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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Sanierung des Windeck-Gymnasiums in Bühl

5. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Kubus360

Architektur

BAV-Ingenieure

Brandschutzplanung

Gauger und Partner

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ökologische Qualität
Um die Einbindung des Gebäudes in den ländl. Kontext zu unterstreichen, wurde das Material Holz gewählt. Die neue, vertikal gegliederte Holzfassade, definiert durch das Raster des Stahlbetonskelettbaus, legt sich ruhig um die in mehreren Bauphasen entstandenen Bauteile und verbindet die Gebäude wieder zu einem stimmigen Gesamtensemble. Die Fensterelemente bestehen aus Aluminiumprofilen mit festverglastem Fensteranteil und geschlossenem Öffnungsflügel. Dieser wird zur Möglichkeit der manuellen Lüftung herangezogen. Die modular aufgebaute Holzfassade wird komplett vorgefertigt und in Fertigmodulen vor Ort an das bestehende Stahlbetonskelett montiert. Die Fassade ist mehrschichtig aufgebaut, die funktionalen Elemente sind getrennt. Als Sonnenschutz dienen transluzente Screens, die in den vertikalen Holzschotten geführt werden. Bedingt durch die konstruktive Tiefe dieser Holzschotten, entsteht ein hinterlüfteter Bereich zwischen Sonnschutz und Fensterfläche. Zusätzlich bleibt der Blick nach Außen auch bei geschlossenem Sonnenschutz erhalten. Zur Verdunklung werden klassisch Vorhänge genutzt, die in der Ebene der „Fensterbank“ angeordnet werden. Diese dienen zusätzlich als farbgestaltendes Element in den Unterrichtsräumen. Das Satteldach wird rückgebaut, und ein neues extensiv begrüntes Flachdach mit Gefälledämmung eingebracht. Je nach Technikkonzept stehen hier auch Flächen für PV-Anlagen zur Verfügung. Alle verwendeten Dämmmaterialien sind mineralisch vorgesehen und werden entsprechend des KFW 55 Standards ausgelegt. Durch die geschlossenen (Sandwichpanel) Öffnungsflügel wird der Glasanteil und somit der Wärmeeintrag reduziert.

Ökonomische Qualität (Umnutzungsfähigkeit_Flexibilität_Umsetzungsfähigkeit)
Bedingt durch das Stahlbetonskelett in Fertigteilbauweise und die wenigen aussteifenden massiven Wandscheiben, ist es möglich die Innenwände in Leichtbauweise auszuführen. Dadurch wird die Leichtigkeit des Tragwerks unterstrichen. Die Trennwände zwischen den Unterrichtsräumen, können entsprechend der gewünschten Größe der Klassenzimmer entlang des Stütz- und Fassadenrasters, durch Schallentkopplungsmaßnahmen (Estrichschnitt) auf den Estrich gestellt werden.
Zur maximalen Flächenausnutzung werden die Flure als Kommunikationszone aktiviert und der durch die Verkleinerung der Klassenzimmer entstehende Zwischenraum sinnvoll und effizient genutzt. In diesem Bereich werden sowohl Einbauschränke zur Unterbringung des Lehrmaterials als auch Sitznischen zum Flur, oder Vitrinen zur Ausstellung zum Flur geschaffen. Die reine Verkehrsfläche wird dadurch auf das notwendigste Minimum (Fluchtwegbreiten) beschränkt.

Soziokulturelle und funktionale Qualität
Das neue Zentrum des Gymnasiums bildet die „Markthalle“. Durch gezielte Verschiebung und Neuordnung der Außen- und Innenbereiche, sowie die Vergrößerung des Luftraums, werden Flächen für neue Kommunikationsbereiche geschaffen. Die natürliche Belichtung des Innenraums wird über Oberlichter und verglaste Atrien gewährleistet. Dieser neu geschaffene Bereich ist Foyer, Aula, Pausenraum sowie erweiterte Lernfläche zugleich. Ebenso gliedern sich die Unterrichtsräume rund um dieses „Herz“ der Schule, sodass vielfältige Lern- und Lehrflächen im Innen- und Außenraum mit unterschiedlichen Atmosphären zur Verfügung stehen.
Die natürliche Belichtung der Unterrichtsräume ist sowohl bei offenem als auch bei geschlossenem Sonnenschutz gewährleistet. Durch die schmalen, über die Längsseite belichteten Unterrichtsräume wird das Tageslicht maximal genutzt. Zusätzlich wird in jedem Unterrichtsraum eine Verglasung zum Flur hergestellt, um kurze Einblicke in die Unterrichtsräume zu ermöglichen.
Zur Schallabsorption und zur Führung der technischen Leitungen (Lüftung, Elektro, ggf. BMA) werden im Flur und den Unterrichtsräumen abgehängte Akustikdecken eingebaut.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser hat mit der zentralen Idee des Marktplatzes einen interessanten und von den sonstigen Beiträgen abhebenden anderen Ansatz gewählt. Die Idee verspricht für Begegnung, Austausch und Aufenthalt wertvolle Impulse und deutet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten an.
Bei genauer Betrachtung ergeben sich jedoch in der alltäglichen Nutzung Einschränkungen. Die kaum von den sonstigen Verkehrsflächen zu trennende Aula lässt eine Nutzung während des Schulbetriebs nicht zu (Probenbetrieb). Die perspektivische Darstellung suggeriert eine Transparenz, die sich im Grundriss nicht zwingend ablesen lässt. Die Ausbildung der Erschließungstreppe kann Anforderungen an den realen Schulbetrieb nicht in Gänze gerecht werden.
Der Eingriff beschränkt sich vordergründig im Bereich der Aula auf das Dach, es ist jedoch kaum zu erwarten, dass das vorhandene Stützenraster in der dargestellten Form erhalten werden kann. Die großzügige Anordnung der Oberlichter lässt sicherlich ein helles freundliches Entree erwarten, die Ausbildung von Atmosphäre und Raum mag dadurch jedoch nicht zwingend gelingen.
Erhebliche Eingriffe werden sodann im Bereich der Lichthöfe vorgenommen. Anstelle der vorhandenen zwei Lichthöfe wird ein neuer Lichthof vorgeschlagen. Der große Aufwand erschließt sich jedoch durch einen Qualitätsgewinn nicht wirklich. Kritisch diskutiert werden kann, ob die Negierung der Grundstruktur durch völlig frei eingestellte Baukörper und die enormen Eingriffe im Bereich der Lichthöfe der vorhandenen Bausubstanz gerecht wird.
Die Möglichkeit, durch das Anlegen neuer Flure, auf die „Sackgassen“ und Stichflure zu verzichten, wird grundsätzlich begrüßt. Allerdings stören die Bestandsstützen im Flurbereich doch erheblich im Schulalltag. Durch die Ausbildung von Brandschutzabschnitten können Differenzierungsbereiche in den Fluren gebildet werden, die der Binnendifferenzierung zu Gute kommen.
Die Holzfassade verspricht durch die Materialwahl zunächst eine angenehme Optik. Die monotone Durchbildung sowohl in horizontaler Ausrichtung, als auch die geringe Gestaltungsdifferenzierung von Sockel bis zur Attika lässt die Möglichkeit zur Identität, und v.a. Identifizierung der Nutzer mit ihrem jeweiligen Klassenraum vermissen.
Der Entwurf verhieß durch den neuen und interessanten Ansatz im Herzen des Gebäudes einen wertvollen Beitrag zum zeitgemäßen Schulhausbau, bei genauer Betrachtung und Einbeziehung wirtschaftlicher Aspekte kann er jedoch nicht vollumfänglich überzeugen.
Konstruktive Aussagen zum Energiestandart liegen gut durchgearbeitet vor, die Nutzung erneuerbarer Energien wird nur angedeutet. Die vorgeschlagene Holz Fassade unter Verwendung des Bestandes ist unter Nachhaltigkeitskriterien positiv. Der Glasanteil der Fassade ist angemessen, der sommerliche Wärmeschutz ist durch ein aussenliegendes transluzentes Textilscreening ausreichend gelöst, die Aktivierung der Decken ist positiv. Das vorgeschlagene manuelle Lüftungskonzept wird kritisch gesehen. Die Belichtung der Räume ist bei aktivem Sonnenschutz vermutlich nicht ganz ausreichend.