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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2019

Neugestaltung des Regattabereiches am Baldeneysee in Essen

ein 3. Preis

KZA.plant GmbH

Architektur

Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Leitmotiv Tor zum Baldeneysee hat uns dazu inspiriert, aus dem vorhandenen Dreiklang zwischen Regattahaus, Tribüne und Regattaturm eine repräsentative und multifunktionale Sport- und Parkanlage zu gestalten, die den Anforderungen an internationale Sportveranstaltungen Rechnung trägt und sich gleichzeitig im Alltag als beliebter Treffpunkt am See bewährt.
Die große ehemalige Parkplatzfläche, bisher ausschließlich als Verkehrsanlage wahrnehmbar und nutzbar, erfährt dabei die größte Veränderung. Der ehemalige Parkplatz wird zum multifunktionalen Park am Wasser, eingebettet in eine ästhetisch-ökologische Gestaltung. In Zukunft wird es nicht mehr die Bereiche vor der Tribüne und hinter der der Tribüne geben, sondern eine durchlässige Grünfläche, die den Besucher zum See geleitet und neben der wassersportlichen Funktion auch weitere abwechslungsreiche Nutzungen ermöglicht. Spielen, Trendsport, neue Angebote zum Relaxen und entspannen, eine Gastronomie und ein neu geschaffener Kontakt zum Seeufer tragen dazu bei, aus der reinen Sportanlage einen spannenden und vielseitigen Ort – eine Seepromenade – zu machen. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Erlebbarkeit des Wassers gelegt. Die mit Holzdecks und Sitzstufen ausgestatteten Uferbereiche ermöglichen Aufenthalt direkt am Wasser und ideale Pausenmöglichkeiten für Radler, Inliner, Spaziergänger und Wanderer.
Alle baulichen Elemente ordnen sich der Idee des Parks unter und fügen sich harmonisch in die neu gestaltete Landschaft ein. Von der Freiherr-vom-Stein Straße gibt es einen fließenden und direkten Übergang durch das Parkensemble bis zur Promenade. Über der unmittelbar am Gehweg beginnenden Wiesenlandschaft öffnet sich der freie Blick auf den See. Außerhalb von Veranstaltungen werden die Besucher von einem Park empfangen, bei Regatten erzeugt die straßenbegleitende Beflaggung Aufmerksamkeit und weist auf ein besonderes Ereignis hin. Besonders stark wird dieser Eindruck für Fußgänger, die sich dem Tor zum Baldeneysee von der Lerchenstraße aus östlicher Richtung nähern. Die Öffnung zum See setzt sich auch in der Neuordnung der Gebäude fort. Die Tribüne als dreigeteiltes Bauwerk, schafft eine Verbindung zwischen Park und Wasser und kombiniert den Park mit der Wassersportanlage. Statt eines langgestreckten technischen Bauwerks, bietet sich von der Straße aus eher der Anblick einer Dünenlandschaft. Durch die Aufteilung der Tribüne in 3 Teile werden immer wieder Blickbeziehungen zum Baldeneysee ermöglicht. Der Eindruck eines Ensembles zwischen Regattaturm und Regattahaus wird durch die dreigeteilte Tribüne in Verbindung mit dem neuen Gastronomiegebäude, deutlich gestärkt und harmonisch mit der Landschaft verknüpft.
Die Erreichbarkeit des Seeufers erhält mit dem Brückenschlag eine höhere Qualität. In Zukunft wird es möglich sein, von beiden Gleisen des S-Bahnhofes Hügel barrierefrei bis zum See zu gelangen. Damit wird ein starker Anreiz geschaffen, zukünftig eher mit der S-Bahn anzureisen, anstatt mit dem Auto. Das Gesamtkonzept gewinnt durch den Steg deutlich an Qualität, ist aber auch ohne den Brückenschlag umsetzbar.
Betritt man den Brückenschlag und läuft über den Steg in Richtung Parkdeck, lädt dieser ein, die Blicke schweifen zu lassen. Es bieten sich bereits hier spektakuläre Ausblicke auf den See, den Park und die umgebende Landschaft. Auf dem Weg zu seiner Spitze, einem kleinen Brückenplatz, ist der neu erschaffene Park in seiner Gänze zu erleben und zu bestaunen. An der Spitze angekommen, erreicht der Besucher über einen Aufzug die darunter liegenden Ebenen schnell und gefahrlos, ohne den Straßenverkehr zu tangieren. Das erste Niveau ist der Deckel des zukünftigen Parkhauses - ein sich in die Landschaft integrierender Baustein des Parks. Die Besucher treten heraus auf den Baldeneybalkon. Dieser bietet eine unmittelbare Anbindung an die neu geschaffene Bushaltestelle für den öffentlichen Nahverkehr. Wieder ohne die Freiherr-vom-Stein Straße zu kreuzen.
Fährt man mit dem Aufzug eine weitere Ebene tiefer, präsentiert sich der Eingang zum Park mit einem baumüberstandenen Platz. Die Besucher befinden sich nun mitten in der Parklandschaft, umgeben von vielseitigen Nutzungen, direkten Blickbeziehungen zum See, einer Gastronomie, sowie vielen Aufenthaltsmöglichkeiten die zum Verweilen einladen.
Vom Baldeneybalkon bis zum Hain auf Parkniveau nutzt auch der Parkhausnutzer den Aufzug. Das Parkhaus hat zwei Ebenen und steigt in seiner Höhe mit dem natürlichen Verlauf der Freiherr-vom-Stein Straße an. Die ehemalige Gehwegkante, die durch die Stützmauer zum unteren Niveau gebildet wurde, wird durch das Parkhaus Richtung See verschoben. Diese neue Geländekante wird nicht mehr durch eine Mauer, sondern durch die Fassade des Parkhauses dargestellt. Dabei handelt es sich um eine Lochblechfassade, deren perforierte Optik einen Wald darstellt und somit den Fokus auf das Thema Landschaft und Park richtet. Das Gastronomiegebäude, in eine der Dünen integriert, öffnet sich zu drei Seiten mit einer klassischen, raumhohen Pfosten-Riegel-Fassade zum Park und seinem vorgelagerten Außenbereich. In diesem Gebäude sind u.a. öffentliche Toiletten und Ladestationen untergebracht. Von der Terrasse bietet sich ein ungetrübter Blick auf den See, der dazu einlädt, sich weiter Richtung Promenade zu bewegen. Neben den eigentlichen Tribünenplätzen wird die Uferkante erschlossen, so dass Besucher während eines Wettkampfes auch hier ganz nah das Geschehen verfolgen können. Für Siegerehrungen bieten sich nun die neu geschaffenen Holzdecks am Ufer an. Darüber hinaus wird am Regattaturm der Zieleinlauf für Laufveranstaltungen verortet. Ein Beachvolleyballfeld, ein maritimer Spielplatz und ein Fontänenfeld sorgen für ergänzende Anlässe zu sportlichen und spielerischen Aktivitäten.
Die Tribünen haben drei verschiedene Höhen. Die Tribüne am Regattaturm ist am niedrigsten und wahrt so den freien Blick vom Parkhaus Hügel auf den See. Dieser Blick wird durch das nur leicht abfallende Gefälle auf der Rückseite der Tribüne und der Möglichkeit sich an dieser Stelle aufzuhalten, gegenüber der Situation im Bestand deutlich aufgewertet. Zwischen dem mittleren und dem niedrigen Tribünen-Atoll, nimmt sich die Topographie zurück und gewährt einen freien Blick auf den Baldeneysee. Unter der mittleren Tribüne könnte optional eine Einlagerungsfläche geschaffen werden. Innerhalb der Tribünen gibt es größere Stufenblöcke somit ist die Tribüne außer der Hauptfunktion auch als Treffpunkt nutzbar. Die Dreiteilung der Tribünen unterstützt die unterschiedlichen Sportnutzungen, so können beispielsweise an der jährlich stattfinden Pfingstregatta die unterschiedlichen Spielfelder für das Kanu Polo den Tribünen zugeordnet werden.
Das Regattahaus erhält in östlicher Richtung einen Anbau, der sich in seinem Volumen und seiner Höhe an das Bestandsgebäude anlehnt. Auch der Anbau soll auf der ersten Ebene einen Rücksprung erfahren, um sich in den Kontext besser einzubinden. Sämtliche sportlichen Nutzungen, die Büros und die Lagerhallen können im neuen Anbau untergebracht werden. Letztere im Erdgeschoss um diese von den Seiten und der vorgelagerten Freifläche besser erschließen zu können.
Für das alltägliche Parken außerhalb der Veranstaltungstage wird ein neues Parkhaus errichtet, in dem 270 Parkplätze zur Verfügung gestellt werden. Für die Erreichbarkeit des ETUF, des Regattahauses, des Rudervereins und der Südtiroler Stuben wird die alte Zufahrt weiterhin benötigt, Parken entlang der verlegten Durchfahrtsstraße allerdings kostenpflichtig. Der Radverkehr wird zukünftig ebenfalls auf diese Zufahrt umgeleitet und im Sinne eines Shared Space von den unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmern genutzt. Das Konzept setzt dabei auf Verlangsamung und gegenseitige Rücksichtnahme. Bereits vor der heutigen Zufahrt werden die Radler durch optische und haptische Elemente entschleunigt und bewusst zum See geleitet. Auf diese Weise wandelt sich alte Zufahrt ebenfalls zu einem Shared Space, der allerdings mit veränderter Größe und geeigneter Verkehrsführung seine Gefahren verliert. Für den Alltagsverkehr wird sich ein Schrankensystem bewähren, dass für Zulieferer, Sportler und Gäste der Südtiroler Stuben freie Zufahrt gewährt. Der größte Anteil des PKW-Verkehrs wird jedoch durch das neue Parkhausangebot oberhalb der alten Zufahrt abgefangen, der Verkehr im Park auf das notwendigste reduziert. Die dabei neu entstehende Zufahrt zum Parkhaus kann im Kreuzungsbereich zum Hügelpark mit Links-/Rechtsabbiegerspuren realisiert werden.
Das Gründach der Parkpalette hält Regenwasser zurück und verdunstet dieses teilweise in Hitzeperioden. Es leistet damit einen Beitrag zu einem besseren Klima. Gleichzeitig sorgen ein nährstoffarmes Substrat und trockenheitsverträgliche, heimische Pflanzen auf dem Gründach für Nahrung und Unterschlupf vieler Insektenarten. Diese Vielfalt wird durch die Anlage von Blumenschotterrasen in den Multifunktionsbereichen unterstützt. Es entsteht dadurch ein kleinräumiges Biotopmosaik, aus einer Mischung trockener, offener Bereiche mit schattigen Waldrandbereichen und den feuchten Rändern des Baldeneysees, in denen Lebensräume für viele Arten neu entstehen.

© Koschany + Zimmer Architekten GmbH & Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH
Blick vom See

Blick vom See

Tor zum Baldeneysee

Tor zum Baldeneysee