konstruktionen, weniger ist mehr.

Die Belichtung der Reithalle erfolgt über ein Oberlichtband. Das Tageslicht wird dabei durch das feingliedrige Tragewerk gefiltert und erzeugt dadurch ein angenehmes Streulicht auf die Reitfläche, ohne Blendwirkungen.

Dieses Grundprinzip des Warenflusses beeinflusst wesentlich die Konzeption des Tragwerkes. Nagelbrettbinder stellen eine sehr wirtschaftliche, regional herstellbare und einfache Konstruktionsart für Hallen dar.

Materialien
Die Materialisierung der vier Gebäude wird sehr einheitlich mit unbehandeltem Schnittholz in Fichten bzw. Tannenhölzer gehalten. Dabei ist die Fassade mit einer geschlossenen Holzfassade ausgeführt. Vorgehängte Holzrechen gliedern die Fassade zusätzlich und bilden einen konstruktiven Holzschutz vor Witterungseinwirkungen

Energetisches Konzept / Nachhaltigkeit
Die Energieversorgung des Projekts erfolgt mit einer kleinen Pellets Anlage. Dabei erfolgt die Wärmeabgabe über Heizung. Die Warmwasserspeicher werden ebenfalls mit der Pellets Anlage beheizt. Dieses Konzept hat den Vorteil, dass es ein sehr schnelles System darstellt mit dem die Räume über einen kurzen Zeitraum temperiert werden können.
Um sommerlicher Überhitzung entgegenzuwirken, werden die Außenwand und das Dach mit gedämmten Wandaufbauten ausgeführt und die Verglasungen als Isolierverglasungen. Die Belüftung der Reithalle erfolgt bodennah mit Fensterfalzlüftung, sowie über manuelle Fensterbelüftung. Um die entstehende Stauwärme im Dachbereich abzuführen, sind zwei Luftkanäle in Hallenlängsrichtung, welche die Stauwärme absaugen und ins Freie transportieren.
Bei der Lösung vom Haustechnikkonzept wurde bewusst darauf geachtet, dass möglichst wenig Technik zum Einsatz kommt, welche der Bauaufgabe gerecht wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für eine neue Reitanlage mit Reithalle, Stallgebäude und Heulager überzeugt durch seine städtebauliche Setzung als Ensemble. Die drei Neubauten formulieren einen gut proportionierten Hofbereich der die gewünschten funktionalen Verknüpfungen optimal gewährleistet. Die räumliche Nähe der Reithalle zum Außenreitplatz wird begrüßt. Dies ermöglicht unterschiedlichste Synergieeffekte in den funktionalen Abläufen und ermöglicht direkte Sichtverbindungen.

Vom Vorplatz aus, über die Stirnseite, gelangen Besucher und Sportler in die neue Reithalle. Ein funktional gut gelegener Schulungsbereich mit Stüberl verknüpft die gewünschten Räume mit der Halle. Die Wege sind kurz und übersichtlich, sowohl für Sportler als auch für Besucher. Größe und Geometrie entsprechen den vielfältigen Nutzungsanforderungen. Die Tribünen sind an der nördlichen Längsseite situiert und ermöglichen einen guten Sichtbezug in die Halle und zum nahegelegenen Außenreitfeld.

Die konstruktive Lösung und die Materialität sind einfach und klar in ihrer Struktur. Dies wird durch die zurückhaltende, ruhige Fassadengliederung gestärkt. Die vorgeschlagene vertikale Holzfassadenkonstruktion wird in Hinblick auf Wartung und Unterhalt kritisch diskutiert. Auch die langgestreckten Dachoberlichter werden als störend empfunden.
Sowohl die Kubatur, als auch die notwendigen Hüllflächen sind reduziert, ohne dabei räumlich, gestalterische Qualitäten opfern zu müssen.

Es handelt sich hier um eine insgesamt sehr gute Arbeit. Besonders überzeugend erscheint die baukörperlich- räumliche Gliederung und deren sympathische, zurückhaltende Architektursprache, die natürlich auch von einem sehr sorgsamen Umgang mit den architektonisch-konstruktiven Details profitiert.
Dieses Zusammenspiel stärkt und steigert die zukünftige Bedeutung des Ortes.