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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Bildungshaus Winkelwiese in Tübingen

Anerkennung

karlundp

Architektur

Specht Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1006 überzeugt durch eine ausgeprägte Verzahnung des Gebäudes mit den grünen Freiräumen zum Nordring hin. Dies verbindet sie zusätzlich mit einer klaren Trennung zwischen öffentlich zugänglichen und internen Freibereichen. Im Ergebnis entsteht aus nahezu jedem Innenraum ein enger Bezug zu einem Außenraum, zur Haußerstraße ergibt sich eine großzügige und auch für das Quartier nutzbare Vorfläche. Schule und Kinderhaus erhalten eigene Zugänge, die die Orientierung von außen zunächst erleichtern. Obwohl das Gebäude weit ausgreift, ist der Umgang mit der Topographie vergleichsweise sensibel, da die längste Nord-Süd-Achse im westlichen Bereich angesiedelt ist und dem Gelände folgt. Dies führt auch dazu, dass die Ansicht von Süden eine angemessene Ausprägung hat.

In der inneren Ordnung des Gebäudes führen Fingerstruktur und eigene Adressen jedoch dazu, dass die Schnittstellen und Verbindungsmöglichkeiten zwischen Kinderhaus und Schule relativ begrenzt und im Alltag des Bildungshauses wohl eher gering sind. Wesentliche Verbindung dürfte die Mitnutzung der Mensa und ggf. der Fachräume sein, die jedoch klar der Schule zugeordnet sind. Die Nutzungen um das Foyer im Eingangsbereich sind bis auf den Zugang zur Mensa vergleichsweise untergeordnet, das wesentliche Leben des Bildungshauses findet woanders statt. Die vier Lerncluster der Schule aus je zwei Klassenräumen sind relativ eigenständig organisiert und gehen – wie große Wohnungen – von den beiden zentralen Fluren im EG und 1. OG ab. Das verspricht eine gute interne Qualität dieser Bereiche, reduziert aber auch wieder die gegenseitige Wahrnehmbarkeit, da die Cluster recht separiert sind. Zudem ist die innere Orientierung des Gebäudes weniger klar als bei anderen Konzepten.

Im Kinderhaus bestehen kleinere funktionale Defizite, da die Schlafräume keine direkte Belichtung und Belüftung haben. Zudem ist der Weg zur gemeinsamen Mensa recht lang. Die Turnhalle ist überwiegend eingegraben und hat nur eine Belichtung auf der Schmalseite – das scheint nicht ausreichend. Zudem ist der Übergang zum östlichen Freibereich wenig ausgeprägt, das Bildungshaus schwebt eher über diesem Bereich und hat keine direkten Sichtbezüge und Zugänge. Der externe Zugang zur Turnhalle ist jedoch gut gelöst.

Im Außenbereich ist keine Tartanbahn vorgesehen und scheint auch nur schwer integrierbar. Dafür wird mit dem bestehenden Wegesystem auf dem Gelände gut umgegangen, Durchwegungen und Adressbildung sind stimmig. Die leichte und gut gegliederte Fassade passt zum Thema Bildungshaus und dem umgebenden Grün; dadurch wirkt das doch insgesamt große Bauvolumen erstaunlich gut integriert. Das Projekt scheint auch wirtschaftlich als Holzbau umsetzbar, da es vernünftige Verhältnisse zwischen Nutzflächen, Verkehrsfläche und Außenhaut hat.

Insgesamt ist die Arbeit eine durchaus überzeugende Lösung für ein Kinderhaus und eine Grundschule. Ihre größte Qualität, die Gliederung in drei Flügel mit eigenen Freiflächen, ist möglicherweise aber auch ihr größtes Problem: das Konzept addiert eher die beiden Nutzungen Kinderhaus und Schule als dass es sie eng miteinander verzahnt. Das Gebäude verhindert zwar nicht das Konzept eines Bildungshauses mit Gemeinsamkeiten im Alltag, unterstützt es aber auch nicht aktiv.