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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Sanierung des BestandsgebÀudes und Erweiterungsneubau der Christoph-Graupner-Schule in Darmstadt

2. Preis

Trapez Architektur GmbH

Architektur

ErlÀuterungstext

Die Form

Die kantige, mit Vor- und RĂŒcksprĂŒngen versehene Bewegung des
BestandsgebÀudes wird aufgenommen und an den beiden Kopfenden erweitert.
Um den umliegenden GebÀuden, aber vor allem dem Baumbestand der
Parkanlage gerecht zu werden, wird auf eine vertikale Weiterentwicklung des
GebÀudes verzichtet. Die Höhe des SchulgebÀudes bleibt erhalten, der
Bestandsbau bildet nach wie vor den höchsten Punkt des neuen Ensembles.

Das Konzept

Der Entwurf nimmt das vorhandene GebÀude als Ausgangspunkt, strukturiert es
jedoch vollstĂ€ndig neu und fĂŒhrt es an beiden Enden mit je einem ergĂ€nzenden
Neubau fort. Der bisherige Bewegungsraum wird ersetzt.
Der Grundgedanke der Schulbauten der 70er Jahre nach dem Kasseler
Schulmodell ist die starke Unterscheidung zwischen Roh- und Ausbau, von
tragenden und nichttragenden baulichen Elementen. Der auf einem StĂŒtzenraster
von 7,20m und aussteifenden Kernen basierende freie Grundriss ermöglicht eine
grundlegende Umstrukturierung des GebÀudes ohne den Abriss seines
GrundgerĂŒstes. WĂ€hrend der Ausbau vollstĂ€ndig ĂŒberarbeitet wird, bleibt der
Rohbau nahezu komplett bestehen, das konstruktive Prinzip wird aufgegriffen und
weitergefĂŒhrt. Dieser ressourcenschonende Ansatz spart Kosten und Zeit.
DarĂŒber hinaus werden weitere, zukĂŒnftige Umstrukturierungen des
SchulgebÀudes ermöglicht.
Das Konzept verbindet das gesamte GebÀude zu einer zusammenhÀngenden,
ruhigen Einheit mit umlaufender Fassade. Dabei wird das Bauwerk vollstÀndig
neu organisiert und erfÀhrt eine umfÀngliche energetische, rÀumliche und

Fassade und Material

Durch den RĂŒckbau des BestandsgebĂ€udes auf seine tragende Struktur ist es
möglich, den gesamten Komplex mit einer einheitlichen Fassade zu versehen und
zu einer ruhigen Einheit zu verbinden. Die Fassade gliedert sich in waagerechte
BĂ€nder, die sich leicht und elegant in das GrĂŒn der Parkanlage einfĂŒgen.
GrĂ¶ĂŸtmögliche FensterbĂ€nder schaffen eine intensive Belichtung und helle
InnenrĂ€ume. Eine NachtauskĂŒhlung kann hinter den in den Ansichten zu
sehenden vertikalen Lamellen erfolgen.

Die Erschließung

Die neue Eingangshalle schafft eine kommunikative Mitte fĂŒr die
Christoph-Graupner-Schule. Die großzĂŒgige, zweigeschossige Halle ermöglicht
Nutzern und Besuchern eine Orientierung im hellen und freundlichen Zentrum
des GebÀudes. Im Erdgeschoss sind die Sonderfunktionen wie Mensa,
Aula/Bewegungsraum, die Verwaltung und einige AneignungsrÀume mit
Außenbezug angeordnet. In den Obergeschossen sind die LernrĂ€ume und der
Ganztagesbereich ĂŒbersichtlich zusammengefasst. Die Erschließung der RĂ€ume
erfolgt barrierefrei, geradlinig und klar. Ein wichtiger Beweggrund fĂŒr die
horizontale Erweiterung des Bestandes war die Ermöglichung eines
funktionsĂŒbergreifenden Unterrichts, ohne dass die SchĂŒler bei ihrer
Fortbewegung auf technische oder menschliche Hilfe angewiesen sind.

Der Innenraum

Grundlage der rÀumlichen Gliederung sind Cluster von ca. 400 qm. Jedes Cluster
beherbergt die RĂ€ume fĂŒr einen Klassenverband mit je 4 Klassen, die sich jeweils
um eine gemeinsame Mitte gruppieren. Diese Klassen weisen unterschiedliche
GrĂ¶ĂŸen und Anordnungen von Unterrichts-, Lager sowie DifferenzierungsflĂ€chen
auf. Hierbei sind alternative pÀdagogische RÀume mal offen und mal geschlossen
gestaltet. Jede Clustermitte hat direkten Zugang zu einer AußenflĂ€che. Die
Bestandsbalkone bleiben konzeptionell als rÀumliche, pÀdagogische
ErweiterungsflÀchen erhalten.

Der Lernbereich differenziert zwischen offenen, mÀandernden Lernlandschaften
und geschlossenen, klar strukturierten RĂŒckzugsorten. WĂ€hrend die
KlassenrÀume geschlossene Einheiten darstellen, sind die alternativen
LernrÀume wie DifferenzierungsrÀume, pÀdagogische BasisrÀume, Physio- und
TherapierÀume divers interpretiert. Den jeweiligen Anforderungen entsprechend
kann auf diese Weise offen oder geschlossen unterrichtet werden.
Eine individuelle Farb- und Materialgestaltung der unterschiedlichen Lerncluster
erleichtert den SchĂŒlern die Identifikation mit dem ihnen zugeordneten Bereich
sowie die Orientierung im SchulgebÀude.

Die Gliederung in jeweils in sich abgeschlossene Cluster ermöglicht einen
besseren Überblick der LehrkrĂ€fte ĂŒber die SchĂŒlergruppen. Jedes Cluster
verfĂŒgt ĂŒber zwei bauliche Rettungswege. Die FlĂ€che eines Clusters kann
deshalb frei und individuell ohne brandschutztechnische Anforderungen
organisiert werden.

Das differenzierte Raumkonzept schafft Raum fĂŒr zeitgemĂ€ĂŸen, rhythmisierten
Unterricht mit abwechselnden Phasen von Lernen, Entspannen, Bewegung und
Ruhe.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf verfolgt das Ziel einer Zweigeschossigkeit wesentlicher GebÀudeteile, um den
SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern der Christoph-Graupner-Schule große, zusammenhĂ€ngende Geschossebenen zu bieten und ihnen so die Nutzung und Erschließung des GebĂ€udes zu erleichtern. Hierzu werden die beiden möglichen Baufelder – sowohl im Osten, als auch im Westen des BestandsgebĂ€udes – weitgehend ausgenutzt. BezĂŒglich der Umsetzung einer Erweiterung und Sanierung unter laufendem Schulbetrieb wĂ€re dieser Vorschlag vertieft zu untersuchen.

Durch die weitgehende Zweigeschossigkeit des GebÀudes gelingt stÀdtebaulich eine angenehme Integration in das bauliche und landschaftliche Umfeld. Der im Westen geplante Neubauteil geht jedoch zu Lasten einiger Baumstandorte.

Die Grundrissstruktur des GebĂ€udes ist dreibĂŒndig versetzt angelegt. Dadurch entsteht eine insgesamt schlĂŒssige und qualitĂ€tsvolle Raum- und Erschließungsorganisation, innerhalb derer der Betrieb der Schule gut vorstellbar wĂ€re. Positiv hervorgehoben werden durch die Jury die angemessen breiten, gut nutzbaren Flure. Sowohl die SchulrĂ€ume wie auch die Erschließungsbereiche weisen eine Vielzahl von qualitĂ€tsvollen AußenbezĂŒgen auf. Einen guten Beitrag stellen auch die rĂ€umlich-gestalterisch hervorgehobenen Zonen innerhalb der Flure sowie die Idee eines Wechsels von offenen und abgeschlossenen, ruhigen und kommunikativen Lernbereichen dar.

Die Grundidee einer kleinen »Schulstadt«, bei der die KlassenrÀume auf einer weitgehend
auf einer Ebene organisiert sind, wird durch die Jury gewĂŒrdigt. Die formulierte Clusteridee
mĂŒsste mit dem aktuellen pĂ€dagogischen Konzept der Schule abgestimmt werden. Dem
neu geplanten Bewegungsraum fehlt die im Bestand vorhandene QualitÀt und Bespielbarkeit.

Insgesamt wird die Anmutung der Fassade fĂŒr eine (Förder-)schule durch die Jury kritisch dikutiert. Aus Sicht der Barrierefreiheit kann der hohe Anteil an geschosshohen Verglasungen die Raumerfahrung und die Orientierung vieler Kinder erschweren. Dieser Mangel wird allerdings durch die ErgĂ€nzung von Fassadenelementen wie Lamellen oder Paneele als heilbar angesehen. Die durchgehenden FensterbĂ€nder schrĂ€nken aus Sicht der Schule auch die FunktionalitĂ€t und Nutzbarkeit einiger KlassenrĂ€ume ein. Auch hier wĂ€re jedoch Abhilfe möglich. UngĂŒnstig ist auch, dass der Eingang mit dem dahinterliegenden, zweigeschossigen Foyer in der Fassade nur eingeschrĂ€nkt wahrnehmbar ist. WĂŒnschenswert wĂ€re eine stĂ€rkere Freiraumverbindung im
Erdgeschoß.