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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Konzeptvergabe Marienplatz in Darmstadt

3. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

a+r Architekten

Architektur

DIE MEHRWERTBAUER GmbH

Projektentwicklung

Glück Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

ARTPROJEKT

Investor*in

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen ein städtebaulich klar strukturiertes Konzept aus gegenseitig versetzten L-förmigen Baukörpern vor, das die vorhandene Strukturen des städtebaulichen Umfelds aufnimmt und sinnvoll ergänzt. Eine angemessene Dichte mit Setzung eines Hochpunktes und einer Platzwand an der Ecke Hügelstr./Heidelberger Str. schließt die Neubebauung konsequent gegenüber dem Marienplatz ab, wobei die Anordnung einer Arkadenreihe im Erdgeschoß einen guten Übergang zum gegenüberliegenden Platz formuliert.
Die Konzeptidee, den Entwurf aufgrund seiner Lage zum Staatstheater mit unterschiedlichen Zitaten zu Shakespeare zu verbinden, überrascht und ist interessant, kann aber in wesentlichen Elementen seitens des Preisgerichtes nicht nachvollzogen werden. Wenn Leitmotive der Projektentwicklung „Traum, Zauber, das Leben als Theater und die Lust am Kreativen“ aufgeführt werden, so sucht man vergebens nach dessen städtebaulicher und räumlicher Umsetzung. Letztlich fehlt dem Entwurf trotz der Gradlinigkeit eine städtebaulich-kreative Prägnanz und sowie ein innovativer Ansatz.
Die räumliche und topografische Anordnung der Kita und des Generationenhauses im westlichen Teil des Baufeldes ist gut gelöst und bildet mit der gegenüberliegenden Friedenskirche einen neuen räumlich gut proportionierten Stadtplatz. Kritisiert wird jedoch die Überschreitung des Wettbewerbsgeländes im westlichen Bereich.
Begrüßt wird die Anordnung einer „Morgenpromenade“, die parallel zur Hügelstraße im Inneren des Quartiers verläuft und für eine gute Ost-West- Verbindung sorgt. Die Abfolge von drei unterschiedlichen halböffentlichen Plätzen (nämlich Stadtplatz-Brunnenplatz-Elfenwald) ist gut gewählt und schafft einen eigenständigen Charakter. Nicht überzeugend wirken die erdgeschossigen Gartenanteile des nördlichen Baukörpers, die den urbanen Charakter der Anlage konterkarieren, während diese bei den südlichen Baukörpern angemessen erscheinen.
Die Erschließung der Gebäude erfolgt fast ausschließlich über die Innenhöfe bzw. die Promenade, was aus Sicht der Orientierung und Adressbildung kontrovers beurteilt wird. Die Zufahrten zu einer zentralen Tiefgarage sorgen für ein autofreies Wohnquartier. Die Anordnung der Rettungszufahrten für die Feuerwehr ist klar und übersichtlich erkennbar. Die Anzahl der Stellplätze für Pkws und Fahrräder ist ausreichend nachgewiesen. Der vorhandene Baumbestand kann in wesentlichen Teilen erhalten bleiben, lediglich im nordwestlichen Bereich des Stadtplatzes werden Bestandsbäume entfernt.
Der Entwurf liegt mit seinen städtebaulichen Kennziffern im Durchschnitt der Wettbewerbsarbeiten; kleinere Flächendefizite sind im Bereich der Kita zu verzeichnen, deren räumliche Anordnung und Struktur ansonsten gut gelöst ist.
Die Durchmischung des Quartiers mit unterschiedlichen flexiblen Wohnkonzepten und Gewerbeflächen ist sowohl hinsichtlich der Anteile als auch in der Lage überzeugend durchdacht und entspricht mit seiner Mischung der urbanen Gestaltung des Quartiers. Gleiches gilt für die Anordnung von Büroflächen und einer Dach-Bar im 15stöckigen Hochhaus. Die vorgeschlagenen Wohnungstypologien mit 2- bis 4-Spännern werden aus wohnungswirtschaftlicher Sicht bestätigt. Dies gilt auch für die angedachte kleinteilige Parzellierung.
Aspekte der Nachhaltigkeit werden durch eine Mischung aus gemeinschaftlichen Dachflächen (urban farming) und extensiver Dachbegrünung sowie begrünten Innenhöfen angeboten. Die Aufteilung der Baukörper lässt eine gute Durchlüftung und Belichtung vermuten. Die Vorschläge zur Energieerzeugung und einem Mobilitätskonzept entsprechen den heutigen Anforderungen an ein zukunftsorientiertes Wohnquartier.
Insgesamt stellt der Entwurf einen Beitrag dar, dessen städtebauliche Stabilität und Körnigkeit ebenso wie die bunte Mischung an Wohnkonzepten und –typologien überzeugt. Allerdings mangelt es an Mut, Innovation und städtebaulicher Prägnanz an diesem wichtigen innerstädtischen Standort.