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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2007

Kompetenzzentrum Motorentechnik der RWTH Aachen

3. Preis

Eller + Eller Architekten

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Wettbewerb Kompetenzzentrum Motorentechnik RWTH, Aachen

Auslober BLB NRW, Aachen
BGF 14.800 m²


Das Kompetenzzentrum Motorentechnik der RWTH Aachen strebt in Zeiten einer größer werdenden globalen Konkurrenzsituation nach ergebnisorientierter Forschungsarbeit.
Einer der Themenschwerpunkte ist dabei das „Downsizing“: Motoren der Zukunft sollen bei gleicher bzw. verbesserter Leistung, leichter, kleiner und gleichzeitig schadstoffärmer werden.
Diese Aspekte sind Ausgangspunkt der konzeptionellen Überlegungen des Gebäudes. Wichtig für die auf Effizienz ausgerichtete Forschungsarbeit ist eine effiziente und kompakte Gebäudestruktur.

Das Gebäude organisiert sich in „Spuren“. Im Erdgeschoss werden diese durch die gereihten Motorenprüfstände gebildet. In die Mitte gelegt und damit ideal in Bezug zu den Prüfständen gesetzt, bildet der Werkstattbereich die zentrale „Behandlungsstation“ für die Prüflinge.
Hier kommen alle mechanischen Abläufe zusammen. Nach der Anlieferung können die Testmotoren (oder Prototypen) direkt im Rüstbereich abgesetzt und dort für die vorgesehenen Verfahren vorbereitet werden. Anschließend durchlaufen sie den nebenan liegenden Inbetriebnahmebereich, bevor sie in die Grundrahmen der jeweiligen Prüfstände eingesetzt werden. Dabei bilden die Flurflächen neben der Erschließung der Prüfstände eine wichtige Erweiterungsfunktion für die Werkhalle, die dadurch bei Bedarf leicht auf annähernd die doppelte Größe anwachsen kann.
Große Fensterflächen bilden die Enden der Flur-Spuren. Von hier aus dringt Licht ins Innere und gibt sowohl Orientierung als auch Bezug zum Außenraum. Solange der Umgang mit hinsichtlich der Geheimhaltung sensiblen Geräten dies nicht verbietet, können diese Öffnungen bei aufgezogenem Sichtschutz auch Einblick in das Hallengeschehen geben.
Die Raumhöhe der Flur-Spuren ist niedriger als die der Werkhallen- und Prüfstandsbereiche, so dass großzügige Oberlichtbänder auch tief im Inneren der Halle Belichtung gewährleisten.

Die Trennwände der Werkhallenbereiche sind als leicht umsetzbare, halbhohe Elemente vorgesehen, die eine flexible Einrichtung der Arbeitsbereiche auch hinsichtlich zukünftiger zusätzlicher oder anders gearteter hier vorzunehmender Arbeiten ermöglichen. Über dem gesamten Bereich der Werkhalle gewährleistet eine Kranbahn den ungehinderten Transport von Lasten.

In den Außenspuren befinden sich die Bedienerbereiche der Prüfstandsbetreuer. Von hier aus lassen sich die Abläufe der Testverfahren steuern und überwachen. Zusätzlich zu den Oberlicht-bändern gibt es streifenförmige Ausblick-Fenster, die so angeordnet sind, dass ein Einblick von Außen in die Prüfstandsbereiche und auf die Bediener-Bildschirmoberflächen verhindert wird.

Die Spuren der Werkhalle drücken sich im Hallendach ab. Sie legen so auch die Grundstruktur für das sich über der Halle entwickelnde Institut. Die so auch von außen wahrnehmbare Organisation in Streifen vermittelt einen dem Forschungsthema angemessenen, bewegten, dynamischen Eindruck.

Die Inhaltliche Gliederung in Verwaltung, Labors und Lehrbetrieb entspricht der baukörperlichen Gliederung.

Die kompakte Werkhallenorganisation lockert sich in den oberen Geschossen auf. Im ersten Geschoss bilden drei Riegel eine relativ dichte Struktur, deren besondere Atmosphäre durch die Überblendung von Innen- und Außenräumen entsteht. Nur die äußeren Riegel sind dreigeschossig, so dass sich die oberen Bereiche als Etagen weiter auflösen.

Die Verwaltung auf der einen Seite, die Labors auf der anderen Seite bilden den Rahmen für das Institut. Im Zwischenbereich entsteht Raum für die freie Entfaltung der Institutswelt. Zur Mitte hin löst sich das kompakte, strenge Gefüge mehr und mehr auf.

Die fließende Erschließungsführung des ersten Geschosses ist begleitet von Terrassen- und Hofsituationen, an die sich eine Café- und Kommunikationszone anlagert. Dabei wird die technische Aufgabe des Instituts nicht verleugnet.

Die unterschiedlichen Funktionen im Gebäude sind nach außen ablesbar. Das Gebäude ist in Abschnitte gegliedert, ohne dass es in Einzelteile zerfällt. So kann es zwischen den unterschiedlichen Volumina der umgebenden Bebauung vermitteln. Die Außenkanten orientieren sich an Raumkanten der bestehenden Bebauung.

Die Räume der Lehrbereiche ordnen sich um die Eingangstreppe. Eine großzügige Auskragung begrüßt die Gäste des Instituts und führt sie nach oben. Das Foyer (im EG) und die Vorbereiche der Seminarräume bilden eine angemessene räumliche Vorbereitung für das eigentliche Institut, welches man am Ende dieses Weges erreicht. Ab hier befindet man sich im Sicherheitsbereich, der über eine Sicht- und Zugangskontrolle den Zugang für Unbefugte steuert.



Fassadengestaltung

Die Büroetagen sind großzügig verglast. Blendschutzlamellen und Öffnungsflügel ermöglichen eine individuelle Anpassung an die Lichtverhältnisse.
Die Oberflächen aller nicht verglasten Fassaden sind von einem fugenlosem, irrisierendem Me-tallgeflecht aus Edelstahl-Gewebetafeln bekleidet. Dahinter befindet sich offen eine bituminös gedichtete Wärmedämmung, dahinter der konstruktive Beton.

Diese Mehrschichtigkeit schafft Tiefe, die sich durch eine entsprechende Schattenbildung in jeder Minute des Tages neu präsentiert. Die Hülle wird zum Gestaltungsthema. Sie fasst das hete-rogene Raumprogramm zusammen und verweist auf die geforderte Gleichzeitigkeit von Öffent-lichkeit und Geheimhaltung.

Naheliegend ist das Material „Metall“ der Automobilindustrie entliehen. Es drückt eine robuste Eleganz aus, die die Bedeutung des Instituts als Zugpferd universitärer Forschung und transinstitutioneller Zusammenarbeit unterstreicht.


Beteiligte Fachplaner

Haustechnik
HTW, Düsseldorf

Landschaftsarchitektur
RMP Landschaftsarchitektur, Bonn

Statik, Bandschutz
Kempen Krause Ingenieurgesellschaft, Köln

Logistik
agiplan, Mülheim a.d. Ruhr



Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1100 formuliert die Aufgabenstellung als autonome, stark gegliederte Architektur aus 3 parallel angeordneten Baukörpern.
Der Haupteingang zur Forckenbeckstraße ist durch das Zurückziehen des Erdgeschosses eindeutig und folgerichtig markiert. Die Anlieferung ist auf der Gebäuderückseite angeordnet, die dem Rollenprüfstandsgebäude gegenüberliegt. Der wünschenswerte Versuch einer baulichen Einbindung des Bestandsgebäudes erfolgt nicht.
Die Funktionsbereiche des Motorenprüfzentrums sind sehr kompakt, einschließlich aller dazugehörigen Werkstattflächen im Erdgeschoss untergebracht und bilden ein gemeinsames Sockelgeschoss unter den drei Baukörpern. Dabei ist es nicht gelungen, die Laborflä-chen idealerweise auch im Erdgeschoss zu platzieren. Die architektonische Ausformung erfüllt die Anforderungen an Sicherheit und Arbeitsplatzgestaltung.
Kritisch bewertet wird die Stapelung der Büro- und Laborflächen oberhalb des Motorenprüfzentrums. Der Verfasser lässt in den Konzeptionsskizzen jedoch erkennen, dass die notwendige Entkopplung realisierbar ist. Die konsequente, funktionale Trennung in Labor- Büro- und Lehrflächen ermöglicht grundsätzlich angepasste Kubaturen ohne das stabile Grundkonzept zu gefährden. Kritisch bewertet wird die Integration der emissionstechnischen Rückkühlwerke in dem mittleren Gebäuderiegel. Die dort jeweils gegenüberliegenden Bürobereiche und auch die dem Lehrbereich zugeordneten Freiflächen sind so nicht funktionsfähig.
Insgesamt ist das angebotene Konzept eine gute umsatzfähige Lösung, die dem Anspruch der Hochschule auf qualitativ hochwertige Darstellung ihres Arbeitsfeldes entspricht.