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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Ergänzungsbau der Oberschule Heinrich-von-Kleist in Frankfurt (Oder)

3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

Gruber + Popp Architekt:innen BDA

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Situation

Durch den Neubau der „Heinrich von Kleist“ Oberschule wird die Raumkante zur Fürstenbergstraße neu definiert.

Die städtebaulich gewachsene Struktur im Bereich des Schulgrundstücks ist von drei- bis viergeschossigen Gründerzeitwohnhäusern geschlossener Blockrandstruktur geprägt. Diese klare Struktur wurde an der Grundstücksgrenze und in der näheren Umgebung des Wettbewerbsgrundstücks durch den Bau der Straßenbahn unterbrochen. Die Blockränder wurden an mehreren Stellen geöffnet.

In der Folge entwickelte sich nordwestlich des Wettbewerbsgrundstücks der Dresdener Platz. Dort wurden die Raumkanten wieder geschlossen. Die vorwiegend gewerbliche Nutzung der Gebäude bedingt die Orientierung zum Platz.

Auf der östlichen Seite der Fürstenberger Straße ist der Bruch allerdings noch zu spüren. Die ehemals geschlossene Raumkante der Blockrandbebauung löst sich auf, beginnend am Denkmal Fürstenberger Straße 19 bis zum Wohnhaus Görlitzer Straße 15.

An dieser Schnittstelle liegt das Grundstück für den Erweiterungsbau.

Konzept

Das neue Schulgebäude ergänzt in Form eines weiteren Solitärs die historisch veränderte Struktur des Blocks und schafft einen Schulcampus.

Es verbindet die Raumkante der Fürstenberger Straße mit dem Pausenhof der bestehenden Schule in Ost-West-Richtung.
Als dreigeschossiger Baukörper fügt sich der Neubau maßstäblich in die Umgebung ein. Die Raumkante in Richtung des Dresdener Platzes wird klar formuliert. Gleichzeitig entsteht ein neuer Raum zwischen Denkmal und Neubau. Ein geschützter Raum für den erweiterten Schulhof einerseits, mit Blickbezug und visueller Präsenz der Schule in den Stadtraum, andererseits.
Der Neubau nimmt in abstrahierter Form die Sprache der benachbarten historischen Gebäude auf. Auf einem massiven Sockelgeschoss aus Leichtbeton ruhen die beiden Obergeschosse aus konstruktivem Holzbau. Analog zu den historischen Gebäuden in der Nachbarschaft ist der Leichtbetonsockel mit horizontalen Lisenen gestaltet. Die Obergeschosse spiegeln die vertikale Gliederung der umgebenden Fassaden wieder.

Der Hauptzugang zum Gebäude erfolgt vom Schulhof. Zur Fürstenbergstraße präsentiert sich der Neubau mit einer der städtebaulichen Situation angemessenen, maßstäblichen Fassade, die das denkmalgeschützte Gebäude in direkter Nachbarschaft respektiert.

Das Schulgebäude

Der Neubau ist über aller Geschosse hinweg klar und übersichtlich gegliedert und bietet eine Vielzahl flexibler Nutzungsmöglichkeiten.

Zwischen den Hauptnutzflächen im Norden und der horizontalen Erschließung im Süden befinden sich die Nebenräume. Im Bereich der geschlossenen Brandwandbebauung zum südlichen Nachbarn verbindet eine einläufige Treppe als „Himmelsleiter“ alle drei Geschosse in vertikaler Richtung. Das zweite Treppenhaus mit dem Aufzug befindet sich neben dem Eingang in der nordwestlichen Ecke des Gebäudes.

In unmittelbarer Nähe des Haupteingangs erreichen die Nutzer über ein vorgeschaltetes Foyer die Mensa mit Küche. Die Position des Musikraums neben der Mensa ermöglicht in Verbindung mit Trennwänden die Schaffung eines großzügigen und flexiblen Raumgefüges. Der Musikraum kann sich für Veranstaltungen zur Mensa und zum Vorraum im Süden öffnen. So entsteht ein großer Raum für Konzerte, Aufführungen und Schulfeste als Alternative zu der kleinen Aula des Altbaus. Gleichzeitig öffnen sich Mensa, Cafeteria und Musikraum zum neuen Gartenhof und beziehen diesen grünen Freiraum in das Raumangebot mit ein.

Vom Haupteingang aus können die Schüler und Lehrer das Gebäude vertikal entweder über die „Himmelsleiter“ oder das zweite Treppenhaus mit Aufzug erschließen. Die Fachräume in den oberen Geschossen sind so auf direktem Weg zu erreichen.

Im ersten Obergeschoss befindet sich der naturwissenschaftliche Bereich mit Physik- und Chemieraum. Beide welche direkt mit den jeweiligen Vorbereitungsräume verbunden sind. Nach Westen orientieren sich die Sozialräume mit dem Lehrerbereich. Dieser geht einerseits offen in den Flur über, kann jedoch durch Schließen des Bereichs den gewünschten Rückzug ermöglichen.

Im zweiten Obergeschoss bilden Kunst-, Werk- und Computerräume Fachcluster, die zu den großen Flurbereichen zu Unterrichtszwecken erweitert werden können. Diese können als zusätzliche Projekträume flexibel genutzt werden.

Konstruktion und Materialität

Das Gebäude wird aus Gründen der Nachhaltigkeit als Hybrid geplant.

Die Außenwände des Erdgeschosses werden monolithisch aus Leichtbeton mit der Rohdichte von 800 kg/cbm (LC 800) in Sichtbetonqualität gegossen. Dieser Beton befindet sich innerhalb der Norm. Aufgrund der guten Dämmeigenschaft dieses Betons, kann bei ca. 50 – 55 cm Wandstärke auf eine zusätzliche Dämmung verzichtet werden. Die Obergeschosse werden zur Ressourcenschonung als Holzskelettbau ausgebildet. Die vertikale Holzschalung aus Lärchenholz bindet optisch beide Geschosse zusammen und bietet sowohl Sicht als auch Sonnenschutz. Auf beweglichen Sonnenschutz kann im Bereich der Nordfassade, der Westfassade (geschlossen bzw. Treppenhaus) und des größten Teils der Südfassade (geschlossen) verzichtet werden.

Eine mechanische Lüftung wird nur für den Mensabereich und die Sanitäreinrichtungen geplant, das restliche Gebäude könnte über die Fenster belüftet werden. Wir schlagen vor, das Flachdach mit einer PV-Anlage zu bestücken.

Außenraum

Mit dem neuen Gebäude und dem durchfließenden Außenraum entsteht ein Schulcampus.

Der neue Pausenhof vor der Mensa bietet einen geschützten, gleichzeitig offenen zusammenhängenden Bereich von ca. 650 qm, welcher gut als Außenraum für die Mensa, Schulgarten, Werkhof oder differenzierten Pausenbereich genutzt werden kann. Aus der Mensa und dem Musikraum blickt man auf Bäume und die begrünten Wände der Remisen an der Grundstücksgrenze.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch eine einfache Klarheit und Ehrlichkeit. Der Neubau wird als deutlicher Solitär komplett an die südliche Grundstücksgrenze gelegt, wodurch eine großzügige Freifläche auf der Nordseite geboten werden kann. Diese verbindet die Raumkante der Fürstenberger Straße mit dem Pausenhof der bestehenden Schule in Ost‐West‐Richtung. Es entsteht ein neuer, geschützter Raum für den erweiterten Schulhof mit Blickbezug und visueller Präsenz der Schule in den Stadtraum. Dieser neue, der Mensa unmittelbar vorgelagerte Pausenhof bietet einen geschützten, aber gleichzeitig offenen zusammenhängenden Bereich, der zudem im Schulbetrieb gut einsehbar ist.
Die flexible Grundrissorganisation des Erdgeschosses wird insgesamt positiv beurteilt. Zum einen bietet sie die Möglichkeit der Zusammenschaltung unterschiedlichster Bereiche, zum anderen ermöglicht sie aber auch die Einbeziehung des Außenraums. Eine klare Hauptzugänglichkeit des Gebäudes vom Hauptgebäude im Westen ist gegeben. Unmittelbar vom Eingangsbereich sind die zwei notwendigen Treppenhäuser erschlossen. Die klare Struktur der Grundrissorganisation wird gestärkt durch eine gut positionierte Himmelsleiter als „Symbol des Lernbestrebens“. Allerdings wird die Ausbildung entlang einer geschlossenen Wand (notwendige Brandwand auf Grundstücksgrenze) ohne natürliche Belichtung und Ausblick kritisch gesehen. In beiden Obergeschossen ermöglicht eine großzügige Erschließungsfläche in Ost‐West‐Ausrichtung die Anordnung aller Fachräume nach Norden. Damit sind Lärm‐ und Sonnenschutz in diesem Bereich gegeben. Die Zugänglichkeit der Fachräume über die Vorbereitungsräume im ersten Obergeschoss ist so nicht möglich.
Die Erlebbarkeit der Materialien (Leichtbeton im Erdgeschoss und Holzskelettbauweise in beiden Obergeschossen) stellt eine weitere besondere Qualität des Entwurfs dar. Die Belichtung der hinter den Lamellen gelegenen Räume wird kontrovers diskutiert. Aus Nutzersicht kann die Raumorganisation sowohl aus räumlicher wie auch aus funktionaler Sicht durchaus überzeugen.