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Offener Wettbewerb | 07/2019

Erweiterung und Sanierung Primarschule Christoph Merian in Basel (CH)

1. Rang

Hosoya Schaefer Architects AG

Architektur

Caretta+Weidmann Baumanagement AG

Projektsteuerung

Dr. Schwartz Consulting AG

Bauingenieurwesen

EBP Schweiz AG

Brandschutzplanung, Bauphysik, TGA-Fachplanung

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Fassadenplanung

Hans-Jörg Huber Planungsbüro Theater- und Lichttechnik

Lichtplanung, Szenographie

Beurteilung durch das Preisgericht

Behutsam und doch selbstbewusst erweitert der Projektvorschlag das bestehende Schulhaus Christoph Merian mit einem schmalen, viergeschossigen Gebäudeflügel. Die gesamte Schulanlage wird in selbstverständlicher Weise ergänzt, und es entsteht eine städtebaulich überzeugende Lösung mit einer Abfolge von längs und quer gerichteten Schulbauten entlang der Emanuel Büchel-Strasse. Der neue Schulhausteil steht etwas von der Strasse abgerückt und schafft einen öffentlichen Vorbereich sowie eine klare volumetrische Präsenz zum Christoph Merian- Platz und zur Gellertkirche. Die Gellertkirche bleibt der einzige Solitär im Quartier und ihre Bedeutung als Haus der Gemeinschaft bleibt erhalten. Der Erweiterungsbau teilt den bis anhin durchgehenden Grünraum in zwei Bereiche: einen öffentlichen, dem Quartier zugewandten Platz als neue Adressierung und einen baulich gefassten Raum, der von der Sportwiese der Schule besetzt wird. Dadurch rückt die lärmige Autobahn in den Hintergrund des Quartiers und verliert an Präsenz. Aufgrund des viergeschossigen Erweiterungsbaus kann auf eine Aufstockung des Bestandes verzichtet werden und es werden keine weiteren Verbindungs- oder Brückenbauten benötigt. Der neue Gebäudeflügel übernimmt die Grundrisstypologie der bestehenden Korridorschule. Diese Typologie wird mit geschickt gesetzten vertikalen Erschliessungen in eine Schule mit nutzbaren Lernlandschaften transformiert. Die Schulgeschosse des Bestandes sind in einfacher Weise organisiert. Immer zwei Klassenzimmer teilen sich einen gemeinsamen grossen Gruppenraum und formen eigenständige Lerncluster. Die Gruppenräume können in zwei kleine Räume geteilt werden und sind immer auch vom Korridor her erreichbar. Diese Aufteilung gewährleistet auch für die Zukunft die gewünschte Nutzungsflexibilität. Im neuen Gebäudeteil wird diese in sich robuste Raumgliederung weitergeführt. Der ostseitig angefügte Fluchtbalkon, der als leichtes Gerüst auch berankt werden kann, transformiert die dahinterliegende Lernlandschaft in ein grünes Klassenzimmer. Die Aula befindet sich im Erdgeschoss des Neubauteils und ist teilweise versenkt. Mit dieser Schnittlösung wird ein effizienter Anschluss an den Bestand erreicht, doch leider entspricht die Aula im Betrieb nicht den behindertengerechten Anforderungen und lässt dahingehend noch einige Fragen offen. Die Sitzstufen im Aussenraum wirken als Geste zum Quartier hin unvermittelt und bringen kaum einen räumlichen Mehrwert – weder für die Schule noch für das Quartier. Das subtile Gefüge aus Bestand und Neubau manifestiert sich im Ausdruck der Fassade. Während der gebänderte Bestandesbau mit einer selbsttragenden Betonfassade saniert wird, bestimmt die Gebäudestruktur die Erscheinung des Neubaus. Die Tektonik der Fassade zeigt den inneren Aufbau, bestehend aus Betonsockel und darüberliegendem Holzbau mit raumhohen Verglasungen. Die vertikalen Holzelemente werden jeweils im Geschossübergang von horizontalen vorfabrizierten Betonelementen geschützt und verweisen auf einen sorgfältigen Umgang mit Konstruktion und Ausdruck. Der grüne Vorhang nach Osten trägt atmosphärisch viel zum Nutzen des Lernkorridors bei. Die raumhohen Verglasungen zur Strasse hin lassen kaum eine schulische Nutzung erwarten. Die energetischen Leitideen scheinen plausibel. Der sehr hohe Glasanteil müsste jedoch anhand einer Simulation geprüft werden. Die sommerlichen Wärmelasten werden dank eines aussenliegenden textilen Sonnenschutzes minimiert. Sämtliche Klassenzimmer werden natürlich belüftet, was jedoch in der Darstellung der Fassaden noch etwas verhalten in Erscheinung tritt. Das Projekt zeigt eine vertiefte und in hohem Masse sorgfältige Auseinandersetzung mit dem Thema «Bauen im Bestand ». In einfacher Weise werden bestehende architektonische Qualitäten gestärkt und das vorhandene Schulhaus in volumetrischer, funktionaler wie auch pädagogischer Hinsicht in einen zukunftsorientierten Ort des Lernens transformiert. Die städtebauliche Setzung ist gleichermassen überraschend wie überzeugend.