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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Neubau Landratsamt Landshut in Essenbach

Schwartzplan

Schwartzplan

Anerkennung

Preisgeld: 16.500 EUR

GINA Barcelona Architects

Architektur, Landschaftsarchitektur

ZWP Ingenieur-AG

Bauphysik, TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Analyse und Bedürfnisse.
Der Landkreis Landshut ist geprägt durch seine Landschaft und den für Niederbayern typischen Wiesen und Feldern. Der Markt Essenbach hat vorwiegend einen Wohncharakter. In diesem Umfeld, in dem niedrige Gebäude den Maßstab bestimmen, ragen der Kirchturm und das Kraftwerk Isar/Ohu heraus. In unmittelbarer Nähe des Projektgrundstücks befinden sich mehrere öffentliche Gebäude wie die Musikschule, die Kulturarena Eskara, die Grund- und Mittelschule und der Friedhof. Momentan scheinen sie jedoch nur durch ihre Nähe verbunden zu sein, es fehlt ein verbindender öffentlicher Raum, der einen engeren Dialog zwischen diesen Einrichtungen herstellt. 
Respekt und Balance mit der Umwelt. Die Wettbewerbsaufgabe, die Planung des neuen Landratsamtes von Landshut, bedeutet eine große Herausforderung für die Planer. Einerseits glauben wir, dass es wichtig ist, den ländlichen Charakter der Stadt und ihren Maßstab zu berücksichtigen um somit das Gleichgewicht mit der Umgebung zu bewahren. Andererseits soll das Gebäude nicht nur für die Bürger von Essenbach zur Verfügung stehen, sondern auch den anderen 35 dazugehörigen Gemeinde des Landkreises dienen und dementsprechend einen neuen öffentlichen Ort symbolisieren. 
Ausrichtung. Wichtiger Ansatz für die vorgeschlagene Volumetrie, ist die Integration in das Umfeld. Die Körper beziehen sich auf die Dimensionen und die Orientierung der bestehenden Gebäude. Darüber hinaus generiert das Projekt eine neue einheitliche Ordnung, an der sich die verschiedenen Teile orientieren und in die das neue Parkhaus integriert wird.

Ein neuer öffentlicher Ort
Basierend auf diesen Regeln, die die Grundlagen des Projekts bilden, möchte die Komposition des Projektes, eine neue Auslegung des Zwischenraums schaffen. Die drei Volumen sind an die Größen der bestehenden Gebäude der Umgebung angepasst und integrieren die Musikschule als einen weiteren Teil des Projekts. Zwischen ihnen wird ein klarer Dialog erzeugt, der einen neuen öffentlichen Raum bildet. Für das neue Landratsamt wird ein echter Platz geschaffen, ein Ort, der die neue Dynamik von und zum Zentrum des Stadtkerns berücksichtigt. In dieser Logik kann auch der vor der Musikschule, dem Ausstellungszentrum und der Grund- und Mittelschule entstehende Zwischenraum als Teil dieses Platzes angenommen werden. Hierdurch entsteht eine echte urbane Verbindung zwischen bestehenden und neuen Teilen, mit dem Ziel, die Gesamtsituation als ein einziges zusammengehöriges Projekt wahrnehmbar zu machen. 

Erweiterung
Die mögliche Erweiterung des Gebäudes ist wesentlicher konzeptioneller Bestandteil des Projektes. Seine Dimension entspricht den Bauteilen des ersten Bauabschnitts, seine zukünftige Positionierung würde die architektonische Qualität des Entwurfs erhalten und unterstützen. Ohne diese Erweiterung funktioniert das Ensamble bereits als Einheit, das spätere Ergänzen des neuen Elementes würde das Erscheinungsbild und die Funktion des Gesamtgebäudes nicht wesentlich verändern.

Übergang von dem urbanen Raum in die Landschaft 
Die strenge Sprache des neuen Platzes verwandelt sich und schafft mittels organischeren Formen einen Übergang zu den Feldern. Ein Großteil des Grundstücks erhält die Spontanvegetation des Ortes. 

Mindestbelegung des Grundstücks
Mit diesem Vorschlag wird eine maximale Nutzung der Website angestrebt. Der Vorschlag konzentriert sich auf den Bereich, der den öffentlichen Straßen am nächsten liegt, und auf die Ankunft aus dem Stadtzentrum, wobei die wunderbare Umgebung intakt bleibt.

Architektur und Raumprogramm 
Das neue Landratsamt hat eine wichtige Identitätskomponente, die sich in einer klaren und konsequenten Geometrie des Projekts äußert. Die drei Körper sind durch einen zweigeschossigen Sockel verbunden, der die Eingangshalle ausbildet. Dieser führt auf volumetrischer Ebene einen Dialog mit dem neuen Parkhaus mit der Absicht, eine homogene Situation zu bilden. Da es sich um ein Gebäude handelt, dass mehreres in einem enthält, spiegeln sich diese Nutzungen in der Gliederung des Volumens selbst wider. Jeder Körper funktioniert als Einheit, ist aber visuell und morphologisch mit dem Rest verbunden. 

Der öffentliche Raum des Platzes geht in das Innere des Gebäudes, in die große öffentliche Halle über. Hier werden die Besucher auf die verschiedenen Abteilungen verteilt. Sie funktioniert als Filter zwischen dem städtischen Außenraum und der Natur, lenkt die Nutzerströme und lässt die Landschaft präsent. In diesem großzügigen zweigeschossigen Sockel befinden sich die öffentlicheren Räume des Programms, wie der Konferenzraum und die Kantine. Von hier aus führen die Wege zu den verschiedenen Abteilungen, von denen sich die meisten in den ersten Stockwerken befinden. Diese sind visuell und räumlich mit der zentralen Eingangshalle verbunden.

Das Verwaltungsprogramm des Gebäudes ist auf verschiedene Stockwerke verteilt. Diese wiederum sind in drei gleichwirkenden Körpern angeordnet. Jede dieser Etagen ist effizient organisiert, optimiert die Erschließung und generiert einen sehr flexiblen Grundriss, der leicht an mögliche, zukünftige Änderungen in den Abteilungen angepasst werden kann. Die Anordnung der Abteilungen ergibt sich aus den zwischen ihnen erforderlichen Verbindungen. Grundsätzlich nimmt der Publikumsverkehr mit der Höhe des Gebäudes, nach dem Prinzip „ vom öffentlichen zum privaten“, ab. 

Die Flexibilität der Nutzung wird durch die Anordnung der zwei Erschließungskerne und der Horizontalerschließung gewährleistet. Der Bereich zwischen den Kernen und der Fassade bleibt frei von strukturell notwendigen Elementen. Unterschiedlich dimensionierte Büros können entlang der Fassade in dem 1.35 Meter Raster angeordnet werden. Dies ermöglicht eine organisatorische Umstrukturierung des Programms, erleichtert die Bildung von neuen Abteilungen, Gruppierungen, die Erweiterung von Räumen und die Änderung der Arbeitsabläufe. 

In dieser rigorosen Abfolge von Büros und Arbeitsbereichen um die Kerne herum werden sporadisch Beziehungen nach Außen, in Form von Loggien, an gezielten Punkten des Grundrisses, angeordnet. Diese Öffnungen bilden Treffpunkte für die Mitarbeiter und die Besucher. Diese schaffen einen offenen Blick in die Landschaft, wodurch eine hohe Arbeits- und Aufenthaltsqualität gewährleistet wird. 
Auf jeder Etage sind Arbeitsplätze und Parteiverkehr so organisiert, dass einer der Kerne die Besucher und der andere die Landratsamt-Mitarbeiter, aufnimmt. Vor dem öffentlicheren Kern befinden sich die Bereiche für Empfang und Bürgerdialog der verschiedenen Abteilungen sowie großzügige Warte- und Aufenthaltsbereiche mit Blick auf den neuen Platz. In der Nähe des privateren Kerns werden gemeinsame Kommunikationszonen für die Mitarbeiter geschaffen, in denen Aufenthaltsräume und Blickbezüge auf die Landschaft hergestellt werden.

Ideenteil
Das vorgeschlagene Parkhaus führt einen Dialog mit dem Neubau und zeichnet ein kompaktes Volumen aus, das als Erweiterung des Landratsamtssockels gedacht ist. Die Gliederung des Parkhauses orientiert sich an den Richtungen der Umgebung und verlängert das strukturelle Rastern des neuen Gebäudes. 

Das Parkhaus ist formal und volumetrisch nach den gleichen Grundsätzen konzipiert, aus denen das Hauptgebäude abgeleitet ist. Die Fassadenrücksprünge tragen dazu bei, dass große Volumen des Parkhauses optisch zu fragmentieren, so dass es freundlicher wirkt und näher am Maßstab der Umgebung angelehnt ist. Darüber hinaus ermöglichen diese Rücksprünge eine gute natürliche Belichtung und Belüftung des Gebäudes. 

In diesem Ideenteil, wie bereits im Realisierungsteil, wird eine maximale Kompaktheit angestrebt. Dies wird erreicht durch eine möglichst effiziente Organisation der Stellplätze. Die äußeren Bereiche des Erdgeschoßes sind weniger kompakt strukturiert und durchlässiger gestaltet. 
Die Anbindung an die öffentliche Straße erfolgt punktuell über die bestehende Altheimer Straße, um die Fußgängeranbindung nördlich des Ideenteil-Grundstücks zu entlasten.

Materialität und Fassade 
Die Bedeutung eines intensiven Dialogs mit der Umgebung, für das Projekt, wurde bereits erwähnt. Auch bei der Materialität und Gestaltung der Fassade wurde nach architektonischen Mitteln gesucht, um ein Bürogebäude, aufgrund seiner besonderen Lage im ländlich geprägten Gebiet von Essenbach, neu zu interpretieren. 
Mit Hilfe von natürlichen Materialien, wie Holz, fügt sich der Entwurf in seine ländliche Umgebung ein und lehnt sich an die bayerische Bautradition, mit seinen typisch ländlichen Gebäuden, wie Getreidespeicher und Bauernhöfe an. Trotz seines starken Volumens, soll es dem Gebäude gelingen, Teil der imaginären bayerischen Landschaft zu werden.

Ohne auf effiziente Regeln und eine angemessene Ordnung für ein Bürogebäude zu verzichten, lockert die Fassade, das Repetitive zugunsten eines lebendigeren und freieren Effekts auf. In den drei Hauptvolumen des Projekts wird Holz als Material für eine Fassade mit verstellbaren vertikalen Lamellen verwendet, die das Gebäude aufgrund ihrer Ausrichtung mehr oder weniger nach außen öffnen oder schließen. Die Hauptvolumen sind klar definiert, gleichzeitig und in kleinerem Maßstab wird das Gebäude durch die wechselseitige Transparenz und Opazität der Holzfassade verwischt und mit der Landschaft verschmolzen.

Dieser Ansatz ist neben einer interessanten formalen Wahrnehmung von außen sehr effizient und flexibel für die Wärme- und Lichtsteuerung der Innenräume. Die Lamellen lassen sich nach dem Einfall der Sonnenstrahlen ausrichten, lenken das direkte Licht gezielt, wo es gewünscht wird und lassen immer die Möglichkeit einer Sicht nach außen und zur Landschaft zu. 
Punktuell und in Reaktion auf die Nutzung einiger Innenräume wird dieser Rhythmus unterbrochen oder erweitert, so dass Platz für Loggien oder völlig transparente Fenster bleibt. Diese ermöglichen es den weiten Blick auf die umliegende Landschaft zu genießen. Im Gegensatz zur fein gegliederten Holzfassade der Hauptvolumen ist das unterste Volumen des Erdgeschosses transparenter und zum Platz und zum Park hin völlig offen. Dieser Raum ist als Fortsetzung des Äußeren konzipiert, die Art und Qualität der öffentlichen Außenräume setzt sich, wahrnehmbar für den Nutzer, im Inneren fort. 
Das strukturelle Konzept des gesamten Ensembles zielt auf maximale Flexibilität der Räume ab. Ein durchgehendes Stützenraster mit einer Spannweite von 8,10 Meter ermöglicht, zusammen mit der tragenden Funktion der Verteilungskerne, einen effizienten Bau der Bürogebäude, des Sockels und des Parkhauses. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau:
Die Arbeit ist durch drei 4-7-geschossige Einzelbaukörper im Fußabdruck der Musikschule komponiert, welche durch ein zweigeschossiges Foyer verbunden sind. Die Komposition der drei Baukörper ist in sich schlüssig, erscheint jedoch in Bezug auf den Ort in ihrer Höhenentwicklung unmaßstäblich.
Der Haupteingang orientiert sich zum Savigneux- Platz und bindet das neue Landratsamt an den Ort an. Der Nebeneingang nach Süden ermöglicht den Besuchern zugleich einen unkomplizierten Zugang vom Parkhaus des Ideenteils.
Der großzügige Vorplatz zum Haupteingang garantiert eine eindeutige Adressbildung.
Den Architekten gelingt die lockere amorphe Gestaltung der Außenräume nach Süd-Osten zu den Feldern. Die dicht an die Erweiterungsflächen herangeführten Stellplätze beengen. Die Wiederholung des städtebaulichen Motivs der Quader im Parkhaus wird eher als Schwächung gesehen.
Die vertikale Erschließung ist für den Besucher zunächst nachvollziehbar, Querverbindungen in den oberen Geschossen zwischen den drei Baukörpern werden jedoch vermisst.
Die dem Foyer nahen Funktionsbereiche sind teils nicht schlüssig situiert, der Empfangsbereich wäre besser an Stelle der Werkstatt gelegen.
Die Erschließungsgänge in den Türmen sind kompakt und funktional, verschlingen jedoch in Summe viel Fläche und sind streckenweise schlecht natürlich belichtet.
Besucherstarke Funktionsbereiche wie zum Beispiel die Zulassungsstelle im dritten Obergeschoss erschweren den besucherfreundlichen Parteiverkehr und werden bemängelt.
Mit der Konstruktion in Hybridbauweise und den gestaffelten Holzlamellen fügt sich der Bau angenehm und differenziert in die Umgebung ein. Die Gebäudetechnik ist nachhaltig und schlüssig.
Die Baukörper bilden gemeinsam mit der Musikschule eine städtebauliche Figur, die auch in der Erweiterung konzeptbezogen funktioniert.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht West

Ansicht West

Grundriss 1OG

Grundriss 1OG

Grundriss 2OG

Grundriss 2OG

Parking

Parking

Schnitt 02

Schnitt 02

Schnitt 01

Schnitt 01

Bild 01

Bild 01

Bild 02

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Bild 03

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Bild 04

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