modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 08/2019

Studienpreis Konrad Wachsmann 2019

Sennerei Chiemgauer Alpen

Preis

Preisgeld: 500 EUR

Lucas Klinkenbusch

Student*in

Erläuterungstext

Betreuung: Prof. Jörg Joppien, Kathrin Schmitz

Anlass des Neubaus ist eine Sensibilisierung der Besucher für eine nachhaltige Bewirtschaftung des empfindlichen Ökosystems der Alpen. Daher ist die Zielstellung des Entwurfs eine Minimierung der Eingriffe in den Alpenraum.
Grundlegend für nachhaltiges Bauen ist der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen. Um den Eintrag von Fremdmaterial in die Alpenlandschaft so gering wie möglich zu halten, wird die Sennerei als Holzbau realisiert. Grundlage der Entwurfsidee ist die Aufteilung der drei Funktionsbereiche - Gastronomie, Sennerei und Unterkünfte - in drei Volumen. Dabei nehmen die drei Einzelbaukörper die ortstypische Maßstäblichkeit auf und werden als Reihung orientiert.
Das Baugrundstück fällt zum Tal hin ab, die Baukörper folgen dieser Höhenstaffelung mit einer vertikalen Versetzung. Aus der Nutzung der Körper entstehen Orientierungen in Vorder-und Rückseite. Die Volumen werden entsprechend gegeneinander verschoben, die so entstehenden Zwischenräume dienen als Aufenthaltsbereiche und der Erschließung. Analog zur Anordnung der Funktionen betritt der Besucher die Sennerei von der Bergseite aus und bewegt sich auf der mäandernd zwischen den Volumen verlaufenden Erschließung stufenweise abwärts, bis er auf der Talseite wieder auf Bodenniveau ankommt.
Die ortstypische Blockbauweise als einfaches Aufstapeln von Holzstämmen wird hier als Ausgangspunkt des kon-struktiven Ansatzes verstanden. Das Prinzip der horizontalen Stapelung wird durch Drehung transformiert in eine vertikale Reihung von Elementen. Dabei wechseln sich jeweils quer oder längs aussteifende Rahmen- und Plattenelemente ab. Das Raster dieser Reihung passt sich in den drei Volumen dabei jeweils den Anforderungen der Nutzung an.

Um die erosionsgefährdete Bodenschicht so minimal wie möglich zu schädigen, werden die Baukörper auf den zu Stützen verlängerten Rahmenelementen aus Furnierschichtholz aufgeständert. Zwischen den Rahmen übernehmen massive Brettsperrholzelemente sowohl die Funktion des Aussteifens als auch der klimatischen Gebäudehülle. Der Wetterschutz ist durch eine umlaufende Stülpschalung gegeben. In den Stall- und Sanitärbereichen werden vorgefertigte Stahlbetonböden eingelegt. Die Oberflächen im Gebäudeinneren bestehen ebenfalls aus Schichtholzplatten. Damit ergibt sich ein vollständig trocken montiertes Gebäude. Die Konstruktion ist für den sensiblen Landschaftsraum zerstörungsfrei und rückstandslos reversibel. Alle verwendeten Baustoffe sind getrennt zerlegbar und recyclefähig.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Diplomarbeit setzt sich mit zeitgemäßen Bauen im alpinen Raum auseinander. In den Chiemgauer Alpen wird eine Sennerei mit angegliederter Gastronomie und einem Schlafbereich geplant. Dabei legt der Verfasser großen Wert darauf, dass der Eingriff in die gefährdete Bergwelt sensibel und nachhaltig erfolgt. Diesem Anspruch wird er in ganzer Linie gerecht.
Der Neubau soll auf den Fundamenten einer ehemaligen Bergwachtstation errichtet werden. Der gekonnte Umgang mit der Topographie ermöglicht die Gliederung des Volumens in drei Baukörper, die die unterschiedlichen Funktionen beherbergen. Die Ausrichtung der einzelnen Häuser mit ihren vorgelagerten Terrassen leitet sich aus der Nutzung, der Himmelsrichtung und den Ausblicken ab. Die Konstruktionsweise ist durchdacht und nimmt Bezug auf die Almhütten in der Nachbarschaft. Konsequenterweise wird das gesamte Gebäude aus dem Baustoff Holz errichtet. Damit wird der Entwurf dem Anspruch an Nachhaltigkeit gerecht und das Gebäude lässt sich vorfertigen und in wenigen Tagen errichten. Die Tragstruktur aus eng angeordneten Holzrahmen ist an der Fassade und im Innenraum erfahrbar. Die gekonnte Darstellung im Zusammenhang mit einem Modell, das die Konstruktionsweise anschaulich erklärt, trägt zum hervorragenden Gesamteindruck der Arbeit bei.