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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Neubau Kombibad Kehl

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

w+p Landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Komposition und städtebauliche Setzung
Die vorhandene Topografie mit dem schönen Baumbestand des Freibades bilden mit dem 50 m-Becken und 10 m-Sprunganlage eine attraktive Kulisse für die neu zu planenden Gebäuden für Sport und Freizeit. Bei der Entscheidung der städtebaulichen Setzung war neben der Gestaltung des Gebäudevolumens, welches sich aus den funktionalen Vorgaben des Raumprogrammes ergibt, der Wunsch nach einer
Synthese zwischen Architektur und Landschaft maßgebend.

Aus diesem Grunde wurde versucht, eine Gebäudeform zu gestalten, die den Anforderungen an ein modernes Kombibad gerecht wird und darüber hinaus den Standort weiter entwickelt und ihn städtebaulich aufwertet. Folgende Punkte waren bei der Erarbeitung der Komposition von besonderer Bedeutung:

• Integration der Gebäudevolumen in die Landschaft.

• Ausbildung des Eingangsbereiches mit Vorplatz zu einer neuen Adresse.

• Gestaltung eines modernen Kombibades mit nachhaltiger Architektur.

• Synthese von Architektur und Natur, von gewachsenen Strukturen und neu gestalteter Landschaft.


Organisation und Funktionalität
Das zu erhaltende 50 m-Becken mit 10 m-Sprunganlage ist Ausgangspunkt für die neu zu gestaltende Badelandschaft und den damit zu verbindenden Hochbaumaßnahmen. Dabei war die geografische Lage und die über dem Gelände liegende vorhandene Badeplatte Problem und Chance zugleich. D.h. die Akzeptanz des Badeplattenniveaus von 139,15 m NN für das neue Gebäude und die neuen Beckenanlagen stärkt die Stellung des Gebäudes in der topografischen Situation und eröffnet für die Gestaltung der Landschaft um die Badeplatte neue Möglichkeiten.

Über einen leicht von Osten nach Westen ansteigenden Eingangsplatz erreicht der Besucher den gemeinsamen, großzügigen Eingangsbereich für Hallen- und Freibad und präsentiert dem Besucher bereits bei der Ankunft sehr eindrucksvoll das komplette vielfältige Angebot an Wasserflächen sowie die großzügig neugestaltete Badelandschaft. .

Im Innern des Gebäudes erreicht man über den Umkleide- und Sanitärtrakt auf selbstverständliche Weise die unterschiedlichen Angebote für sportliche Betätigung und Erholung in Freizeit. Dabei wurde darauf geachtet, dass die unterschiedlichen Interessen von Bewegung und Ruhe Berücksichtigung finden.


Freiraumkonzept und Freianlagen
Die weich modellierte Topographie formt eine bewegte Landschaft die sich mit der Badeplattform verbindet und zusammen mit dem behutsam erhaltenen Baumbestand ein Freibad in natürlicher Umgebung schafft. Hierbei werden räumlich unterschiedlich ausgestaltete Bereiche mit vielfältigen Aufenthaltsqualitäten je nach Altersgruppe angeboten. Baden in den Rheinauen - naturnahe Landschaft für die wohltuende Erholung.

Ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß, mit dem Fahrrad, oder dem Pkw - eine klare Ordnung bietet Orientierung, ein großzügig angelegter Eingangsplatz bildet für das neue Bad eine einladende Adresse.

Die Badeplatte fügt sich harmonisch in das Grundstück und verbindet zugleich die Badebecken mit den unterschiedlich ausgerichteten Angeboten. Treppenstufen, Sitzterrassen oder der ebene barrierefreie Übergang vermitteln den Höhenunterschied zur umgebenden Liegewiese. Besondere Aufmerksamkeit bekommt der Kleinkindbereich, das Wasserspiel wird ergänzt durch einen Spielplatz. Zusammen mit den aufsteigenden Terrassen entsteht hier ein geschütztes Refugium für die Kleinsten. Cafeteria mit Außengastronomie, fest positionierte Bänke oder auch die mobilen Liegen formulieren Aufenthaltsan-gebote direkt am Wasser.

Was liegt näher als beim Baden am Rhein auch diesen im Blick zu haben. Die neu angelegten Rheinterrassen entlang der Schwimmbadstraße eröffnen diese Möglichkeit und geben dadurch dem Freibad ein besonderes Alleinstellungsmerkmal.

Von ruhig gemütlich im lichten Schatten der bestehenden Bäume bis sportlich aktiv, hier ist alles möglich. Die Sportfelder und der Abenteuerspielplatz sind bewusst etwas abgerückt angeordnet, um somit die unterschiedlichen Bedürfnisse zu bedienen und gegenseitige Störungen zu vermeiden.

Insgesamt entsteht durch das ausgewogene Zusammenspiel von Architektur und Freianlagen ein Bad das sich ruhig und ausgewogen in die Rheinauenlandschaft einfügt und gerade dadurch eine zukunftsweisende Landmarke für die Stadt Kehl abbildet.


Architektur und Materialität, Konstruktion und Wirtschaftlichkeit
Die Form der Gebäude resultieren aus den funktionalen Vorgaben des Raumprogramms, aus den Bedingungen vor Ort und dem Wunsch nach einer angemessenen Gestalt, die durch Materialität und Aufenthaltsqualität zur Identifikation eines Gebäudes für Gesundheit und Sport beiträgt.

Das Gebäudeensemble gliedert sich deshalb in zwei geometrisch unterschiedliche Baukörper, in einen funktionalen eingeschossigen Teil mit dienenden Funktionen und einem Hauptgebäude mit Becken-anlagen und Aufenthaltsbereiche. Dieser dominante, zentrale Innenraum wurde so konzipiert, dass er durch seine klare Organisation die unterschiedlichen Bereiche für Bewegung und Ruhe definiert und darüber hinaus den Blick nach Süden und Westen zur Badeplatte und zur Landschaft zum Rhein hin frei gibt. Diese Qualität, die Verbindung des Innen- und Außenraumes, wird in der Badehalle durch gezielte Öffnungen in der Decke der Halle aufgenommen und durch direktes Licht (Zenitlicht) weiter gesteigert, insbesondere im Bereich der Wasserflächen (blauer Himmel, blaues Wasser).

Neben der gewünschten Verbindung von Wasser und Landschaft im Süden und Westen soll entsprechend der Nutzung des Gebäudes mit wenig unterschiedlichen, wartungsarmen Materialien die Aufenthaltsqualität gesteigert werden. So könnte z.B. neben dem Bodenbelag in Naturstein und der Gebäuderück-wand in Sichtbeton die komplette Dachkonstruktion als CO2-Beitrag in ingenieurmäßiger Holzkonstruktion zur Ausführung kommen. Die thermische Hülle, die Fassade, wird aus Gründen der Nachhaltigkeit in einer hochgedämmten Glas-Alu-Konzeption vorgeschlagen. Da der Entwurf auf einem orthogonalen Raster entwickelt wurde, kann die Fassade der Badehalle präzise in einem hohen Vorfertigungsgrad hergestellt werden. Neben dem Vorteil der wirtschaftlichen Herstellung und der optimalen Transparenz zwischen
Innen- und Außenbereichen entsteht ein markanter Gebäudetypus mit hohem Identifikationsmerkmal, der in hohem Maße zur Adressbildung beiträgt.

Der Entwurf wurde nicht zuletzt auch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit auf einem orthogonalen Raster entwickelt und eignet sich deshalb für eine elementierte Bauweise. Die kompakte Gesamtanlage, die in Verbindung mit dem Bestand und der neugestalteten Badeplatte entsprechend entwickelt wurde, ergibt eine geringe Hüllfläche und somit geringe Energieverluste, die dem Ziel Nachhaltigkeit Rechnung tragen. Die Option Rutsche wurde als integraler Baustein so konzipiert, dass sie sofort aber auch zu einem
späteren Zeitpunkt realisiert werden kann. Der vorgeschlagene Standort ermöglicht eine Rutschanlage von ca. 70 m und die separate Zugänglichkeit sowohl von innen als auch von der Badeplatte im Außenbereich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper sitzt gut im nordöstlichen Bereich des Wettbewerbsgebietes und ist maßstäblich ausformuliert. Der verkehrsfreie Vorplatz wirkt sehr einladend. Insgesamt erscheint er etwas groß dimensioniert, sprich das Gebäude rückt nach Süden und Westen, dadurch geht Fläche für die Freibadwiese verloren. Interessant erscheint die außenräumliche Gestaltung des Vorplatzes mit Bauminseln und eingestreutem Fahrradparken. Östlich des Gebäudes entsteht allerdings eine ungestaltet, ungenutzte Restfläche, die keiner sozialen Kontrolle unterworfen ist.

Die Aufmodellierung der Nordkante des Geländes, bietet in Liegeterassen ein attraktives Angebot. Ob der Rhein tatsächlich zu sehen ist, bleibt zu überprüfen. Positiv an dieser Stelle ist der Erhalt der beiden Eichen zu bewerten. Der benachbarte Eingangsbereich mit Wasserspiel und Kinderplanschbecken scheint zu großflächig befestigt und bedarf einer Verschattung. Fragwürdig erscheint eine zu „öffentliche“ Lage des Kleinkind- und Wasserspielbeckens. Badeplatte und Schwimmhalle stehen in richtiger Nähe zueinander.

Der Baukörper ist klar gegliedert in eine eingeschossige Nebenraumzone und die hohe Badehalle. Die Badehalle zieht allerdings über alle Nutzungsbereiche die gleiche Höhe, was für den Nichtschwimmer- und Kleinkindbereich eher überdimensioniert erscheint. Um die Hallenhöhe zu nutzen, wird eine tischartige Galerie eingefügt, auf der Ruheliegen untergebracht sind. Das zusätzliche Angebot der Galerie grenzt den Sportbereich gegenüber dem Kinder und Familienbereich ab.

Das Foyer mit der Kasse ist funktional, ein Blick in die Schwimmhalle ist gegeben, allerdings tangiert der Blick lediglich die Kante des Lehrschwimm- und Kinderbeckens. Die Gastronomie ist in der Lage die 3 geforderten Bereiche zu versorgen, allerdings sind die Wege weit, die Theke erscheint insgesamt zu lang. Positiv zu bewerten ist der freie Blick aus der Badehalle nach Westen und Süden, zur Freibadplatte, die niveaugleich anschließt.

Es scheinen auf den ersten Blick 2 Sammelumkleiden zu fehlen. Der Kleinkinderbereich erscheint aus bäderfachlicher Sicht überarbeitungsbedürftig da er in den Laufwegen des Zugangsbereichs zum Freibad liegen und unter Aufsichtsgesichtspunkten zu nah am Eingang/Ausgang liegen. Positiv bewertet wird das separieren der lauten Röhrenrutsche samt Landebecken. Die Außenbecken sind funktional richtig.

Die vorgeschlagene Materialität in Holztragwerk, Glas, Sichtbeton mit gegrüntem Dach ist gut vorstellbar. Die gezeichneten Fassaden überzeugen durch ihre Schlichtheit.

Die Flächen und Volumenkennwerte liegen im wirtschaftlichen Bereich.

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine angemessen architektonische Haltung und eine gute Freiraumgestaltung mit Schwächen im Detail.
Erdgeschoss 1:200

Erdgeschoss 1:200

Längsschnitt 1:200

Längsschnitt 1:200

Querschnitt 1:200

Querschnitt 1:200

Obergeschoss 1:200

Obergeschoss 1:200

Untergeschoss 1:200

Untergeschoss 1:200

Fassadenschnitt 1:50

Fassadenschnitt 1:50

Ansicht Nord 1:200

Ansicht Nord 1:200

Ansicht Ost 1:200

Ansicht Ost 1:200

Ansicht Süd 1:200

Ansicht Süd 1:200

Ansicht West 1:200

Ansicht West 1:200