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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Städtebauliche Entwicklung des ehemaligen Etex-Geländes in Neuss

Modell // M 1:1000

Modell // M 1:1000

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Octagon Architekturkollektiv

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

GM013 Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ROBUSTER MANTEL, GESCHÜTZTER KERN
Wettbewerb ehemaliges Etex-Gelände Neuss

Konzept
Die übergeordnete Entwurfsidee reagiert auf die hohe Lärmbelastung des Areals und bildet einen äußeren Mantel aus robusten Gewerbebauten. Geschützt im Kern entsteht ein kompaktes Wohnquartier mit einem zentralen Platz als soziale Mitte des neuen Areals. Als Fuge zwischen Mantel und Kern fungiert die verkehrliche Erschließung, welche auf ein Minimum reduziert die wohnliche Mitte autofrei belässt. Ein fußläufiger Quartiersweg tangiert die äußeren Eingangsplätze zwischen Einkaufszentrum im Süden und Bushaltestelle im Norden, führt dabei über die Platzmitte und verbindet darüberhinaus die angrenzenden Stadträume.

Städtebau
Auf dem ehemaligen Etex Gelände zwischen Kölner Straße und Berghäuschenweg entwickelt sich ein Quartier von urbaner Dichte, welches durch ein attraktives Freiraumspiel aufgelockert wird. Kern der städtebaulichen Leitidee ist dabei die Ausbildung robuster baulicher Quartierskanten durch gewerblich geprägte Baukörper von gesonderter Höhe. Diese bildet den Rahmen zur kleinteiligeren Wohnbebauung im Inneren und grenzt diese im Besonderen gegen die besonderen Lärmeinflüsse aus Ost und West ab. Die Gebäude der Quartierskante springen an einzelnen Stellen zurück und bilden somit Plätze aus, welche die Zugänglichkeit des Quartiers repräsentieren.

An der westlichen Quartierskante bilden 5-geschossige Gewerbebauten den Mantel, der die Emmisionen der Autobahn dimmt. Die städtebaulichen Gebäudekubaturen lassen diverse Nutzungen aber auch architektonische Gestaltungsoptionen offen, um dem Quartier gegenüber der hochfrequent tangierenden Verkehrsachse ein ansprechendes Gesicht zu geben. In der Abfolge der Gewerbebauten wird mittig ein höheres Gebäude vorgeschlagen, welches durch zusätzliche Lückenbildung zum Nachbarbau einen Einblick ins Quartier zulässt. Die ost-westliche Ausrichtung des Gebäudes betont diese Wirkung und flankiert zusätzlich einen kleinen Platz im Übergang zum Grünzug. Diese Logik wird an der nördlichen Kante fortgeführt, wo die Gebäudepositionierung einen Eingangsplatz auf Höhe der Bushaltestelle freistellt.

Die Kante am Berghäuschenweg wir durch das Nahversorgungszentrum und deren großmaßstäbliche Gebäudegrundflächen definiert. Um den Eingangsplatz wickelt sich so eine Folge von Sockelfassaden, welche die Erschließung der Läden „in der ersten Reihe“ ermöglicht. Die Großmaßstäblichkeit wird in der Vertikalen durch kleinteiligere Wohnüberbauung gebrochen. Diese werden wie Solitäre im Wechsel von 4 und 5 Geschossen auf Lücke platziert und vermitteln damit zur niedrigeren Einfamilienhausstruktur auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es entsteht der Eindruck eines kleinen eigenständigen Unterquartiers. Der angrenzende Baumarkt in der westlichen Nachbarschaft fügt sich selbstverständlich in die Logik der Geweberahmung ein.

Im Inneren werden kompakte Blöcke vorgeschlagen, die vielfältige Wohn –und Arbeitsformen gewährleisten, dabei äußere Adressen und innere Hofsituationen ausbilden und in ihrer Körnung Bezüge zur umgebenden Wohnbebauung herstellen. Auch hier dient der Wechsel zwischen 4 und 5 Geschossen der maßstäblichen Auflockerung; während die höheren Segmente die Blockecken betonen, gewährleistet die reduzierte Höhe ebenso wie Blocköffnungen an den Seiten die Luftigkeit des Inneren der kompakten Blöcke. Zusammen bilden die 6 Blöcke ein Ensemble, welches durch ihre Anordnung eine gerahmte Platzfläche als Mitte ausbilden.
Die äußeren Gewerbebauten sowie die inneren Blöcke sind zudem so verzahnt, dass direkte Korridore von Innen nach Außen zur lärmbelasteten Umgebung vermieden werden können.

Freiraum
Die Freiräume des neuen Stadtquartiers erhalten eine klare Gliederung in halböffentliche und öffentliche Bereiche. Zwei Eingangsplätze, das Entrée Nord und Süd, erzeugen einen adressbildenden Auftakt für das Quartier, bilden einen Treffpunkt für die Bewohner und Besucher und geben den angrenzenden kommerziellen Erdgeschoßnutzungen einen angemessenen Vorraum. Als urbane Plätze werden sie mit freien Baumstellungen, Wasserspiel und großzügen Bänken bespielt. Niedrige Pflanzungen erzeugen eine Fassung zu den angrenzenden Straßenräumen.

Die Quartierspromenade führt von den Eingangsplätzen in das Quartier und erschließt die angegliederten Erdgeschoßnutzungen. Begleitende Lichtmasten leiten und erzeugen Orientierung. Ein „Blaues Band“ wird mittig auf der Promenade geführt. Dieses nimmt das gesamte Niederschlagswasser der angrenzenden öffentlichen befestigten Flächen auf. Als „Urban Wetland“ wird anfallende Regenwasser in der belebten Bodenzone gespeichert und stadtklimatisch wirksam über die Bepflanzung verdunstet. Das Mikroklima wird für das gesamte Quartier verbessert. Bei Starkregenereignissen wird das überschüssige Wasser vor Ort in dem „Blauen Band“ versickert. Die Bepflanzung mit Stauden und Gräser wird pflegeextensiv ausgeführt. Einzelne Bäume erzeugen Schatten zum Aufenthalt auf begleitenden Sitzbänken.

Die Quartierspromenade mit dem „Blauen Band“ führt von Nord wie Süd auf den Quartiersplatz, als Herz und Verteiler des Quartiers. Der lebendige Treffpunkt kann von allen Seiten mit Erdgeschoßnutzungen bespielt werden. Der angrenzende Quartiersgarten bietet als grüne Struktur mit großen Rasenflächen im lichten Schatten von Bäumen und extensiven blühenden Wiesen Raum für Ruhe und zum Verweilen. Am westlichen Kopf des Quartiersgarten wird ein großer Kinderspielplatz zum Anziehungspunkt.

Von dem Kinderspielplatz entwickelt sich nach Norden und Süden ein „Gartenband“. Die grüne Struktur dient der Versickerung von Niederschlagswasser der angrenzenden Bereiche. Kleine Quartierstreffs werden in das „Gartenband“ eingeflochten und bieten Raum für informelles Spiel, Tischtennisplatten oder Boulebereiche. Ein Angebot von aneigenbaren Flächen ist denkbar.

Ruhige Innenhöfe bieten Aufenthalts- und Kommunikationsräume für die jeweiligen Blockbewohner. Das durchgrünte Quartier kann ungezwungen zu Fuß und mit dem Fahrrad durchquert werden.

Der Grünzug wird durch Auslichtung des Wildaufwuchses und Aufastung der Bestandsbäume zum attraktiven quartiersnahen Erholungsraum. Zur Autobahn wird der Abschirmungseffekt durch verdichtende Pflanzung verstärkt. Die Parkpromenade erschließt den Grünraum von Nord nach Süd und schließt das Quartier über den Mobilitätsplatz an. Der überörtliche Fahrradweg wird in die Promenade integriert. Generationenübergreifende Sport-, Spiel- und Aktivitätsmöglichkeiten werden entlang der Promenade angeordnet. Im Ideenteil sind urbane Sportanlagen, wie Skateplatz, Calisthenics und ein multifunktionales Spielfeld vorgesehen.
Die historischen Lagergräben werden als signifikante Bodendenkmalstrukturen im Grünzug herausgearbeitet. Der bedeutende Doppelgraben wird durch eine darüberführende, kleine Steganlage mit eingelassenen Informationstafeln inszeniert. Die südlichen Lagergräben werden als archäologischer Treffpunkt mit Informations- und Anschauungsmaterial heraus gearbeitet.

Mobilitätskonzept
Das Verkehrskonzept orientiert sich an der maximalen Konfliktfreiheit zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern – mit einem Fokus auf barrierefreie fußläufige Durchwegung, funktionale Erschließung der gewerblichen Nutzungen und einem autofreien Wohnkern. Die fußläufige Erschließung wird explizit durch eine Quartierspromenade in nordsüdlicher Richtung angeboten. Ausgangspunkte an den Straßen sind jeweils die Eingangsplätze, an denen auch die Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs lokalisiert sind. Entlang der Autobahn wird die bestehende Radwegeverbindung funktional und gestalterisch aufgewertet. Eine schnelle, nur tangierende Quartiersdurchquerung in nordsüdlicher Richtung ist damit gewährleistet. Auf Höhe der Quartiersmitte besteht zudem Anschluss über den Mobilitätsplatz mit Radparkplätzen in das Quartierszentrum.

Das Quartier wird vom motorisierten Verkehr sowohl vom Berghäuschensweg als auch von der Kölner Straße erschlossen. Eine jeweils additive Abbiegespur führt auf die Haupterschließungsstraße, welche linear die beiden Straßen verbindet. Diese ermöglicht eine unkomplizierte Durchfahrung des Quartiers auch für größere Transporte und Anlieferungen. Davon abgehend führt eine ringförmige Erschließung als Fuge zwischen der äußeren Gewerbebebauung und der inneren Blockstruktur. Dadurch wird das Gebiet effizient erschlossen und die inneren Wohnblöcke verkehrsfrei gehalten. Im gesamten Areal sind reduzierte Geschwindigkeiten vorgesehen, die auf der Ringerschließung nochmals minimiert wird, damit die zweifache Fußgängerquerung Vorrang erhält.

Aufgrund der geringen Optionsflächen zur Geländeunterbauung wird für den ruhenden Verkehr der Anwohner eine große zentrale Tiefgarage vorgeschlagen, die von der Ringerschließung angefahren wird. Hochgaragen befinden sich in 1-geschossiger Ausführung über den flächigen Gewerbesockeln des Nahversorgungszentrums. Darüberhinaus befinden sich am nördlichen und östlichen Quartiersrand Quartiersgaragen, die primär den Bedarf der Gewerbebauten abfangen und auch alternative Mobilitätsangebote wie Carsharing bereithalten. Letztere Hochgarage ist als mehrgeschossiger Sockel des prägnanten Hochhauses in der östlichen Gewerbespur vorgesehen. Der vorgelagerte Platz an der Haupterschließung hält zudem weitere Angebote wie Rad- und Elektroroller-Sharing bereit.

Nutzung
Entsprechend des städtebaulichen Konzeptes sind die Quartierskanten gewerblich geprägt. Am Berghäuschenweg finden die Bedarfe des Nahversorgungszentrums auf 15.000 Quadratmetern Grundstücksfläche ihren Raum. Der Vollsortimenter und Discounter sind hier im östlichsten der 3 Baukörper untergebracht, die damit über die Haupterschließungsstraße angeliefert werden können. Weitere Läden finden am Eingangsplatz und an der Quartierspromenade Platz. In der Vertikalen dieser Baukörper staffeln sich im Weiteren Parkdeck und Wohnbau-Solitäre. Die östliche Gewerbereihung eignet sich aufgrund von Kubatur und Geschossfläche für diverse Formen von Gewerbe: die ‚herausgezogene’ Erdschossebene hat hallenartiges Potential für produzierendes Gewerbe während die Obergeschosse mit teils 16 Meter Tiefe für Büronutzung oder Dienstleister attraktiv sind. Im Zentrum sind die Obergeschosse prinzipiell für Wohnnutzung vorgesehen. Die Erdgeschosse bleiben bei den östlichen und westlichen Blöcken einer gewerblichen Nutzung vorbehalten, während in den Sockeln der zwei zentralen Blöcke die soziale Infrastruktur wie Quartierscafé, Jugendtreff und Kita platziert wird und damit den Platz belebt. Eine weitere Kita findet sich zudem in der Überbauung der Supermärkte. Es besteht ein differenziertes Angebot an Wohnungen, dabei können entsprechend des vorgesehenen Schlüssels im

Immissionsschutz
Auf die wesentlichen Lärmquellen wird mit verschiedenen baulichen Mitteln eingegangen. Gegenüber der Autobahn wird nutzungstypologisch eine Gewerbekante vorgesehen, welche aufgrund seiner größeren Geschosshöhe auch ohne Erweiterung der Geschossigkeit in die Höhe wirkt und den Lärmeinfluss Richtung Wohnquartier minimiert. Als zusätzliche Maßnahme wird die Grundrissorganisation der angrenzenden Wohngebäude so gestaltet, dass die Erschließung längsgerichtet straßenseitig liegt, während sich die Schlafräume auf der abgewandten Seite befinden. Dies gilt im Besonderen für die Wohngebäude, die an der westlichen Kante gegenüber des Baumarkts liegen und dem Anlagenlärm ausgesetzt sind.

Energiekonzept
Der übergeordneten Leitidee eines äußeren Mantels aus robusten Gewerbebauten und einem kompakten Wohnquartier mit einem zentralen Platz als soziale Mitte folgt auch das geplante energetische Konzept des neuen Areals. Die geplanten Neubauten für Geschosswohnen in der Quartiersmitte werden als Niedrigenergiegebäude konzipiert und verfügen je Wohnblock jeweils über eine eigene Heizungsanlage unter Berücksichtigung des Einsatzes erneuerbarer Energien. Unterstützend finden für die Warmwasserbereitung solarthermische Anlagen auf den Dachflächen Anwendung. Durch die Betrachtung der geschlossenen Wohnblöcke als ein Gebäude können die Dachflächen differenziert für Wohnnutzung, Begrünung und Retention, sowie für Gewinnung solarer Energien genutzt werden. Alle Wohngebäude erhalten zudem einen außenliegenden hochdämmenden Wärmeschutz, Außenfenster werden als 3-fach Verglasung ausgeführt. Zusätzlich erhalten die Wohnungen eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. Neu errichtete Nichtwohngebäude und Nichtwohnbereiche in den Wohngebäuden sollen hinsichtlich der Gebäudehülle mindestens im Passivhausstandard errichtet werden. Photovoltaikanlagen auf den Dach- und ggf. Fassadenflächen sollen einen Teil des Strombedarfs der Nichtwohngebäude decken. Der dabei erzeugte überschüssige Strom wird in das öffentliche Netz und in den Ladestationen der zentralen Quartiersgarage eingespeist. Die beiden Quartiersgaragen an den Eingängen zum Wohngebiet werden an den Fassaden begrünt und auf dem Dach unter Berücksichtigung gemeinschaftlicher Nutzung intensiv begrünt (Dachgarten, Urban Gardening).
Lageplan // M1:000

Lageplan // M1:000

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Konzeptpiktogramme

Konzeptpiktogramme

Funktionspiktogramme

Funktionspiktogramme

Axonometrie

Axonometrie

Vertiefungsbereich B // M 1:200

Vertiefungsbereich B // M 1:200

Vertiefungsbereich A // M 1:200

Vertiefungsbereich A // M 1:200

Perspektive Quartiersplatz

Perspektive Quartiersplatz

Modell // M 1:1000

Modell // M 1:1000

Modell // M 1:1000

Modell // M 1:1000