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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Kulturschule an der Europastraße in Gelsenkirchen

ein 3. Preis

Preisgeld: 56.500 EUR

kplan AG Architekten, Ingenieure und Berater

Architektur

Jürgen Wagner Garten- und Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Rinsdorf Ströcker Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

KULTURSCHULE GELSENKIRCHEN
RAUMVISIONEN FÜR EINEN ZUKUNFTSWEISENDEN SCHULBAU –
SCHULE ALS ORT DES LERNENS UND LEHRENS MIT HOHER LEBENS- UND BEWEGUNGSQUALITÄT
Vor dem Hintergrund des kulturellen Schwerpunktes der neuen Schule kommt neben dem Schalthaus vor allem dem Forum - durch seine Position und Ausrichtung - eine besondere Aufgabe zu. Es bildet das Herzstück und die „Adresse“ der Schule. Es steht in Verbindung mit dem alten Schalthaus für eine besondere Willkommenskultur, für Offenheit und Kommunikation. Besucherinnen und Besucher der Schule werden an einer im Forum zentral angeordneten Informationswand empfangen, die erste Orientierungen sowie weitere Informationen und/oder einen allgemeinen Service bietet.
Darüber hinaus dient das Forum neben dem Ankommen, der Information und dem Austausch auch als Präsentations- und Ausstellungsfläche der Schule, sodass hier die Kulturschule in ihrer Gesamtheit repräsentiert wird.
Durch eine verglaste Dachkonstruktion strahlt das Forum eine positive und offene Atmosphäre aus und bietet den unterschiedlichen Altersgruppen, die diesen Ort besuchen, Anlass zur Identifikation.
Das gewählte Raumkonzept des Obergeschosses, in dem die Klassen 5 bis 10 untergebracht sind, unterstützt das Konzept eines „OPEN SCHOOL“-Gedankens, d.h. Unterricht findet in Lernlandschaften mit Grundrisskonzepten statt, die den Geist offener Lernsituationen mit jahrgangsübergreifendem Austausch fördern. Hierbei schaffen die Lernflächen ein Gleichgewicht zwischen Inspiration und Klarheit.
Zwar steht jeder Lerngruppe ein – an der Außenfassade angeordneter – fester Klassenraum („Homebase“) sowie jedem Jahrgang ein Inklusionsraum zur Verfügung, jedoch bietet das gewählte Konzept Erweiterung und Differenzierung: Zum einen durch einen direkten Zugang nach außen in einen umlaufenden Laubengang, der als zusätzlicher Bewegungsraum und zweiter Rettungsweg dient, und zum anderen durch den Eintritt in das „Innere“ des Obergeschosses. Hier befinden sich - teilweise um die Atrien herum platzierte - weitere Flächen, die frei zugänglich und verschieden teil- bzw. „bespielbar“ sind. Diese – teilweise zu öffnenden – Flächen im Mittelbereich sind unterteilt in einen Teamleiterraum (direkt an einem Atrium gelegen), in Rückzugsbereiche, in Gruppenarbeits- und Workshopbereiche oder auch in kleine, flexibel ausfahrbare Bühnen/Auditorien, die als Herzstücke für Präsentation, Kommunikation und Kooperation dienen können. Durch diese vielfältige und flexible Nutzung gelingt es, je nach Bedarf eine adäquate Lernatmosphäre zu schaffen. Im Bereich der Klassen 5 und 6 ist zusätzlich ein „Berg“ angelegt, der den Schülern als Treffpunkt und als Rückzugsmöglichkeit („Höhle“) von dem – nicht wenig anstrengenden – Schulalltag dient.
„Bewegte Schule“ - ein pädagogischer Ansatz, der das Handeln der Schüler zwischen Klassenzimmer und Freiraum definiert, eine Strategie um einen Gegenpol zur Bewegungsarmut der „eingestuhlten Schüler“ zu bilden
Die Außenbereiche sind für eine Ganztagsschule von großer Bedeutung. Die Außenflächen der Schule sind eng mit den Lernlandschaften verknüpft („Lernen im Freien“). Schulhofflächen sind zugleich als öffentlich zugängliche Flächen geplant. Als multifunktionale Außenräume dienen sie einerseits als Schulhof, zum anderen als Bindeglied zum umliegenden Stadtteil. Um den unterschiedlichen Anforderungen von Schülerinnen und Schülern jeden Alters gerecht zu werden, bieten die Außenbereiche differenzierte Aktionsflächen (Bewegung, Spiel, Rückzug, Schulgarten etc.). Das Prinzip „Bewegte Schule“ ist die Grundlage für die Gestaltung der Freiflächen rund um die Schule, auf der Dachebene sowie auch im Erdgeschoss. Die Bewegungsarmut der „eingestuhlten“ Schüler im Unterricht soll in den Freiflächen durch Bewegungsanimation in vielfältiger Form ausgeglichen werden; hierzu sind Sportflächen und Kletterparcours interaktiv auf dem Schulgelände angeordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kulturschule positioniert sich als zweigeschossiger Baukörper im südlichen Grundstücksbereich mit nutzbarer, bespielbarer fünfter Fassade.

Die bereits bestehenden Plätze Bastionsplatz und Festplatz werden in unterschiedlicher Intensität überformt und neugestaltet, dies wird insbesondere im Fall des Bastionsplatzes kritisch gesehen, da hier auch die vorhandene Topographie des jetzigen Platzes neu gestaltet wird.
Die im nördlichen Grundstücksbereich liegenden Sportflächen erscheinen überdimensioniert und für die schulische Nutzung an dieser Stelle nicht zwingend erforderlich. Die hierfür notwendige Querung der Europastraße liegt an der richtigen Stelle, müsste aber in der Verlängerung als Straße nach Norden und Süden überarbeitet werden.

Über den Bastionsplatz wird das neue Schulgebäude in der Achse des Schalthauses betreten. Hier gelangen die Nutzer, Lehrer und Schüler in eine zweigeschossige offene Lernlandschaft, die viele räumliche Qualitäten aufweist. In einer inneren Schiene liegen lichtdurchflutet Foyer, Mensa und Aula, die durch ihre direkte Nähe und Anbindung zueinander Synergien aufzeigen.

Das zentrale Forum mit angegliederter Mensa und Aula bildet der Herz der Schule. Die im Erdgeschoß sich befindenden künstlerischen und musischen Bereiche bilden die inhaltliche Grundlage, die angegliederten Höfe und Freibereiche der Schule zu bespielen.

Der Baukörper wird in drei Zonen konzipiert, eine Innenzone bestehend aus einer differenzierten Lernlandschaft mit eingestreuten Lichthöfen und umliegenden, als ‚homebase‘ funktionierenden Klassenraumbereichen. Insbesondere im 1. Obergeschoss entstehen hier interessante Lernlandschaften mit vielen individuellen Raumqualitäten, die sehr feinfühlig konzipiert ein zukunftsweisendes Bild von Schule vermitteln.

Allerdings weist der mittlere Bereich im 1. OG um das Forum nicht in Gänze die Qualitäten einer offenen Lernlandschaft auf, sondert bietet eher erweiterte Flurflächen, die auch aufgrund der brandschutztechnischen Vorgaben nur eingeschränkt nutzbar sind.

Die bespielbare Dachlandschaft wird positiv gewürdigt, Hier werden Nutzungen und Angeboten der Schule und den Schülern einen Mehrwert geben. Der wirtschaftliche Aspekt sollte hier noch genauer untersucht werden.

Der Entwurf zeigt insgesamt eine zukunftsweisende Idee von Schule, allerdings weist die stadträumliche Setzung unter Negierung des vorhandenen Bastionsplatzes erhebliche Defizite auf.
Im Schalthaus wird im EG eine schulische Nutzung vorgeschlagen, was aus Sicht der Denkmalpflege positiv gesehen wird. Die baulichen Einbauten wie Spindeltreppen werden erhalten, der Durchgang bleibt erhalten und die Nischen sind als Rudimente ablesbar.

Die Gesamtfläche der Freiräume ist überdimensioniert.
Die Ausformulierung der Gestaltung, insbesondere der z. T. stark überformten Bestandsplätze, wirkt beliebig additiv. Die Chance der Entwicklung hier zu einem nachhaltigen Grünraum wird nicht genutzt.
Flächen für Retention, begrünte Fassaden etc. sind nicht vorgesehen.
Die Umsetzungsfähigkeit eines so intensiv genutzten Daches zusätzlich zu dem großen Freiraumanteil wird stark bezweifelt.