Giraffenanlage - Zoo Dresden

Situation
Auf Grund seiner zentralen innerstädtischen Lage und der direkten Nachbarschaft zum „Großen Garten“ hat der Dresdner Zoo keine Möglichkeit sich räumlich zu erweitern. Die Nachbarschaft zum „Großen Garten“ bietet aber die einmalige Chance, die eindrucksvolle Parkkulisse als visuelle Erweiterung des Zoo zu nutzen.
Momentan entsteht aber der Eindruck, das der Zoo dem „Großen Garten den Rücken zuwendet. Diese Situation soll langfristig verbessert werden.


Konzept
Ziel des Entwurfes ist es, den „Großen Garten“ als optische Erweiterung in den Zoo zu holen um, räumliche „WEITE ZU ERLEBEN“.
Die städtebauliche Lage des neuen Giraffenhauses ist dabei von immenser Bedeutung.
Die zunächst naheliegende Position des Giraffenhauses am bestehenden Terrarium wurde verworfen. Grund dafür ist der damit verbundene „GESTÖRTE BLICK“ auf den großen Garten sowie die räumliche „ENGE“ zum Felsen der Gorale. Ein möglicher Anbau des Giraffenhauses an das Terrarium würde zudem eine untypisch große Baumasse im inneren des Zoo entstehen lassen.

Das neue Giraffenhaus wird an der nördlichen Gehegegrenze zum „Großen Garten“ platziert.
Zwischen Giraffenhaus und bestehenden Terrarium bildet sich das Außengehege als neuer Freiraum, der „WEITE UND RAUM“ erleben lässt. Die Tiere werden vor dem „Großen Garten“ und der „Savannenarchitektur“ des Giraffenhauses präsentiert.
Durch eine zukünftige Neuplatzierung des Reptilienhauses kann ein weiteres Gehege geschaffen werden. Es entsteht ein Gehegeensemble mit afrikanischen Themen vor der Kulisse des Großen Gartens. Die Betriebflächen eines Neubaus können geschickt über die der Löwenanlage erschlossen werden.


Haus
Um das neue Giraffenhaus in die Umgebung einzupassen, wurde das Gebäude in zwei Baukörper getrennt und somit optisch verkleinert. Zum einen in das Giraffenhaus mit einer Höhe von ca. 9,5m und zum anderen die Stallungen und technischen Bereiche mit einer Höhe von ca. 5m.
Auf Grund der Lage des Gebäudes entstehen für den Zuschauer nicht einsehbare Bereiche, wie Wirtschaftsbereiche und Vorgehege (Zebra, Stelzvögel). Die gesamte technische Erschließung und Anlieferung erfolgt über den für Zuschauer nicht einsehbaren Wirtschaftsbereich im Norden.

Architekturthema des Hauses ist die Savanne. Vertikale Holzlamellen in den Farbtönen der Giraffenhaut (Dunkel, - Mittel, - Hellbraun) sollen an die Savanne und das „Flimmern“ der heißen Luft erinnern. Die über dem Haus sichtbaren Baukronen des „Großen Garten“ verbinden sich mit der vertikale Holzstruktur zu „Unterholz mit Kronen“. Das Gebäude verschwimmt mit der Natur.
Der Zuschauer betritt das Giraffenhaus von Osten. Die Savannenidee setzt sich im Gebäudeinneren fort. Der Besucher kann die Tiere aus verschiedenen Blickwinkeln beobachten. Über eine Rampe erreicht man den Balkon. Von dort kann der Zuschauer die Tiere aus „Augenhöhe“ im Haus als auch im Freigehege beobachten.


Konstruktion
Auf Grund der kurzen Umsetzungszeit und des begrenzten Budgets wurde eine leichte Konstruktionsart gewählt. Holzstützen in der Fassadenebene (Abstand ca. 3m) mit darauf liegenden Nagelbrettbindern bilden die Tragstruktur. Es gibt keine Stützen im Gebäudeinneren. Zwischen die Holzstützen sind kostengünstige Trapezblech-Sandwichpaneele eingebaut, die ein energetisch gut gedämmtes Gebäude ermöglichen, aber das Einnisten von Ungeziefer verhindern.
Das Dach ist ebenfalls aus Trapezblech-Sandwichpaneelen hergestellt. Diese Konstruktion bildet die bauphysikalisch notwendige Hülle.
Diese Hülle wird mit einer einfachen hinterlüfteten Fassade aus handelsüblichen Holzbrettern verkleidet. Die Holzbretter werden in den Savannenfarbtönen Farbtönen Dunkel, - Mittel, - und Hellbraun gestrichen und auf einer UK befestigt.
Die Gründung erfolgt über eine massive Betonplatte (ca. 30cm), die im Randbereich zur Aufnahme der Stützenlasten verstärkt ist. Der Boden besteht aus Verbundestrich mit einer EP-Beschichtung.
Zur Gewährleistung für die Tieren nötigen UV Versorgung ist ein großes Oberlicht aus Kunststoffstegplatten über dem Laufstall eingebaut. Lüftungsöffnungen ermöglichen eine natürliche Belüftung des Gebäudes. Die Heizung erfolgt über Deckenstrahlplatten.


Parklandschaft
Ziel der Freiraumgestaltung ist es, die neue Anlage in die alte historische Parkanlage mit den typischen Wegeformen und „grünen Schollen“ zu integrieren.
Sowohl die Architektur des Hauses, als auch die Gestaltung der Freigehege soll den Landschaftsraum Zoo mit der Parkanlage des „Großen Garten“ als ein Freiraumensemble vernetzen.
Zur Stärkung der Blickbeziehungen vom Zooeingang zur Giraffenanlage werden im Rosarium überfällige und kranke Rhododendren herausgenommen.


Freigehege
In Verlängerung der bestehenden Besucherwege werden „Landzungen“ in das Freigehege eingesteckt, die einen tiefen Einblick in das Gehege ermöglichen. Der Zuschauer hat den Eindruck mitten unter den Tieren zu sein.
Die Gehegezonen zwischen den „Landzungen“ werden mit Themen wie Wasserloch, Buschland oder Spähbaum besetzt. Somit hat der Besucher die Chance, die Tiere in einer bestimmten Umgebung oder aus eine besonderen Höhe zu beobachten.
Die „Spielsafari“ hat das Thema aus einem „sicheren Versteck“ Tiere beobachten zu können. Die Kinder können sich zwischen Buschwerk verstecken und spähen.
Die Wegekreuzung zwischen Löwensavanne und Giraffenanlage wird zum „Afrikaplatz“. Dort sind die Fährten afrikanischer Tiere im Boden eingelassen. Wie auf einer richtigen Safari kann man alle Spuren suchen, erkennen und den richtigen Tieren zuordnen,
Für den „Wanderer“ im Großen Garten wird der alte Zooeingang zum neuen „Zoofenster“ wieder belebt. Ein Holzsteg führt den Wanderer über den Kaitzbach an den Gehegezaun. Durch kleine „Schlüssellöcher“ in der Pforte kann sich der Wanderer Appetit auf einen Besuch im Zoo Dresden holen.