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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Neubau Carl-Orff-Museum in Dießen am Ammersee

Ansicht Nord

Ansicht Nord

ein 2. Preis

Preisgeld: 13.500 EUR

dasch zürn + partner

Architektur

tragwerkeplus GmbH & Co.KG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Distanz bei simultaner Verknüpfung - Lage / Städtebau
Das Augenmerk des Museumsbesuchers soll sich weiterhin auf das denkmalgeschützte Bestandsensemble aus Arbeits- und Wohnhaus mit der verbindenden Pergola richten, eingebettet in eine Landschaftsidylle.

Infolgedessen ist hier ein Konzept entwickelt, das eine räumliche Verknüpfung zum Bestand erzeugt bei gleichzeitiger respektvoller Distanz.

Als Metapher hierzu wird der Boden der Landschaft als Erdscholle herangezogen, der im Bereich des Museumseinganges aufbricht und sich dem Besucher öffnet.

Kubatur – Entwicklung der Gebäudegeometrie
Die geometrische Basis, Grundriss, der Erdscholle besteht aus zwei Dreiecken, deren eine Seite identisch ist. Zur Erzeugung eines Volumens erheben sich je zwei Seiten der Dreiecke aus dem Boden. Im Bereich der Bebauungsgrenze müssen die Volumina abgeschnitten werden, hier entstehen infolge Verglasungen mit Lichteinfall in die Erdscholle.

Ausstellungskonzept
Der Neubau nimmt das Foyer mit Café, Sonder- und Dauerausstellung auf.

Hierbei befinden sich auf der Eingangsebene der Kassenbereich, das Café mit Außenbezug zum Klanggarten und der Vermittlungsraum mit Blick in die Landschaft.

Der Museumsparcour führt durch die neuen Ausstellungsbereiche – Sonder- und Dauerausstellungen - im unteren Bereich der Erdscholle. Die Erschließung zum Bestand mit den Räumen „Vita Carl Orff“ und historischem Arbeitszimmer erfolgt über ein Aufzugs-/Treppenelement an der Nordseite des Arbeitshauses. Anschließend führt der Museumsparcour zurück zum Café mit Shop.

Statisches Konzept – Konstruktion
Der Bereich unterhalb der Erdoberfläche ist als Beton-Massivbau geplant. Hierüber erhebt sich die Erdscholle. Sie wird in schubfest verklebten Holzkastenelementen für große Spannweiten als Scheibe ausgeführt. Ihre Aussteifung erfolgt durch Verbindung zum Massivbau unterhalb der Erdoberfläche. Im Fassadenbereich lagert sie auf tragende Fassadenstützen.
Der Dachaufbau ist konventionell. Hingegen die Sichtschale der Erdscholle ist aufgeständert und in Cortenstahl geplant als künstlerisch optische Ergänzung der Landschaft.

Zusammenfassung
Der hier dargestellte Neubau soll dem Bestandsensemble mit umgebender Landschaft Respekt zollen und gleichzeitig den Besucher freundlich und offen einen spannenden Museumsparcour offerieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser rückt das neue Museumsgebäude vollständig von den Bestandsbauten ab und zollt damit diesen den angemessenen Respekt. Die notwendige Verbindung zum Arbeitshaus erfolgt ausschließlich über das Untergeschoss. Damit tritt der Neubau nicht in Konkurrenz zu den bestehenden Häusern und bedarf keiner Anbauten, sondern ergänzt den Dreiklang der bestehenden Baukörper um einen weiteren baumusikalischen Akkord.
Aus der geometrischen Grundrissform zweier Dreiecke wird dabei ein äußerst spannender Baukörper mit interessanter Dachform entwickelt, der vielfältige und ungewöhnliche Raumerlebnisse erwarten lässt. Der Besucher gelangt über einen einladenden Vorplatz mit überdachten Eingangsbereich in das großzügige Foyer mit Kasse, WC und Garderoben in dem sich auch größere Gruppen gleichzeitig aufhalten können. Der Vermittlungsraum kann in ganzer Breite zum Foyer geöffnet werden und verbessert die Nutzungsmöglichkeiten des Eingangsbereiches.
Von hier aus ergeben sich über den großen Luftraum spannende Blickbeziehungen in das Untergeschoss und in die umgebende Landschaft. Obwohl die Ausstellungsflächen fast ausschließlich im Untergeschoss angeordnet sind, ist durch die geschickte Lichtführung über die großzügig verglasten Fassaden ein angenehmer Aufenthalt zu erwarten; auch die Räume ohne Tageslicht sind richtig positioniert.
Die Ausstellungsräume werden durch ihre offene Disposition eine flexible und damit auch zukunftsfähige Benutzung des Gebäudes ermöglichen. Leider ist die Anlieferung des Liftes nur über den Klanggarten möglich, was zu Störungen führen kann.
Die vorgeschlagene Konstruktion mit Holzkastenelementen ist nicht plausibel dargestellt, Eine entsprechende Holzkonstruktion auch in anderen Konstruktionsarten ist dennoch wirtschaftlich realisierbar. Die Verwendung von Cortenstahl für die Fassade unterstreicht zwar die vorgeschlagene Idee der aufgeplatzten Erdscholle, wird aber von Teilen des Preisgerichts kritisch gesehen. Positiv wird bewertet, dass durch das entschiedene Abrücken des Baukörpers die Unterfangungs- und Umbauarbeiten an den Bestandsgebäuden auf das notwendige Minimum reduziert werden können. Die reduzierte Darstellung auf den Plänen lässt großen Raum für Interpretationen offen, was kontrovers diskutiert wird.
Durch ihre klare Haltung gegenüber den Bestandsbauten und ihre räumlichen Qualitäten kann die Arbeit dennoch überzeugen und lässt durch ihre Freiheit in der Gestaltung eine zukunftsweisende Lösung der Bauaufgabe erwarten.
Aus denkmalpflegerischer Sicht erscheint der Entwurf grundsätzlich als denkbar, da er einen eigenständigen, weitestgehend vom Bestand abgetrennten Museumsneubau vorsieht, der sich in Form und Materialität deutlich vom Bestand absetzt und damit eine eigene Haltung gegenüber den Gestaltungsprinzipien Seiferts entwickelt. Zu hinterfragen sind die Eingriffe in den Erdgeschossgrundriss und die Südfassade des Wohnhauses; diese erscheinen für die Realisierung eines Cafés als nicht erforderlich, da ohnehin auch im Neubau ein Café vorgesehen ist. Zudem muss der geplante Abbruch der Garage moniert werden, da deren Erhalt ohne jegliche Einschränkungen des Museumsneubaus möglich wäre.
Das Flächen- und Raumprogramm ist übererfüllt. Der Sonderausstellungsbereich ist mit 236 m² sowie der Raumhöhe über das UG und EG übergroß dimensioniert. Kritisch wird die Klimastabilität in diesem Bereich gesehen, zusätzliche Klimatechnik wird hier erforderlich sein. Die Blickbeziehung in den Sonderausstellungsraum im UG über eine Galerie wird kritisch beurteilt, da ein großzügiger Einblick während des Aufbaus einer Ausstellung oder einer Sonderveranstaltung nicht gewünscht ist. Die Anlieferung der Exponate wird sehr kritisch beurteilt, sie erfolgt über den Klanggarten im Zwischenbereich zwischen Bestandsgebäude und Neubau. Weitere Erschließungswege im Außenbereich sind nicht vorgesehen. Ein Zugang des Depots über den Sonderausstellungsraum ist kritisch zu bewerten. Ein Aufzug im Neubau ist aus funktionaler Sicht notwendig. Die barrierefreie Erschließung ist nur über den Außenbereich gegeben und daher witterungsabhängig.
Ansicht Ost

Ansicht Ost

Modell

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