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Einladungswettbewerb | 06/2019

Neubau Kirche und Gemeindezentrum in Neu-Listernohl

3. Preis

Preisgeld: 2.040 EUR

weicken architekten partmbB

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept und Leitidee
Maßstab, Struktur und skulpturale Ausformung von Kirche und Gemeindezentrum ordnen das Zentrum Neu-Listernohl räumlich. Der Kirchplatz wird Übergang vom Augustinusplatz, hat eine neue stadträumliche Qualität und erlaubt diverse Nutzungen. Der erhaltene Turm und die neue Kirche dienen als Orientierung für die Gemeinde.
Im Sakralraum erzeugen räumliche Ausprägung und Lichtführung eine spirituelle Atmosphäre.
Klare Raumkonzepte und vielfältige Außenbezüge verbinden das offene Gemeindezentrum mit der Umgebung.

Erschließung
Durch die Situierung des Neubaus im Westen des Kirchplatzes kann dieser von Norden und Süden fußläufig und per Fahrrad erreicht werden. Durch die vorgeschlagene Vergrößerung der vorhandenen Treppe im Süden wird die Verbindung zwischen beiden Plätzen gestärkt und auf die räumliche Präsenz der Kirche entsprechend reagiert.
Kirche und Gemeindezentrum St. Augustinus haben ihre gemeinsame Haupterschließung von Osten. Über den Kirchplatz kommend erkennt der Besucher den Haupteingang und kann das immer geöffnete Foyer betreten, von welchem der Kirchraum und der große Gruppenraum erreicht werden. Über den zweiten Foyerteil werden die Räumlichkeiten des Gemeindezentrums erschlossen.
Der Nebeneingang im Norden ist Pfarrer und Gemeindearbeit zugeordnet. Hier kann die Anlieferung direkt von der Straße und den Stellplätzen erfolgen.
Funktionalität
Durch die gewählte Erschließung über das Foyer, das sich in zwei Abschnitte teilt, ergeben sich einfache und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Der Kirchraum kann um Foyer und großen Saal zweifach erweitert werden und behält dabei seinen Charakter als Sakralraum.
Für die Gemeindearbeit ist es möglich, verschiedene Einheiten durch das Zusammenschalten von Foyer und der angrenzenden Räumen zu erzeugen. Diese können durch Einbeziehung der Innenhöfe noch weiter variiert werden.
Die mögliche Öffnung des Foyers und des großen Gruppenraumes zum Kirchplatz, die zusätzliche Erschließung über den Hof im Süden und die geometrische Ausformung des Foyers lassen eine selbstverständliche Verzahnung von Nutzungen auf dem Kirchplatz und im Gemeindezentrum (z.B. bei Gemeindefesten) zu.

Materialien und Konstruktion
Die Kirche St. Augustinus und das angeschlossene Gemeindezentrum sollen mit einem rauen Klinker bekleidet und von einem Kupferdach abgeschlossen werden. Holzfenster ergänzen die klare Materialauswahl und unterstützen die Ausformung der Skulptur der Kirche.
Im Innenraum spiegelt sich diese Materialauswahl wieder. Geschlemmte Ziegel, Holzfenster und -türen, Natursteinboden in der Kirche sowie Holzböden im Gemeindezentrum schaffen eine natürliche Atmosphäre als Hintergrund für Gemeindearbeit und Gottesdienst. Die teils begehbaren Innenhöfe erzeugen mit ihrer Begrünung einen starken Naturbezug im Innenraum.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude setzt sich zu dem Bestandsglockenturm in Abstand und respektiert die Bebauungsgrenzen. Es entsteht ein Kirchvorplatz mit zurückgesetzten Eingangsbereich. Der höchste Punkt des Kirchraumes (Nord/Süd-Ausrichtung) liegt im Norden, über dem Altarraum. Dieser Dachhochpunkt konkurriert aus Sicht der Jury mit dem Glockenturm, der sich in zu enger ´Nachbarschaft´ befindet. Auch wird die Gefahr gesehen, dass die beiden Dachhochpunkte den entstehenden Kirchplatz weniger begrenzen oder definieren, sondern ihm vielmehr eine ungewollte stadträumliche Torsituation verleihen. Die Faltung des Daches ist ansprechend, jedoch in Bezug auf Vorsätzlichkeit und in Bezug auf die Grundrissorganisation des Gottesdienstraumes nicht eindeutig nachvollziehbar. Der Lichteinfall durch diesen Dachhochpunkt ist jedoch sehr gut vorstellbar und vermutlich sehr angemessen. Das Nebeneinander von Altar und Orgel wird hinsichtlich der Besonderheit der Objekte als problematisch gesehen. Die Lochfassade im Osten wird unterschiedlich bewertet. Die Situation, dass sich der Lichteinfall der seitlichen Fensteröffnungen mit dem des Deckenlichtes vermischt bzw konkurriert, wird als negativ empfunden. Die strenge Grundform des Kubus wird durch Innenhöfe aufgebrochen, begrünt und wirkt sehr stimmig. Dadurch erhält der Gottesdienstraum zusätzlich eine beruhigte, seitliche Belichtung. Das Foyer ist angenehm großzügig und sehr einladend als temporärer Treffpunkt vor und nach Gottesdienste. Dieser Eingangsbereich ist sowohl dem Sakralraum sowie einem der Gruppenraum zuschaltbar. Die Entwurfssituation ermöglicht eine Flexibilität mit gleichzeitiger hohen Aufenthaltsqualität. Die Verlängerung bildet einer der Innenhöfe und bildet somit einen Lichtendpunkt. Der große Versammlungsraum orientiert sich zum Augustinusplatz und unterstreicht, dass pastorale Arbeit über den Gottesdienst hinaus geht und auch in den Gemeinschaftsräumen geschieht. Die beiden Gruppenräume sind durch einen Innenhof attraktiv getrennt, jedoch damit nicht zusammenlegbar und als Großraum zu nutzen. Diese Situation ergibt jedoch die Möglichkeit eines zweiten Nebeneinganges. Die vorgeschlagene Anlieferung für die Küche ist nicht alltagstauglich. Den Verfassern gelingt alles in allem aber ein ebenso ansprechender wie disziplinierter Entwurf, dessen skulpturale und wie auch Freiraumqualitäten besonders gewürdigt werden.