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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Kulturschule an der Europastraße in Gelsenkirchen

Anerkennung

Preisgeld: 19.000 EUR

v-architekten GmbH

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Kim Leiermann Brandschutzkonzepte

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Das Planungsgebiet liegt auf dem Areal des ehemaligen Gußstahlwerkes Schalker Verein in Gelsenkirchen. Das Baufeld der neuen Kulturschule besteht aus drei Teilbereichen:
Der grüngeprägte südliche Bereich in Verlängerung der Bunkeranlage, der mittlere Teil bestehend aus Bastionsplatz, Schalthaus und Festplatz sowie der Teilbereich nördlich der Europastrasse. Durch die kompakte Anordnung und Organisation der neuen Kulturschule, gelingt es ausschließlich den südlichen Teil des Baufeldes zu bebauen und das bestehende Platzensemble als Schulhoffläche zu nutzen. Der nördliche Teil des Baufeldes steht dementsprechend z. B. für eine künftige Wohnnutzung zur Verfügung.

KONZEPT
Die Freianlagen der Kulturschule nutzen konsequent das bestehende Freiraumkonzept und ergänzen es nur punktuell, um die neuen Schulfunktionen zu integrieren. Das Platzensemble aus Bastionsplatz und Festplatz wird durch einen Schalthausplatz erweitert, der die direkte Verbindung mit dem Foyer der neuen Kulturschule herstellt. Die Sportanlagen werden vor allem südlich der Schule bzw. Sporthalle angeordnet und bilden damit eine Erweiterung des östlich angrenzenden Jugendareals mit Bunker- und Skateranlage. Dadurch wird eine Verzahnung der angrenzenden Freiräume mit dem neuen Freiraum der Kulturschule erreicht.

ENTWURF
Bastionsplatz
Der Bastionsplatz erhält im Nordwesten eine neue Treppenanlage, die den Platz zur Stadt öffnet. Die Höhenwirkung der Bastionsmauer wird dadurch reduziert und es entsteht eine einladende Geste, die den Schülerverkehr lenkt. Der Bastionsplatz mit seinem Baumraster wird mit Spielobjekten für jüngere Schüler ergänzt. Durch diese Funktionszuordnung wird die Zonierung der einzelnen Platzräume unterstützt. Zwischen Bastionsplatz und Schule werden Fahrradständer als Teil eines dezentralen Systems angeordnet.

Schalthausplatz
Der Schalthausplatz wird als neuer Teppich aus dem Foyer der Kuturschule ausgerollt. Das Schalthaus steht auf diesem neuen Teppich, der somit Schule und Schalthaus verbindet. Der Teppich besteht aus großformatigen, hellen Betonplatten mit integrierten Stahlbändern, um den Bezug zur industriellen Geschichte des Ortes auf zu nehmen und zu dokumentieren. Mehrere codeartig angeordnete Sitzbänke bilden eine Lernlounge vor dem Schalthaus.

Festplatz
Der Festplatz mit seinem Baumrahmen und seinen großzügigen Asphaltflächen dient als klassischer, multifunktionaler Schulhof. Hier ist freies Spielen mit viel Bewegung möglich. Im Osten des Platzes werden zwei Basketballfelder aus den Asphalt aufgebracht, um ein Sportangebot während der Pause zu ermöglichen. Die südliche, geschwungene Mauer wird mit Bezug zum Verbindungsbau Schule/Sporthalle über eine neue Treppenanlage stärker geöffnet. Zwischen Sporthalle und Festplatz wird ein weiterer Teil der Fahrradständer angeordnet. Der Festplatz behält auch zukünftig seine Funktion für öffentliche aber auch schulische Veranstaltungen.

Sportanlage
Südlich der Schule werden 4x 100m Laufbahnen angeordnet. Südlich der Sporthalle entsteht ein Multifunktionsfeld aus Kunststoff für Handball, Basketball und Volleyball. Weitere Funktionen wie Weitsprung und Hochsprung können integriert werden. Desweiteren entseht eine Kugestoßanlage und ein Volleyballfeld als Rasen- oder Beachvolleyballfeld.

Schulgarten und grünes Klassenzimmer
Südlich der Kunsträume des Erdgeschosses werden zwei Gärten für Werken, Lernen, Gärtnern, u.v.m. angeordnet. Diese dienen vor allem bei schönem Wetter als erweiterter Innenraum. und ermöglichen Lerninhalte ins Freie zu verlegen. Ein Schulgarten bietet die zeitgemäße Möglichkeit Obst, Gemüse und Kräuter für den Eigenbedarf an zu bauen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau ist als kompakter Riegel ausschließlich auf dem südlich der Europastraße liegenden Wettbewerbsgrundstück vorgesehen. Er besteht aus zwei Baukörpern. Die Schule ist I-III-geschossig, die Sporthalle höhenmäßig gegliedert nach Eingangs- und Umkleidebereich eingeschossig. Auf den Flachdächern ist eine Dachbegrünung vorgesehen. Hier sind jedoch zukünftig Einrichtungen der TGA vorzusehen, die nicht dargestellt sind.
Der Rücksprung der Turnhalle (auf die Flucht der benachbarten ehemaligen Bunkeranlage) führt zu einer Unterbrechung der städtebaulichen Fassung der Platzfläche des ehemaligen Festplatzes. Der Eingang zur Turnhalle wäre räumlich funktional besser nach Norden orientiert angeordnet worden, als zwei untergeordnete Eingänge im Westen und Osten. Die Fahrradstellplätze sind nicht überdacht und Lehrerstellplätze sind nicht abschließbar.

Der Umgang mit dem Denkmal des Schalthauses ist positiv zu bewerten. Es ist dort eine schulische Nutzung vorgesehen. Die baulichen Eingriffe sind vertretbar und erhaltenswerte Elemente wie z. B. die Nischen der ehemaligen Schaltschränke und die aufgestellten Stahltüren werden in die Neukonzeption integriert. Die Fassade des Schulbaus korrespondiert gut mit der Fassade des Schalthauses. Die Materialien des Sockelgeschosses und der Obergeschosse beider Gebäude sind harmonisch aufeinander abgestimmt
Das Schalthaus wird in den Mittelpunkt der Freiraumentwurfsidee gestellt. Die Schule reagiert mit ihrem Eingangsbereich unmittelbar auf diese zentrale Stellung. Aus dem Obergeschoss bieten sich spannende Blicke auf das Schalthaus.

Die Eingangssituation des Schulgebäudes mit dem Forum und den sich anschließenden Bereichen der Mensa und der Aula sind räumlich gut angeordnet. Der Baukörper zeigt sich dabei jedoch eher introvertiert und lässt eine Einladung an die Nachbarschaft vermissen. Die Funktionalität der Aula mit den rückwärtig angeordneten Bereichen ist als gut zu bewerten. Auch die gastronomische Versorgung ist durch die Einheit von Forum, Aula und Mensa gewährleistet. Auf jeder Etage sind Bereiche für Ausstellung und Präsentation vorgesehen.
Die vorgeschlagene Lösung zur Clusterbildung im Bereich der Klassenräume ist nur teilweise funktionsfähig. Nicht alle Klassenräume haben unmittelbaren Zugang zu den Aufenthalts- bzw. Teamräumen. Die Fachräume können nicht separat in Clustern organisiert werden.

Aus schalltechnischer Sicht ist festzustellen, dass zur lärmexponierten Südseite sensible Nutzungsbereiche untergebracht sind. Dies führt zu einem hohen Aufwand für die schalltechnische Ausstattung in diesem Bereich. Fragen des Brandschutzes sind nicht abschließend beantwortet.
Der Entwurf bietet nach Ansicht der Jury eine unaufgeregte, einfache und funktionierende Lösung für die geplante Kulturschule. In Bezug auf die städtebauliche und architektonische Ausarbeitung stellt sich der Wettbewerbsbeitrag jedoch insgesamt wenig innovativ dar.

Das freiraumplanerische Konzept erhält die beiden vorhandenen Plätze. Das Schalthaus bleibt als Solitär weiterhin angenehm freigestellt und wird zum Ankerpunkt zwischen Stadtteil und Schule. Zwar zeigt der Entwurf großen Respekt vor der vorhandenen Freiraumgestaltung, die Chance, die Plätze im Sinne eines grünen Schulhofes oder grünen Empfangsraumes für die Nachbarschaft weiterzuentwickeln, wird jedoch nicht genutzt. Die Idee, Ballspielfelder in den Pausenbereich zu integrieren, wird positiv bewertet, weitere neue Sitz- und Spielangebote wären jedoch für die Nutzung notwendig gewesen. Auch eine stärkere Begrünung zur Regenrückhaltung, zum klimatischen Ausgleich und zur Steigerung der Grünqualität wären wünschenswert gewesen.