modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Konzeptvergabe Marienplatz in Darmstadt

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

planquadrat Elfers Geskes Krämer GmbH

Architektur

geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

ee concept gmbh

Bauphysik, Energieplanung

Frank Heimbau Main/Taunus Gmbh

Investor*in

Iber Immobilien GmbH

Investor*in

Erläuterungstext

Marienhöfe – Wohnen im Stadtgrün / Erläuterungstext

1. Konzept

Städtebauliche Leitidee
Auf dem Areal werden drei blockrandähnliche Stadtbausteine platziert, die einerseits einen eigenstän-digen städtebaulichen Entwurf und eine charakteristische Architektur aufweisen, und die sich ander-seits wie selbstverständlich in die umgebende Struktur einbinden und sich mit der Fortführung vor-handener Wegeführungen mit der Stadt verknüpfen.
Die drei Stadtbausteine zeichnen sich durch präzise gesetzte Kubaturen und Höhenentwicklungen aus, die zum Teil die Maßstäblichkeit der direkten Umgebung aufnehmen sowie an städtebaulich prägnan-ten Stellen wirksame Hochpunkte setzen, die mit anderen Landmarken der Darmstädter Innenstadt in einem räumlichen Zusammenhang stehen und diese ergänzen: Der Hochpunkt an der Kreuzung Hei-delberger Straße / Hügelstraße orientiert sich in seiner Maßstäblichkeit an den vorhandenen Hochhäu-sern weiter nördlich und südlich an der Heidelberger Straße sowie am prägnanten benachbarten Büh-nenturm des Staatstheaters.
Die Freiräume zwischen den Höfen knüpfen an die vorhandenen Wege der Umgebung an und binden das neue Areal in die Umgebung ein.

Bauliches Konzept
Den Auftakt des neuen Areals bildet der Hochpunkt an der Heidelberger Straße mit dem 17-geschossigen Hochhaus, das ein Hotel beherbergt. Das Motiv des Hochhauses wird – wenn auch in angepasster Form (mit 7 und 8 Geschossen) – bei den anderen Stadtbausteinen wiederholt und prägt somit das Erscheinungsbild des neuen Quartiers.
Auch die Gestaltung der Gebäude trägt zur Quartiersbildung bei: Die einzelnen Blöcke bestehen je-weils aus „steinernen“ Bausteinen, also Architekturen mit einer städtisch anmutenden Putzfassade, die Dachgärten für Urban Gardening besitzen und Gebäuden aus Holz, die eine auffällige, quartiersbild-prägende intensive Fassadenbegrünung besitzen. Das Hotel erhält eine prägnante Glas-Metallfassade und auf der Westfassade ebenfalls eine Fassadenbegrünung. Dieses abwechslungsreiche und unver-wechselbare Erscheinungsbild trägt zum urbanen, innovativen und auch grünen Charakter des neuen Gebiets bei.

Freiraumgestaltung
Die strukturelle Vielfalt des städtebaulichen Entwurfs spiegelt sich in dem abwechslungsreichen Cha-rakter der Freiräume wider. Durch die Abfolge der Höfe und ihrer Zwischenräume werden Aufenthalts-qualitäten geschaffen. Diese Freiräume sind öffentlich zugänglich und an die vorhandenen Wege der Umgebung angebunden. Den Erdgeschosswohnungen gliedern sich private Bewohnergärten an. Wasserbecken beleben die Höfe als grüne Oasen. Sie werden mit Regenwasser gespeist und fungie-ren somit auch als Regenrückhaltebecken. Standortgerechte, klimaresiliente Bäume sorgen für viel Grün.
Auf den Dächern einiger Gebäude entstehen begrünte Gemeinschaftsgärten. Neben dem vielfältigen ökologischen Nutzen bieten sie den Anwohnern die Möglichkeit zu gärtnern, Bienen zu züchten oder einfach die großartige Aussicht zu genießen. Auf den hohen Gebäuden wird die Dachbegrünung mit Anlagen zur Photovoltaik kombiniert. Die fünf- und sechsgeschossigen Gebäude bieten auf ihren Dachflächen Raum für Urban Gardening, die auskragenden Dächer der Treppenaufgänge werden für Photovoltaikanlagen genutzt.
Der wertvolle Baumbestand an der Böschung zur Hügelstraße wird erhalten. Lediglich an den neuen Tiefgaragen- und Hotelzufahrten erfolgen kleine Eingriffe in den Vegetationsbestand. Die grüne Bö-schung wird zu einem kleinen Grünzug aufgewertet. Er schirmt das neue Quartier von der Hügelstraße ab.

2. Quartier

Nutzungskonzeption
Das gesamte Quartier ist ein Mehrgenerationenquartier mit vielfältigen ergänzenden Nutzungen: Neben der Hotelnutzung im Hochhaus ist im ersten Stadtbaustein an der Heidelberger Straße seniorengerech-tes Wohnen mit einem Seniorentreff im Erdgeschoss untergebracht. Im Inneren dieses Blocks ist die Kindertagesstätte platziert. Das Restaurant im Erdgeschoss ist ein Bindeglied zwischen dem Hotel und dem öffentlich zugänglichen Quartiersplatz und sorgt für die Belebung des Platzes. Die dem Ho-tel zugehörige Roof-top Bar im obersten Stock ist der Öffentlichkeit und somit der Nachbarschaft zugänglich.

Im Baustein in der Mitte des Quartiers befinden sich Wohnnutzungen, die durch ein Quartierscafé als Selbstversorgercafé ergänzt werden. Der Freibereich des Cafés erhält einen kleinen Wirtschaftsgarten. Im Block an der Hindenburgstraße sind neben konventioneller Wohnnutzung Flächen für besondere Wohntypologien (Atelierwohnen, Baugruppen, Gästeapartments) vorgesehen.

Wohnungswirtschaftliche Aspekte
Das neue Quartier enthält Wohnungen mit einem breiten Mix für unterschiedliche Haushaltsgrößen und -budgets: Beginnend mit den Seniorenwohnungen, die zur Hälfte frei finanziert und zur Hälfte öffent-lich gefördert sind, setzt sich die Wohnungsvielfalt mit frei finanzierten und öffentlich geförderten Mietwohnungen fort. Ergänzt durch substanzvolle Eigentumswohnungen und Angebote für Baugrup-pen sind alle Bevölkerungsschichten angesprochen.

Angebot und Qualität der Gemeinschaftseinrichtungen
Das Areal bietet eine Vielzahl an Gemeinschaftseinrichtungen, die jeweils an den passenden Stellen verortet sind. Die soziale Infrastruktur und die Kommunikation im Gebiet werden gestärkt durch den Seniorentreff an der Heidelberger Straße, der sowohl den Senioren als auch der Nachbarschaft zum Beispiel für Veranstaltungen, Feiern und Versammlungen zur Verfügung steht. Die Kita, im ruhigen Innenbereich platziert, erhält einen großzügigen und qualitätsvollen Freibereich und dient dem Quartier als auch der umgebenden Nachbarschaft. Neben dem Restaurant bildet insbesondere das Quar-tierscafé das Herz des Gebiets. Diese dienen den Bewohnern als Treffpunkt und werden durch einen Spielplatz ergänzt. Im Quartiersbaustein an der Hindenburgstraße sind Gästewohnungen vorgesehen, die von Besuchern aller Bewohner genutzt werden können.

Soziale Themen und Quartiersidentität
Durch die Mischung der Wohnformen und die damit verbundene Mischung der Bewohnerstruktur er-hält das Gebiet eine gewünscht städtisch durchmischte Nachbarschaft, deren Zusammenhalt durch die Gemeinschaftseinrichtungen, die Angebote vor Ort und die Initiierung einer Quartiersapp gestärkt wird.
Die hochwertig gestalteten Freiräume laden zum Aufenthalt und somit zur Kommunikation und Interak-tion der Bewohner ein. Insbesondere die Flächen für Urban Gardening fördern das gemeinschaftliche Miteinander.

3. Umwelt

Klima und Energie
Der schonende Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen steht im Zentrum des Energie-konzepts. Innovative Technik findet sich dort, wo sie bedarfsgerecht einsetzbar ist und Zukunftspo-tenziale sichert. So erschließt eine reversible Wärmepumpe das Abwasser als Energieträger für den Hotelbereich (der sowohl Wärme als auch Kälte benötigt), das emissionsarme Fernwärmenetz steuert die Wärme für den Wohnbereich bei. Umfassende PV-Nutzung ermöglicht eine Deckung des Allge-meinstroms und ermöglicht zudem Mieterstrommodelle.
Frischwasserstationen in den Wohnungen lassen eine Senkung der Vorlauftemperaturen im Wärme-netz zu. Im Sinne von Ressourcenschonung und CO2-Minderung entsteht so eine hervorragende Per-formance, die mit einer Unterschreitung der EnEV um 50 bis 80% (z.B. Wohnen CO2-Emission 6,8 kg CO2) nachweislich zum Klimaschutz beiträgt. Der geplante Holzbau bei den Hochpunkten im Woh-nungsbau bindet diese CO2-Emission zusätzlich für etwa 3,5 Jahre. Auch die Nutzer werden in das Konzept mit eingebunden: Ihnen wird mit robuster Technik ein intuitiver Umgang mit den Bauwerken ermöglicht, bei der mit der regelbaren Nachtauskühlung auch über im Wohnungsbau typische Ener-giedienstleistungen hinaus Wohnkomfort entsteht.

Regenwasserbewirtschaftung
Das neue Quartier stellt sich nicht nur in den Dienst des Klimas, sondern auch in den Dienst der Stadt. Durch Regenwasserbewirtschaftung (z.B. Wasserbecken und lokale Versickerung) und umfas-sende Fassadenbegrünung (auf Dächern und Westfassaden) entsteht ein städtischer Luftwäscher und Luftkühler, der auch über das Quartier hinaus positiv auf das Darmstädter Mikroklima wirkt.

Mobilitätskonzept
Für die Zukunft wird besonders E-Mobilität gefördert: Einerseits durch umfassende Lademöglichkei-ten für PKW in der Tiefgarage für die Bewohner und andererseits durch den E-Mobility-Hub vor dem Hotel für alle Nutzer des Stadtraums. Auch für E-Bikes sind zahlreiche Ladestationen vorgesehen.
Intelligente Lademanagementsysteme reduzieren die Anschlussleistung für die E-Mobilität bedarfsge-recht und entlasten die lokalen Stromnetze.
Das Konzept wird ergänzt durch öffentlich nutzbare Car-Sharing Angebote z.B. an der Sandstraße. Eine Quartiersapp für die Bewohner vereinfacht zudem die Nutzung dieser Angebote. Auch Lasten-fahrräder werden mithilfe der App für die Bewohner angeboten.
Diese breit gefächerten Angebote sichern die Zukunftsfähigkeit der Mobilität des Quartiers.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch eine wohltuend kleinteilige Gliederung der Baukörper und der Freiräume aus. Mit der von den Verfassern gewählten Unterteilung des Areals in drei »blockrandähnliche Stadtbausteine« gelingt eine selbstverständliche Integration der Bebauung in den Kontext. Die Raumkanten aus dem südlich angrenzenden Bereich werden folgerichtig aufgegriffen und zu einer klar ausgeprägten Gesamtform des Quartiers gefügt. Der westliche Stadtbaustein ergänzt den Blockrand an der Hindenburgstraße und prägt dabei in angemessener Weise die Raumkante an der Hügelstraße.
Der Standort des markanten 17geschossigen Hochpunktes ist plausibel gewählt und korrespondiert mit anderen städtebaulichen Akzenten in der Umgebung. Die Weiterführung des Hochpunktmotivs in den drei Stadtbausteinen gelingt den Verfassern jedoch nur mit Hilfe einer nicht überzeugenden Differenzierung der Baukörpermaterialität in Holz- und Massivbauweise. Die Höhenstaffelung der Baukörper zwischen 4 und 8 Geschossen fügt sich in den heterogenen Bestand der Nachbarschaft gut ein und wird positiv gewürdigt.
Elegant gelöst ist die Positionierung der Kita im östlichen Stadtbaustein. Sie wird in den Sockel eines winkelförmigen Gebäudes integriert und über die Sandstraße so erschlossen, dass ein real teilbares Grundstück gebildet werden kann. Der großzügig dimensionierte Freiraum im Süden wird besonders positiv gewürdigt und verspricht optimale Bedingungen für die Kita. Leider sind die Abstände zwischen den Gebäuden im mittleren und östlichen Baustein sehr eng gewählt und reduzieren die Wohnqualität. Das Rettungsweg-Konzept bleibt in Teilen unklar.
Die Ränder werden im Wesentlichen durch die vorhandenen Baumreihen bestimmt und gefasst. Diese räumliche Fassung wird schlüssig im Süden und an der Sandstraße ergänzt und vervollständigt. Durch den Rücksprung an der Hügelstraße entsteht ein wohlproportionierter Freiraum, der den Erhalt der Robinien an der Hügelstraße weitestgehend ermöglicht.
Die Innenhöfe sind wenig durchgearbeitet. Eine Zonierung nach privaten und halböffentlichen Flächen ist nicht ablesbar. Die Wegeführung wirkt gezwungen und hat keinen Bezug zur städtebaulichen Struktur. Die zu klein proportionierten Innenhofflächen bieten nur ein weniges Gestaltungspotenzial.
Die Komposition der Baukörper führt zu einer kleinteiligen Freiraumstruktur, deren besonderen Qualitäten in der direkten Zuordnung zu den Wohnungen liegen. Die Positionierung der Baukörper sowie das einfache Wegenetz ermöglichen eine klare Orientierung sowie die Differenzierung in öffentliche und private Seiten der Gebäude. Leider verzichtet der Entwurf auf einen gemeinsamen, identitätsstiftenden Freiraum für das gesamte Quartier. Das vorgeschlagene Nutzungskonzept sieht daher folgerichtig eine dezentrale Positionierung der sozialen Infrastruktur vor, wobei der introvertierte Standort des Cafés fragwürdig erscheint.
Die für das Hochhaus vorgeschlagene Hotelnutzung ist an dem prominenten Standort plausibel, geht aber aufgrund der großen Flächenbedarfs zulasten der Wohnnutzung. Der Anteil der Hotelnutzung mit ca. 28% der Fläche wird als sehr hoch eingeschätzt. Die Lage des Restaurants ist aufgrund der eher introvertierten Situation nicht überzeugend.
Das Nutzungskonzept sieht unterschiedliche Wohnformen vor: freifinanzierter Wohnungsbau, geförderter / bezahlbarer Mietwohnungsbau, Baugruppen und Seniorenwohnen. Die Wohnungen sind erschlossen über zentrale, nördlich und östlich ausgerichtete, außenliegende Treppenhäuser. Die Wohnungsgrundrisse sind gut strukturiert und funktional; die Kochbereiche sind in den Wohnraum integriert. Die Wohnungen sind zusammenschaltbar.
Die Orientierung der Wohnräume, Terrassen und Loggien nach Süden oder Westen mit Blick auf die begrünten, attraktiven Innenhöfe wird positiv bewertet. Die konkrete Gestaltung des Seniorenwohnens an der Heidelberger Straße ist im Erdgeschoss nicht überzeugend vorgetragen. In den Erdgeschossen sind Sondernutzungsrechte in den Gärten möglich. Das statische und haustechnische Konzept lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten.
Der Nachweis der Stellplätze erfolgt in einer Tiefgarage, die in selbstverständlicher Weise von der Hügelstraße aus erschlossen wird. Die ergänzend vorgeschlagenen Angebote für Car-Sharing und den E-Moblity-Hub sind im Quartier gut positioniert. Fahrradstellplätze werden in ausreichender Zahl sowohl in TG als auch im Freiraum angemessen nachgewiesen.
Die Kleinteiligkeit der Bebauung fördert eine gute Durchlüftung des Quartiers. Die kompakte Anordnung der Tiefgarage ermöglicht die bodenschlüssige Pflanzung an besonders wichtigen Stellen wie dem südlichen Rand und dem Freiraum der Kita. Das Regenwasserkonzept ist nicht ausreichend ausgearbeitet. Die Vorschläge zur Energieversorgung sind im Ansatz erkennbar, aber nicht ausreichend ausformuliert. Der Umgang mit den Dachflächen wird begrüßt.
Insgesamt wird die Arbeit als ein gut strukturierter Beitrag zur gestellten Aufgabe gewertet, dessen besondere Qualität in der Kleinteiligkeit der Bebauung und der Mischung der Wohnformen liegt. Bemängelt wird der eher introvertierten Charakter der Freiraum- und Nutzungsstruktur, der die Chancen der Integration des Quartiers in die Nachbarschaft schmälert und zu wenig adressbildend in die angrenzenden Stadträume wirkt. Die Randausbildung zum Theatergarten ist insgesamt nicht überzeugend vorgetragen.
Mikroklimatisches Konzept, Marienplatz

Mikroklimatisches Konzept, Marienplatz

Strukturplan

Strukturplan

ökologisches Konzept

ökologisches Konzept

Ansicht Heidelberger Straße

Ansicht Heidelberger Straße

Ansicht Hügelstraße

Ansicht Hügelstraße

Schnitt

Schnitt