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Einladungswettbewerb | 08/2019

Städtebauliche Umgestaltung des Klosterviertels in Deggendorf

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Victoria von Gaudecker Architektur

Stadtplanung / Städtebau

BL9 Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICH – FREIRÄUMLICHE LEITIDEE
STADT & KLOSTERVIERTEL
Die Stadt Deggendorf ist über den historischen Stadtkern hinaus über die letzten Jahrzehnte sehr inhomogen weitergewachsen, es entstanden neue diffuse Stadtstrukturen, die in vielen Bereichen kein übergeordnetes ganzes Stadtbild erkennen lassen. Der große, langgestreckte Hauptplatz der Stadt mit den öffentlichen Funktionen, wie Rathaus, Stadtkirche, Gasthäusern und Geschäftslokalen bildet das Herzstück der Stadt, eine dichte historische Wohn- und Gewerbebebauung umschließt diesen.
Die Weiterführung dieser öffentlichen Funktionen in das Kulturviertel im Südwesten der Stadt schafft eine An- bindung der Innenstadt an wichtige städtische Funktionen in den südwestlichen Stadtteil.
In unserem städtebaulichen Entwurf wird der sorgsam gestaltete Platzraum des Kulturviertels in einen weiten grünen verkehrsberuhigten Platzraum fortgeführt, der weitere öffentliche Gebäude an sich vereint.
Hier entstehen die neuen Schul- und Sportstandorte, Ladenlokale und Gewerbe in den Erdgeschosszonen und Cafés die Belebung an den neuen Plätzen schaffen werden.
Dieser neue lange Platzraum mit einer Abfolge von unterschiedlichen Platzsituationen verbindet die Innenstadt über das Kulturviertel entlang des Bildungsquartiers mit dem Naherholungsraum des Klosterbergs.

GESTALTERISCHE LEITIDEE
DICHTE, WEITE & VERBINDUNG
Die neue Verbindung schafft eine urbane Mitte im neu entstehenden Klosterviertel mit hohen Aufenthaltsqual- itäten und bildet einen Zugang zu allen Schul- und Sportgebäuden. Gleichzeitig entsteht auch eine Verbindung in das bestehende Stadtquartier und somit eine Verbindung des Stadtzentrums mit dem grünen Freiraum, dem Klosterberg.
Durch die Freistellung der ehemaligen Kapuzinerkirche, dem heutigen „Kapuzinerstadl“ und die Weiterführung öffentlicher Nutzungen in der Erdgeschosszone entlang des Platzraums wird die isolierte Lage des Schulquartiers aufgehoben.
Ziel ist die Neubebauung des Klosterviertels spürbar zu einem neuen Stadtquartier zusammenzuführen und diesem Quartier mit der neuen Mitte eine neue Identität zu geben. Dabei werden sowohl die Schulbaukörper als auch die Wohnhöfe kompakt zueinander gesetzt, um so ein Spiel von Enge und Weite mit differenzierten Grünräumen zu erzeugen.

BILDUNGSSTANDORT
SCHULEN, KINDERBETREUUNG & SPORT IM QUARTIER
Alle Kindertageseinrichtungen, Schulen und Sporteinrichtungen des Stadtquartiers befinden sich im nördlichen Bereich des Klosterviertels, mit Zugängen zur dem neuen verkehrsberuhigtem Platzraum oder zum Maria-Ward- Platz.
Der Maria-Ward-Platz mit einem mittigen Baumdach bildet weiterhin den Erschließungsplatz mit der Zufahrt der Busse zum Schulquartier. Er ist fußräumlich an den südlichen Platzraum angebunden, so dass alle Schüler verkehrssicher zu Fuß oder mit dem Fahrrad über die Wegeverbindung zu ihrem Schulen und zur Sporthalle ge- langen können.
Die neuen Schulgebäude der Grund- und Mittelschule werden von den Resten der alten Klostermauer gerahmt und geben dieser eine neue gestalterische und räumliche Relevanz.
Die neue Sporthalle ist über den Starzenbachweg mit der Schulsportanlage, die an dem bestehenden Ort weiter ausgebaut wird, verbunden.

WOHNSTANDORT
LOCKERE WOHNHÖFE & DICHTE
Abgeleitet aus dem Stadterweiterungsgebiet über die ehemalige Stadtmauer hinaus, aus den dort entstandenen Wohnhöfen, werden im südlichen Teil des Quartiers und auf dem Gelände der ehemaligen Wachwarenfabrik offene Wohnhöfe mit einer durchmischten Bewohnerstruktur geplant. Diese Wohnhöfe bilden aufgelockerte Räume mit begrünten Höfen, Durchblicke und Öffnungen ermöglichen eine fußläufige Durchwegung im gesamten Quartier. In den Erdgeschosszonen entstehen auch hier zu den Straßen orientiert Gewerbeflächen für Praxen, Büros oder kleine Ladenlokale. In dem neuen Wohnheim für Studierende auf dem ehemaligen Gelände der Wachswarenfabrik entsteht im Erdgeschoss ein Nahversorger. Die Wohnhöfe entlang des neuen Platzraumes erhalten in der Erdges- chosszone zum öffentlichen Raum orientiert Cafés und weitere Möglichkeiten für gewerbliche Nutzungen.
Die Gebäudehöhen der Wohnbebauung leiten sich mit den 3-5 Geschossen aus den Höhen der umgebenden Be- bauung ab. Es sind unterschiedliche Wohnformen von Geschosswohnungen, Maisonette-Wohnungen bis hin zu 3-geschossigen Stadthäusern in diesen Baukörpern möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gesamtkonzept wird sehr geschickt aus dem städtebaulichen Gefüge der Deggendorfer Altstadt mit ihrer verdichteten Bebauung und ihren Innenhöfen entwickelt.
Der Entwurf sieht eine Vielfalt an gut proportionierten Zwischenräumen vor: Von der zentralen Platzabfolge mit Ausrichtung auf die Sichtachse von der Altstadt zum Klosterberg, über unterschiedliche Verbindungsstraßen und -wege mit kleinen Plätzen bis hin zu den verschiedenen Schul- und Wohnhöfen. Kennzeichnend ist die Verschwenkung der Freiraumachse zwischen Kapuzinerstadl und Klosterberg sowie die Auflösung der Achse, so dass verschiedene Teilräume entstehen. Die Raumfassungen sind durch Verschwenkungen der Gebäudekörper organisch ausgebildet. Auch die Baumpflanzungen werden häufig raumbildend eingesetzt. Die alte Klostermauer wird in der zentralen Platzachse mehrfach durchbrochen und im weiteren Verlauf in die Außenfassaden der Schul- bzw. Wohngebäude integriert. Durch die Abstufung der Dachhöhen innerhalb der Baublöcke und die Lage der Turnhalle am Hangfuß entsteht eine bewegte Silhouette. Gleichzeitig ordnet sich das neue Quartier damit dem Klosterberg unter.

Die Situierung des Kindergartens im Nordwesten und der beiden Schulen sowie der Turnhalle an der Platzachse bildet eine Art Ensemble und führt zu kurzen Wegen insbesondere auch zur Turnhalle. Die Freiflächenausbildung beim Kindergarten, die eine wichtige Wegeverbindung nach Norden kappt, wird kritisiert, wie auch die Zusammenlegung der Schulhöfe von Grundschule und Maria-Ward-Schule. Die Schulgebäude sind als zwei sehr tiefe Baukörper vorgesehen, die eine architektonische Herausforderung darstellen.
Die Konzentration der Wohnbebauung im Süden wird begrüßt. Die dortige Erschließungsstraße wird in ihrer Ausprägung – als Zubringer zu den Tiefgaragen – kritisch gesehen, insbesondere die Lage der TG-Ein- und die daraus resultierende Verkehrsbelastung. Der Anteil an öffentlichen Grünflächen ist sehr gering, wogegen der Anteil an versiegelten Flächen zu hoch erscheint. Die Oberflächenversiegelung sollte zugunsten von begrünten, versickerungsfähigen, stadtklimatisch vorteilhafteren Flächen reduziert werden.

Die Blockstrukturen sind so angeordnet, dass die Zwischenräume gut in die angrenzenden, landschaftlichen Bereiche hineinführen bzw. Sichtachsen eröffnen. Die Gestaltung der Freiflächen antwortet angemessen und gleichzeitig dezent auf die unterschiedlichen Räume. Die Wohnhöfe werden grundsätzlich als dem Ort und der Funktion innenstadtnahen Wohnens gut dienend gesehen. Zusammen mit den großen Gebäudetiefen führt diese Typologie zu dem größten Angebot an neuen Wohnungen. Im Detail sind die Gebäudetiefen mit der Höhenentwicklung und den Hofproportionen abzustimmen und baurechtlich flexibel jedoch qualitätssichernd festzulegen.

Das Konzept lässt sich sehr gut in Abschnitten umsetzen. Für die zentrale Platzabfolge, die mittelfristig aufgrund der Bestandsbebauung im Süden des Kapuzinerstadls schwer realisierbar scheint, ist eine bereits angelegte alternative Wegeführung im Norden noch weiter auszuformen.
Lageplan

Lageplan

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt